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Affektive Störungen

PW
by Paula W.

ICD-11: DEPRESSION: ZUSATZKODIERUNGEN

Mit markanten Angstsymptomen (6A80.0): Nervosität, Ängstlichkeit, Unfähigkeit Sorgen zu kontrollieren, Furcht, dass etwas Schreckliches passieren wird, Entspannungsprobleme, Muskelanspannung, vegetative Symptome, welche über die meiste Zeit während der Episode anhalten. Wenn jedoch die Kriterien für eine Angststörung erfüllt ist, sollen beide Diagnosen vergeben werden.


Schlechteren Verlauf sowie schlechteres Ansprechen auf Antidepressiva!


Mit Panikattacken (6A80.1): wenn Panikattacken als Reaktion aufs Grübeln oder angstprovozierende

Gedanken auftreten.


Derzeitig persistierende Depression (6A80.2): Episode seit mind. 2 Jahren kontinuierlich anhält.


Mit Melancholie (6A80.3): löst die Bezeichnung somatisches Syndrom ab. Kann vergeben werden, wenn in der schlimmsten Phase mehrere Symptome vorhanden sind: Interessens- oder Freudeverlust, mangelnde Fähigkeit zur emot. Reagibilität, Früherwachen, Morgentief, psychomotorische Hemmung/Agitiertheit, Appetit- & Gewichtsverlust. Libidoverlust ist nicht mehr ein Melancholiesymptom


Mit saisonalem Muster (6A80.4)


Peripartalzeit (Schwangerschaft bis 6 Wochen nach Entbindung): erhöhtes Rezidivrisiko, bei frühen

postpatalen Beginn erhöhtes Risiko für Wechsel zur bipolaren Störung


A) Fehlen psychotischer Symptome 6AE20

B) psychotische Symptome 6AE21: erhöhte Suizid- und Infantizidgefahr!!


Es können auch mehrere Zusatzkodierungen vergeben werden!

PSYCHOPHARMAKA —> Kritik

„Es gibt keinen Hinweis, dass Depressive Probleme mit ihrem Serotoninspiegel hätten..“

„.. keinen signifikanten niedrigen Serotoninspiegel..“


Gesunden, welche eine Serotonin-Verringerung induziert wurde, fühlten sich sogar BESSER!


S3-Leitlinie: „Über welche Mechanismen die Wirkung der Antidepressiva zustande kommt, besteht weiterhin Unklarheit“


„Substanzen, die die intrasynaptische Serotonin-Konzentration erhöhen, ...erniedrigen ...oder gar keinen Einfluß (z.B. Bupropion) darauf haben, sind allesamt antidepressiv wirksam.“ (T. Bschor,2013)


▸  I. Kirsch (u.a. stellvertrendener Direktor für Placebo-Studien Harvard Medical School) fand 1998 heraus, dass Antidepressiva kaum mehr als Placebos wirken. 2008 entdeckte er, dass Pharmafirmen „fail drop“ begangen hatten und nur erfolgreiche Studien veröffentlicht hatten.


▸  nur für Patienten ab einem Hamilton-Wert von 28 (sehr schwere Depression) fanden Kirsch et. al. (2008) einen signifikanten Vorteil gegenüber Placebos.


▸  Fournier et. al. (2010) bestätigten dieses Ergebnis: signifikante Vorteile erst ab Hamilton Wert 25 (ab Wert 23: sehr schwere Depression


Kirsch veröffentlichte mit der “Food and Drug Administration“ (FDA) 8/22 eine neue Studie, in der auch individuelle Veränderungen aller Klienten berücksichtigt wurden:


▸  Der Abstand zwischen Antidepressivum und Placebo war bei einem Klienten mit 29,6 HAMD-Punkten 2,5Punkte, welche unter den von der FDA aufgestellten Wirksamkeitswert von 3 lag. => folglich ist die Frage, ob der Unterschied klinisch relevant ist. Klinisch geschulte Beobachter beginnen erst ab ca. 7 Punkten eine geringfügige Verbesserung zu erkennen.


▸  Die Analyse des individuellen Unterschieds ergab zwischen Placebo und Antidepressivum nur einen kleinen Unterschied: in 85% gab es keinen Unterschied.


▸  “Super-Response“ lag – unabhängig von der Schwere- bei 15%, d.h. die Chance eine Verbesserung durch ein Antidepressivum zu erfahren, lag bei 15%. Dieses könnte aber auch durch einen Placebo-Effekt (NW= Medikament) oder durch eine natürliche Remission geschehen sein.


M. DORNES - GEGENPOSITION: PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN HABEN NICHT ZUGENOMMEN

  • ▸  Modernisierung und sozialer Wandel haben keine negativen Auswirkungen für die psychische Gesundheit & das Wohlbefinden der Menschen

  • ▸  Der Zusammenhang zwischen sozialem Wandel und psychische Störung sei nicht so eng, wie oft von Soziologen gedacht.

  • ▸  verbesserte Problemlösefähigkeit des modernen Menschen

  • ▸  Zunehmende Sensibilisierung für Diagnosen: „Dunkelfeld wird erhellt“

  • ▸  Abnahme von Stigmatisierung & Tabuisierung psychischer Erkrankungen folglich werden Sie nicht mehr in den körperlichen Bereich verschoben

  • ▸  höhere Arztdichte

  • ▸  Verfeinerung und Erweiterung der Diagnosesysteme

  • ▸  Hausärzte stellen schon Diagnosen ( // diagnostische Spezifität)

  • ▸  Insgesamt haben sich Problemfelder eher verschoben, als dass es schlechter geworden ist. (früher „Zwangsehe“, Homosexualität = Krankheit, mehr Suizide...)

  • ▸  positive Faktoren des jetzigen Systems werden oft bei aller Kritik übersehen.

  • Burn-Out: Auslöser „Arbeitswelt“ sei meist nicht belegt. Oft fänden sich sogar gegenteilige Befunde. (Burisch 2010)

  • oft findet sich eher ein schlechtes Verhältnis zum Vorgesetzten bzw. dessenmangelnde Wertschätzung / kommunikative Inkompetenz. (S. Voswinkel 2013)

  • Seit Stress als gesundheitsschädlich thematisiert wird, sinkt die Zahl derer, die ein gegebenes Stressniveau noch aushaltbar bzw. ideal empfinden, und die Zahl derer steigt, die ein gegebenes Stressniveau als ungesund empfinden.(McGonigal 2015)

  • 1950-2004: Abnahme der Wochenarbeitszeit: Eltern haben noch nie soviel Zeit mit ihren Kindern verbracht

  • 1960: 33% ; 1979: 50% der Mütter waren berufstätig. (Schildt 2007)

  • Rentenbezugsdauer war 1970 im Durchschnitt 10 Jahre; heute 17 Jahre (Weizsäcker 2014)


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Paula W.

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