1. Warum ist das Thema Armut wichtig für uns?
„Niedrige soziale Schichtzugehörigkeit ist vermutlich die stärkste einzelne Einflussgröße auf vorzeitige Erkrankungen, nicht nur in den Vereinigten Staaten (und Europa), sondern weltweit.“
2. Definieren sie die absolute Armut und die relative Armut.
Absolute Armut:
• Fehlen grundlegender Bedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft, Gesundheitsversorgung.
• Fokus: Existenzsicherung.
• Messung: Schwellenwerte, Grundbedürfnisse
➔ Direkte Armutsbekämpfung, Entwicklungshilfe
Relative Armut:
• Einkommen signifikant unter dem Durchschnitt der Gesellschaft.
• Fokus: Sozialer Status, Lebensstandard.
• Messung: Prozentsatz des Durchschnittseinkommens.
• Konsequenz: Soziale Ausgrenzung, psychologische Belastungen.
➔ Soziale Programme, Umverteilung, Chancengleichheit
3. Erklären Sie den Unterschied zwischen sozialer Ungleichheit und individueller Ungleichheit.
Soziale Ungleichheit
Soziale Ungleichheit bedeutet, dass Menschen aufgrund ihrer Stellung im gesellschaftlichen Beziehungsgefüge von begehrten materiellen und/oder immateriellen Gütern regelmäßig mehr oder weniger erhalten als andere.
Individuelle Ungleichheit
Individuelle Ungleichheit meint Ungleichheit biologischer oder individuell erworbener Merkmale.
4. Was sind soziale Schichten?
Soziale Schichten sind Gruppen, deren Angehörige sich hinsichtlich prägnanter sozioökonomischer Merkmale ähneln die Schicht sind spezifischer Mentalitäten, sowie Lebenschancen und Risiken geknüpft
Eigenschaften:
Deskriptiv
Vertikal & Hierarchisch
„Objektive“ Schichtmerkmale
5. Welche Faktoren umfasst der Begriff „Bildung“.
berufliche Basisqualifikation → „Mobilitätsschleuse“
kulturelles Kapital (Netzwerke, Normen, Einstellungen, Habitus)
Gesundheitsbezug u.a.: gesundheitsrelevantes Verhalten, Sprachcodes (Arzt-Patient-Beziehung), praktisches Wissen
6. Welche 2 Arten gibt es, Bildung zu klassifizieren? Und wie wird sie erfasst?
Erfassung:
Jahre, höchste Abschlüsse (Schule/Beruf)
Klassifiziert:
nationale Abschlusshierarchie (z.B. nach Ahrens et al.)
internationale Klassifikationssysteme, z.B. UNESCO ‚International Standard Classification of Education‘
7. Welchen Einfluss hat die Berufstätigkeit einer Person in der Gesellschaft und wie wird sie gemessen?
bestimmt Zugang zu materiellen Ressourcen (Einkommen)
definiert gesellschaftliches Ansehen, Macht & Gestaltung
Gesundheitsbezug, u.a.: tätigkeitsbezogene Belastungen
Messung
Erfassung: - Berufliche Stellung (eher sozialrechtliche Stellung), - Tätigkeit + Berufsbezeichnung + Branche
Klassifiziert: Berufsklassifikationen (Tätigkeit, Qualifikation, Stellung im Beruf, Autonomie), z.B. Klassifikation der Berufe (KldB) oder International Standard Classification of Occupations (ISCO)
➔ Problematisch & Anspruchsvoll
8. Inwiefern hängt das Einkommen mit der Gesundheit einer Person zusammen? Wie wird das Einkommen gemessen?
Bedeutung Einkommen ist ein zentraler Indikator mit unmittelbarem Gesundheitsbezug
Zugang zu materiellen und immateriellen Gütern → Lebenschancen
Gesundheitsbezug u.a.: zahlreiche gesundheitsrelevanten Güter (Wohnqualität, Hygiene, Ernährung, medizinische Betreuung etc.)
Erfassung: - Monatl. Haushaltsnettoeinkommen aus allen Quellen (Erwerbsarbeit, selbst. Arbeit, Transferleistungen, privater Unterhalt…)
Alternativ auch Vermögen, Besitz u.ä
Klassifiziert: Äquivalenzeinkommen (Gewichtet für Anzahl und Zusammensetzung der Haushaltsmitglieder
➔ Häufige Drop-Outs
9. Was ist ein Schichtindizes? Nennen Sie Vor- & Nachteile davon.
Gewichtete Kombination von Statusmerkmalen
(i.d.R. Bildung, Einkommen, Beruf) / Winkler Index
Beispiel: soziale Schicht nach Helmert, 1993:
Nachteile:
schwer zu begründende Punktwerte, ständiger Aktualisierungsbedarf
Status-Inkonsistenz
keine Trennschärfe bei mittleren Werten
Vorteile:
Mehrdimensionalität „ ganzheitliche“ Abbildung des sozialen Status
10. Beeinflusst die Schichtzugehörigkeit die Chance darauf, eine Führungsposition in DE einzunehmen?
➔ Ja
Promovierter Mensch aus der Mittelschicht/Arbeiterklasse
Promovierter Mensch aus dem gehobenen Bürgertum – doppelt so hohe Chance
Promovierter Mensch aus dem Großbürgertum - dreimal so hohe Chance
11. Nennen Sie die unterschiedlichen Kapitalformen
Ökonomisches Kapital
Soziales Kapital
Kulturelles Kapital
Symbolische Kapital
12. Erklären Sie das Modell der Sinus Milieus.
es handelt sich um ein Gesellschaftsmodell und umfasst derzeit 10 Milieus
es fasst Menschen in Gruppen gleichgesinnter zusammen (sie ähneln sich in soz. Lage, Lebensstil und Wertevorstellungen)
erstes Modell ist von 1976 und wird stetig verändert
umso weiter oben ein Milieu in der Graphik angezeigt wird, desto höher ist seine Stelle in der Gesellschaft
umso weiter rechts ein Milieu eingeordnet wird, umso moderner ist seine Orientierung
Man kann in die Lebenswelt der Menschen eintauchen
es beschreibt offensichtliche, aber auch feine Unterschiede der gesellschaftlichen Gruppen
Gleiches Alter, gleiches Gehalt + gleicher Bildungsabschluss ≠ gleiches Milieu
es gibt diese Art von Modellen in über 50 Ländern –> internationale Menschen in ähnlichen Milieus sind sich häufig ähnlicher, als Leute innerhalb eines Landes in unterschiedlichen Milieus
wird viel für Marketing eingesetzt –> wie werden welche Zielgruppen erreicht ( online, offline… )
13. Beeinflusst die soziale Schicht einer Person ihre Lebenserwartung?
Ja!
Die Lebenserwartung ist in Indutrieländern höher als in Entwicklungsländern
Mentale Krankheiten und Drogenkonsum sind in Ländern mit großer Einkommensungleichheit größer, als in Ländern mit gleicheren Einkommen
Der Status von Frauen ist in Ländern mit Einkommensgleichheit höher, als in Ländern, mit großen Unterschieden im Einkommen
in reichen Ländern, hängt die Sterblichkeit von Kleinkindern mit dem sozialen Status zusammen
Neugeborenensterblichkeit ist in reicheren Ländern geringer, als in ärmeren (Finnland 1,8/1000 Geburten, México: 13/1000 Geburten)
Soziale Unterschiede in der COVID-19 Sterblichkeit
14. Wie hängt die Gesundheitliche Ungleichheit mit der sozialen Ungleichheit
zusammen?
15 . Welche Faktoren beeinflussen die Gesundheit?
Regenbogenmodell- Public Health
16. Hängt der Zugang zur Versorgung durch Ärzte von der Schicht der Bürger*innen ab?
Ja, in gewisser Weise schon. So war 2006 z.B. die ambulante Versorgung durch niedergelassene Ärzte in Stadtteilen mit weniger Hartz- IV- Empfänger*innen größer, als in Stadtteilen mit prozentual weniger Hartz-IV- Empfänger*innen.
Ungleichheiten in der gesundheitlichen Versorgung
17. Welche Einflussfaktoren auf die Gesundheit gibt es in jungen Jahren, die mit der sozialen Ungleichheit zu tun haben könnten?
Fehl- und Mangelernährung
Passivrauch
‚obesogenic environments‘
Umweltbelastungen
Gewalterfahrungen
kindliches Risikoverhalten
soziale Ausgrenzung
medizinische Vorsorge und Inanspruchnahme
18. Welche Erkrankungsraten unterscheiden sich nach dem sozialen Status und welche nicht?
Einschulungsuntersuchungen bei 5-6 jährigen Kindern zeigen, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien öfter kognitive, emotionale, sprachliche und motorische Entwicklungsdefizite haben, als Kinder aus sozial besser gestellten Familien. (Hängt ab von Erwerbsstatus & Bildungsgrad der Eltern.)
11-15 jährige aus Familien mit geringerem Wohlstand sind häufiger in ihrem Gesundheitsverhalten und in ihrer psychosozialen Gesundheit eingeschränkt
Studien weisen auf Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheitszustand bzw. Lebenserwartung hin.
Gesundheitliche Ungleichheiten manifestieren sich in fast allen Erkrankungen, sowohl körperlichen als auch psychischen. Dazu gehören insbesondere die am häufigsten auftretenden Leiden wie Herz- Kreislaufkrankheiten, Diabetes mellitus, Magen- und Lungenkrebs sowie Depression und Angststörungen, ebenso Zahngesundheit.
Gesundheitliche Ungleichheiten treten über die gesamte Lebensspanne hinweg auf. Die Art der Erkrankungen und der gesundheitlichen Beeinträchtigungen, in denen sie sich manifesteren, verändert sich aber über den Lebensverlauf.
Die Erkrankungsrisiken sind bei jenen Individuen am höchsten, die bei allen drei Indikatoren Schulbildung, berufliche Position und Einkommen am stärksten benachteiligt sind. Neben der Sozialstruktur gibt es weitere Faktoren, entlang derer sich gesundheitliche Unterschiede manifestieren können, etwa Alter und Geschlecht. Dies trifft z. B. auf den Herzinfarkt zu, der bei Frauen im Mittel etwa zehn Jahre später auftritt als bei Männern. Zudem sind die Erkrankungsraten bei Männern höher als bei Frauen
Ungleichheiten beim Auftreten finden sich bei Erkrankungen, die durch gesundheitsrelevantes Verhalten bedingt oder mitbedingt sind. Dies trifft z. B. auf Herz- Kreislaufkrankheiten zu , die deutliche Zusammenhänge mit Ernährungs- und Bewegungsmustern aufweisen. Das Gleiche trifft auf Adipositas und Typ-2-Diabetes zu. Neben individuellen Faktoren spielen externe und strukturelle Faktoren eine Rolle, z. B. belastende Arbeitsbedingungen oder die Exposition gesundheitsschädlicher Stoffe
Im Gegensatz dazu weisen durch Verhalten nicht beeinflussbare Erkrankungen keine oder inkonsistente soziale Verteilungen auf. Dies trifft z. B. auf Brustkrebs, Typ-1-Diabetes oder angeborene Herzfehler zu. ( Erkrankungsverläufe können aber auch hier soziale Muster aufweisen)
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