Was ist der Unterschied zwischen primärer und sekundärer Hämostase?
- Primäre Hämostase: Bildung eines 'weißen Thrombus' durch Thrombozytenaggregation.- Sekundäre Hämostase: Stabilisierung des Thrombus durch Fibrinbildung ('roter Thrombus)
Welche Hauptfunktionen haben die Gerinnungsfaktoren I und II?
- Faktor I (Fibrinogen): Bildung des Fibrinnetzes zur Stabilisierung des Thrombus.- Faktor II (Prothrombin): Die aktive Form, Thrombin (IIa), aktiviert die Faktoren I, V, VII und XIII
Wo werden die meisten Gerinnungsfaktoren gebildet, und welche Faktoren sind Vitamin-K-abhängig sind?
Antwort: - Bildungsort: Hauptsächlich in der Leber.- Vitamin-K-abhängige Faktoren: II, VII, IX,
Was ist die Rolle von Faktor VIII und wie wird er geschützt?
- Rolle: Kofaktor von Faktor IX; bildet einen Komplex zur Aktivierung von Faktor X.- Schutz: Bindung an den Von-Willebrand-Faktor, um vor Proteolyse geschützt zu werde
Welche klinischen Folgen kann ein Mangel an Faktor XIII haben?
Antwort:
- Funktion von Faktor XIII: Stabilisiert Fibrin durch Bildung von Quervernetzungen.
- Folgen eines Mangels: Verlängerte Blutungszeit; normale Globaltests (z. B. aPTT, Quick-Wert).
Wie wird Faktor VII aktiviert, und welche Rolle spielt er?
Antwort: - Aktivierung: Durch Kontakt mit dem Gewebefaktor (Tissue Factor, TF).- Rolle: Aktiviert die Faktoren IX und X, essentiell für die Einleitung der Gerinnungskaskade.
Was ist die Halbwertszeit der Gerinnungsfaktoren I und II?
Antwort: - Faktor I: 96-120 Stunden.- Faktor II: 41-72 Stunden
Welche Gerinnungsfaktoren werden durch Thrombin (IIa) aktiviert?
Antwort: - Faktoren I (Fibrinogen), V, VII, VIII, XI, XIII.- Aktivierung der Thrombozyten
Was ist die Funktion von Calcium (Faktor IV) in der Gerinnung?
Antwort: - Funktion: Katalysator, der es Gerinnungsfaktoren ermöglicht, an negativ geladene Phospholipide der Zellmembran zu binden
Welche Gerinnungsfaktoren spielen eine Rolle in der Fibrinolyse?
- Plasminogen wird zu Plasmin aktiviert, welches Fibrin abbaut.
- Faktor XII kann die Fibrinolyse indirekt durch Aktivierung von Plasminogen beeinflussen
Was sind die Hauptphasen der Gerinnungskaskade?
- Initiation: Aktivierung durch den Gewebefaktor (TF) und Faktor VIIa.
- Amplifikation: Verstärkung der Gerinnung durch Thrombinbildung.
- Propagation: Bildung eines stabilen Fibringerinnsels durch Faktor X und Fibrinogen
Welche Faktoren sind Teil der klassischen Gerinnungskaskade?
- Intrinsischer Weg: Faktoren XII, XI, IX, VIII.
- Extrinsischer Weg: Faktoren VII, Gewebefaktor (TF).
- Gemeinsamer Weg: Faktoren X, V, II, I
Welche Rolle spielt Faktor X in der Gerinnungskaskade?
- Aktivierung von Prothrombin zu Thrombin: Zentraler Faktor im gemeinsamen Weg.
- Bildung des Prothrombinase-Komplexes: Mit Faktor V und Calcium
Was ist die Funktion von Antithrombin in der Gerinnungsregulation?
- Hemmt aktive Gerinnungsfaktoren: IIa (Thrombin), IXa, Xa.
- Verstärkt durch Heparin: Heparin erhöht die Wirksamkeit von Antithrombin.
Welche Rolle spielt Protein C in der Gerinnungsregulation?
- Aktivierung: Durch Thrombin in Gegenwart von Thrombomodulin.
- Funktion: Inaktiviert die Faktoren Va und VIIIa, um die Gerinnung zu bremsen.
Was ist der tissue factor pathway inhibitor (TFPI)?
- Funktion: Hemmt den extrinsischen Weg, indem es den Gewebefaktor (TF) und Faktor VIIa blockiert.
Was sind die Hauptarten von Störungen im Hämostasesystem?
- Hyperkoagulabilität: Überschießende Gerinnung, die zu Thrombosen führt.
- Hypokoagulabilität: Verminderte Gerinnung, die zu erhöhter Blutungsneigung führt
Welche genetischen Ursachen können Hyperkoagulabilität begünstigen?
- Faktor-V-Leiden-Mutation.
- Prothrombin-Mutation.
- Protein-C- oder Protein-S-Man
Welche klinischen Symptome sind typisch für Hypokoagulabilität?
- Petechien (punktförmige Blutungen).
- Ekchymosen (großflächige Blutungen).
- Hämarthros (Gelenkeinblutungen).
Wie kann eine Hyperfibrinolyse diagnostiziert werden?
- Verlängerte Thrombinzeit (TT).
- Nachweis von Fibrinabbauprodukten (D-Dimere)
Was zeigt ein verlängerter Quick-Wert an?
- Hinweis auf Vitamin-K-Mangel oder Leberschäden.
- Mögliche Einnahme von Vitamin-K-Antagonist
Welche Rolle spielt der D-Dimer-Test in der Diagnostik?
- Nachweis von Fibrinolyseprodukten.
- Hinweis auf Thrombosen oder disseminierte intravasale Gerinnung (DIC)
Überblick: GERINNUNGSKASKADE + GEGENSTEUERUNG → INHIBITOREN DER GERINNUNG
Antwort: Die Blutgerinnung wird durch folgende Mechanismen und Hemmstoffe reguliert:
Antithrombin:
Hemmt die Aktivität der Gerinnungsfaktoren IIa (Thrombin), Xa, sowie weitere Faktoren wie IXa und XIIa.
Wirkt vor allem im intrinsischen Weg und in der gemeinsamen Endstrecke der Gerinnung.
TFPI (Tissue Factor Pathway Inhibitor):
Hemmt den extrinsischen Weg, indem es den Komplex aus Faktor VIIa und Tissue Factor (TF) blockiert.
Aktives Protein C:
Inaktiviert die kofaktorischen Gerinnungsfaktoren Va und VIIIa.
Wird durch die Interaktion von Protein C mit Thrombomodulin und unterstützt durch Protein S aktiviert.
Frage: Wie wird die Fibrinolyse reguliert, und welche Faktoren sind beteiligt?
Antwort: Die Fibrinolyse wird durch Aktivatoren und Inhibitoren reguliert, um den Abbau des Fibrinnetzwerks zu kontrollieren:
Aktivatoren der Fibrinolyse:
tPA (tissue Plasminogen Activator): Fördert die Umwandlung von Plasminogen zu Plasmin, das Fibrin abbaut.
uPA (urokinase-type Plasminogen Activator): Ebenfalls ein Aktivator der Plasminogen-Aktivierung.
Inhibitoren der Fibrinolyse:
PAI-1 (Plasminogen-Aktivator-Inhibitor 1): Hemmt die Aktivität von tPA und uPA, wodurch die Plasminogen-Aktivierung blockiert wird.
α2-Antiplasmin: Inhibiert Plasmin, um den Abbau von Fibrin zu stoppen und Blutgerinnsel zu stabilisieren.
Regulation durch Thrombin:
Thrombin stimuliert die Freisetzung von tPA, aktiviert aber auch Thrombin-aktivierbares Fibrinolyse-Inhibitor (TAFI), welches die Fibrinstruktur stabilisiert und so die Fibrinolyse hemmt.
Frage: Welche gerinnungshemmenden und gerinnungsfördernden Faktoren werden vom Gefäßendothel produziert?
Prostazyklin (PGI2): Hemmt die Thrombozytenaggregation.
Thrombomodulin: Bindet Thrombin und aktiviert Protein C zu aktivem Protein C (aPTC).
TFPI (Tissue Factor Pathway Inhibitor): Hemmt den Tissue-Faktor-Weg (extrinsischer Weg).
Heparansulfat: Aktiviert Antithrombin (früher: Antithrombin III).
Plasminogenaktivatoren (t-PA): Fördern die Fibrinolyse.
Gewebethromboplastin (Tissue Factor): Aktiviert den extrinsischen Gerinnungsweg.
Plättchenaktivierender Faktor (PAF): Fördert die Thrombozytenaktivierung.
Fibronektin (FN): Unterstützt die Stabilisierung von Fibrin.
Thrombospondin: Fördert die Thrombozytenadhäsion.
Plasmin-Aktivator-Inhibitor (t-PAI): Hemmt die Fibrinolyse.
Frage: Wie läuft die Blutgerinnung im zellbasierten Modell ab?
Antwort: Das zellbasierte Modell der Blutgerinnung beschreibt die Gerinnung in drei Phasen:
Ort: Tissue Factor (TF)-tragende Zellen.
Ablauf:
Tissue Factor bindet an Faktor VIIa und aktiviert Faktor X zu Xa.
Xa wandelt Prothrombin (II) zu Thrombin (IIa) um (geringe Mengen).
Thrombin aktiviert Plättchen und Faktoren V, VIII, und XI.
Ort: Aktivierte Thrombozyten.
Aktiviertes Thrombin verstärkt die Aktivierung der Faktoren V, VIII und XI.
Die Plättchenoberfläche bietet eine Plattform für die Bildung von Enzymkomplexen (z. B. Tenase-Komplex: IXa und VIIIa).
Ort: Aktivierte Plättchen.
Die Tenase-Komplexe (VIIIa/IXa) erzeugen große Mengen Xa.
Der Prothrombinase-Komplex (Xa/Va) produziert Thrombin in großer Menge.
Thrombin wandelt Fibrinogen zu Fibrin um, das durch Faktor XIIIa quervernetzt wird.
Regulation:
TFPI (Tissue Factor Pathway Inhibitor): Hemmt den Tissue-Faktor-Weg.
Antithrombin (ATIII): Hemmt Thrombin (IIa) und Faktor Xa.
Aktives Protein C (APC): Inaktiviert Faktoren Va und VIIIa in Anwesenheit von Protein S.
Frage: Was ist eine hämorrhagische Diathese, und welche Ursachen gibt es?
Antwort: Definition: Hämorrhagische Diathese beschreibt eine erhöhte Neigung zu Blutungen infolge von Störungen der Blutstillung (Hämostase). Sie kann angeboren oder erworben sein.
1. Störungen der Gefäßwand:
Angeboren: z. B. Ehlers-Danlos-Syndrom, Morbus Osler.
Erworben: Gefäßentzündungen (Vaskulitiden), Skorbut (Vitamin-C-Mangel).
2. Thrombozytenstörungen:
Quantitative Störungen: Thrombozytopenie (z. B. bei Immunthrombozytopenie, Knochenmarkinsuffizienz).
Qualitative Störungen: Thrombozytopathien (z. B. Morbus von Willebrand, Glanzmann-Thrombasthenie).
3. Plasmatische Gerinnungsstörungen:
Angeboren:
Hämophilie A (Faktor VIII-Mangel).
Hämophilie B (Faktor IX-Mangel).
Erworben:
Vitamin-K-Mangel (z. B. bei Lebererkrankungen).
Verbrauchskoagulopathie (z. B. bei DIC – disseminierter intravasaler Koagulation).
4. Fibrinolyse-Störungen:
Übermäßige Fibrinolyse durch gesteigerte Plasminaktivität.
Kutan: Petechien, Purpura, Hämatome.
Schleimhäute: Zahnfleisch-, Nasen- oder Uterusblutungen.
Schwere Fälle: Gelenk- und Muskelblutungen (z. B. bei Hämophilie).
Thrombozytenzahl und -funktion.
Gerinnungsanalysen: Quick-Wert, aPTT, Thrombinzeit.
Spezifische Tests: vWF-Aktivität, Faktoranalysen.
Behandlung der zugrunde liegenden Ursache (z. B. Substitution fehlender Gerinnungsfaktoren).
Medikamentöse Therapie: Vitamin K, Desmopressin, Tranexamsäure.
Thrombozyten- oder Gerinnungsfaktorkonzentrate bei schweren Fällen.
Was misst die aPTT und wofür wird sie genutzt?
Die aPTT (activated Partial Thromboplastin Time) misst die Zeit des endogenen Gerinnungsweges und wird insbesondere zur Überwachung einer Heparintherapie verwendet
Welche Parameter werden im Quick-Test bzw. INR gemessen?
Antwort: Der Quick-Test misst die Thromboplastinzeit (TPZ), während der INR-Wert standardisierte Ergebnisse liefert, die zur Überwachung von Vitamin-K-Antagonisten verwendet werden.
Wie wirken Cumarine als Antikoagulanzien?
Cumarine hemmen Enzyme, die Vitamin K regenerieren, und verhindern die gamma-Carboxylierung der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX, X, Protein C und S, wodurch diese nicht aktivierbar sind
Mechanismus der Heparinwirkung
Bindung an Antithrombin (AT):
Heparin bindet an Antithrombin über eine spezifische Pentasacharid-Sequenz.
Diese Bindung aktiviert Antithrombin und verändert dessen Struktur, wodurch die Hemmung der Gerinnungsfaktoren verstärkt wird.
Hemmung der Gerinnungsfaktoren:
Aktiviertes Antithrombin hemmt primär Faktor Xa und Thrombin (Faktor IIa).
Für die Hemmung von Thrombin muss unfraktioniertes Heparin eine ausreichende Länge haben, um sowohl Thrombin als auch Antithrombin zu binden.
Was ist der Hauptunterschied zwischen unfraktioniertem Heparin (UFH) und niedermolekularem Heparin (LMWH)
UFH hemmt Thrombin und Faktor Xa, während LMWH vor allem Faktor Xa hemmt. UFH erfordert längere Molekülketten für die Thrombinbindung
Welche Gerinnungstests basieren auf der Messung der Zeit bis zur Fibrinbildung
Tests wie aPTT, TPZ und Thrombinzeit messen die Zeit bis zur Fibrinbildung und werden mechanisch, optisch oder chromogen bestimmt
Geräte wie Kugelkoagulometer (mechanisch-magnetisch) oder optische Koagulometer (Turbidimetrie) messen die Zeit bis zur Fibrinbildung
Was sind die Hauptsymptome der disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC)
Symptome der DIC umfassen Mikrothromben, Verbrauch von Gerinnungsfaktoren, erhöhte Blutungsneigung, Schock und Organversagen.
Wie wird die Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten kontrolliert
Die Therapie wird durch regelmäßige INR-Messungen kontrolliert, die auf einer standardisierten Methode basieren. Zielwerte für die INR liegen oft zwischen 2.0 und 3.0
Welche Bedeutung hat die INR und wie wird sie berechnet?
Die INR (International Normalized Ratio) ist eine standardisierte Kennzahl zur Beurteilung der Gerinnungszeit bei Vitamin-K-Antagonisten-Therapie. Sie wird durch einen spezifischen Korrekturfaktor (ISI) berechnet, um die Vergleichbarkeit zwischen Labors zu gewährleisten
Welche Mechanismen führen zur disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC)?
Die DIC entsteht durch eine pathologische Aktivierung der Gerinnung in kleinen Gefäßen, was Mikrothromben und einen massiven Verbrauch von Gerinnungsfaktoren verursacht. Dies führt zu einer sekundären fibrinolytischen Aktivierung mit erhöhter Blutungsneigung
Warum ist die regelmäßige Kontrolle der INR bei Cumarintherapie wichtig?
Die Kontrolle der INR stellt sicher, dass die Gerinnungshemmung im therapeutischen Bereich (meist 2.0-3.0) bleibt, um das Risiko von Thrombosen und Blutungen zu minimieren
Was ist die Bedeutung des Quick-Werts und wie wird er gemessen
Der Quick-Wert gibt die Aktivität des exogenen Gerinnungssystems an und wird durch die Fibrinbildung nach Zugabe von Gewebs-Thromboplastin und Calcium zu Citrat-Plasma gemessen. Er wird häufig zur Kontrolle der Cumarintherapie genutzt
Welche Maßnahmen sind bei einer disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC) notwendig?
Die Therapie umfasst die Behandlung der Grundkrankheit, die Substitution von Antithrombin III, die Gabe von Gerinnungsfaktoren und Thrombozytenkonzentraten sowie gegebenenfalls die Heparintherapie zur Vermeidung weiterer Thrombenbildung
Welche diagnostische Bedeutung hat der Fibrinogen-Wert im Plasma?
Ein erniedrigter Fibrinogenwert kann auf Verbrauchskoagulopathie oder Leberschäden hinweisen, während erhöhte Werte auf eine Akute-Phase-Reaktion hindeuten
Welche Parameter werden bei auffälligen PTT- oder Quick-Werten untersucht?
Einzelfaktoren wie Faktor VIII, IX, XIII oder Lupus-Antikoagulanzien werden bei auffälligen PTT- oder Quick-Werten weiter analysier
Wofür wird der dRVVT-Test verwendet?
Der dRVVT-Test dient der Erkennung von Lupus-Antikoagulanzien und misst die Gerinnungszeit nach Aktivierung des Faktor X durch Schlangengift
Wie beeinflusst COVID-19 die Gerinnung?
COVID-19 kann eine disseminierte intravasale Gerinnung (DIC) auslösen, die durch Mikrothromben und erhöhte Blutungsneigung gekennzeichnet ist
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