Laborparameter zur Bestimmung des Wasserhaushalts
− Blutdruckbestimmung
− Bestimmung der Natrium-Ionen-Konzentration
− Bestimmung der Osmolarität
Störungen des Wasserhaushalts
• Volumenänderung des Extrazellulärvolumens (Dehydratation, Hyperhydratation)
• Folge:
➢ Änderungen der osmotischen Konzentration (hypoton, isoton, hyperton)
Dehydratation und Hyperhydratation
Osmolarität (mosmol / L)
Die Osmolalität des Blutplasmas hängt im Wesentlichen von der Konzentration folgender 5 Substanzen ab:
Natrium (≈140 mM)
Chlorid (≈105 mM)
Bikarbonat (≈25 mM)
Glukose (≈5 mM)
Harnstoff (≈5 mM)
Regulation der Osmolalität durch Vasopressin (ADH)
Osmolalität: Referenzbereiche
Serum und Plasma bei Erwachsenen:
280–300 mosmol/kg H2O,
Harn: 50–1200 mosmol/kg H2O.
Pathologie :
• Übersteigt die gemessene Osmolalität des Plasmas die errechnete um mehr als 5 mosmol/kg, liegt eine "osmotische Lücke" vor.
• Sie wird überwiegend bei Azidosen (Laktat, Ketosäuren) oder mit osmotisch aktiven Substanzen Vergiftungen beobachtet (Intoxikationen: Alkohol, Ethylenglykol, Methanol oder Isopropylalkohol).
• 1 Promille Alkohol vergrößert die osmotische Lücke um 22 mosmol/kg.
Wasser und Säure-Base-Haushalt
arterielles Blut sauerer als venöses
Unterschied zwischen Osmolarität und Osmolalität
1. Osmolarität:
Definition: Anzahl der osmotisch aktiven Teilchen pro Liter Lösung.
Einheit: mosmol/L (Milliosmol pro Liter).
Abhängigkeit: Volumenabhängig (ändert sich mit der Temperatur und dem Druck, da das Volumen der Lösung schwanken kann).
Beispiel: Osmolarität von Blutplasma = ca. 290 mosmol/L
2. Osmolalität:
Definition: Anzahl der osmotisch aktiven Teilchen pro Kilogramm Lösungsmittel (meist Wasser).
Einheit: mosmol/kg (Milliosmol pro Kilogramm).
Abhängigkeit: Unabhängig von Temperatur und Druck, da die Masse konstant bleibt.
Beispiel: Osmolalität von Blutplasma = ca. 290 mosmol/kg
Zusammenfassung:
Osmolarität bezieht sich auf Volumen (Lösung), osmol/L.
Osmolalität bezieht sich auf Masse (Lösungsmittel), osmol/kg.
In verdünnten Lösungen (z. B. Körperflüssigkeiten) sind die Werte für Osmolarität und Osmolalität fast identisch.
Carbonat-Puffer-System im Blut
im Gewebe höherer pH Wert als in der Lunge
1. Definition:
Wichtigstes extrazelluläres Puffersystem zur Regulation des pH-Werts im Blut.
Hält den pH-Wert im physiologischen Bereich (7,35–7,45).
2. Komponenten:
Kohlensäure (H₂CO₃) ⇌ Bicarbonat (HCO₃⁻) + H⁺
CO₂ aus Zellstoffwechsel reagiert mit Wasser zu H₂CO₃:
CO₂ + H₂O ⇌ H₂CO₃ ⇌ HCO₃⁻ + H⁺
Enzym: Carboanhydrase (beschleunigt die Reaktion).
3. Funktionsweise:
Bei pH-Abfall (Azidose):
H⁺-Ionen werden durch HCO₃⁻ abgepuffert → Bildung von H₂CO₃.
H₂CO₃ zerfällt zu CO₂ und H₂O → CO₂ wird über die Lunge abgeatmet.
Bei pH-Anstieg (Alkalose):
CO₂ reagiert mit H₂O → mehr H₂CO₃ → Abgabe von H⁺ → pH sinkt.
4. Regulation:
Lunge: Reguliert CO₂-Konzentration durch Atmung (schnelle Reaktion).
Niere: Reguliert HCO₃⁻-Konzentration durch Ausscheidung oder Rückresorption (langsame Reaktion).
5. Henderson-Hasselbalch-Gleichung:
Beschreibt das Puffersystem mathematisch: pH = 6,1 + log ([HCO₃⁻] / [CO₂])
6. Bedeutung:
Pufferung von Säure-Basen-Schwankungen im Blut.
Schutz vor Azidose (Übersäuerung) und Alkalose (Basenüberschuss).
Komponenten: H₂CO₃ / HCO₃⁻
Regulation: Lunge (CO₂) und Niere (HCO₃⁻).
Funktion: Konstanthalten des Blut-pH.
Henderson-Hasselbalch-Gleichung beschreibt die Balance.
Wege der CO2 Aufnahme ins Gewebe
CO 2-Abgabe in der Lunge
Physiologischer Säure-Base Haushalt
Das Carbonat-Puffersystem hält den pH-Wert stabil: H⁺ + HCO₃⁻ ⇌ H₂CO₃ ⇌ H₂O + CO₂
Die Henderson-Hasselbalch-Gleichung beschreibt die Balance: pH = 6,1 + log ([HCO₃⁻] / [CO₂]).
Lunge (CO₂-Abatmung):
Atmet täglich ca. 24.000 mmol CO₂ ab.
CO₂ reagiert mit Wasser im Blut zu H₂CO₃ und wird so indirekt reguliert.
Niere:
Ausscheidung von Säuren im Urin (z. B. Ketonkörper, ca. 60 mmol/24 h).
Rückresorption oder Ausscheidung von HCO₃⁻ reguliert den pH-Wert langfristig.
Leber:
Produziert Ketonkörper, die den Säuregehalt erhöhen können (z. B. bei Hunger oder Diabetes).
Fettgewebe:
Freisetzung von Fettsäuren, die den pH-Wert senken.
Muskeln:
Produktion von Milchsäure durch anaerobe Glykolyse bei Muskelarbeit → Säurebelastung.
Magenschleimhaut:
Sekretion von HCl (Salzsäure) in den Magen führt zu einer Säurebelastung im Blut.
Stoffwechsel aller Organe:
Führt zur Produktion von CO₂ und anderen Säuren als Stoffwechselendprodukte.
CO₂-Abatmung (Lunge): pH ↑
Säureausscheidung (Niere): pH ↑
Produktion von Säuren:
Leber (Ketonkörper),
Fettgewebe (Fettsäuren),
Muskelarbeit (Milchsäure).
Säureproduktion im Magen: pH ↓.
Stoffwechsel CO₂-Produktion: beeinflusst pH durch Carbonat-System.
Der Säure-Base-Haushalt wird durch die Lunge, Niere und den Stoffwechsel reguliert, um den Blut-pH konstant bei ca. 7,4 zu halten. Hierbei spielen CO₂-Abatmung, HCO₃⁻-Regulation und Säureausscheidung die zentrale Rolle.
Respiratorische Alkalosen und Azidosen
Definition: Ein Anstieg des Blut-pH-Werts über 7,45 aufgrund einer vermehrten Abatmung von CO₂ durch die Lunge (Hypokapnie).
Definition: Ein Abfall des Blut-pH-Werts unter 7,35 aufgrund einer verminderten Abatmung von CO₂ durch die Lunge (Hyperkapnie).
Metabolische Alkalosen und Azidosen
Definition: Ein Anstieg des Blut-pH-Werts über 7,45 aufgrund eines Überschusses an Bicarbonat (HCO₃⁻) oder Verlusts von Säuren.
Definition: Ein Abfall des Blut-pH-Werts unter 7,35 aufgrund eines Säureüberschusses oder Bicarbonatverlusts (HCO₃⁻).
Säure-Elimination unter physiologischen Bedingungen in körperlicher Ruhe
Die Niere als Säureausscheidungsorgan
"Endogene Säuren“ – „titrierbare Säuren“
Definition: Säuren, die im Körper selbst produziert werden, hauptsächlich im Rahmen des Stoffwechsels.
Beispiele:
Kohlensäure (H₂CO₃): Entsteht durch CO₂ aus dem Zellstoffwechsel.
Ketosäuren: Entstehen bei Fettabbau (z. B. Acetoacetat und β-Hydroxybutyrat bei Diabetes).
Laktat: Milchsäurebildung bei anaerober Glykolyse (z. B. Muskelarbeit oder Sauerstoffmangel).
Harnsäure: Abbauprodukt des Purinstoffwechsels.
Entsorgung:
Über die Lunge (CO₂ → H₂CO₃ → Abatmung) und
über die Niere (H⁺-Sekretion und HCO₃⁻-Reabsorption).
Definition: Säuren, die im Urin ausgeschieden und durch Zugabe einer Base (z. B. NaOH) neutralisiert werden können.
Herkunft: Meist aus endogenen Säuren, die über die Niere ausgeschieden werden.
Phosphorsäure (H₂PO₄⁻)
Schwefelsäure (H₂SO₄), die aus dem Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren entsteht.
Bedeutung:
Ein wichtiger Mechanismus der renalen Säureausscheidung, zusätzlich zur Ausscheidung von Ammonium (NH₄⁺).
Dient der Regulation des Säure-Basen-Haushalts im Körper
Protonenaufnahme durch Puffer im Tubuluslumen
Produktion von Ammoniak und renale Rückresorption von Bicarbonat
zusätzliches Abpuffern von Protonen durch Bindung an Phosphate und Ausscheidung über den Urin möglich
entscheident ist die Rückresorption des Bicarbonat
Messwerte der Blutgasanalyse
pH-Wert
Der pH-Wert des Blutplasmas zeigt an, ob das Gleichgewicht zwischen CO2 Bildung und -Elimination sowie H+-Bildung und -Elimination im Normbereich liegt.
Normwert (arteriell): pH 7,40
pCO 2-Wert (Kohlendioxidpartialdruck
Der pCO2 des Blutes beschreibt eine normale oder gestörte CO2-Elimination über die Lunge. Eine Abweichung vom Normwert ist typisch für eine respiratorische Störung des Säure-Basen-Status, also der Lungenfunktion oder Beatmung.
Normwert (arteriell): 40 mmHg
pO 2-Wert (Sauerstoffpartialdruck)
Der pO2 des Blutes beschreibt eine normale oder gestörte O2-Aufnahme über die Lunge. Eine Abweichung vom Normwert ist typisch für eine respiratorische Störung des Säure-Basen-Status, also der Lungenfunktion oder Beatmung. Der pO2 ändert sich in Abhängigkeit vom Alter.
Normwert (arteriell): 100 – Alter/3 mmHg
Bicarbonatwert
Der Bicarbonatwert ist abhängig vom pCO2-Wert und ist ein Maß für die metabolische Regulation des pH-Werts.
Normwert (arteriell): 25 mmol/L
Der Basen-Excess (BE)-Wert
Der BE (Basenabweichung) des Blutes charakterisiert die nicht-respiratorische Seite des Säure-Basen-Status:
Er gibt an, wie viel mmol/L an H+ oder OH- nötig wären, den pH-Wert des Blutes bei pCO2 40 mmHg auf pH 7,40 zu normalisieren.
Die Einheit ist mmol/l; der Normalwert beträgt 0 ± 2 mmol/l. Die berechnete Basenabweichung wird nicht vom pCO2 beeinflusst und erlaubt damit zuverlässige Aussagen über die Art einer Säure-Basen-Störung.
Ein Überschuss an Basen wird als positive Basenabweichung bezeichnet und mit einem „+“ gekennzeichnet (positiver Base Excess), ein Mangel an Basen als negative Basenabweichung (sprachlich falsch als negativer Base Excess), gekennzeichnet mit einem „-„.
Normwerte der Basenabweichung (BE): 0 ± 2 mmol/l.
➢ In der Klinik eignet sich der BE-Wert zur Beurteilung der nicht atmungsbedingten Anteile bei einer Störung im Säure-Basen Haushalt.
Erhöhung und Erniedrigung:
Zusammenhang zwischen BE-Wert, pCO2 und pH-Wert/ Bicarbonatwert , pCO2 und pH-Wert
Störungen:
Respiratorische Azidose: pH ↓, pCO₂ ↑ → Kompensation renal (HCO₃⁻ ↑).
Respiratorische Alkalose: pH ↑, pCO₂ ↓ → Kompensation renal (HCO₃⁻ ↓).
Metabolische Azidose: pH ↓, BE ↓ → Kompensation respiratorisch (CO₂ ↓).
Metabolische Alkalose: pH ↑, BE ↑ → Kompensation respiratorisch (CO₂ ↑).
Achsen:
x-Achse: pH-Wert (7,0–7,8).
y-Achse: BE in mmol/l (-20 bis +20).
Merke:
pCO₂-Werte (z. B. 27, 40, 60 mmHg) zeigen respiratorische Veränderungen.
Kompensation erfolgt durch Anpassung von Atmung (CO₂) oder Niere (HCO₃⁻).
Ziel: pH 7,4 im Blut konstant halten.
Azidosen und Alkalosen,graphische Darstellung der Formen
nur zu beobachten an den Bicarbonatwerten -> daher keine Aussage am pH Wert treffbar
Fallbeispiele
Additionsazidosen/ Subtraktionsazidosen
− Es fallen mehr Säuren an, als über die Nieren ausgeschieden werden können
− Differenzierung durch Bestimmung der Anionenlücke
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