Welche allgemeinen und schulspezifischen Rahmenvorgaben berücksichtigen sie beim Unterrichten?
Steuerungsebenen der Unterrichtsplanung
• 1. Ebene: Kernlehrplan bzw. Richtlinien und Lehrpläne (2014/15 nur noch für die Jahrgänge
Q1 und Q2)
• 2. Ebene: schulinternes Curriculum
• 3. Ebene: Lernausgangslage, Ziele, Kompetenzzuwachs innerhalb der Unterrichtsreihe
• 4. Ebene: Gestaltung der einzelnen Stunden innerhalb der Reihe (auch hier: Ziele und
Kompetenzzuwachs)
Was verstehen Sie unter gutem Unterricht?
Eine Unterrichtstunde ist gut, wenn......möglichst viele SuS ...möglichst viel Wichtiges und
Richtiges...möglichst selbstständig...möglichst nachhaltig...möglichst gerne gelernt
haben.
Definition von Hilbert Meyer (10 Faktoren):
- Transparente Leistungserwartungen
- Sinnstiftendes Kommunizieren
- Inhaltliche Klarheit (Zielorientierung)
- Klare Strukturierung
- Echte Lernzeit
- Methodenvielfalt (aber nicht um jeden Preis, Methode muss passen)
- Intelligentes Üben
- Individuelles Fördern (Binnendiff)
- Lernförderliches Klima (durch gutes Classroom Management)
- Vorbereitete Umgebung
schülerrelevante Themen wählen (leichter zu lernen)
konsequente Schülerorientierung
o Interesse am Thema beste Lernvoraussetzung
o Anknüpfen an vorhandene Kompetenzen
o Differenzierung
o Nutzung aller Sinne
konstruktive Atmosphäre
o gegenseitiger Respekt
o Neugier auf und Interesse an SuS
o Rücksichtnahme gegenüber langsameren und schwächeren SuS
o Verbindliche Regeln
o Nichteinhaltung von Regeln bedeutet nachvollziehbare Folgen
o Fehler sind erlaubt, genauso wie Spaß, Freude, Lachen
Welche didaktischen Modelle kennen Sie?
Bildungstheoretische Didaktik (Wolfgang Klafki): verlangt vom Lehrer in der Vorbereitung
des Unterrichts unter anderem die Beantwortung der Frage, welchen Wert der geplante
Unterrichtsinhalt für die Schüler hat. Hierzu hat Klafki fünf Leitlinien definiert:
Exemplarische Bedeutung, Gegenwartsbedeutung, Zukunftsbedeutung, Struktur des Inhalts,
Zugänglichkeit; Kritik: Die Frage der unterrichtsmethodischen Vorbereitung wird bei ihm
kaum thematisiert, Kritiker sprechen daher oft von einer „Feiertagsdidaktik“ (vgl. Berliner
Modell).
Berliner Modell (Heimann, Otto, Schulz): praktikables Entscheidungsmodell. Es soll dem
Lehrenden ermöglichen, auf einer rein empirischen, zunächst wertfreien Basis seinen
eigenen Unterricht theoretisch zu analysieren und so getroffene didaktische Entscheidungen
transparent zu machen
Hamburger Modell (Schulz): hat sich aus Berliner Modell entwickelt. Umfasst alle
Planungsebenen des Unterrichts. Ausgerichtet auf die „leitenden Interessen“ werden
„Perspektivplanung“, „Umrissplanung“, „Prozessplanung“ und „Planungskorrektur“
unterschieden
Handlungsorientiertes Unterrichtskonzept: (Hilbert Meyer): ganzheitlicher und
schüleraktiver Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer und den Schülern vereinbarten
Handlungsprodukte die Organisation des Unterrichtsprozesses leiten, so dass Kopf- und
Handarbeit der Schüler in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht werden
Inklusion: Wie sieht Ihr berufliches Tätigkeitsfeld aus? Was geschieht mit Inklusionskindern nach dem Verlassen des GY / der GE? Warum wird bei den Schulen mit Inklusion keine Kontinuität angestrebt?
„Inklusionskinder“ sollte man im Allgemeinen eher nicht sagen, besser: „Schülerinnen und
Schüler mit einem diagnostizierten Förderbedarf/ Förderschwerpunkt“.
Die Schüler mit dem diagnostizierten Förderbedarf können laut der Inklusionskoordinatorin der Stadt Bochum keinen Schulabschluss machen, das heißt auch keinen Hauptschulabschluss. Sie werden lediglich nach neun Schuljahren mit einer schriftlichen Beurteilung von der Schule entlassen.
Kritikpunkt:
Warum gibt es nach 9 Schuljahren an einem staatlichen Gymnasium kein geregeltes Verfahren, um festzustellen, ob die Schüler nicht doch einen Haupt-, oder Realschulabschluss machen können? Immerhin können sie sich ja deutlich entwickelt haben in der Zeit.
Problem: Inklusionskinder mit Förderschwerpunkt Lernen brauchen klare Anweisungen, kein
selbstbestimmtes Lernen oder offene Unterrichtsformen. Daher sehr schwer zu vereinbaren
mit dem Rest der Klasse -> im Grunde muss bei Inklusionskindern alles genau anders
gelehrt werden, als es sonst der Fall sein soll. Möglichst kleinschrittig, stark vorgegeben,
alles genau zeigen und immer wieder erklären, genaue Leitung
Zur Frage, warum bei den Schulen keine Kontinuität angestrebt wird:
Da sich keine Schule bereit erklärt dauerhaft zu einer „Inklusionsschule“ (Vorbild: Matthias-
Claudius-Schule, Bochum) zu werden (und scheinbar auch nicht müssen!) wird dieser
Stempel „Inklusionsklasse“ von Schule zu Schule als eine Art „Wanderpokal“ weitergetragen.
Das liegt nicht in der Hand der Inklusionskoordinatoren. Auch hier der Kritikpunkt:
Warum wir das nicht einfach bestimmt, um eine feste Regelung zu haben und den Schulen -
wenn auch eine verpflichtende - Chance zu geben, sich dauerhaft und qualitativ hochwertig
auf diese Situation einzustellen?
So muss sich beispielsweise das AMG für das nächste Schuljahr darauf vorbereiten und lässt
Lehrerinnen und Lehrer am Schiller-Gymnasium hospitieren.
Was ist für Sie „gelungene Inklusion“? Wie stellen Sie sich inklusiven Unterricht vor?
In allen Bereichen, in denen die Schüler gut „inkludiert“ werden können (erfahrungs- und
handlungsorientierte Zugänge) sollten die Schüler einbezogen werden. Ansonsten benötigen
sie eine Binnendifferenzierung (wie schwächere Schüler auch) mit ausdifferenzierteren und
kleinschrittigeren Arbeitsaufträgen.
Insgesamt benötigen die Schüler mit Förderbedarf eine wesentlich höhere Aufmerksamkeit,
weshalb die Klasse immer im Team unterrichtet werden sollte.
Der von den Didaktikern angestrebte „offene“ und „schülerorientierte“ Unterricht ist
eigentlich (leider) nicht mit den Bedürfnissen von Schülern mit Förderbedarf zu vereinbaren.
Ihnen fehlt es häufig an fehlender Motivation, Ausdauer, Lernorganisation, der Fähigkeit des
Abspeicherns und Abrufens von Kenntnissen etc.
Laut Rainer Löser wäre Frontalunterricht mit klar strukturierten und vorgegebenen Aufgaben
deutlich Gewinnbringender. In einer Inklusionsklasse sollte man daher zieldifferent arbeiten
und den Schülern mit Förderbedarf ein langsameres Tempo und weniger Arbeitsmaterial/
Aufgaben geben.
Sie benötigen häufiger Auszeiten. Diese sollten sie auch bekommen.
Man sollte nicht von „Inklusionsschülern“ vor den anderen Schülern sprechen, das
verursacht eine Stigmatisierung.
Was versteht man unter Lernen und welche Strategien gibt es?
- Pädagogisch gesehen, bedeutet Lernen die Verbesserung oder den Neuerwerb von verhaltens- oder
Leistungsformen und deren Inhalt (Roth)
- Lernstrategien und –techniken= Kompetenzbündel von Einzeltechniken, deren Anwendung es
einem Lerner ermöglicht, individuelles und selbstständiges Lernen zunehmend eigenverantwortlich
durchzuführen
Endogene Faktoren: Lernbereitschaft und kognitive Fähigkeiten der SuS
Exogene Faktoren: Lebens- und Lernumfeld, Lernmaterialien, Unterrichtsklima
- Angenehmes und stressfreies Lernklima
- Strukturierter und didaktisch reduzierter Lernstoff wird besser behalten
- Wiederholung von Lernstoff zur Festigung
- Berücksichtigung des Biorhythmus
Stadien der Entwicklung nach Piaget:
- sensomotorisches Stadium
- Präoperatives Stadium
- Konkret-operatives Stadium
- Formal-operatives Stadium
- Sensible Perioden
Lerntheorien:
Behaviorismus (Pawlow, Skinner)
Kognitivismus (entdeckendes Lernen nach Bruner)
Konstruktivismus (nach Reich: Jeder Mensch konstruiert sein Wissen in individueller Form
selbst.)
Lernziele:
Kognitive Lernziele
Affektive Lernziele
Psychomotorische Lernziele
Was versteht man unter „offenem Unterricht“?
• Ziele:
- Schüleraktivierung
- Sinnhaftigkeit
- Differenzierung und Förderung
- Selbstverantwortung
• Merkmale:
- lernen als eigenaktiver, konstruktiver Prozess
- Unterschiedliche Lernwege
- Orientierung an Interessen der SuS
- lebensnahes lernen
• Gefahren:
- eher für ohnehin leistungsstarke und motivierte SuS geeignet
- Schwächere SuS bedürfen sehr gut strukturierter Lernarrangements
• Rolle des Lehrers:
- sich selbst zurücknehmen
- SuS in Planung mit einbeziehen
- Arbeitsformen vermitteln
- Leistungen diagnostizieren und rückmelden
• Leistungsbewertung:
- nicht einfach, weil keine klaren Kriterien für jeden einzelnen
- es müssen methodische und soziale Kompetenzen mit bewertet werden
- sorgfältige Beobachtung der SuS notwendig durch Beobachtungsbögen etc
- S können selber einschätzen, z.B. durch Punkteverteilung
- Ergebnispräsentationen
Wie gehe ich mit Klassen um, in denen bestimmte Migrantengruppen isoliert sind oder gegeneinander stehen?
Anpassen
Am Schiller-Gymnasium Witten haben wir es nicht mit einem hohen Anteil an Schülerinnen und
Schüler mit Migrationsunterricht zu tun, weshalb so ein Sachverhalt gar nicht bzw. selten auftritt.
Aus dem Grund kann ich nur beschreiben, wie ich persönlich in Zukunft vorgehen würde, sollte
so etwas vorkommen. Ich sehe das Problem (auf Basis meiner jetzigen Erfahrung) nicht in der
Isolation einzelner Gruppen, sondern in dem fehlenden Zusammenhalt der gesamten Klasse.
Man könnte mit Projekttagen oder Wochen im Bereich Sport, Musik an dem Zusammenhalt der
gesamten Klasse arbeiten. Zudem sollte man offene Gespräche in der Klasse führen, indem die
Schüler ihre Probleme äußern sollen und Lösungsvorschläge selbst erarbeiten. Eine weitere
Möglichkeit können kooperative Lernformen sein, die durch Zufall die festgefahrenen Gruppen
auflösen und zur Zusammenarbeit im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel zwingen, wodurch sich
die „Cliquen-Bildung“ auflöst. Differenzen nicht leugnen, sondern sie zur Diskussion stellen.
Was ist ein angemessenes Lehrerverhalten in Klassen mit extrem hohen Migrantenanteilen?
Ein respektvoller Umgang mit den Normen und Werten anderer Kulturen, aber auch
konsequente Haltung bei extremen religiösen Aussagen jeglicher Hinsicht und ggf. Aufklärung
der Schülerinnen und Schüler. Ein Vorbild für die Schüler sein. Einbezug der verschiedenen
Kulturen in den Unterricht (vielleicht in Form von Referaten, Projekttagen etc.).
Wie geht man mit Muslim(inn)en vor und ggf. auf Klassenfahrten / bei christlichen Festen um?
In der Regel fahren Mädchen muslimischen Glaubens nicht mit auf Klassenfahren, weil es ihnen
von den Eltern verboten wird. Sie haben Angst, dass auf den Klassenfahren etwas Schlimmes
passiert (Alkohol-, Drogenmissbrauch) und das nicht „haram“ ist. Ich würde – um dem Mädchen,
oder auch dem Jungen – die Klassenfahrt zu ermöglichen, ein Gespräch mit den Eltern führen
und ihnen verdeutlichen, dass Alkohol und Drogen verboten sind und die Lehrer ein strenges
Auge auf das Einhalten des Verbots haben werden. Sollten sie sich trotzdem gegen eine Mitfahrt
entscheiden, bleiben einem leider die Hände gebunden. Man kann niemanden zwingen mit auf
eine Klassenfahrt zu fahren. Die Teilnahme ist zwar wünschenswert, aber freiwillig.
Was verstehen Sie unter „Problemorientierung“ und wie erreichen sie diese?
- Beim Problemorientierten Unterricht handelt es sich um Unterricht, der nicht nur
systematisiertes und gut geordnetes Wissen vermittelt, sondern von Problemen ausgeht und
Problemlösungen ermöglicht (Bönsch (2000))
- Ziel ist es über „Forschungsaufträge“ die SuS in eine „Forscherhaltung“ zu versetzen und
damit entdeckendes Lernen zu fördern
- Problemorientierter Unterricht: SuS werden mit einer Denkaufgabe konfrontiert
(Problemstellung) das enthaltene Problem wird erkannt und Lösungsprinzipien werden
strukturiert/formuliert (Problemstrukturierung) das Problem wird möglichst eigenständig durch
die SuS gelöst (Problemlösung)die Problemlösung wird vorgestellt / bewertet
(Ergebnispräsentation) Problemlösungsstrategie wird z.T. auf ähnliche Probleme übertragen
(Vertiefung/Transfer)
- SuS müssen einen aktiven Part im Unterricht übernehmen
- Unterricht muss Anregungen zu Reflexion und Transferleistungen geben
- Lehrkraft unterstützt die SuS
Welche Sozialformen gibt es und welche Vor- und Nachteile haben sie?
Frontalunterricht:
- Vorteile: geringere Vorbereitung für L., weniger Disziplinprobleme, zeitökonomisch
- Nachteile: Passivität der SuS, Fixierung auf L., keine Binnendifferenzierung, kein
soziales Lernen
• Einzelarbeit
- Vorteile: individuelles Lerntempo, individuelle Aufgabenstellung mögl.
- Nachteile: Vereinsamungseffekt, Beeinträchtigung des sozialen Lernens,
Motivationsprobleme bei langanhaltender Über- oder Unterforderung
• Partnerarbeit
- Vorteile: größere geistige Beweglichkeit durch Meinungsaustausch, Schulung der
sozialen Kompetenz, Binnendifferenzierung mögl.
- Nachteile: ggf. Dominanzverhalten eines Partners, wenn sich Partner aufgrund von
Leistungsdifferenzen nicht helfen können
• Gruppenarbeit
- Differenzierung zwischen arbeitsgleicher und arbeitsteiliger Gruppenarbeit
- Vorteile: Qualität der geleisteten Arbeit und Lernzuwachs liegen meist höer als bei
anderen Sozialformen – bis zu 300 %, ansatzweise Binnendifferenzierung mögl.,
Auflockerung des lehrerzentrierten Unterrichts
- Nachteile: Zeitdruck, enge räumliche Verhältnisse, hoher Organisationsaufwand für
L., Bewertung schwieriger, Einzelgänger schwer integrierbar
Es heißt oft, dass wir Lehrerinnen und Lehrer „Lernerträge“ nachhaltig sichern sollen. Was ist Ihrer Auffassung nach damit gemeint und wie können wir das im Unterricht leisten?
Vernetzung inhaltlicher Zusammenhänge; Zusammenfassungen und Wiederholungen; Gezielte Hausaufgaben; Übungen und andere (auch Individuelle) Lernhilfen; Lernkontrolle als Sicherung und Selbstkontrolle für SuS und L
Nutzen sie Rituale im Unterricht? Warum ja/nein?
Ja, weil…
Rituale haben eine wichtige Bedeutung für das individuelle und soziale Leben. Sie geben
den Schülerinnen und Schülern Sicherheit und Halt in einem vertrauten Rahmen.
Die Wiedererkennung von Strukturen verbessert sich. Lobanlässe für eine positive
Verhaltensunterstützung werden erhöht.
Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten steigt.
Vereinfachung von Unterrichtsplanungen
Reduzierung von Schülerängsten
Hilfen für die Organisation des Tagesablaufs
Zusätzliche Lern-, Merk- und Denkhilfen
Freiräume für anderes
Ist das Filmen von SuS im Unterricht erlaubt? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?
Nur nach schriftlicher Einverständniserklärung der Eltern und nach Absprache mit der Schulleitung
Was halten sie von koedukativem Unterricht?
- Jungen und Mädchen entwickeln sich unterschiedlich schnell und werden in der Schule oft unterschiedlich wahrgenommen (Mädchen = lieber, organisierter, engagierter, fleißiger, hilfsbereiter, besser in Sprachen…), dennoch sollten sie gemeinsam unterrichtet werden in Form einer reflexiven Koedukation (= Unterschiede thematisieren) als Vorbereitung auf das Zusammenleben in der Gesellschaft und um den Rollendruck zu vermindern
- Es gibt Geschlechterunterschiede, die man im Hinterkopf haben muss, aber die muss man als Lehrer versuchen auszugleichen
Wie gewährleisten sie Differenzierung?
- Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntypen (visuell, auditiv, haptisch, sowie Mischformen)
- durch unterschiedliche Aufgabenstellung, unterschiedliche Deadlines, unterschiedliches Material, …
Was ist der Unterschied zwischen Binnendifferenzierung und individueller Förderung?
Binnendifferenzierung: liegt in der Hand des Lehrers und passiert im Unterricht, um der
Unterschiedlichkeit der SuS gerecht zu werden. Es ist eine Methode, um die individuelle
Förderung zu erreichen
Äußere Differenzierung: durch Schulform, LK/GK
Innere Differenzierung: durch unterschiedliches Material, Arbeitszeit, Arbeitsmenge,
Hilfestellung
Umsetzung durch Methode wie TPS
Individuelle Förderung: liegt im Auftrag der Schule und jeder Schüler hat laut Schulgesetz
(Präambel) das Recht darauf. Die Schule muss den Rahmen für individuelle Förderung bieten.
Vorher muss Diagnose stattfinden. Die individuelle Förderung ist quasi ein Produkt der
Binnendifferenzierung, also das, was durch die Binnendifferenzierung gewährleistet wird
Durch die individuelle Förderung geht die Schere zwischen guten und schlechteren
Schülern doch noch weiter auseinander, weil ein guter Schüler daraus mehr mitnimmt, als
ein schlechter, oder?
- Auf den individuellen Schüler bezogen ist aber dadurch trotzdem ein Zuwachs zu
verzeichnen, denn auch der schwächere wird besser
- Man muss es ja individuell betrachten und daher jeden bestmöglich fördern, denn es ist ja keine Lösung, die guten S deshalb nicht weiter zu fördern
Welche Methoden des sprachsensiblen Unterrichts gibt es?
Ziel: SuS von BICS (Umgangssprache, informell) zu CALP (Fachsprache/Wissenschaftssprache,
fächerübergreifende und fachunterrichtliche Schulsprache) bringen, z.B. durch: Wortlisten zu
Themen anlegen, Lückentexte, Textpuzzle, Fehlersuche, Fachbegriffsnetze anlegen,
Formulierungshilfen geben, Fachvokabular lernbar zusammenstellen, z.B. in Wortfamilien
Wie bilden sie Gruppen in der SI? In der SII?
- SI und SII: zuerst überlegen, ob heterogene oder homogene Leistungsgruppen gebildet
werden sollen
- Z.B. durch Verabredungskarten, Spielkarten, Süßigkeiten, Durchzählen, Schüler selbst
wählen lassen, nach Geburtsmonaten, nach Sitzordnung,…
Wie fördern Sie soziale Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern?
a) Direkte oder indirekte Förderung
Direkte Förderung: soziale Kompetenzen werden durch spezifische
Übungen/Unterrichtsbeispiele/Klassenregeln gefördert
Indirekte Förderung: Unterrichtsmethoden, die den Erwerb von sozialen Kompetenzen fördern
(Kooperatives Lernen (Think-Pair-Share)
b) Außerunterrichtliche Angebote: Projekte, Mentorenprogramme, Praktika
c) Schulleben: Schulprogramm (z.B. Courage, Schule ohne Rassismus)
„Unterrichten lernt man nur durch Unterricht“ - Wie beurteilen Sie dieses Bonmot
vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen?
- Der Mensch lernt nur aus Erfahrung. Theoretisch kann man Vieles überlegen, wenn man es nicht
selbst ausprobiert, lernt man aber nichts.
- Wissen im Rahmen von Hospitationen, Fachseminaren, Kernseminaren etc. fließt in den Unterricht mit ein und wird angewendet
Warum ist die lebensweltliche Anbindung im Unterricht so wichtig, und wo sehen
Sie Grenzen / Gefahren?
- Weil dadurch das Interesse geweckt wird, die Lust, sich damit auseinanderzusetzen
- Lernen macht so erst einen Sinn! Grenzen sind durch Kernlehrpläne / zeitliche Limits etc.
gegeben.
„Frontalunterricht: Gut gemacht“ - Gibt es das? Und ist kooperatives Lernen der
Königsweg für Qualitätsentwicklung des Unterrichts?
- Kooperatives Lernen fördert in besonderem Maße
• Eigenverantwortung
• Selbstwirksamkeitserfahrungen
• Veränderung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses
• Handlungsorientierung im Unterricht
- Guten Frontalunterricht gibt es aber auf jeden Fall auch! Gute Vorträge müssen kurz und
knackig, anschaulich sein, dann unbedingt praktischen Bezug zu weiterer Aufgabe für die Schüler
geben, vielleicht aktivierende Aufgabe während Lehrervortrag geben, nicht „nur“ Zuhören
- Ansonsten sollte Lehrkraft eher „Lernarrangements“ durch gute Arbeitsanweisungen, gutes
Material, Einübung von Sozialformen schaffen
Welche didaktisch-methodischen Gelingensbedingungen sind bei kooperativem
Lernen zu beachten? (Gehen Sie auf die verschiedenen Phasen sowie auf die Rolle der
Lehrperson ein.)
- Nach Brüning/Saum liegt kL vor, wenn der Dreischritt Denken-Austauschen-
Vorstellen (THINK PAIR SHARE) zur Grundlage des Unterrichts gemacht wird und mit
anderen Lehr-Lernformen verbunden wird.
1. Denken -> S arbeiten in Einzelarbeit
2. Gelingensbedingungen: Arbeitsauftrag vorstellen und Verständnis bei allen S sichern;
Ruhe schaffen; Zeitvorgaben geben; Denken möglichst verschriftlichen lassen
Austauschen -> Vergleich von Ergebnissen / Diskussion, Strittiges klären, auf
Ergebnisse einigen in Partner- oder Kleingruppenarbeit
Gelingensbedingungen: Zeitvorgaben einhalten; Verzögerungen vermeiden; zur
leisen Kooperation anhalten; daraus hinweisen, dass jeder aus Gruppe vorstellen
können soll
3. Vorstellen -> Ergebnisse vorstellen, im Plenum diskutieren, verbessern
- kL endet nicht nach der Phase der Vorstellung: Gibt es Fehler oder Widersprüche ->
Rückgabe an Schüler. Ansonsten: Zusammenfassende Fokussierung durch Lehrer,
Sicherung, Übung/Anwendung/Problematisierung/Reflexion -> in kooperativen
Verfahren, Lernerfolgskontrolle
Dafür muss der Lehrer beim kL sorgen:
1. 2. Positive Abhängigkeit -> jedes Mitglied muss Beitrag zu gemeinsamem Erfolg leisten
Unterstützende Interaktion -> S unterstützen sich gegenseitig, teilen Ressourcen und
helfen sich
3. Individuelle und Gruppen-Verantwortlichkeit -> Gruppe muss dafür verantwortlich
sein, Ziele zu erreichen und dazu muss jeder Einzelne Leistung bringen (kleine Gruppen,
Verständnis sicherstellen, aktuelles mit früherem Lernen verknüpfen, individuell testen,
Beobachten der Gruppenmitglieder)
4. In Kleingruppen angemessen miteinander kommunizieren -> soziale Fertigkeiten und
Fähigkeiten erlernen um Konflikte konstruktiv zu lösen (spezielles Training in Bereichen
Führen, Entscheiden, Vertrauen, Kommunikation, Konfliktmanagement, z.B. durch
Rollenspiel)
5. Bewerten in Gruppen -> Gruppenmitglieder diskutieren, wie gut Ziele erreicht
wurden und welche Handlungen der Mitglieder dazu hilfreich bzw weniger hilfreich
waren bzw. welche Verhaltensweisen evtl. verändert werden müssen
Diskutieren sie die methodische Ausrichtung des kooperativen Lernens
- umfasst „Formen der Gruppen- oder Zusammenarbeit .., bei denen [Schüler] nicht
nur für das eigene Lernen, sondern [auch] für das der Teammitglieder gleichermaßen
verantwortlich sind“
- soziales und affektives Lernen wird mit einbezogen, dies ist von Vorteil
- Gruppenpuzzle, Gruppenrallye, reziprokes Lernen haben hohe Effektstärke bei Hattie
- In der Interaktion, dem Erklären mit Mitschülern findet beim Lerner Lernen statt
Wie können Schüler das Lernen lernen? Welche Konzepte kennen Sie?
Definition:
Lern- und Arbeitsstrategien stellen ein Kompetenzbündel von Einzelfertigkeiten dar, deren
Anwendung es einem Lerner ermöglicht, individuelles lernen und selbstständiges Arbeiten
zunehmend eigenverantwortlich durchzuführen.
Diese Fertigkeiten dienen dem Erwerb, der Verarbeitung und der Weitergabe von Wissensstoff und
ermöglichen selbstständiges, rationales Arbeiten
Skizzieren Sie Aspekte eines professionellen Lernbegriffs!
erweiterter Lernbegriff (Fachliches Lernen, Kommunikatives L., Soziales Lernen, Affektives u. personales L., Methodisches Lernen).
Trainingsraumkonzept - Was steckt dahinter?
- Speziell eingerichteter Raum, der SuS zur Verfügung steht, die den Unterricht stören
und sich nicht an Regeln halten können oder wollen
- SuS können freiwillig in den Trainingsraum gehen oder vom Lehrer hingeschickt
werden
- Speziell ausgebildeter Lehrer im Trainingsraum vorhanden: reflektiert mit SuS
zusammen das Verhalten und sucht individuelle Auswegmöglichkeiten
- Sind SuS nicht bereit, mitzuarbeiten, werden sie nach Hause geschickt und müssen
am nächsten Tag mit den Eltern zu einem Gespräch in die Schule kommen
- Kritik: Verschiebung des Machtverhältnisses zugunsten der Schüler: Schüler bei
Konfliktsituationen des Lehrers immer auf der Verliererseite
- „Schwarze Pädagogik“: defizitäres Menschenbild, Schüler als konditionierte
Lernobjekte,
- professionalisierte Form des Rausschmeißens und Wegsperrens ins Schülergefängnis,
Abschiebung schon bei leichten Vergehen wie Kaugummikauen, Missachtung ihres
Rechts auf Lernen, totalitäre Überwachung, Kontrolle etc.
Viele Kolleginnen und Kollegen wehren sich gegen die Sozialpädagogisierung der
Schule. Sie auch?
- Lehrer übernehmen nicht dieselben Aufgaben wie Sozialpädagogen (und sind auch gar nicht
dafür ausgebildet), doch es kann nicht außer Acht gelassen werden, dass die Schule als
Sozialisationsinstanz wirkt.
- Sinnvoll wäre ein Zusammenwirken von Lehrern und Sozialpädagogen, wie dies – zumindest
in Ansätzen – auch am Schiller-Gymnasium umgesetzt wird.
- Wenn wir als Lehrer den Schülern und ihren Ausgangsbedingungen gerecht werden wollen,
müssen wir uns natürlich deren soziales Umfeld ansehen und möglicherweise zu
beobachtende negative Tendenzen an die Eltern rückmelden (was dann insbesondere in der Verantwortung der Klassenlehrer liegt).
Was sind gute Aufgabenstellungen?
- Berücksichtigen den individuellen Kompetenzstand
- Binnendifferenziert (= gestuft und individualisiert)
- Angemessen fordernd
- An Lerngruppe angepasst
- Zielen auf auswertbares Lernprodukt ab
Welche Ansätze für Classroom Management gibt es? Was ist Ihrer Meinung nach
gutes Classroom Management?
- Gutes CM: es treten keine Störungen auf, bzw. kann der Lehrer Störungen schnell
unterbinden, sodass es möglichst viel echte Lernzeit gibt
Reaktives Lehrerhandeln:
- Low- Profile-Ansatz (Helmke): möglichst auf Störung so eingehen, dass
Unterrichtsfluss nicht beeinträchtigt wird; Unterrichtsstörungen möglichst
verhindern.
Drei zeitliche Zonen unterschieden werden: Zunächst checkt der Lehrer mögliche
Quellen und Signale für Unruhen ab, um weiteren Störungen vorzubeugen
(Anticipation). Kurz bevor Störungen auftreten, kann der Lehrer diese beispielsweise
durch gezieltes „name dropping“ oder Blickkontakt eindämmen (Deflection).
Störungen unterhalb der Akzeptanzschwelle können ignoriert werden, um den
Unterrichtsfluss nicht zu stören, andere werden von dem Lehrer unverzüglich jedoch
diskret unterbunden (Reaction).
- Kounin: fünf erlernbare Techniken effizienter Klassenführung, die für erwünschtes
Schülerverhalten und störungsarmen Unterricht bedeutsam sind:
1. Allgegenwärtigkeit und Überlappung: Schüler sollen das Gefühl haben, dass die
Lehrkraft alle ihre Aktivitäten im Blick hat und dass störende Aktivitäten nicht
übersehen werden.
2. 3. 4. 5. Reibungslosigkeit und Schwung: Unnötige Unterbrechungen des Unterrichtsflusses
sollen vermieden werden, vor allem Hektik und Langeweile. Es soll einen
„geschmeidigen“ Unterrichtsverlauf ohne Brüche geben
Gruppenmobilisierung: Alle Schüler sollen dem Unterricht folgen. Auch wenn nur
einer „dran“ ist, sollen die anderen klare Aufgaben haben
Valenz und intellektuelle Herausforderung: Überdrusserscheinungen seitens der SuS
gar nicht erst aufkommen lassen
Abwechslung und Herausforderung: positives Schülerverhalten (besonders deutlich
bei Stillarbeitsphasen und im Grundschulunterricht)
Proaktives Lehrerhandeln
- Carolyn Evertson: Klassenmanagement als vorausplanendes Handeln
Elf Kategorien guten CMs, um Störungen vorzubeugen:
1. Klassenraum vorbereiten
2. Regeln und Verfahrensweisen für die Zusammenarbeit der Schüler planen
3. Konsequenzen für angemessenes und unangemessenes Verhalten festlegen
4. Unterbindung von unangemessenem Schülerverhalten
5. Regeln und Prozeduren zu Schuljahresbeginn/bei Übernahme einer neuen
Klasse unterrichten
6. Gemeinschaftsfördernde Aktivitäten zu Schuljahresbeginn
7. Strategien für potenzielle Probleme
8. Überwachen des Schülerverhaltens
9. Vorbereiten des Unterrichts: Binnendifferenzierung
10. Verantwortlichkeit der Schüler
11. Unterrichtliche Klarheit
Welchen Stellenwert hat für Sie Helmkes Angebots-Nutzungs-Modell?
- Aus dem Jahr 2003, gilt als Ausdruck des derzeitigen Forschungsstands über die
Wirkungsweise des Unterrichts
- Darin wird der Stellenwert von Klassenführung deutlich und es bietet einen Überblick
darüber, wie Klassenführung, Unterricht, Klassenkontext und fachlicher Kontext
sowie Aspekte auf Schülerseite zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen.
- In dem ANM werden möglichst viele verschiedene schulische und außerschulische
Faktoren berücksichtigt. Im Zentrum steht dabei das seitens der Lehrperson
bereitete unterrichtliche Angebot. Ob und inwiefern das unterrichtliche Angebot zu
Lernaktivitäten der Schüler führt, hängt entscheidend von den individuellen
Eingangsvoraussetzungen sowie von den vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten
der Schüler ab.
- Helmkes Modell verdeutlicht stark, dass der Unterricht von unterschiedlichen
Einflussfaktoren, Prozessen und Zielkriterien abhängt und dass Lehrer und Schüler als
Koproduzenten der Unterrichtswirkungen zu betrachten sind. Anhand des ANM ist zu
sehen, dass es den guten Unterricht an sich nicht gibt. Die Expertise des Lehrers, die
sich unter anderem in der Effizienz der Klassenführung zeigt, ist aber ein wichtiger
Teilaspekt, um Unterricht in hoher Qualität anbieten zu können.
Viele setzen „Motivierung“ mit „Unterrichtseinstieg“ gleich. Entfalten Sie ein
differenziertes Geflecht von Leistungsmotivation!
- Zwar kann durch Methodenvielfalt, Anschaulichkeit, konkrete Beispiele,
Belohnungen, Lob etc. in Einstiegen motiviert werden, allerdings nur extrinsisch und
vor allem nur kurzzeitig
- Ziel ist eine langfristige und selbstbestimmte Lern- und Leistungsmotivation, die
abhängig ist von den Grundbedürfnissen wie individuelle Förderung, soziale
Eingebundenheit und Lebensweltbezug
- Ziel nach Ryan und Deci: Integration (Die Motivierung für ein Handeln ergibt sich aus
dem Selbstverständnis einer Person. So zu handeln ist Teil ihrer Persönlichkeit; sie
kann gar nicht anders)
- Leistungsmotivation ist abhängig vom Selbstbewertungssystem, das die SuS im Laufe
ihrer Kindheit und Jugend entwickeln. Daraus entstehen Kausalattribuierungen:
Misserfolgsängstliche SuS erklären Erfolg z.B. mit Glück und Misserfolg mit eigener
Unzulänglichkeit, während erfolgsorientierte SuS Erfolg mit eigenem Können und
Misserfolg mit externen Umständen
- Durch Binnendifferenzierung schafft man langfristige Motivation für möglichst alle
SuS!
Welche Arten von Medien kennen Sie? Was sind die Vor- und Nachteile?
• 5 Arten von Medien:
- visuelle Medien: Bilder, Texte, Bücher
- audiovisuelle Medien: DVD, Video, TV, Beamer etc.
- auditive Medien: Tonträger etc.
- taktile, haptische Medien: Originale etc.
- sonstige Medien: Lehrer und Schüler, Gäste...
• Zu beachten für den Einsatz von Medien:
- Abstimmung auf Lernziel
- bereits vor dem U. bereitstellen
- alle müssen sehen können
- anschaulich, ansprechend, übersichtlich gestaltet
- Beachtung von Rahmenbedingungen, auch gesetzlich!
• Vorteile von Medien:
- hohe Motivation
- Abwechslung/Öffnung von U.
- Berücksichtigung untersch. Lerntypen
- Erweiterung Medienkompetenz
- Lernen fördern: Inhalt mit Medium verbinden
• Nachteile von Medien:
- Reizüberflutung
- Manipulation durch Medien (Massenmedien)
- Medien müssen auf Erfahrungswelt der SuS abgestimmt sein (hohe Anf. an L.)
• Wahl des Mediums ist abhängig von:
- Ziel der U-Stunde
- U-Inhalt
- Entwicklungsstand der SuS (Wissen + Können)
- Eingeschlagener Lehrstrategie (Methodenkonzeption)
- Zeit
Welche Arten der Methodenkonzeptionen kennen Sie?
• Geschlossene Konzeptionen (Ausubel)
- Starke Lehrerlenkung
- Übergewicht d. fragend-entwickelnden Gesprächs
- Lernhaltung rezeptiv-aufnehmend
• Offene Konzeptionen (Bruner)
- hohe Schüleraktivität
- selbsttätiges und kooperatives Arbeiten
- Prozess des Erkennens steht im Mittelpunkt
Vielfalt – individuelle Förderung – Zentralabitur: für Sie ein unlösbarer Spagat?
- Ja, teilweise schon. Individuelle Förderung braucht (viel) mehr Zeit als „Trichterlernen“/
Inputorientierung. Außerdem hört man von überall, dass nicht genügend Zeit zum Vertiefen sei,
und gerade das Vertiefen bzw. problemorientiere Anwenden von Gelerntem führt doch letztlich
zum nachhaltigen Lernen
- Schon in der Schule findet teaching for the test statt, das ist schade
- Alternative sollte sein: Zentralabitur, wenn es sein muss, aber bitte wieder 13 Jahre Schule
- Oder freiere Gestaltung des Abis bei so wenig Zeit ??
„Die Schule als Lebensraum.“ Was heißt das für Sie?
„Gemeinsames Lernen und Zusammenleben stehen gleichermaßen im Mittelpunkt schulischer
Arbeit“
Schule als Lern- und Lebensraum ist ein Ort:
• an dem jeder in seiner Individualität angenommen wird,
• an dem jeder Zeit zum Wachsen hat und seine Fähigkeiten entfalten kann,
• an dem jeder Angebote vorfindet, die zum Lernen anregen,
• wo Fehler und Umwege im Lernprozess erlaubt sind,
• wo Inhalte zunehmend selbst ausgewählt und erschlossen werden,
• wo ein Klima gegenseitigen Respekts und menschlicher Wärme herrscht
Was bedeutet „kompetenzorientierter Unterricht“ und wie kann ich ihn gestalten?
(„Kompetenzpapst“ = Josef Leisen)
- Kurzdefinition (angelehnt an die Definition von Weinert): Kompetenzen sind verfügbare
Fertigkeiten und Fähigkeiten, bestimmte Probleme zu lösen und die Problemlösungen
in variablen Situationen erfolgreich nutzen zu können und zu wollen.
- Kompetenzen werden erworben und nachgewiesen, wenn Lerner authentische
Anforderungssituationen bewältigen müssen -> Problemorientierung
- Kompetenzen sind immer an Inhalt gebunden
- Verbindung/Verknüpfung mehrerer Kompetenzbereiche
- Förderung systematischen Kompetenzerwerbs (Progression)
- Unterstützung der Selbsttätigkeit der SuS
- Durchführung von Kompetenzdiagnose und –überprüfung
- Hinarbeiten auf ein Lernprodukt (Outputorientierung)
- Kompetenzen haben Lernziele abgelöst
- Herausarbeiten transferierbarer Strukturen
- Lehr-Lern-Modell:
Kompetenzorientierter Lernprozess als Schrittfolge (Vgl. Bonbonmodell von
Rolf Sistermann): 1. Problemstellung entdecken, 2. Vorstellungen entwickeln,
3. Lernmaterial bearbeiten/Lernprodukt erstellen, 4. Lernprodukt
diskutieren, 5. Lernzugewinn definieren, 6. Vernetzen und
transferieren/sicher werden und üben
Aufgabe des Lehrers: professionell steuern, sowohl durch
Aufgabenstellungen und Materialien bzw. Methoden, oder über
Moderation/Gesprächsführung und Diagnose/Rückmeldung
Die Diskussion um guten Unterricht rankt sich seit Jahren um den
Kompetenzbegriff. Kritiker/innen warnen vor einem Untergang der inhaltlichen Dimension
des Unterrichts. Legen Sie Ihre Meinung zu dieser Diskussion bzw. dieser Warnung dar.
Kritik an Kompetenzorientierung
- Gruschka: Lehrer sollte Erzieher/Instruktor sein, nicht bloß Arrangeur des Unterrichts,
wie es beim kompetenzorientierten Unterricht der Fall ist
- Inhalte werden zugunsten der Kompetenzen vernachlässigt (Paradigmenwechsel: vorher
Inputorientierung = welche Inhalte unterrichtet werden; jetzt Outputorientierung = was
SuS am Ende können müssen)
- Es kommt nur noch darauf an, SuS zur Lösung von Aufgaben zu befähigen. Unterricht
wird dadurch auf ein „Training on the test“ ausgerichtet
- Ist nicht richtig durchdacht (Schnellschuss, um nach schlechten PISA-Ergebnissen etwas zu verändern) bzw. kann nach den ganzen Jahren des Reformgewitters an den Schulen
gar nicht richtig/zielführend umgesetzt werden
- Ich kann Kritik nachvollziehen, finde aber Kompetenzorientierung (nicht um jeden Preis)
gut, zum Beispiel in PP, da besteht aber das Unterrichtsziel ohnehin in der Kompetenz, nämlich Philosophieren zu können
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