Allgemeine Charakteristika der psychodynamischen Behandlungsverfahren
Fokussierung auf unbewusste innerpsychische Konflikte bzw. auf Entwicklungsdefizite
Bearbeitung/Bewusstmachung von eigenen unbewussten Anteilen der Pat.
Beziehung zwischen TherapeutIn und PatientIn als wesentliches Werkzeug welches es zu nutzen gilt
Arbeit mit Einsicht und Arbeit mit emotionalem Erleben gleichberechtigt nebeneinander
Aus der Psychoanalyse abgeleitete Verfahren
• Analytische PT
• Tiefenpsychologisch fundierte PT
• Fokaltherapie
• Dynamische Psychotherapie (Dürssen)
• Psychoanalytisch-Interaktionelle Psychotherapie
• Strukturbezogene Psychotherapie (Rudolf)
• Übertragungsfokussierte PT, sog. TFP (Kernberg)
• Mentalisierungsbasierte PT, sog. MBT (Fonagy)
• Katathym-Imaginative PT, sog. KIP (Leuner)
• Psychodynamische Traumatherapie
• Psychodynamische Gruppenpsychotherapie, analytisch oder tiefenpsychologisch fundiert
• Paar- und Familientherapie, systemisch oder analytisch
• Nonverbale psychodynamisch orientierte Techniken: Mal-, Gestaltungs-, Musik-, Bewegungstherapie
Analytische Psychotherapie
Ziel: dauerhafte Veränderung der psychischen Strukturen und intrapsychisch verankerten Objektbeziehungsmuster
Bearbeitung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand unter Nutzung regressiver Prozesse
Bearbeitung von wiederkehrenden und überdauernden Konfliktkonstellationen und Strukturdefiziten
Behandlung meist 3mal/Woche im Liegen
Behandlungsdauer i.d.R. 160 Std., für besondere Fälle Begrenzung 300 Std.
Wann ist eine Analytische PT indiziert?
bei einer durchgängig verfestigten chronisch neurotischen Entwicklung
bei einer über Jahre andauernden Chronifizierung einer psychischen Erkrankung
bei Persönlichkeitsstörungen: narzisstische, histrionische, anankastische, ängstlich-vermeidende, abhängige und schizoide PKS
Modifikationen einer analytischen Psychotherapie
Vermeidung einer zu starken therapeutischen Regression bei strukturellen Störungen und Traumafolgen
Arbeit eher an den für diese Krankheitsbilder charakteristischen aktuellen interpersonellen Störungsmustern und der Schwierigkeit der Selbstregulation
Herstellung einer Übertragungsneurose, Aufarbeitung von unbewussten Grundkonflikten in der Binnenübertragung
Bearbeitung der Persönlichkeit, der Grundkonflikte und ihrer Bewältigungsmuster und der persönlichkeitsbildenden pathogenen Beziehungserfahrungen
Förderung der therapeutisch nutzbaren Regression zur Veränderung der Tiefenstruktur
Fokussierung auf Binnenübertragung
Transposition von Außen- in Binnenübertragung
Techniken und Setting der Analytischen PT
Techniken
Grundregel der freien Assoziation
Technische Neutralität
Deutung als spezifisches Mittel der Einflussnahme
(restriktive) Abstinenz
Setting
2-3 Wochenstunden
Behandlung im Liegen auf der Couch
160 – 300 Sitzungen
Tiefenpsychologisch fundierte PT
Bearbeitung der Wechselwirkungen von intrapsychischen und interpersonellen Konflikte
Bearbeitung des Zusammenhangs von Symptomen, interpersonellen Konstellationen und sozialem Umfeld
Ziel: Veränderung der repetitiven Beziehungsmuster und damit auch der intrapsychischen Konflikte
Begrenzung der Zielsetzung, des Behandlungsfeldes
Einschränkung von regressiven Prozessen
Methodik:
Begrenzung auf den aktuellen Konflikt-/Strukturfokus
Auslösesituation
Begrenzung der Regression durch Gestaltung des Rahmens (Niederfrequenz, keine freie Assoziation)
Fokussierung auf die psychosoziale, äußere Realität
Zentrierung auf Außenübertragungen
TP: bei welchen Störungen?
Neurotische Störungen
Anpassungsstörungen
psychosomatische Störungen
Persönlichkeitsstörungen
TP: Therapeutenhaltung
Wahrung einer neutralen, nicht bewertenden technischen Position
Aktives Zuhören
Hohe Interventionsaktivität, in der Klärungen, Konfrontationen, Anleitung und Beratung neben Deutung treten
Notwendigkeit von Offenheit und Vertraulichkeit
TP: Setting, Behandlungsdauer
Sitzungsfrequenz eine Wochenstunde, flexibel; 50 min
Bei begrenzter Zielsetzung Vereinbarung eines festen Behandlungskontingentes
Behandlungsdauer 60-100 Sitzungen
TP: Leitfragen
Was sind die Wünsche der Patientin?
Was will sie unbewusst?
Wovor hat sie Angst?
Wenn sie Angst hat, was tut sie dann?
Was tut die Patientin, wenn sie sich schämt, wenn sie sich freut, überrascht wird, wenn sie Trauer, Furcht, Ekel empfindet?
Was geht in mir vor?
Welche Gefühle löst die Patientin in mir aus?
Was geht zwischen uns beiden vor?
Grundsätze Psychodynamischer Behandlung
1. Fokussieren auf Affekte und Gefühl
2. Vermeidungstendenzen untersuchen (Abwehr)
3. Repetitive Muster identifizieren
4. Lebensgeschichtliche Erfahrungen erörtern
5. Interpersonelle Beziehung fokussieren
6. Therapeutische Beziehung fokussieren (Übertragung)
7. Wünsche, Träume, Phantasien zur Sprache bringen
Settings und Kontigente
stationär, teilstationär und ambulant
Psychodynamische Interviews: Allgemeines
Erfassung von Strukturen der Persönlichkeit, von Konflikten und von interpersonellen Beziehungskonstellationen
in Gegenwart und Vergangenheit (Damals und Heute)
Erfassung v.a. von unbewussten Prozessen
Psychodynamischen Interviews: welche gibt es und was machen die aus?
Psychoanalytisches Erstgespräch
Wahrnehmung von Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen
„gleichschwebende Aufmerksamkeit“ (Wahrnehmung von Emotionen, Impulsen, Rollenzuweisungen)
Interaktionelles Interview nach Balint
zeitliche Zusammenhänge zwischen Symptomentstehung und situativen Umständen
relevante lebensgeschichtliche Ereignisse
Ergründen der Biografie
Psychoanalytisches Erstinterview nach Argelander
v.a. Erfassung unbewusster szenischer Mitteilungen
unbewusste Initiierung einer pathognomonischen Interaktion mit Therapeutin/Therapeut
Vor dem ersten Patientenkontakt
Selbsterfahrung (!)
Gestaltung des äußeren Settings
– Gestaltung des Wartebereiches
– Anordnung der Sitzmöbel im Therapieraum
– Blickrichtungsmöglichkeiten
– Farbe, Dekoration
– Zeitrahmen/Uhr
Wie kommt der Erstkontakt zustande? (telefonisch? E- Mail? Persönliches Telefonat oder AB?...)
Wie viele Informationen möchte ich im Vorfeld schon haben?
Wie viele Informationen gibt mir die Patientin schon vor dem ersten persönlichen Treffen?
Behandlungsplanung je nach ?
Strukturelle Störung vs. Neurotische Störung
Strukturelle Störung: Eine tiefere Störung der Persönlichkeitsstruktur, bei der die grundlegenden psychischen Instanzen (Ich, Es, Über-Ich) stark dysfunktional sind, oft verbunden mit schweren Persönlichkeitsstörungen oder Psychosen.
Neurotische Störung: Eine Störung, bei der das Ich des Patienten Schwierigkeiten hat, mit inneren Konflikten umzugehen, was zu Angst, Zwängen oder Phobien führt, aber ohne die gravierenden Störungen der psychischen Struktur wie bei schweren Persönlichkeitsstörungen.
Struktur- oder Konfliktfokus?
Strukturfokus: Die Therapie konzentriert sich auf die Veränderung und Stärkung der grundlegenden psychischen Struktur des Patienten (z. B. Ich-Funktion, Abwehrmechanismen), um langfristig eine bessere Anpassungsfähigkeit und Funktionsfähigkeit zu erreichen.
Konfliktfokus: Die Therapie richtet sich auf die Auflösung oder Bearbeitung unbewusster innerer Konflikte (z. B. widersprüchliche Wünsche oder Ängste), die das Verhalten und Erleben des Patienten beeinträchtigen.
oder reaktive Störung/Traumafolgestörung
Struktur
überdauernde Muster, mit denen der Mensch sich zu sich selbst und zu den Objekten in Beziehung setzt
basale Fähigkeiten zur Regulation von Beziehungen, Affekten, Impulsen, von Selbstwertgefühl
Konflikt
unlösbare Gegensätze die als Widerstreit zwischen gegenläufigen Motivationen und Bestrebungen erlebt werden
z.B. Gegensätze zwischen Bedürfnis und Versagung, gegensätzliche Triebregungen oder Gefühle, Konflikte zwischen Impulsen sowie Werten/Normen
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