Definition Sucht
Zustand periodischer oder chronischer Intoxikation
verursacht durch wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Substanz
für das Individuum und/oder Gemeinschaft schädlich
—> Dominierendes Verlangen oder zwnaghaftes Bedürfnis nach Konsum UND ein Angewiesen-sein auf bestimmte Substanzen
Psychische Abhängigkeit
übermächtiges, unwiderstehliches Verlangen, eine bestimmte Substanz wieder einzunehmen
Lust/Unlust-Regulation
Physische Abhängigkeit
charakterisiert durch Toleranzentwicklung (Dosissteigeurng) sowie das Auftreten von vegetativen Entzugserscheinungen
Abusus/Missbrauch
beinhaltet den unangemessenen Gebrauch einer Substanz/Droge
überhöhte Dosis oder Einnahme ohne medizinische Indikation
bei Wiederholung kann es zur Gewöhnung/Abhängigkeit führen
Polytoxikomanie
= polyvalente (Mehrfach-)abhängigkeit
Stoffgebundene Abhängigkeiten
Alkohol, Medikamente, Drogen
Koffein, Nikotin
Nicht-stoffgebundene Abhängigkeiten
Spielsucht (pathologische Impukskontrolle)
Internetsucht
Sexsucht
Epidemiologie
—> 11,2% 12-Monatsprävalenz
9,6 Liter reiner Alkohol pro Kopf-Konsum/a
10% der Bevölkerung trinkt 50% des Gesamtkonsums
Epidemiologie - Auswirkungen
Mortalität
Folgekosten
Alkohol 42.000/a Menschen
Folgekosten:
ca 30% aller Aufnahmen in psychiatrischen Kliniken
Riskanter Konsum
Frauen: >20g/tgl Alkohol
Männer: >40g/tgl Alkohol
Schädlicher Gebrauch
ist bereits eine psychische oder körperliche Folgeerscheinung eingetreten
Alkoholabhängigkeit
Kriterien nach ICD-10
Ätiopathogenese
Alkohol als Reinforcer: Neurales Belohnungssystem
Alkohol als Prototyp einer “dirty drug”
als “dirty drug” Einfluss auf:
GABA
Dopamin
N-Methyl-D Aspartat (NMDA)
Endorphine
Calciumkanäle
steigert die Dopamin- und Endophin-Freisetzung
Wohlbefinden bis Euphorie
Hirnbelohnungssystem wird aktivitiert
"Suchtgedächtnis” konsituiert
führt zu glutamatergen Dysfunktion
kognitive Beeinträchtigung und Reduktion Gedächtnisfunktionen
reduziert Serotonin- und Noradrenalin-Ausschüttung
begünstigt Depression und Aggressivität
Symptomatik
Beschönigung
Verleugnung
Bagatellisierung
Dissimulation
Verheimlichungstendenzen
Selbstwerttgefühl durch Schuldgefühle reduziert
erniedrigte Frustrationstoleranz
Auswirkungen der Symptomatik
Körperlich:
Entzugserscheinungen
Folgeschäden
Sozial:
Scheidungen
Stellenverlust
sozialer Abstieg
Psychisch:
Interessenverlust
Stimmungsschwankungen
Gleichgültigkeit
Störungen des Kritikvermögens
Depression
Angststörungen
Symptomatik - Red Flags
Nervosität, Reizbarkeit, Unruhezustände
Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit
Schlafstörungen
Magen/Darmbeschwerden oder weitere körperbezogene Symptome
Intoxikationserscheinungen
Ataxie, Dysarthrie, Foetor alcoholicus
psychosoziale Folgeerscheinungen
CAGE-Test
C -> cut down
A -> annoyed
G -> guilty
E -> eye opener
Alkoholintoxikation - Promille
0,8-1.2 Promille
Angetrunkenheit
>2 Promille
schwerer Rausch
3,5-4 Promille
schwere Intoxikation
Intensiv-medizinische Überwachung
>5 Promille
Letalität
unbehandelt
Pathologischer Rausch
Dämmerzustand mit Erregungszuständen bis zu Gewalttaten und psychotischen Symptomen
Alkoholdelir
—> Alkoholentzug mit Komplikationen
Desorientiertheit
motorische Unruhe
vegetative Symptome
optische Halluzinationen
epileptische Anfälle
—> unbehandelt Letalität bis 15%
Akoholhalluzinose
—> selten!!
akustische Halluzinationen ohne Bewusstseinsstörung
Alkoholischer Eifersuchtswahn
Unterform der wahnhaften Störungen
Hirnorgansiche Veränderungen
organische Persönlichkeitsveränderungen bis hin zur Alkoholdemenz
Folgeschäden: Wernicke Encephalopathie
mögliche Folgeschädigung des unbehandelten Alkoholdelirs
10% aller chronischen Alkoholabhängigen
Vitamin B1-Mangel, Fieber, Magen/Darmstörungen
Bewusstseinsstörungen, Ataxie, Augenmuskelstörungen
Einblutungen in Hirnstrukturen
Folgeschäden: Korsakow-Syndrom
Demaskierung häufig nach Abklingen einer Wernicke Encephalopathie
Gedächtnisstörungen mit Konfabulationen
Erinnerungslücken werden mit phantasierten Erlebnissen gefüllt
reduzierte Auffassung
Immediatgeächtnis ungestört (Aufmerksamkeit intakt, Zahlennachsprechen ungestört - DD zum Delir!!)
Folgeschäden - Hepatische Encephalopathie
Bewusstseinsstörung bis hin zum Koma durch Leberzerfall
Hyperrefelxie “flapping tremor”
Asterixis im Rahmen zentraler Enthemmung
Alkohol-Embryopathie
2500 Kinder jährlich
Minderwuchs
kleiner Kopf
geistige Behinderung
verstrichenes Philtrum
kurze Lidspalte
Lern- und Verhaltensschwierigkeiten später
—> Fetales Alkoholsyndrom
Psychiatrische Komorbidität
Angst bis 70%
Depresion bis 80%
Schizophrenie bis 10%
Antisoziale Persönlichkeitsstörung bis 50%
Borderlinestörung bis 28%
—> Therapeutischer Fokus nicht ausschließlich Abhängigkeit!!
Verlaufsprognose
Spontanremission bis 20%
Einfache Entgiftungsbehandlung 10-20% Remission
ambulante Therapie 20-40% Remission
stationäre Entwöhnung bis 70% Remission nach 1 Jahr
50% nach 16 Jahren
kontrolliertes Trinken: bis 11% Remission
ABER:
nunr 1% der Alkoholabhängigen nehmen stationäre Langzeitentwöhnungsmaßnahmen überhaupt wahr!!
hohe Rückfallquoten 40-70%
Therapie - Behandlungsziele
Therapie - Behandlungsablauf
Qualifizierte (stationäre) Entzugsbehandlung
Aktive Nutzung der Phase der körperlichen Entgiftung
Beherrschung der Rückfallgefahr bei protrahiertem Entzug
somatische Diagnostik
Psychoedukation
Psychotheapie
Psychosoziale Hilfen
ambulante Suchtberatung Kontaktaufnahme
Langzeitentwöhnung
Notfallsyndrom Alkoholentzug
Anticraving-Substanzen
Merkmale der psychotherapeutischen Suchtbehandlung
Fokussierung der Intervention auf die Abhängigkeitserkrankung
Überschaubare, konkrete gegenüber abstrakten und überhöhten Zielen
Aktive Hilfestellung zur Bewältigung unmittelbar anliegender Probleme
Motivationstherapie
Informationen Erkrankung
Informationen über suchtspezifisches Therapieangebot
Neuere psychologische Befunde und psychotherapeutische Ansätze
Fokus auf psychiatrische Zusatzerkrankungen
differenzierte Bewertung der Abstiennzverletzung -> kontrollierter Konsum
Professionalisierung der Psychotherapie
Zusatzqualifikation Suchtmedizinische Grundversorgung
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