Bindung aus psychologischer Perspektive
- emotionales Band
- evolutions- und verhaltensbiologisch
da bessere Betonung von Relevanz für psychische und physische Entwicklung
Bindung aus ethologischer Perspektive
- Verhaltenssystem
- = Steuerung von Verhalten mit Ziel
- Ziel = Schutz der Nachkommen
Herstellen und Aufrechterhalten von Nähe und Kontakt zu BP
Bindungsfigur ist kompetenter und erfahrener (Bowlby, 1969)
Regulation von negativen Emotionen und Stress
Was bedeutet Ethologie?
Verhalten von Tieren und Menschen.
Instinktive und erlernte Verhaltensweisen.
Evolutionäre und ökologische Perspektive.
Bindungsverhaltensrepertoire bei aktiviertem Bindungsverhaltenssystem
WAHAB
Weinen
Ansprechen, Rufen, Schreien
Hinkrabbeln, Arme ausstrecken, nachlaufen
Anklammern, Verweigerung, abgesetzt zu werden
Blickkontakt
Generell alle Verhaltensweisen mit Kontakt als Ziel
Auslöser für die Aktivierung des Bindungsverhaltenssystems
SEHNS(ucht)
- Schmerzen, Krankheit
- Echte Gefahren, Angst
- Hunger, Durst, Müdigkeit
- Negative Emotionen
- Stress
Was ist bei Bindung und Exploration zu beachten?
Bindungsverhaltenssystem
und
Explorationsverhaltenssystem
stehen in
Konkurrenz
zueinander!
Auslöser für die Deaktivierung des Bindungsverhaltenssystems
- Kontakt mit BF
- Adäquate, feinfühlige Reaktion
Bedürfsnisbeantwortung von:
Wärme, Trost, Sicherheit
Voraussetzung für Exploration
Elterliches Fürsorgeverhalten
Primär und Sekundärstrategien
Primärstrategien: bei sicherer Bindung
Sekundärstrategien:
- bei unsicherer Bindung
- !Anpassungsleistung an ungünstige Umwelt! durch Flexibilität der Verhaltenssysteme
Das internale Arbeitsmodell
Mentale Repräsentation der Erfahrungen mit BF
Kind kann Reaktionen und Verhalten von BF antizipieren
Passt dementsprechend sein Verhalten an
Unbewusst!
Fremde Situation Test Mary Ainsworth
- International anerkanntes Standardverfahren
- 8 dreiminütige Episoden
- Kinder 12-18/20 Monate
- BF, Kind, fremde Person
- Zwei Trennungen für 3-6 Minuten
- Wiedervereinigung
Analyse der Reaktionen bestimmt die Bindungsqualität
Ziel: Aktivierung des Bindungsverhaltenssystems
Beobachtung der Deaktivierung: Anregung des Explorationsverhaltens durch Items
Sichere Bindung
Vertrauen Verfügbarkeit BF zur Beantwortung von Bedürfnissen
FST: Weinen, Suchen, Rufen (manchmal 2. Trennung)
Wiedervereinigung: offenes BV, Blickkontakt, hinkrabbeln etc.
Beruhigen sich durch Kontakt zu BF, erneute Exploration
Unsicher-vermeidende Bindung
- Erfahrung mit BP: Zurückweisung
- Vermeiden von Nähe
- Unterdrückung des Bindungsverhaltens
- Ablenkung durch oberflächliche Exploration
- FST: «Gleichgültigkeit»
Messung von Cortisol im Speichel: hohes Stresslevel
Wiedervereinigung: kaum Interaktion, Abwendung
«Harmonische» Interaktion vor Aktivierung des Bindungssystems
Unsicher-ambivalente Bindung
Erfahrungen mit BP: Unzuverlässiges oder unvorhersehbares Fürsorgeverhalten
Unvorhersehbarkeit führt zu ständiger Aktivierung des Bindungssystems
Kaum Sicherheit selbst bei gezeigter Fürsorge
Starke Einschränkung der Exploration
FST: Anhänglichkeit, Trennungsprotest, +++ Cortisol
Wiedervereinigung: möchte Kontakt aber reagiert ablehnend = Ambivalenz
Bindungstraumata Liste
Trennung
Verlust
Missbrauch
Misshandlung
Vernachlässigung
Auslöser Bindungsdesorganisation Liste
ängstliche BF
beängstigende BF
psychische Belastungen der BF
(postnatale Depression, PTBS, Borderline)
Auswirkung Bindungstraumata auf Bindungsverhalten und FST
Speicherung in segregierten Systemen des Gedächtnisses (Bowlby 1988)
Zusammenbruch Regulation in Stresssituationen durch Aktivierung segregierter Systeme
= Dissoziativer Abwehrversuch: Dissoziation, Dysregulation, desorientiertes/stereotypes Verhalten, BF hat keinen Einfluss mehr auf Stressregulation
FST: bizarres Verhalten, Einfrieren in Bewegung, Abbiegen
Wiedervereinigung: Angst
Auswirkungen verschiedener Bindungsmuster auf Zukunft
Bindungstransmission:
In Beziehungen mit allen neuen Personen z.B. Erzieher, Lehrer, Freunde, Partner, Therapeuten, Pädagogen (Howes/Hamilton)
Internales Arbeitsmodell: bei relativ gleichbleibenden Bedingungen stabil
Bindung als Grundlage für sozioemotionale Entwicklung
Vorteile sicherer Bindung: (verschiedene Studien)
- Bessere Werte in Empathie
- Konfliktlösestrategien
- Emotionsregulationsstrategien
- Vorrangig adaptive Strategien
Nachteile unsicherer Bindung
- Aggressives, feindseliges Verhalten
- Ängstlichkeit, Hilflosigkeit, Depressivität
Einflüsse auf Bindung im Erwachsenenalter
Scheidung oder Verlust können auch stabile, sichere Bindungen beeinflussen
Herstellung von Bindungssicherheit bei Erwachsenen mit Bindungsunsicherheit nur durch neue sichere Bindungserfahrungen oder intensive Reflexion
Problematisch, da internale Arbeitsmodelle unbewusst
Generell große Bedeutung für gelingendes Sozialleben
Beschreibungen von Bindungsverhalten ab Jugend/Ewa. Nach George/West, 2012
flexibel-autonom
unsicher-distanziert
unsicher-verstrickt
Flexibel-autonome Bindung (sichere)
- Schätzen vertrauensvolle Beziehungen
- erleichterte Aufrechterhaltung
- BF zur Stressregulation
Unsicher-distanzierte Bindung (vermeidende)
- Unabhängigkeit, Distanz
- BF kaum zur Stressregulation
- Eher oberflächliche Bindungen
Unsicher-verstrickte Bindung (ambivalente)
- Hohes Bedürfnis nach Nähe und Kontakt
- Mangel an Vertrauen zu BF
- Sorge um Beziehungen, Angst vor Ablehnung
Zusätzlich (wie auch bei Kindern): Bindungsdesorganisation durch Bindungstraumata
Auswirkung
- Ungünstige Verhaltensweisen und Reaktionen
- Schlechte Stressregulation
- Risikofaktor für psychische Erkrankungen
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