-Der Sozialkonstruktivismus (SK) ist zuerst einmal ein metatheoretischer Standpunkt, keine Theorie
→ Kern der sozialkonstruktivistischen Metatheorie: Die Identitäten und Interessen von Akteuren forme sich in einem sozialen Kontext – sie sind also sozial konstruiert
→ ontologisch argumentiert der SK, dass „Dinge“ erst durch soziale Interaktion real werden
-SK als Kritik am Positivismus entstanden
-Jegliche Realität ist sozial konstruiert – die Welt ist, wie wir glauben wie sie ist
-Was ist eine Metatheorie?
o Theorie über Theorien
o Wissenschaft über die Wissenschaft
-Eine Metatheorie gibt Anleitungen zur…
o …Formulierung von Hypothesen
o …Anwendung von Theorien
o …Überprüfung von Theorien
==> Sozialkonstruktivismus = Metatheorie
o Für eine politische Theorie sind nun aber noch substanzielle Anreicherungen notwendig
==> Identitäten und Interessen von Akteuren (Staaten) entstehen durch sozialen Kontext im internationalen System – als Produkt sozialer Begebenheiten
o Materialismus = Materie ist Grundlage der Welt und auf natürliche Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen
o Idealismus = Welt und das Sein als Idee. Geist, Vernunft, Bewusstsein und die Materie als deren Erscheinungsform → die soziale Welt ist interpretierbar
o Sozialkonstruktivismus = Moderat idealistische Ontologie (Verortet sich zwischen den Extremen)
==> Grund: Ideen und Normen können nicht auf Materialismus reduziert werden – sind durch soziale Interaktion definiert und besitzen einen ideellen Charakter
o Individualismus = Das Handeln von Akteuren hat Auswirkungen auf Struktur
o Strukturalismus = Strukturelle Merkmale bestimmen Handeln von Akteuren – das Handeln ist darin eingebunden
o Sozialkonstruktivismus = Wechselseitige Bestimmtheit von Akteur und Struktur (wieder zwischen den Extremen)
-Breites epistemologisches Spektrum innerhalb des Sozialkonstruktivismus
-Normen sind „wertgestützte, intersubjektiv geteilte Erwartungen angemessenen Verhaltens“ (Boekle et al. 2001: 74) ==> Gültigkeit erlangt Norm dadurch, dass viele andere Personen außer mir sie verfolgen
-Charakter von Normen:
o Regulativer Charakter (Handlungsbeschränkungen)
o Konstitutiver Charakter (eröffnen Handlungsalternativen)
-„Auswirkungen“ von Normen
o Wirken identitätsstiftend
➢ Herausbildung von Handlungsmustern = Soziale Struktur
➢ Internationales System ist sozial strukturiert – Normen sind konstitutiver Bestandteil dieser Struktur
-Zentrale Merkmale von Normen:
o 1) Intersubjektiv (also zwischen Akteuren geteilt, nicht nur Ideen eines Akteurs)
o 2) Direkte Verhaltensorientierung (Ächtung bzw. Einforderung richtigen Verhaltens)
o 3) Dimension des Sollens (bestimmen über richtig und falsch unabhängig von Sanktionsmechanismen)
o 4) Kontrafaktisch gültig (Verstöße bedeuten nicht Ungültigkeit)
-Kriterien für die Stärke von Normen
o Stärke von Normen ist dynamisch
§ Dreistufiger Lebenszyklus:
§ Entstehung → Verbreitung → Internalisierung
o Kriterien
§ → Intrinsische Merkmale (Spezifizität; Universalität; Dauerhaftigkeit)
§ → Kontext einer Norm (Kommunalität, d.h. je mehr Leute die Norm befolgen, desto stärker wird sie; Verhältnis zu anderen Normen; Institutionalisierungsgrad)
-Normen erlangen einen präskriptiven Status in Folge von Sozialisationsprozessen
o Sozialisanden: Staaten, Regierungen, außenpolitische Entscheidungsträger
o Prozesse komplexen Lernens
o Sozialisationsinhalte: Internationale und innerstaatliche Normen
-Präskriptiver Status (schreibt vor, wie man etwas tun sollte)
→ Interessengeleitetes vs. Normengeleitetes Handeln der Akteure
-Status wird erreicht durch:
o komplexes Lernen
o Sozialisierung durch Staat, Regierungen
-Internalisierung durch verschiedene Sozialisationsmechanismen
-Unterschiedliche Internalisierungsgrade → Hoher Grad = Staaten handeln nach Logik der Angemessenheit - Normen wird habituell entsprochen
==> Die Internalisierung von Normen kann sich über verschiedene Sozialisationsmechanismen vollziehen
-Imitationslernen
o Keine aktive Verbreitung von Normen durch Sozialisationsinstanzen
o Neigung von Sozialisanden, Handlungsweisen aus ihrem sozialen Umfeld zu übernehmen
o Demonstrationseffekte
o Bevorzugte Schablonen für Imitationslernen: Mächtige und renommierte Staaten
-Aktive Verbreitung von Normen durch norm entrepreneurs
o Besonders in der Entstehungsphase von Normen von großer Bedeutung
o Internationale Staatengemeinschaft, internationale Organisationen und NGOs als norm entrepreneurs
-Argumentatives Handeln
o Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns
o Arguing vs. Bargaining
o Internalisierung von Normen in argumentativen Diskursen über ihre Geltung
o Eigendynamiken argumentativen Handelns (normative entrapment )
-Gesellschaftlicher Druck
o Gesellschaftliche Forderungen normenkonformen Handelns
o Transnationale ‚Boomerang ‘-Effekte
o Praxis normenkonformen Handelns resultiert in Internalisierung einer Norm
-Es gibt keine zwangsläufige „Logik der Anarchie“
o Gemeinsam geteiltes Rollenverständnis führt zu drei zwischenstaatlichen Ausprägungen
o Feind, Rivale, Freund (eine subjektive Struktur, da sie konstruiert ist)
-Indikator: Bedeutung von Gewalt zwischen den Akteuren und ihrer Umwelt
-Welche Struktur entsteht, hängt von zwei Faktoren ab:
o → Grad der Norminternalisierung (Zwang/Interesse/Überzeugung)
o → Maß der Kooperation (z.B. gemeinsam geteilte Ideen)
==> Kulturen sind nie statisch
-Die Hobbes‘sche Kultur: Der andere Staat als Feind.
o Hohe Gewaltbereitschaft.
o Selbsthilfesystem und Sicherheitsdilemma.
-2. Die Locke‘sche Kultur: Der andere Staat als Rivale.
o • Eingehegte Gewaltbereitschaft.
o • Souveränitätsprinzip und Völkerrecht.
-3. Die Kant‘sche Kultur: Der andere Staat als Freund.
o • Gewaltverzicht.
• Kollektive Sicherheit und Kooperation
-Welche Konzepte erlauben eine sozialkonstruktivistische Analyse der Außenpolitik?
o Rollen/Identitäten: Staaten „spielen“ Rollen, die entstehen - durch Erwartungen an sich selbst
→„role conception “
o durch Erwartungen des internationalen Umfelds (an andere Staaten, IOs)
→„role prescription “
o z. B. außenpolitische Rollentheorie
-Sicherheitskulturen: Im geschichtlichen und sozialen Kontext werden Normen über Sicherheit geschaffen. Was stellt eine Bedrohung dar? Was nicht? Diese Normen finden durch Sozialisationsprozesse ihrem Weg in und bestimmen die Außenpolitik.
-Weltbilder: Im geschichtlichen und sozialen Kontext werden, im Rahmen von Diskursen und Identitäten, Normen über die Welt im Allgemeinen geschaffen. Was für ein Staat sind wir?
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