-Uneinheitliche politische Philosophie
-Verschiedene Begründer
o John Locke (1632-1704): Gründervater des Liberalismus, formuliert die Naturrechte von Leben, Freiheit und Eigentum – Regierungen müssen Legitimität durch Zustimmung gewinnen und können andernfalls gestürzt werden
o Adam Smith (1723-1790): tritt für die freie Marktwirtschaft ein
o John Stuart Mill (1806-1873): begründet den Sozialliberalismus, der eine Bevormundung des Staates ablehnt, eine Umverteilung aber befürwortet
-Normativer Kern: Freiheit des Individuums (zeichnet alle Arten des Liberalismus aus)
==> Negative Freiheit vom Staat
==> Positive Freiheit zur Partizipation (Staat hat dem Individuum gegenüber, ein dienendes Verhältnis)
-Positives Menschenbild (Mensch ist gut, vernunftbegabt, etc.)
-Fortschrittsglaube
==> Fundament für Grund- und Menschenrechte
-Norm der Verhinderung von Krieg – Gedanke der persönlichen Freiheit wird auf eine internationale Ebene getragen
-großes Potential für internationale Friedensordnung
o ein Misstrauen wie im Realismus wird hier nicht bedient
-Erklärungsfaktoren:
o 1. Kosten des Krieges
o 2. Nutzen des Handels
o 3. Friedlichkeit von Demokratien
o 4. Weltöffentlichkeit
o 5. Rechtsnormen
o 6. Institutionen
==> In dieser Form ist der Gedanke zu breit gestreut um generell anwendbar zu sein
o Kein einheitliches Theoriegebäude liegt vor
o Gibt verschiedene Richtungen des Liberalismus Internationale Politik zu gestalten
§ Republikanischer Liberalismus
§ Pluralistischer Liberalismus
§ Soziologischer Liberalismus
-Erste Diskussion innerhalb der IB zur Übertragbarkeit und Anwendung der normativen Annahmen des Liberalismus wuchs innerhalb der Disziplin in den 1920er und 1930er Jahren
-Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise und dem Faschismus in Europa sahen sich liberale Ansichten, die als utopisch und naiv klassifiziert wurden, breiter Kritik ausgesetzt und wurden durch Ideen des Realismus abgelöst
-Stärkere Sensibilität der Außenpolitikanalyse für gesellschaftliche Bedingungsfaktoren außenpolitischer Entscheidungen ging in den 1990er Jahren mit Neuformulierung des liberalen Ansatzes der Analyse von Außenpolitik einher
-Mit Ende des Kalten Krieges, wuchs der Glaube an eine friedvolle kooperative Staatengemeinschaft erneut
-Die liberale IB-Theorie ist nicht normativ, sondern empirisch-analytisch (und damit politikwissenschaftlich anwendbar)
-Zentrale Analysefragen des Liberalismus:
o Welche gesellschaftlichen Interessen werden artikuliert?
o Welche gesellschaftlichen Interessen können wirkungs- mächtig in den (außen)politischen Prozess eingespeist werden?
-die liberale Analyse fragt, wie die staatliche Präferenzbildung zustande kommt (Methodik: z. B. process tracing) – dann, wie die Präferenzen außenpolitisch vertreten werden (zerlegt die Präferenzbildung in ihre Einzelteile)
-gemäß des Liberalismus entstehen staatliche außenpolitische Präferenzen auf Grundlage der durchsetzungsstärksten gesellschaftlichen Präferenz, d.h. innenpolitische Voprgänge lenken die Außenpolitik
==> Frage nach dem realen Outcome der AP hängt von der Interessenslage mit anderen Nationen ab
o Konvergierende Interessen (Zusammenarbeit)
o Divergierende Interessen (Spannung, Konflikte)
o Komplementäre Präferenzen (verhandlungsbasierte Kompromisse und Kooperation)
-Gesellschaftliche Akteure legen ihre Präferenzen auf eine normative oder ökonomische Nutzenmaximierung aus
-Soweit transnationale Präferenzbildung Eingang in den innerstaatlichen bottom-up-Prozess findet, wird sie in der Analyse berücksichtigt (siehe. orangene Kreise)
-Die festgestellten gesellschaftlichen Präferenzen...
o ...sind der Ausgangspunkt der liberalen Außenpolitikanalyse;
o ...ihre Konkurrenz bildet sich in der Entscheidung zur staatlichen Präferenzbildung ab, indem gesellschaftliche Akteure danach streben, ihre Interessen durch den Staat vertreten zu lassen.
-Die Präferenzbildung gesellschaftlicher Akteure geht dem staatlichen Präferenzbildungsprozess voraus.
-Der Staat (von dem der Neorealismus als BlackBox ausgeht (innerstaatliche Prozesse sind uninteressant))
o ...wird als Arena für den Wettbewerb gesellschaftlicher Akteure modelliert
o ...agiert lediglich als Agent für die gesellschaftlichen Prinzipale
==> Welche Interessen sich durchsetzen wird bestimmt durch:
o Das politische System
o Die Struktur der Gesellschaft
-Die außenpolitische Präferenzbildung gesellschaftlicher Akteure wird bestimmt…
o …durch die möglichen Kosten der Außenpolitik
o …durch den möglichen Nutzen der Außenpolitik
-Die außenpolitische Präferenzbildung gesellschaftlicher Akteure…
o … ist auf ihre normative oder ökonomische Nutzen-maximierung ausgelegt
o … geht dem staatlichen Präferenzbildungsprozess voraus
o Die jeweiligen Präferenzen der gesellschaftlichen Akteure können je nach unterschiedlicher institutioneller Ausgestaltung des Verhältnisses von Gesellschaft und politischem System unterschiedlichen Einfluss auf die Feststellung der staatlichen Präferenz gewinnen
o Pluralistische Systeme (bspw. USA) – alle konkurrieren um Einfluss
o Korporatistische Systeme (bspw. BRD) – einige wenige große Gruppen konkurrieren um Einfluss
o Autokratische Systeme (VRC) – eine Gruppe bestimmt
o Die Art des Herrschaftssystems
o den Entscheidungsfindungsprozess & die konkreten Einflussnahmen
o die Vernetzung der gesellschaftlichen Kräfte mit formalen außenpolitischen Entscheidungsträgern
-Annahme: Die außenpolitischen Ziele eines Staates werden durch die Präferenzen der einflussreichsten gesellschaftlichen Akteure bestimmt – und der Staat handelt gemäß dieser Präferenzen.
o Akteure: Gewerkschaften, Industrieverbände, NGOs, Aktivistenverbände, Medien, Global Player
-zu analysierender Akteur ist auch immer die Öffentliche Meinung
==> Da Regierungen das Ziel der Wiederwahl verfolgen, müssen sie versuchen, gesellschaftliche Interessen zu realisieren, da Wähler:innen in Kosten-Nutzen- Abwägung diejenigen mit der Regierung beauftragen, die ihre Interessen besser durchsetzen.
-Wenn der Organisationszweck einer Interessengruppe von außenpolitischen Maßnahmen betroffen ist (Kosten/Nutzen), versuchen sie, Einfluss auf den Entscheidungsprozess zu nehmen (Nutzung von Foren, Netzwerken, etc.)
-Die Effektivität der Einflussnahme ist abhängig
o 1. Vom Situativen Mobilisierungsgrad (Kosten-Nutzen-Erwartung)
o 2. Von der Organisationsfähigkeit (Größe der Gruppe, Trittbrettfahrer,
o Homogenität)
o 3. Von der Ressourcenausstattung (Personen, Finanzen, Informationen, Legitimation, öffentliche Interstützung)
o 4. Vom Zugang zum Entscheidungsprozess (in Relation zum Zugang konkurrierender Gruppen)
o Besagte bis in die 1970er Jahre, dass die öffentliche Meinung geringen Einfluss auf die Außenpolitik hat
o Mit dem Vietnam-Krieg änderte sich diese Einschätzung:
==> Dezidiertes und stabiles Urteil auch möglich bei:
§ Geringer direkter Erfahrung
§ Eingeschränktem Wissen
§ auf wenige Fragen konzentriertes (oder gar mangelndes) Interesse an außenpolitischen Fragen
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