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Potenzielle Fragen

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by Anna K.

Welche Ansätze existieren für die Ausgestaltung von Governance und welchen Fokus haben diese?

Die Ausgestaltung von Governance kann anhand unterschiedlicher Philosophien / Paradigmen erfolgen. Diese legen fest, welche Interessen bei der Entscheidungsfindung im Unternehmen priorisiert werden.

Shareholder-Ansatz

Bei diesem Ansatz liegt der Fokus auf der Maximierung der Werts für Aktionäre. Die Entscheidungen dienen primär der Wertmaximierung für die Aktionäre. Nachhaltigkeit wird oft nur dann berücksichtigt, wenn sie direkt zur Wertsteigerung beiträgt.

—> “The social responsibility of business is to increase its profits.” (Milton Friedman)

Stakeholder-Ansatz

Bei diesem Ansatz werden die die Interessen aller relevanten Stakeholder (z. B. Mitarbeiter, Kunden, Umwelt, Gesellschaft) berücksichtigt. Dieser Ansatz ist stärker mit langfristigen Nachhaltigkeitsstrategien und Impact Valuation verbunden, da er die sozialen und ökologischen Auswirkungen des Unternehmens in den Mittelpunkt stellt. Der Stakeholder-Ansatz erweitert die Perspektive von rein finanziellen Zielen hin zu einer ganzheitlicheren Betrachtung, die auch Externalitäten (z. B. Emissionen) und deren Monetarisierung durch Impact Valuation berücksichtigt

—> “Die Vorstellung, dass es in der Wirtschaft um Gewinnmaximierung für die Aktionäre geht, ist überholt und funktioniert nicht sehr gut, wie uns die globale Finanzkrise gelehrt hat. Das 21. Jahrhundert steht im Zeichen des 'Managements für Stakeholder.” (Edward Freeman)


Zusatz

Als Shareholder gelten Personen, die Aktien eines Unternehmens besitzen und demzufolge Anteilseigner sind. Aktionäre können die jährliche Hauptversammlung besuchen und dort von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen, um Unternehmensentscheidungen zu beeinflussen.

Als Stakeholder (Interessensgruppe, Interessens-vertreter oder Anspruchsberechtigter) wird eine Person oder Gruppe bezeichnet, die ein berechtigtes Interesse am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes hat. In der Betriebswirtschaftslehre wird Stakeholder als Anspruchsgruppe übersetzt.


Was bedeutet es, wenn es keine externen Effekte gibt im Hinblick für die "Doppelte Wesentlichkeit“?

Wenn es keine externen Effekte gibt, hat das eine wichtige Bedeutung für das Konzept der doppelten Wesentlichkeit, da dieses Konzept genau auf der Wechselwirkung zwischen innerer (finanzieller) und äußerer Wesentlichkeit (gesellschaftlicher/ökologischer Auswirkungen) basiert. Das Konzept betont, dass beide Perspektiven gleichzeitig berücksichtigt werden müssen.


Keine externen Effekte bedeuten, dass alle Auswirkungen eines Unternehmens internalisiert sind – also vollständig in die Kosten und Nutzen eines Unternehmens eingepreist und berücksichtigt werden.

—> Es gibt keine unbezahlten Kosten (z. B. Umweltzerstörung) und keine unberücksichtigten positiven Effekte (z. B. sozialer Nutzen durch Bildung).

—> Die gesamte gesellschaftliche und ökologische Wirkung wäre bereits durch Marktmechanismen erfasst.


Wenn es keine externen Effekte gibt, würden die beiden Dimensionen der doppelten Wesentlichkeit praktisch zusammenfallen: Alle gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen wären vollständig in den finanziellen Zahlen des Unternehmens abgebildet und gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen wären automatisch Teil der finanziellen Bewertung.


—> Die Trennung zwischen finanzieller Wesentlichkeit und Impact-Wesentlichkeit wäre nicht mehr nötig, da beide identisch wären. Das Konzept der doppelten Wesentlichkeit würde in einer Welt ohne externe Effekte seine Relevanz verlieren.

Wie kann die Valuation von Impacts erfolgen, die leicht von Individuen bewertet werden können?

Die Valuation kann anhand der Zahlungsbereitschaft oder Akzeptanzbereitschaft ermittelt werden.

Zahlungsbereitschaft

Akzeptanzbereitschaft

Die Zahlungsbereitschaft (WTP) ist der maximale Geldbetrag, den eine Person bereit ist, für ein Gut oder eine Dienstleistung oder ein (Gesundheits)Ergebnis zu zahlen.

Die Akzeptanzbereitschaft (WTA) ist der Mindestbetrag, den eine Person als Entschädigung verlangt, um auf ein Gut oder eine Dienstleistung oder ein (Gesundheits)Ergebnis zu verzichten.

Dabei kann die Valuation anhand verschiedener Ansätze durchgeführt werden. Diese teilen sich auf in die stated preferences (Faktische Präferenzen) und die revealed preferences (Offenbarte Präferenzen).

stated preferences (Faktische Präferenzen)

revealed preferences (Offenbarte Präferenzen)

Durch das Ausfüllen von Fragebögen geben die Menschen entweder direkt ihre WTP (WTA) für ein bestimmtes Gut oder Ergebnis an oder sie treffen eine hypothetische Wahl für diese Güter (Ergebnisse), die indirekt ihre Präferenzen offenbart.

Schätzung des Wertes von Gütern oder Ergebnissen auf der Grundlage realer Entscheidungen von Menschen

Contingent Valuation / Hypothetische Bewertung

Einzelpersonen füllen Umfragen aus, in denen sie direkt gebeten werden, ihren WTP / WTA für ein Gut oder eine Dienstleistung anzugeben.

Hedonic Pricing Method

Diese Methode vergleicht die Preise identischer Waren in verschiedenen Kontexten, z.B.: Vergleich der Preise zwei identischer Häuser an Standorten mit unterschiedlicher Luftverschmutzung. DIe sich daraus ergebende Preisdifferenz ist der Wert der Luftverschmutzung.

Choice Experiments

Individuen treffen hypothetische Entscheidungen zwischen mehreren Gütern, wenn deren Eigenschaften variieren und ermöglichen damit die Ermittlung von WTA / WTP.

Travel-Cost-Approach

Bei dieser Methode erfolgt die Schätzung des Wertes von Umweltmerkmalen, wie z. B. Erholungs- und Freizeiteinrichtungen. Der Wert entspricht dem Geld, das die Menschen bereit sind, für den Besuch auszugeben.


Was sind die Vor- und Nachteile der Impact Valuation?


Vorteile

Nachteile

Transparenz und Vollständigkeit der gesamten Auswirkungen der unternehmerischen Tätigkeit

—> geht über die finanziellen Kennzahlen hinaus und berücksichtigt auch gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen

Gefahr, dass soziale und Umweltfaktoren nur als rein monetäre Werte gesehen werden —> ihre Bedeutung geht weit darüber hinaus und der monetäre Wert kann dies nicht vollumfänglich widerspiegeln

Leichte Verständlichkeit und ermöglicht Integration von Umwelt- & Sozialfaktoren in die Unternehmensstrategie

Beruht auf statitischen Daten und kann die quantitative Messung nicht ersetzen (Überrbückungstool?)

Vergleichbarkeit und Priorisierung von Impact-Treibern & Geschäftsentscheidungen

—> Erweiterung der Impact-Messungen, um funiderte strategische Entscheidungen treffen zu können

Erfordert oft subjektive Einschätzungen und Annahmen, was die Objektivität und Vergleichbarkeit der Bewertungen erschweren kann. Unterschiedliche Methodologien und Annahmen können zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. —> Zwei Unternehmen könnten denselben Umwelteinfluss haben, aber je nach verwendeter Bewertungsmethodik könnten ihre Wirkungsbewertungen stark variieren



Verlagerung des Fokus auf Lösungen, da ganzheitliche Entschiedungsfindungen angetsoßen werden —> fördert nachhaltige Entscheidungen





Kurz:












Ermöglicht eine umfassendere Wertbewertung

Komplexität bei der Messung und Quantifizierung

Fördert nachhaltige und strategische Entscheidungen

Subjektivität der Bewertungen

Verbessert Transparenz und Kommunikation

Hoher Aufwand und Kosten

Unterstützt die Integration von ESG-Kriterien

Fehlende Standardisierung

Hilft Investoren, fundierte Entscheidungen zu treffen

Monetarisierung kann irreführend sein


Was kann Impact Valuation und wofür ist es nicht geeignet? (Wofür sollte man Impact Valuation nutzen bzw. nicht nutzen)

Was ist die Impact Valuation nicht?

Was ist die Impact Valuation wirklich?

Monetarisierung von Ökosystemleistungen zur Entwicklung von Impact-Märkten

—> die Bedeutung von Ökosystem-DL geht über rein monetäre Werte hinaus, die Auswirkungen auf die Umwelt dürfen nicht neutralisiert werden!

Vergleich und Priorisierung zwischen Impact-Treibern und Geschäftsentscheidungen

kein Ersatz von Impact-Messungen, sondern Aufbau auf ihnen durch Zuweisung eines relativen Wertes

Aggregation von Informationen und Daten

—> IV sollte nicht bedeuten, dass alle Informationen in einer Zahl oder einem einzigen Wert aggregiert werden

Transparenz bei Kompromissen zwischen finanziellem und gesellschaftlichem Wert

—> Bereitstellung eines vollständigen Bildes der Auswirkungen von Geschäftsentscheidungen auf Gesellschaft und Umwelt

Ersatz der quantitativen Wirkungsmessung

—> IV sollte nicht anstelle einer quantitativen Messung physischer Auswirkungen verwendet werden, denn oft sind physische Daten selbst aussagekräftig und wichtig für Entscheidungen

Angemessene Messung für Entscheidungsträger und Investoren

—> IV ist relativ leicht zu verstehen und in einer Sprache ausgedrückt, die Unternehmensleiter am besten beherrschen

Alles mit dem BIP messen

—> Es ist entscheidend, das Gesamtbild zu zeigen

Verlagerung des Fokus auf Lösungen

—> Anstoß ganzheitlicher Entscheidungsfindungen mit dem Ziel den größtmöglichen positiven gesellschaftlichen Wert zu erreichen


Was ist die BWS-Quote und wie wird sie bestimmt? Und was ist die indirekte BWS?

Die Bruttowertschöpfungsquote (BWS-Quote) misst, wie viel der gesamten Produktion eines Unternehmens als eigene Wertschöpfung erzielt wird, im Verhältnis zur Gesamtproduktion (Output / Produktionswert). Sie zeigt, wie stark ein Unternehmen / Sektor auf eigene Leistungen setzt, im Vergleich zu den Vorleistungen, die von anderen Unternehmen eingekauft werden. Sie misst demnach den Grad der vertikalen Integration.



Die indirekte Bruttowertschöpfung beschreibt die Wertschöpfungseffekte, die ein Unternehmen oder eine Branche in anderen Branchen auslöst, indem es Vorleistungen nachfragt. Sie zeigt, wie stark eine Branche andere Branchen durch ihre wirtschaftliche Tätigkeit beeinflusst.

Die indirekte BWS wird mit Hilfe der Input-Output-Analyse berechnet. Sie basiert darauf, wie stark die Nachfrage eines Unternehmens nach Vorleistungen (Inputs) Wertschöpfung in anderen Branchen erzeugt. Branchen mit hohem Vorleistungseinsatz (z. B. Automobilindustrie) haben in der Regel eine hohe indirekte BWS und weisen eine geringe vertikale Integration auf. Für diese Branchen hat der Upstream-Bereich eine hohe Bedeutung.

Direkt

Indirekt

Die Wertschöpfung, die ein Unternehmen durch seine eigene Produktion erzielt (z. B. Löhne, Gewinne, Abschreibungen).

Die Wertschöpfung, die durch die Nachfrage nach Vorleistungen bei Zulieferern entsteht (z. B. Stahlproduktion und Automobilhersteller).

—> Im Kontext der Quantifizierung von Nachhaltigkeit ist die indirekte BWS relevant, um wirtschaftliche Nachhaltigkeitswirkungen entlang der Wertschöpfungskette zu berechnen, z. B. den CO₂-Fußabdruck oder die Auswirkungen auf Beschäftigung. Mit der BWS-Quote kann analysiert werden, wie stark ein Unternehmen selbst Verantwortung für Nachhaltigkeit übernimmt oder ob es sich auf seine Zulieferer stützt.

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Anna K.

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