1. Was ist “Gewalt gegen Frauen“?
„Gewalt gegen Frauen“: „als eine Menschenrechtsverletzung und eine Form der Diskriminierung der Frau [...] und bezeichnet alle Handlungen geschlechtsspezifischer Gewalt, die zu körperlichen, sexuellen, psychischen oder wirtschaftlichen Schäden oder Leiden bei Frauen führen oder führen können, einschließlich der Androhung solcher Handlungen, der Nötigung oder der willkürlichen Freiheitsentziehung, sei es im öffentlichen oder privaten Leben“. (2011; In DE seit 2018)
Istanbul-Konvention („Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“
2. Was ist „geschlechtsspezifische Gewalt“?
= Gewalt gegen eine Person aufgrund ihres Geschlechts oder Gewalt, die Personen eines bestimmten Geschlechts in unverhältnismäßig stark ausgeprägter Form betrifft
3. Welche Formen der Gewalt gibt es?
Häusliche Gewalt
Stalking
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Gewalt im Namen der „Ehre“
Zwangsheirat
Mobbing
Digitale Gewalt
Menschenhandel
Genital-Verstümmelung / FGM
4. Was sind die Folgend er Gewalt an Frauen und Mädchen?
Nicht-tödliche Folgen
Verletzungen / dauerhafte Behinderungen
Überlebens- & Bewältigungsstrategien (Drogegebrauch, Rauchen selbstverletzendes Verhalten)
Psychosomatische Folgen (z.B. Reizdarmsyndrom, chronisches Schmerzsyndrom, HWI)
Psychische Folgen (PTB, Depressionen, Ängste, Schlafstörungen, Panikattaken, Essstörungen, Verlust der Selbstachtung und des
Selbstwertgefühls)
Folgen für die reproduktive Gesundheit (Geschlechtskrankheiten, ungewollteSchwangerschaften und Komplikationen bis zur Früh- und Fehlgeburt)
Tödliche Folgen
Tödliche Verletzungen
Tötung
Mord
Suizid
5. Welche Unterschiede gibt es zwischen den geschlechtern bei Erfahren von Gewalt?
Frauen
körperliche Gewalt (32 %)
sexuelle Gewalt (13 %)
Sexuelle Belästigung (86 %) davon im öffentlichen Raum (60%), Arbeit & Schule
am häufigsten in Beziehungen oder nach einer Trennung (70%)
Männer
körperliche und sexuelle Gewalt am häufigsten in öffentlichen Räumen
Jugend, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
In Beziehungen: psychische Gewalt; körperliche selten so, dass
Verletzungen erfolgen
6. Warum ist Gewalt ein wichtiges Thema in der Frauengesundheit?
➔ Jede dritte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben Opfer physischer oder sexualisierter Gewalt
➔ Bei jeder vierten Frau ist der aktuelle oder ehemalige Partner der Täter
➔ Alle 45 Minuten wird eine Frau Opfer einer gefährlichen Körperverletzung durch Partnerschaftsgewalt
➔ Statistisch wird fast täglich eine Frau von ihrem (Ex-)Partner ermordet
➔ Weltweit wird alle 11 Minuten eine Frau oder ein Mädchen durch einen Partner oder einen Familienangehörigen getötet
7. Was ist „Häusliche Gewalt“?
= Häusliche Gewalt liegt vor, wenn die Gewalt (Körperlich, sexuell & psychisch) zwischen Personen stattfindet, die ineiner familiären oder partnerschaftlichen Beziehung zusammenwohnen. Sie liegt auch vor, wenn sie unabhängig von einem gemeinsamen Haushalt innerhalb der Familie oder in aktuellen oder ehemaligen Partnerschaften geschieht.
8. Was ist „Partnerschaftsgewalt“?
= Partnerschaftsgewalt im Sinne dieser Auswertung sind Straftaten nach einem festgelegten Katalog, bei denen zur Opfer- Tatverdächtigen-Beziehung in der PKS (Polizeiliche Kiriminalstatistik) partnerschaftliche Verbindungen erfasst wurden. Diese sind Ehepartner, eingetragene Lebenspartnerschaften, Partner nichtehelicher Lebensgemeinschaften und ehemalige Partnerschaften.
9. Was ist „Inerfamiliäre Gewalt“?
= Innerfamiliäre Gewalt im Sinne dieser Auswertung sind Straftaten nach einem festgelegten Katalog, bei denen zur Opfer-Tatverdächtigen-Beziehung in der PKS „Familie oder sonstige Angehörige (ohne Eheleute, Partnerschaft)“ erfasst wurden.
10. Was ist ein „Femizid“?
= Der Begriff „Femizid“ bezeichnet den Mord beziehungsweise die Tötung einer Frau ode eines Mädchens aufgrund ihres Geschlechts.
11. Welche Folgen hat Gewalt auf die Gesundheit und Schwangerschaft?
Häufig Psychosomatische bzw. Somatische Krankheitsbilder
chronische Unterbauchschmerzen
Sexuelle Dysfunktion & Dysmenorrhoe
Prämenstruelle Beschwerden
Kopfschmerzen
chronischen Rückenschmerzen
Depression, PBT
In der Schwangerschaft:
Einfluss auf Körperwahrnehmung
Mehr „Probleme“ -> mehr (Notfall-) Untersuchungen
12. Was können Trigger (Auslöser) sein für Frauen mit Gewalterfahrung?
Gynäkologische Untersuchungen als belastende Situation (37,7% der Frauen)
die Untersuchung der Brust
eine unpersönliche Haltung des Arztes/der Ärztin
angefasst zu werden ohne Vorankündigung
das Gefühl von Hilflosigkeit.
den Satz: „it will not hurt“ (es wird nicht weh tun).
das Hinlegen auf den gynäkologischen Stuhl
Untersuchungen des Unterleibs
Schmerz
Untersuchungsmaßnahmen, die nicht angekündigt wurden
und das Gefühl der Hilflosigkeit.
➔ Intrusion = Wenig steuerbare & überflutende Erinnerungen (Wiedererleben der Situation)
Schwangerschaft an sich als Trigger
körperlichen Empfindungen der Schwangerschaft an sich
kleine Erinnerungsreize & sensorische Erinnerungseindrücke
➔ Kindsbewegung
➔ Kontrollverlust
Häufiger über negative Gefühle bezüglich der Schwangerschaft
Auch folgende Äußerungen sind Hinweise auf eine Dissoziation: „Dann schalte ich ab/aus“, „dann spüre ich mich nicht mehr“, „manchmal kann ich mich nicht erinnern, was ich in den Stunden vorher gemacht habe“ … usw.
Geburt
Kontrollverlust, Schmerz,
Ausgeliefert sein: Wehen
Ausgeliefert sein: Fachpersonen (Untersuchungen, Geburtspositionen, etc.)
Mehr Geburtskomplikationen
Wochenbett
Erhöhte Rate an PPD
Stillen kann nicht erwünscht sein
Berührungen unangenehm
Körperkontrolle
Nächtliche Versorgung als überfordernd
13. Was sind die Bedürfnisse der Frauen an die Versorgung?
Sicherheit
Geschütze Umgebung, Ankündigung aller Tätigkeiten, Vereinbarungen einhalten, Untersuchungen minimieren
Häufige Beschwerden/ Ängste etc. – Engmaschige Betreuung
Hinzuziehen weiterer Fachpersonen
Kontinuität in der Versorgung
Kontrolle
Fragen stellen lassen, Mitentscheiden
Kontrollerleben: Atemübung; Unterbrechen einer Untersuchung
Stressreduktion
Keine detaillierten Nachfragen
Ggf. Schilderungen Stoppen
Ressourcenaktivierung & Soziale Unterstützung
Trost & Anerkennung
14. Was kann man als Hebamme tun, wenn eine Frau Gewalterfahrungen macht/ gemacht hat?
Zeit zum Reden geben, aber nicht zum Reden drängen (!Retraumatisierung)
Zuhören & keine Vorwürfe machen
Anerkennen der beängstigenden und schwierigen Situation
Anerkennen, dass es viel Mut erfordert, darüber sprechen
Aussprechen: das es niemand verdient bedroht oder geschlagen zu werden, auch wenn der Missbrauchstäter etwas anderes behauptet (!Anker setzen)
Ermutigen Gefühle auszudrücken & Erlauben eigenen Entscheidungen zu treffen (!)
Sagen Sie der Person nicht, dass sie die Beziehung oder das Zuhause verlassen soll, wenn sie noch nicht dazu bereit ist – das ist ihre Entscheidung.
Akutsituation: Nach körperlichen Verletzungen fragen & Hilfe anbieten
Weiterleiten an Hilfeorganisation & ggf. Polizei
Seien Sie bereit, Informationen über Organisationen bereitzustellen, die Menschen, die häusliche Gewalt erfahren, Hilfe anbieten.
Flexible Anpassung der Versorgung
Berücksichtigung von Ängsten im Hinblick auf Kinderhilfsdienste
➔ Abgrenzen, was und was nicht in meiner Macht liegt!
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