Hygiene in der Raumluft

Pilze sind chlorophyllose, zur Photosynthese

nicht befähigte Thallophyten (= Pflanzen

ohne Wurzel und Spross). Sie gewinnen ihre

Energie vor allem aus dem Ab- und Umbau

organischer Verbindungen.

• Nahrungsmittel

• Giftpilze

• Antibiotikabildner

• Mykotoxinbildner

• Allergenproduzenten

• Infektionserreger

Hefen

• Wachstum durch Sprossung

• Ausstülpung aus der Mutterzelle

Myzelien

• Wachstum durch Zellverlängerung

• Querwandbildung mit Zellteilung

→Schimmelpilze

Unter der Sammelbezeichnung Schimmelpilze

werden Pilze zusammengefasst, die Luftmyzele

ausbilden können. Sporen sind strukturell

abgetrennte Einheiten, meist einzellig, die

Ausgang für die Entstehung eines neuen

Pilzorganismus sein können.

Schimmelpilzsporen in der Luft:

• Sie sind Strukturen, die sich von Schimmelpilz-Luftmyzelen lösen.

• Sie werden durch Luftverwirbelungen in der Schwebe gehalten.

Natürlicher Sporengehalt der Außenluft:

• Sommer: Bis zu etwa 500 Sporen/m³.

• Winter: Bis zu etwa 150 Sporen/m³.

• Der Gehalt ist abhängig von der Jahreszeit.

Definition: Arten mit prinzipieller Fähigkeit zur

Bildung sexueller Zygosporen

Gattungen: Absidia, Basidiobolus, Conidiobolus,

Cunninghamella, Mucor, Rhizopus, Saksenaea,

Syncephalastrum

Definition: asexuell sich vermehrende Arten mit

farblosen Zellwänden

Gattungen: Acremonium, Aspergillus, Fusarium,

Geotrichum, Paecilomyces, Penicillium,

Scopulariopsis

• Definition: asexuell sich vermehrende Arten mit

braungefärbten Zellwänden (Schwarzpilze)

• Gattungen: Alternaria, Bipolaris, Botryodiplodea,

Cladosporium, Curvularia, Dissitimurus,

Drechslera, Exophiala, Exserohilum, Fonsecaea,

Hendersonula, Lasiodiplodia, Phaeoannellomyces,

Phaeococcomyces, Phialophora, Phoma, Piedraia,

Rhinocladiella, Scedosporium, Scytalidium,

Wangiella, Xylohypha

Vermehrungsbedingungen von Schimmelpilzen:

• Organisches Material als Nährstoffquelle, z. B.:

  • Pflanzen

  • Nahrungsmittel

  • Körperoberflächen

  • Baustoffe

• Feuchtigkeit ist essenziell für das Wachstum.

Ursachen für Feuchtigkeit in Räumen:

• Eindringendes Wasser von außen in das Mauerwerk oder durch Öffnungen.

• Austretendes Wasser aus Wasserleitungen.

• Kondensationswasser aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit in Innenräumen.

Definitionen der Raumfeuchte:

• Maximale Feuchte: Gibt an, wie viel Feuchtigkeit (Wasser in g/m³) die Luft bei einer bestimmten Temperatur maximal aufnehmen kann (z. B. 17,3 g/m³ bei 20 °C).

• Absolute Feuchte: Bestimmt den tatsächlichen Gehalt an Feuchtigkeit in der Luft.

• Relative Feuchte: Gibt den Prozentgehalt der absoluten Feuchte im Verhältnis zur maximalen Feuchte an.

Bedeutung der Raumfeuchte für den Menschen:

• Behaglicher Bereich: 30-60 % relative Feuchte (rF).

Auswirkungen extremer Werte:

• Unter 30 % rF:

  • Austrocknung der Schleimhäute.

• Über 60 % rF:

  • Probleme bei der Wärmeabgabe des Körpers.

  • Kondensation auf Oberflächen, was Schimmelbildung begünstigen kann.

Regulierung der Raumfeuchte durch Luftaustausch:

• Pettenkofer-Norm: Erfordert einen Luftaustausch von 2-3-mal dem Rauminhalt pro Stunde.

• Früher: Erreicht durch natürliche Fugenlüftung.

• Moderne Gebäude: Reduzierter Luftaustausch (0,3-1-fach pro Stunde) durch dichtere Bauweise.

• Konsequenz: Fensterlüftung notwendig, um ausreichenden Luftaustausch zu gewährleisten.

Gesundheitsprobleme durch Schimmelpilze:

• Opportunistische Infektionen:

  • Lungenentzündung

  • Infektionen des äußeren Gehörgangs

  • Nebenhöhlenentzündungen

  • Entzündungen der Augenbindehaut

  • Metastasierung in Haut, ZNS, Herz und andere Organe.

• Allergosen:

  • Asthma

  • Allergische Alveolitis (z. B. Farmerlunge)

• Mykotoxikosen:

  • Aufnahme von Aflatoxinen kann zu Leberkarzinomen führen.

• Myzetome:

  • Wachstum von Pilzgeflechten in Lungenkavernen (z. B. bei Tuberkulose).

Prädisponierende Faktoren für Schimmelpilzerkrankungen:

• Leukopenie: Durch Tumor oder Tumortherapie.

• Kortisontherapie: Langfristige Anwendung.

• HIV-Infektion: Schwächung des Immunsystems.

• Postoperative Immunsuppression: Zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen.

Gemeinsame Ursache: Diese Faktoren führen zu einer Abwehrschwäche, die das Risiko für Schimmelpilzerkrankungen erhöht.

Hygienischer Untersuchungsgang bei Schimmelpilzbefall:

1. Inspektion: Sichtprüfung der betroffenen Bereiche.

2. Entnahme von Untersuchungsmaterial: Unter keimfreien Bedingungen.

3. Entnahme von Oberflächenkulturen: Zur Bestimmung der Schimmelpilzarten.

4. Untersuchung der Innenraumluft: Analyse der Sporenkonzentration.

5. Untersuchung der Außenluft: Vergleich zur Innenraumluft, um den Ursprung der Belastung zu beurteilen.

Konzentrationsbestimmung von Schimmelpilzsporen in der Luft:

1. Luftkeimsammler:

   • Ansaugung einer definierten Luftmenge.

   • Aufschlagen der Sporen auf Agarplatten.

   • Bebrütung der Proben und Zählung der Kolonien.

   • Berechnung des Gehalts an Sporen pro 1 m³ Luft.

2. Parallel dazu:

   • Oberflächenbestimmung: Entnahme von Proben, wenn eine erkennbare Belastung vorliegt.

Anzüchtung von Schimmelpilzen:

• Nährmedium:

  • Malzextrakt-Agar

  • DG 18-Agar (peptonhaltig)

• Temperatur: 20°C

• Zeitraum: Bis zu 7 Tage, abhängig von der Wachstumsrate der Pilze.

Differenzierung von Schimmelpilzen:

• Makroskopisch:

  • Untersuchung der Kulturform (Wachstum und Aussehen der Kolonien).

  • Analyse der Färbung der Kolonien.

• Mikroskopisch:

  • „Tesafilm“-Abrisspräparat zur Sichtbarmachung der Pilzstrukturen.

  • Färbung mit Lactophenolblau zur besseren Darstellung von Pilzhyphen und Sporen.