Wer sind die HauptvertreterInnen der Objektiven Hermeneutik?
Ulrich Oevermann (1940-2021)
Zielsetzung:
Ziel war es, die latenten Sinnstrukturen in menschlichem Handeln, Interaktionen und narrativen Äußerungen offenzulegen.
Dabei ging er davon aus, dass hinter dem manifesten Text (z. B. in Interviews oder anderen Datenquellen) tieferliegende Sinnschichten verborgen sind, die durch systematische und methodisch kontrollierte Analyse rekonstruiert werden können.
Monika Wohlrab-Sahr (geb. 1957)
ist eine deutsche Soziologin, deren Forschung sich auf religiöse Transformationen, Säkularisierung und die Wechselwirkungen zwischen Religion und Moderne konzentriert.
Was beinhaltet die Interaktionssequenz? (Objektive Hermaneutik)
BILD S. 3, 4, 5, 10
Was ist das Grundverständnis und -annahme der Objektiven Hermaneutik?
Die Objektive Hermeneutik ist ein interpretatives Verfahren zur sequenziellen Rekonstruktion von latenten Sinnstrukturen (gruppen-, organisations-, milieuspezifische sowie universalgesell-schaftlichen Werte und Normen.)
Die latenten Sinnstrukturen (soziokulturelle Muster) existieren objektiv, d.h. jenseits der Intentionen und psychischen Befindlichkeiten der Individuen.
Das Handeln des Einzelnen ist strukturell vorgeprägt – modifiziert durch den jeweiligen sozialen Kontext („Lebenspraxis“)
Latente Sinnstrukturen manifestieren sich in (protokollierten) Handlungen, Äußerungen sowie in menschlichen Artefakten („Ausdrucksgestalten“)
Was beinhaltet der Hermeneutische Zirkel?
BILD S. 8
Was beinhaltet die interpretativ-rekonstruktive Sequenzanalyse nach der Objektiven Hermeneutik?
BILD S. 9
Wie sieht das methodische Vorgehen aus?
Sequenzielle Feinanalyse
Gedankenexperimentelles Entwickeln und Protokollieren von Lesarten (Deutungen)
Aufstellen vorläufiger, den Fall beschreibender und erklärender Strukturhypothesen
Hypothesenüberprüfung bzw. -modifikation
anhand weiterer Belegstellen (Sequenzen im Datenmaterial): Abklären, ob sich Lesarten bestätigen oder widerlegen lassen
Ausformulieren der Fallstruktur
Arbeitsschritte an einem Beispiel: Zettelkommunikation im Mehrparteien-Wohnhaus
BILD S. 14, 15, 16, 17, 30, 31, 32
Was sind deutungsanregende Leitfragen für sequenzielle Textanalyse Objektive Hermeneutik?
Welche (Wort-)Bedeutung/en steckt/stecken in dem gerade vorliegenden Textausschnitt?
Welche Konnotation/en steckt/stecken in ihm?
In welcher Textsorte (z.B. wörtliche Rede, Romantext, Brief) wird der Ausschnitt präsentiert?
Was ist der sachlogische Inhalt der Äußerung? Worüber wird inhaltlich informiert?
In welchen Situationen bzw. Kontexten und bei welchen Themen verwenden wir normalerweise diese Formulierung?
Warum wird eine Bedeutung/ein Thema gerade an dieser Stelle des Textes eingeführt?
Warum wird ein Thema so ausführlich bzw. in dieser Kürze dargestellt?
Was könnte von der entsprechenden Person mit der Äußerung intendiert sein und was könnte dahinter stecken?
Welches Handlungsproblem stellt sich der relevanten Person? Welche Möglichkeiten bieten sich prinzipiell und welche davon wird von der Person realisiert? Welche Folgen ergeben sich daraus (auch für die anderen, im Untersuchungsfall involvierten Personen)?
Welche der gedankenexperimentell zusammengetragenen Möglichkeiten werden nicht genutzt?
Welche sozialisationsspezifischen oder/und gruppenspezifischen oder/und milieuspezifischen Deutungsmuster und Normen- bzw. Wertevorstellungen sind erkennbar?
Sind in der Lesart universelle Regeln und/historische Sinnstrukturen identifizierbar?
Inwiefern schließt der Textausschnitt an vorherige an?
Wie könnte der Text weitergehen?
Was für eine Geschichte könnte hier erzählt worden sein?
Was beinhaltet die exemplarische Studie “Konversion zum Islam”?
Vorüberlegungen
Konversion zum Islam von „westlich“ sozialisierten Menschen als öffentliches Thema
Leitfragen
Warum konvertieren Menschen (jenseits der Adoleszenz) zur für sie „fremden“ Religion des Islams?
Steckt hinter der Konversion ein biographisches Identitätsproblem?
Methodisches Vorgehen
Narrativ-biografische Interviews mit 19 deutschen und 23 amerikanischen Konvertiten
Auswertung mit der Objektiven Hermeneutik
Teilnehmende Beobachtung
Untersuchungsergebnisse: drei Grundtypen der Konversion zum Islam
BILD S. 41
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