a) Lernen
Erziehung ist untrennbar mit dem Begriff „Lernen“ verbunden
Erwerb neuer Verhaltens- und Erlebensweisen durch Übung
Änderung bestehender Verhaltens- und Erlebensweisen durch Erfahrung und Übung
angeborene Reaktionsweisen, Reifevorgänge oder Verhalten in bestimmten Zuständen des Organismus zählen nicht als „gelernt“
man spricht erst von Lernen, wenn die Veränderung von Erleben und Verhalten relativ dauerhaft ist; nicht nur für den Moment
dazu muss das Gelernte im Gedächtnis gespeichert/behalten werden
Lernen erfolgt nach dem „Black-Box-Prinzip“, d.h. es ist ein innerpsychischer Vorgang
Definition Erziehung:
„Erziehung ist ein soziales Handeln, welches bestimmte Lernprozesse bewusst und absichtlich herbeiführen und unterstützen will, um relativ dauerhafte Veränderungen des Verhaltens und Erlebens, die bestimmten Erziehungszielen entsprechen, zu erreichen.“
b) Erziehung als wechselseitige Beeinflussung
Zur Erziehung gehören mindestens immer zwei Personen
Erzieher und Zu-Erziehender
Erzieher: Will bestimmte Lernprozesse herbeiführen, auslösen, bzw. unterstützen
Zu-Erziehender: muss diese Lernprozesse vollbringen
das geht nur wenn beide im Zwischenmenschlichen Kontakt stehen
Beide stehen in einer bestimmten Beziehung und sind voneinander abhängig
Sie beeinflussen und steuern sich gegenseitig -> Soziale Interaktion
Erziehung ist stets soziale Interaktion; Wechselaktion von Aktion und Reaktion
Dabei orientiert sich der Erzieher am zu-Erziehenden (Alter, Interessen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Bedürfnisse, Vorlieben, Wunsche,…)
Dieses Wechselspiel beeinflusst beide Seiten und Verändert diese
Bei dieser Steuerung und Beeinflussung des jeweiligen anderen kommt es zur Mitteilung von Informationen: dieser teil der Sozialen Interaktion heißt soziale Kommunikation
c) Erziehung ist immer zielgerichtet
Erzieherische Handlungen verfolgen stets eine Absicht, sie haben eine Intention, als ein Ziel
Erziehung ohne Erziehungsziel ist nicht möglich
Erziehung möchte den zu-Erziehenden von einem Ist-Zustand in einem Soll-Zustand bringen, also eine relativ dauerhafte Änderung des Verhaltens und Erlebens
Dabei kommt es zur wechselseitigen Beeinflussung und Steuerung, zur Vermittlung und zum Austausch von Informationen
Man spricht hier auch von einer „beabsichtigten Lernhilfe“
d) Erziehung ist immer soziales Handeln
Erziehung wird als ein interaktiver Prozess verstanden, der zwischen Erziehenden und Lernenden stattfindet (sozial=zwischen mindestens zwei Personen/auf eine Person bezogen).
Sie umfasst neben der Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten, auch die Entwicklung von Werten, Normen und sozialen Kompetenzen.
Bestimmte Handlungen/Mittel des Erziehenden = Erziehungsmaßnahmen
Erziehung ist also immer bewusstes und überlegtes Handeln -> soziales Handeln
e) Erziehung braucht Autorität
Definition: „Autorität bedeutet das Innehaben von sozialer Macht und sozialem Einfluss über eine oder mehrere Personen.“
Autoritär ist eine Charaktereigenschaft oder Verhaltensweise
Sie ist gekennzeichnet durch ein Überlegenheitsgefühl, durch überzogene Machtansprüche, dem Unterwerfen vermeintlich Schwächerer
autoritär ist man - Autorität hat man!
Positive Autorität
sachlich begründete echte Autorität
einsichtiger Gehorsam: notwendige, verständliche Anweisungen zum Wohlergehen
beruht auf Wertschätzung und Vertrauen
Sicherheit und Berechenbarkeit durch Transparenz
Braucht Zeit!
Negative Autorität
auf Macht und Willkür beruhende Autorität
blinder Gehorsam: machen, was gesagt wird ohne zu verstehen
gekennzeichnet von Abhängigkeit und Angst
Unberechenbarkeit
wertvolle Lernprozesse finden nicht statt („Dressur“)
Erziehung ist ohne Autorität nicht möglich!
Aufgaben der Erziehung
Erziehung als beabsichtigte Hilfe zum Erlernen der Kultur
Der Mensch lebt immer mit anderen Menschen, in einer sog. Kultur. Mensch = Kulturwesen.
Kultur = vom Menschen geschaffen, veränderte Umwelt
Kulturelle Lebensweisen müssen erlernt werden -> ENKULTURATION bezeichnet das Erlernen der Kultur, den Prozess der Übernahme der jeweiligen kulturellen Lebensweise.
Erziehung ist beabsichtigte „Enkulturationshilfe“, das bedeutet jedoch nicht nur Anpassung, sondern auch die Fähigkeit zu Veränderung.
Was versteht man unter „Kulturtechniken“?
= lesen, schreiben, rechnen
Aufgaben der Erziehung:
Erziehung als beabsichtigte Hilfe zum Erlernen des Sozialverhaltens
Der Mensch ist auf soziale Beziehungen angewiesen, er ist ein soziales Wesen.
Den Umgang mit unseren Mitmenschen müssen wir erlernen -> SOZIALISATION bezeichnet das Erlernen des sozialen Verhaltens, den Prozess, in welchem der Mensch in der Gesellschaft bzw. In einer ihrer Gruppen handlungsfähig wird.
Erziehung ist beabsichtigte Hilfe bei diesem Prozess: Sozialisationshilfe
Sich sozial verhalten bedeutet Kenntnis und Einhaltung von Werten und Normen.
Daraus ergeben sich Verhaltenserwartungen, die wiederum an eine soziale Position gebunden sind.
Die Summe aller Verhaltenserwartungen an eine soziale Position nennt man soziale Rolle.
Beim Erlernen und Übernehmen sozialer Rollen bildet sich das sog. Gewissen.
Es gibt sehr viele verschiedene Theorien zur Sozialisation, z.B. Entwicklungstheorien.
Erziehung als beabsichtigte Hilfe zum Aufbau der Persönlichkeit
Der Mensch ist nicht nur sozial, er ist auch personal = eine einmalige Persönlichkeit
Den Prozess der Ausbildung einer eigenen Person/die Personwendung bezeichnet man als PERSONALISATION.
Das bedeutet: Der Mensch muss sich als Individuum in seiner Einzigartigkeit erst begreifen, er muss lernen. -> Autonomiephase
Erziehung ist also beabsichtigte Personalisationshilfe -> von Unterstützung von Lernprozessen, um mit sich selbst und seiner Umwelt kritisch umgehen zu können.
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