-„Die Entscheidungen und Handlungen von Regierungen sind im wesentlichen intra-nationale politische Ergebnisse: Ergebnisse in dem Sinne, daß das, was geschieht, nicht als Lösung für ein Problem gewählt wurde, sondern sich vielmehr aus Kompromiß, Koalition, Wettbewerb und Verwirrung unter den Regierungsbeamten ergibt, welche unterschiedliche Seiten einer Fragestellungen sehen; politisch deshalb, weil die Tätigkeit, aus welcher die Ergebnisse entstehen, am besten als Aushandeln charakterisiert werden kann“ (Allison 1975)
==> Ergebnis des Aushandelns ist die Internationale Politik
-Zeugt von pluralistischem Politikverständnis
-„Die Analyse von Außenpolitik kann nicht auf der Abstraktion des Staates als einheitlichem und monolithischem Akteur im internationalen System beruhen. Sie muss vielmehr den außenpolitischen Entscheidungsprozess innerhalb eines Staates zum Ausgangspunkt nehmen“ (Snyder, Richard 1954)
-Pluralistisches Politikverständnis
o Prozessorientierter Ansatz: Die Ausgestaltung des (außenpolitischen) Entscheidungsprozesses hat Auswirkungen auf die Inhalte von (außenpolitischen) Entscheidungen.
o Die innerstaatliche Entscheidungsfindung erfolgt als Aushandlungsprozess zwischen einer Vielzahl von Akteuren mit jeweils eigenen Interessen.
§ Zuerst der Minister, dann die Staatssekretäre, dann eine vielfältige Anzahl von Beamten auf verschiedenen Ebenen, die alle eigene Interessen haben – wobei die Positionen gar nicht sehr hoch sein müssen
o A priori ist keine Hierarchie zwischen unterschiedlichen Politikfeldern anzunehmen.
-Ökonomische Bürokratietheorie
o Konzeption rationaler, Nutzen maximierender Repräsentanten bürokratischer Organisationen
o Bürokratie ist nicht bloß passiver und neutraler „Agent“ politischer „Prinzipale“
-Methodologischer Individualismus
o Individuelle Inhaber bürokratischer Positionen innerhalb einer Exekutive, die ihrer bürokratischen Kompetenzen und Ressourcen wegen an den Verhandlungen teilnehmen
-Konzept der action channels
o Die bürokratische Zuordnung von Positionen, Zuständigkeiten und Kompetenzen im außenpolitischen Entscheidungsprozess ist entscheidend dafür, welche Individuen als Teilnehmer im intragouvernementalen Aushandlungsprozess zu berücksichtigen sind – also für ihre Relevanz
==> Bürokratietheorie bezieht indirekten, außerbürokratischen/-organisatorischen Einfluss nicht mit ein
-1. Homo Bureaucratius
o Inhaber bürokratischer Positionen richten ihre außenpolitischen Entscheidungen auf die Maximierung des Interesses ihrer Organisation aus. Dieser Zusammenhang vermittelt sich über drei Kausalmechanismen:
§ Eigeninteresse an beruflichem Aufstieg und Einkommen
§ Sozialisationsprozesse
§ Selektive Rekrutierungspraxis
-Primäre Organisationsinteressen
o Sicherung ihrer Existenz und Stärkung ihrer relativen Stellung innerhalb der Exekutive
o Fähigkeit der effektiven Funktionserfüllung und Verteidigung eigener Zuständigkeiten, besonders im Bereich der sog. Organisationsessenz (will stets die Kompetenzgewalt verteidigen)
o Autonome Verfügungsgewalt über ein großes Budget (politische Folgen einer Handlung sind immer relevant)
-Bedingungsfaktoren für Erklärungskraft des Ansatzes:
o a) bread-and-butter Themen
o b) Organisationen mit klar spezifiziertem Aufgabenbereich
-Die politische Macht innerhalb der Exekutive ist nicht auf einen Akteur konzentriert, sondern über mehrere Akteure verteilt
-Außenpolitik entsteht nicht qua Befehl und Gefolgschaft, sondern als Resultat regierungsinterner Verhandlungen
➢Die Ergebnisse dieser Verhandlungsprozesse sind durch die Verteilung von Verhandlungsmacht bedingt
-Quellen von Verhandlunsgmacht
o Institutionelle Regeln der Entscheidungsfindung: Agenda-Setting-Macht, Zuteilung von Stimmrechten, formale Zuständigkeit für Implementierung
o Bürokratischer Zugriff auf Verwaltungsapparat: fachliche Expertise, Informationsvorsprung (vor eigentlich höheren Positionen), materielle Ressourcen
-Prinzipal-Agent-Argumentation (kein einzelner Akteur kann zwar die AP hierarchisch steuern, dafür aber formell)
o Trotz der formalen Hierarchien in Exekutiven besteht nur eine begrenzte Möglichkeit der hierarchischen
o Kontrolle und Steuerung:
§ Informationsvorsprung des Agenten (so weiss bspw. Baerbock mehr als Scholz auf dem Gebiet der AP)
§ Kontroll- und Sanktionskosten für den Prinzipal
-Kritik
o Der Ansatz unterschätzt die Bedeutung formaler Hierarchien
o Insbesondere dem formalen Letztentscheider wird zu geringe Aufmerksamkeit gewidmet (in dt. Fall dem Kanzler)
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