Was ist die Definition von Familie? Nenne Beispiele für eine Familie.
- Es gibt keine allgemeine Definition von Familie
- Drei Kernelemente, die bestimmen, was Familien von nichtfamiliären Lebensformen
unterscheidet
o Biologische und soziale Reproduktions- und Sozialisationsfunktion
(Kindererziehung, Schutz etc.)
o Generationsdifferenzierung (mind. zwei)
o Kooperations- und Solidaritätsverhältnis
- Beispiele:
o Patchwork- Familie
o Adoptivfamilie
o Kinderheim
o Soziale Elternschaft/ Co- Elternschaft o Regenbogenfamilie
o Ein- Eltern- Familie/ Alleinerziehende o Wahlfamilie
o Freund*innen
o Kinder mit getrennten Eltern
o WG
Nenne die Begriffsdefinition: Queere Familie.
- Sammelbegriff
- Mindestens ein Elternteil ist lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich,
intergeschlechtlich und/ oder nichtbinär
- Mehrelternkonstellationen – Eltern ohne Liebespaar sein
- Keine cis-hetero Familie
Definition von „Gender“:
Soziale und kulturelle Geschlechtsidentität, geprägt durch Rollen, Erwartungen und Normen in der Gesellschaft
Definition von „Sex“:
Biologisches Geschlecht, basierend auf körperlichen Merkmalen wie Chromosomen, Hormonen und Anatomie
Was sagt Cis/Trans/non-binär aus?
- Aussage über die eigene Identität/ eigene Wahrnehmung
- Cis = wie ich nach der Geburt identifiziert wurde
- Trans = anders als ich nach der Geburt identifiziert wurde
- Non-binär
Über was wird eine Aussage bei „intergeschlechtlich“ getroen?
Über die Biologie
Was für eine Aussage wird getroen, wenn man über die Sexualität spricht?
- Wen liebe/begehre ich
- hetero/homo-sexuell (lesbisch, schwul) oder bisexuell
Warum ist eine queersensible Versorgung von Familien wichtig? Welche Themen sind hierbei besonders relevant?
- 95.000 gleichgeschlechtliche Paare haben einen gemeinsamen Haushalt, 14.000 Kinder in diesen Haushalten; 0,07% aller Kinder (bpb - 2016/2017)
- Ganz unterschiedliche Menschen werden schwanger, gebären und übernehmen Verantwortung für Kinder
- Eine inklusive Schwangerenversorgung und Geburtshilfe denkt diese Vielfalt mit – und schafft Räume, in denen sich alle Menschen willkommen fühlen und vor Diskriminierung geschützt werden
- Berührt Themen wie:
o Rechtliche Hürden: Adoption
o Finanzielle Hürden: Reproduktionsmedizin
o Zugang zur Gesundheitsversorgung: (Samenspende)
o Umgang mit gesellschaftlicher Diskriminierung & institutioneller Diskriminierung o In der Folge psychologische Belastungen
Was sagt das Abstammungsrecht - §§ 1591 ff. BGB aus?
- Rechte und Pflichten der rechtlichen Elternschaft
o Sorgeverantwortung
o Entscheidungsmöglichkeiten z.B. medizinische Behandlung
o Unterhaltsverantwortung
o Erbrecht
o Namensrecht
o Staatsbürgerschaft & Einbürgerung o Zugang zu Familienleistungen
o Pflegeverantwortung für Eltern
Was bedeutet die „Elternschaftsvermutung“?
- In der Ehe
- Gebärende Person= Mutter/ 1. Elternstelle
- Ehemann =Vater / 2. Elternstelle (§1592 BGB)
- Unabhängig von biologischer Vaterschaft
- Im Gegensatz dazu: Kein Ehe besteht
o 2. Elternstelle über Vaterschaftsanerkennung
o Besuch & Erklärung beim Jugendamt
Kann man sich als genetischen Vater anerkennen lassen?
- z.B. außereheliche Affäre
- Er kann diese gerichtlich feststellen lassen.
- Wenn bereits ein anderer Mann anerkannt wurde und eine soziale Beziehung aufgebaut hat, wird es schwierig
- §1592Nr.3BGB/§1600Abs.sBGB
- > Aktuelle Diskussion zu biologischer und sozialer Vaterschaft
Wie läuft die Anerkennung in einer gleichgeschlechtlichen Ehe?
- Kind innerhalb der Ehe
o Keine Elternschaftsvermutung
o Nur ein Elternteil § 1591 BGB o Zweite Elternstelle bleibt leer
- Adoptionsverfahren (Stiefkind)
o Je nach Bundesland sehr unterschiedlich
o Anerkennungsjahr
Wie läuft das Adoptionsverfahren (Stiefkind) ab? Was könnte möglicherweise aus Sicht des Kindes problematisch sein?
- Antrag frühestens 8 Wochen nach der Geburt möglich
- Nur möglich wenn kein Mann die Vaterschaft anerkennen lässt bzw. dieser zustimmt
(Achtung bei Samenspende)
- Je nach Bundesland sehr unterschiedlich:
o Anträge, Befragungen, Hausbesuche, Pflegejahr, Gutachten
o Finanzielles, Gesundheit, Bindung
- Aus Sicht des Kindes problematisch
o Tod, Erkrankung der gebärenden Mutter
o Co-Mutter entscheidet sich um (keine Verpflichtung) o Unterhalt, Erbe
o > Diskriminierung gegenüber hetero-Ehen-Kindern
Können gleichgeschlechtliche Ehepaare gemeinsam Kinder adoptieren?
- gleichgeschlechtliche Ehepaare können gemeinsam Kinder adoptieren
- und nicht etwa nacheinander – wurde durch die „Ehe für Alle“ vereinfacht
Geht eine Mehr- Elternschaft in Deutschland (3 oder 4 Elternteile)?
In Deutschland nicht möglich
Ist ein single-by-choice als eine Ein- Eltern- Familie möglich?
Für Frauen rechtlich unproblematisch
Was ist ein Trans*- Mann? Was ist eine Trans*- Frau?
- Trans*-Mann: Selbstidentifiziert männliches Geschlecht, Vormals zugewiesenes weibliches Geschlecht
- Trans*-Frau: Selbstidentifiziert weibliches Geschlecht, Vormals zugewiesenes männliches Geschlecht
Was stand vor 2011 in dem Transsexuellengesetz (TSG), was als verfassungswidrig erklärt wurde?
Vor 2011 musste sich eine Person nach dem Transsexuellengesetz (TSG) sterilisieren lassen, wenn sie in einem anderen als ihrem Geburtsgeschlecht leben und entsprechend ihren Vornamen und Personenstand ändern wollte
Was ist besonders im Abstammungsrecht bei Trans- Eltern?
- Gebärende Person wird als Mutter eingetragen, unabhängig vom identifizierten Geschlecht
- Es wird der Geburtsname der gebärenden Person verwendet
- Folgeprobleme: Zwei verschiedene Namen in offiziellen Dokumenten
- Im April 2023 hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nach einer Klage von zwei Paaren aus Berlin entschieden, dass die Persönlichkeitsrechte von trans Personen dadurch nicht verletzt würden
- Partner:in kann wenn sie ein Mann ist in die zweite Stelle eingetragen werden, wenn sie eine Frau ist nicht
Was für rechtliche Pflichten hat ein Samenspender?
- 2018 Samenspenderregistergesetz - § 1600d Abs. 4 BGB
- Spender
o Keine Unterhaltsverpflichtung, Erbe, Sorge, Unterhaltsrecht
o Kein rechtlicher Vater
o Daten werden registriert – Recht des Kindes auf Wissen über seine Abstammung o Zustimmende Mann kann später seine Vaterschaft nicht anfechten mit der Begründung das keine Verwandtschaft existiert
Wann werden die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung übernommen?
- Kostenübernahme nur bei verheirateten § 27a SGB V
- Kostenübernahme für Kinderwunschbehandlung, wenn Ei- und Samen der Eheleute
verwendet werden - § 27a SGB V
- <40 J. Frauen; < 50 J. Männern
- Leistungen müssen eine Erkrankung überwinden
- Bundesärztekammer 2006: Ausschluss von lesbischen und alleinstehenden Müttern
(Keine stabile Beziehung)
o Kritik: Keine demokratische Organisation - tangiert die Grundrechte –
o Aktuell. Rechtsunsicherheit, abhängig von einzelnen Gynäkolog:innen
Was sind Vorteile und Nachteile der privaten Samenspende?
- Gründe/ Vorteile
o Kostenneutral
o Äußere Ähnlichkeit
o Involviert in die Elternschaft / Leben des Kindes o Anders nicht möglich
o 40% queere Paare
- Nachteile
o Elternschaft auf zwei Stellen begrenzt
o Rechtsunsicherheit
o Information des Kindes nicht rechtlich gesichert o Erkrankungen
Was ist Leihmutterschaft? Ist das in Deutschland legal?
- Eine Frau trägt das Kind für ein anderes Paar/eine andere Person aus
- In Deutschland verboten
- Wird oft im Ausland durchgeführt
Was ist Elternzeit? Was ist Elterngeld?
- Elternzeit
o Unbezahlte Auszeit vom Berufsleben
o Mütter, Väter, Adoptiveltern, Stiefeltern
o Sorgeberechtige Elternteile müssen zustimmen
- Elterngeld
o Finanzielle Leistung für Eltern
o Können alle verheirateten Personen beantragen, die mit dem Kind in einem
Haushalt leben
o Auch wenn sie selbst rechtlich kein Elternteil sind
Was wird in dem Selbstbestimmungsgesetz ab 11/2024 festgehalten?
- Das Grundgesetz garantiert jedem Menschen in Deutschland die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, die Achtung der Privatsphäre und die Nichtdiskriminierung
- Das neue Gesetz soll damit das Transsexuellengesetz (TSG) aus dem Jahr 1980 ablösen - 1.11.204 in Kraft
>Änderung von Geschlechtseintrag und Vornamen durch "Erklärung mit
Eigenversicherung
> Drei-Monats-Frist für vorherige Anmeldung & Einjährige Sperrfrist für erneute Änderung
> Besondere Regelungen für Minderjährige
- Eintragung als "Elternteil" in der Geburtsurkunde: Eltern sollen die Möglichkeit haben, in der Geburtsurkunde ihrer Kinder "Elternteil" anstelle von "Vater" oder "Mutter" eintragen zu lassen.
- Offenbarungsverbot: Kein Zwangsouting
- Hausrecht und Zugang zu geschützten Räumlichkeiten: Sport & geschützte Räume bleiben unberührt
Welche Aspekte sind zu beachten, wenn Trans*- Männer Kinder gebären wollen?
- Möglicherweise wurden körperangleichende Maßnahmen durchgeführt
o Gabe von Testosteron
o Mastektomie
o Notwendigerweise Erhalt von Uterus, Vagina, Vulva, Adnexe etc.
- Vorhandensein von Eisprung (und Menstruation) ermöglicht Schwangerschaft
- Hoher Testosteronspiegel: Meist Aussetzen des Zyklus
- Bei Kinderwunsch: Aussetzen von Testosteron
- Mögliche Folgen einer Testosteron- Pause
o Körper wird weiblicher – Geschlechtsdysphorie
o Soziales Erleben, Diskriminierung
- Brust und Stillen
o Trans-Männer
Information zu möglichen Veränderungen des Brustgewebes – auch trotz
OP möglich
Brustbinden eher als negativ empfunden
Welche Fütterung des Kindes ist gewünscht?
Ggf. gemeinsam herausfinden – Optionen anbieten
Bei Stillwunsch. Ausprobieren & Unterstützen
o Trans-Frauen
Möglichkeit der Förderung der Mammogenese und Laktogenese
Protokolle ähnlich wie bei Adoptivmüttern
Was ist bei der Hebammenarbeit mit queeren Familien zu beachten?
- Gewalt- und Diskriminierungserfahrung der Klientinnen
o Angst vor Diskriminierung bei Terminen mit Ärzt*innen
o Erhöhtes Gesundheitliches Risiko
- Grundhaltung
o Offenheit für verschiedene Lebensentwürfe & respektvoller Umgang
o Vielfalt von trans* Schwangeren und ihren Bedarfen
Haltung des Lernens (Fehler können passieren – konstruktiver Umgang)
- Geburt & Geschlecht
o Schwangerschaft und Weiblichkeit gedanklich voneinander abzukoppeln kann für trans*, inter* und nicht-binäre Personen entscheidend sein - Es kann auch cis-Frauen Frauen entlasten, da umgekehrt ja auch nicht alle cis -Frauen schwanger werden können.
o Welchen Bezug eine Person zu Schwangerschaft und Geburt hat – das ist ja eh immer anders. Wir sollten trans* Schwangerschaften also weniger exotisieren. o Zugleich ist es wichtig nachzufragen, ob Menschen spezifische Bedarfe haben, die sich aus einer trans* Positionierung ergeben. Das ist aber etwas anderes als von Vornherein anzunehmen, dass eine trans* Schwangerschaft ‚super special‘ ist – und dabei häufig auch in die Stereotypenkiste zu greifen.
- Kommunikation
o Namen, Pronomen & Selbstbezeichnung erfragen & respektieren (Mutter/Vater ...)
o Rolle von Begleitpersonen erfragen
Fragen zur Familienkonstellation oder zu konkreten Wünschen und Bedürfnissen?
„Habt ihr eine Idee, wie ihr ... machen wollt? Reflexion
Ist diese Frage relevant, um die Person(en) besser und angemessener begleiten zu können? Oder frage ich nur aus persönlicher Neugier?
„Was ist euch noch wichtig in der Betreuung? Was sollte ich noch wissen?
o Bilder einbinden:
o Flyer, Website, Infoabend etc.
o Repräsentation und Information queerer Personen
o > Inklusive Ansprache und Bilder
o > Menschen zu signalisieren, dass sie willkommen sind und mitgedacht
werden, auch dort, wo der eigene Handlungsspielraum begrenzt ist
Welche Wörter können potentiell diskriminierend sein? Welche geschlechtsneutralen Wörter könnten Alternativen sein?
Gebärmutter, Muttermund, Mutterkuchen, Muttermilch, Mutterpass, Mutterschutz, Mama – Papa, Frauenarzt
o Fachbegriffe (Plazenta, Zervix, Gynäkolog*in)
o Andere Worte schwieriger zu umschreiben
o Kommunikation mit dem Paar/ der Person
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