Schmerzformen - qualitativ
Nozizeptiver Schmerz
Nozizeptor: freie Endigung eins peripherern nozizeptiven Neurons
Somatischer Schmerz:
Haut, Knochen, Muskeln, Sehnen
Viszeraler Schmerz:
Innere Organe, Pleura, Peritoneum
Neurogener (neuropathischer) Schmerz
Peripher: Polyneuropathie, Mononeuropathie, Nervenkompression, Neurome, Plexusläsionen, Stumpfschmerz nach Amputation, Wurzelausriss
Zentral: Läsion des Tractus spinothalamicus, Thalamus
Schmerzformen - Zeitachse
Akuter Schmerz:
spezifischer Auslöser/Trauma
biologisch sinvolle Warnreaktion
Chronischer Schmerz:
Dauer > 6 Monate oder über normale Heilungszeit hinaus
Selbstständige Erkrankung
Fehlende biologische Funktion
Schmerzsymptome - Terminologie
Schmerzsyndrome mit Schwerpunkt in Kopf, Gesicht und Nacken
Kopfschmerzen:
primär:
Migräne
Spannungs-KS
Trigeminoautonome KS
Cluster KS
sekundär:
Gefäßstörung
Hirndruck
Infektionen
Commotio/Contusio cerebri
Vaskulitis
—> KS als Warnsymptom
Gesichts-/Nackenschmerzen:
Trigeminusneuralgie
Glossopharyngeusneuralgie
Okzipitalisneuralgie
anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz
Warnsymptome bei Kopfschmerz
neue, so nicht bekannte KS
neues fokal-neurologisches Defizit
Wesensveränderung
Epileptische Anfälle
Fieber (und Nackenstefigkeit)
—> Indikation zur weiterführenden Diagnostik!!
DD akut einsetzender schlagartiger symptomatischer Kopfschmerzen
DD subakut (Minuten bis Stunden) sich entwickelnder, symptomatischer KS
DD über Tage bis Wochen sich entwickelnder symptomatischer KS
Migräne ohne Aura
—> 85-90%
Charakteristika (mind 2)
einseitig (60%), Seitenwechsel möglich
pulsierende Schmerzen
Mittlere bis starke Intensität
Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten
Begleitphänomene (mind 1):
Phono-/Photophobie, Ü&E
Dauer unbehandelt: 4-72h
Verlauf: wenigstens fünf vorangegangen Attacken
Migräne mit Aura
10-15%
wiederkehrend, anfallsartig auftretende reversible fokale neurologische Symptome
visuell, aphasisch u/o sensibel
Cortical spreading depression
Entwickeln sich über 5-20 Mintuten, Dauer <60 Min
i.d.R. folgen Kopfschmerzen wie bei Migräne ohne Aura innerhalb von 60 Min
gelegentlich Aura ohne KS
Verlauf: wenigstens zwei vorangegangen Attacken
Ausschluss symptomtischer Ursachen, insb. bei Erstmanifestation
Migräne-Therapie akut
Reizabschirmung, körperliche Entspannung, Hinlegen
Medikamentöse Behandlung:
Leichte bis mittelschwere Migräneattacke
ASS 1000 a
Ibu 400-800, Diclofenac, Naproxen, Pracetamol, Metamizol
Metoclopramid oder Domperidon
mittelschwere bis schwere Attacke:
5-HT-1B/1D-Agonisten (Triptane)
frühe Einnahme gut
2. Gabe bei Wiederkehr nach 2-24 h möglich
Wirken auch auf Ü&E
CAVE: Vasokonstriktion
Allgmein:
Akutmedikation <10 Tage/Monat und <3 Tage am Stück
Gefahr Medikamenten-induzierter KS
Migräne-Therapie Prophylaxe
Wann?
>3 Attacken pro Monat
Attackendauer regelmäßig >72h
sehr beeinträchtigende Aura
Akutmedikation nicht gut wirksam
sehr starke Begleitsymptome
Erste Wahl:
Betablocker:
Metoprolol, Propranolol
neu: CGRP-Rezeptor-Antikörper
Calzium-Antagonist: Flunarizin
Antikonvulsiva
Topiramat, Valproinsäure
Migräne: nicht-medikamentöse Therapie
Ausdauersport
Entspannungsverfahren
Psychologiche Therapie
bei hochfrequenter Migräne (>/= 3 Attacken/Monat)
Akupunktur
Spannungskopfschmerz
beidseitige Lokalisation
drückend, beengend (nicht pulsierend)
Helmgefühl
leichte bis mittlere Schmerzintensität
keine Verstärkung durch körperliche Aktivität
kein Erbrechen, keine stärkere Übelkeit, keine Aura
episodischer Typ:
<15 Tage/Monat über mind 3 Monate
Dauer: unbehandelt 30 Minuten bis 7 Tage
chronischer Typ:
>15 Tage/Monat über >3 Monate
Dauer: über Stunden oder kontinuierlich
Spannungskopfschmerz – Therapie episodische Form
ASS 500-1000 mg
Paracetamol 1000 mg
Ibuprofen 400-600
Einnahmefrequenz auf max 3d in Folge und 10x/Monat
Spannungskopfschmerz – Therapie chronische Form
nicht-medikamentöse Behandlung:
Beratung Beeinflussung Lebensführung
Stressbewältigungstraining
Ausdauertraining
verhaltensmedizinische Behandlung
Physiotherpaie
medikamentös:
nur bei Versagen nicht-medikamentöser Therapie
Amitriptylin
keine regelmäßige Analgetikaeinnahme
Gefahr eines Medikamenteninduzierten KS
Clusterkopfschmerz (Trigemino-autonomer Kopfschmerz)
wenigstens 5 Attacken, die die Kriterien 1-3 erfüllen
sehr starke, einseitig orbital supraorbital oder temporal lokalisierte Schmerzen, unbehandelt 15-180 Minuten
Begleitend (mind 1)
ipsilateral konjunktival Injektion u/o Lakrimation, Lidödem
ipsilateral nasale Kongestion u/o Rhinorrhoe
ipsilateral Miosis u/o Ptosis
ipsilateral Schwitzen an Stirn oder Gesicht
körperliche Unruhe oder Agiertheit
Attackenfrequenz zwischen 1 Attacke jeden 2. tag und 8/d
Clusterkopfschmerz Therapie
Nicht medikamentös:
Erkennen und Vermeiden von Auslösefaktoren
Sauerstoff-Inhalation >8 l/Minute 100% O2 über 15-20 Minuten
Besserung von ca 60% der Attacken nach 10 Minuten
Sumatriptan 6 mg s.c.
Beendigung von über 75% der Attacken innerhalb 5-20 Minuten
Chronischer medikamenteninduzierter KS
durch regelmäßige Schmerzmitteleinnahme ausgelöst chronische Kopfschmerzen
KS an mind 15 Tagen/Monat
dritthäufigste Kopfschmerzursache
Therapie:
Abruptes Absetzen aller Kopfschmerzmittel
Behandlung der Entzugssymptome:
Übelkeit/Erbrechen: Metoclopramid / Domperidon, ggfs. parenterale Flüssigkeitssubstitution
Entzugskopfschmerzen: Schmerzdistanzierung mit Trizyklika (Amitriptylin, Doxepin)
Prophylaxe des primären Kopfschmerzes
Begleitende Verhaltenstherapie
Rückfallquote im ersten Jahr 30–40%, nach 4 Jahren 40–50%
Trigeminusneuralgie - Symptome
Symptoamtik:
Stereotype, paroxysmale Schmerzattacken von Bruchteilen einer Sekunde bis zu 2 Minuten, die einen oder mehrere Äste des N. trigeminus betreffen
Scharfe, starke Intensität, stechend, „stromschlagartig“
Oft Triggerzone oder Triggerfaktor
kein neurologisches Defizit nachweisbar
(wenn klassische = idiopathische Form)
Reflektorische Zuckungen im Gesicht (Tic douloureux)
Trigeminusneuralgie Ursachen
Klassisch:
(mikro)vaskuläre Kompression
pathologischer Gefäß-Nerv-Kontakt durch die A cerebeli superior in 80% der Fälle
Symptomatisch:
MS
Raumforderung im Kleinhirn-Brückenwinkel
Akustikusneuriom, Metatasen
Angiome
Hirnstammischämie
Trigeminusneuralgie - Therapie
Symptomatische Form:
Ursachenbeseitigung
Klassische Form:
Medis:
Carbamazepin
Oxcarbezepin
Invasiv:
Thermokoagulation des Gangl. gasseri
Mikrovaskuläre Dekompression
Radiochirugie
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