Heilfasten - Indikationen
Metabolische Erkrankungen
Chronisch-entzündliche Erkrankungen
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Chronisches Schmerzsyndrom
Atopische Erkrankungen
Psychosomatische Störungen
Heilfasten - Kontraindikationen
Kachexie
Anorexia nervosa
Hyperthyreose
Demenz
Leber- und Niereninsuffizienz
Schwangerschaft und Stillzeit
Medikation: z.B. Antidiabetika, Antihypertensiva
Dr. F. X. Mayr
Heilfasten
3 Stufen: Tee-Wasser-Fasten, Milch-Semmel-Diät und „milde Ableitungsdiät“
1921
Dr. Otto Buchinger
Flüssigkeitszufuhr >2,5 L/Tag
Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäfte, Tee mit Honig,
<500 kcal/Tag
1935
Kalorienrestriktion in Mäusen
Metabolische Effekte: Energieaufnahme, Fettoxidation, Temperatur, Fettgewebe ↓; Metabolische Rate bleibt gleich
Physiologische Effekte: Metabolische Flexibilität, Stammzellfunktion, DNA-Reparatur ↑; Entzündungen und altersbedingte Erkrankungen ↓
Lebensverlängernder Effekt
Experimentelle Evidenz für mögliche Ursachen oder eine wirksame „Anti-Aging“-Strategie mit Kalorienrestriktion
Körpertemperatur ↓, VO2 ↓
Körpergewicht ↓, abdominales Fettgewebe ↓
Insulinsensitivität ↑, IGF 1 (↓), Adiponektin ↑
Cholesterin ↓, TG ↓, HDL ↑, Intima-Media-Dicke der Karotis-Arterien ↓
Testosteron ↓, DHEAS ↑ ,T3 ↓ - CRP ↓, oxidativer Stress ↓
späteres Auftreten chronischer Erkrankungen
IGF-1 sinkt beim Menschen nur wenn auch weniger Protein gegessen wird
Kalorienrestriktion beim Menschen
Anhaltende positive Auswirkungen auf Insulinresistenz, Entzündungen und oxidativen Stress, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Nüchternblutzucker, Blutdruck und Gewicht
Wenn die Studien an Nagetieren auf den Menschen übertragen werden, steigt die Lebenserwartung um 39 Jahre bei Männern und Frauen
Geringere Körpertemperatur und Insulinspiegel und höhere DHEAS-Spiegel sind beim Menschen mit einem besseren Überleben verbunden
Dehydroepiandrosteron = Prohormon, das zu Testosteron verstoffwechselt wird
Besserer Erhalt der Muskelmasse in Kombination mit körperlicher Aktivität
Was verursacht DNA-Schäden?
Je höher der Stoffwechsel ist, desto mehr oxidative DNA-Basen pro Magermasse
DNA-Schäden korrelieren mit dem Sauerstoffverbrauch im Körper
Die Menge der geschädigten DNA-Basen sagt nichts über die Schädigung aus, die wir im Körper behalten
Körperliche Aktivität verbessert die Reparaturmechanismen
Oxidative DNA-Schädigung korreliert mit der Energieaufnahme
Herzfrequenz im Ruhezustand und Lebenserwartung
Umgekehrte lineare Beziehung zwischen der Herzfrequenz im Ruhezustand und Lebenserwartung bei Säugetieren und Menschen (je höher die Herzfrequenz, desto niedriger ist die Lebenserwartung)
Herzfrequenz wird durch körperliche Aktivität gesenkt
Gefahren von Kalorienrestriktion
keine Vitamin- und Mineralstoffpräparate
Calcium-Zufuhr um 800-900 mg/d
Die Washingtoner Calerie-Studie berichtet über eine Abnahme der Knochenmineraldichte um 1,5 % pro 12 Monate bei älteren Erwachsenen
Vorbeugung: Sportliche Betätigung? Sexualsteroide? Kalziumzufuhr?
Ist weniger Essen wirklich eine Überlebensstrategie?
2 Biomarker (Insulinspiegel, Körpertemperatur) für Langlebigkeit „verbessert“, metabolische Adaptation, „weniger“ DNA-Schäden
Aber: Eine lebenslange oder zumindest dauerhafte Kalorienbeschränkung (um 25 %) ist praktisch schwierig und keine plausible Ernährungsempfehlung für Menschen
Subjektiv belastende Begleiterscheinungen sind ständiger Hunger, Frieren und geringe Libido
Alternativen sind sogenannte „caloric restriction mimetics“ (z.B. Resveratrol) oder eine gezielte Beeinflussung sog. „nutrient sensing pathways“ (z.B. IGF1, Insulin, TOR pathway)
Moderne Fastenmethoden
Kalorienrestriktion
Zeitlich begrenztes Essen
Intermittierendes oder periodisches Fasten
Fasten-ähnliche Ernährung
Beschreibung
Kontinuierliche Energierestriktion um 10-15% ohne Mikronährstoffmangel
Makronährstoffe
Standard
55% Kohlenhydrate
15% Protein
30% Fett
Essenzeiten
12 Stunden
Verlängerung der mittleren Lebenserwartung
Ja bei Affen und Mäuse
Effekte auf die Gesundheit
Prävention von Übergewicht, Diabetes, oxidativen Stress, Bluthochdruck, Krebs, kardiovaskuläre Erkrankungen
Nahrungsaufnahme innerhalb von 4-8 h (<12 h)
Standard oder
adipogen:
60% Fett
30% Kohlenhydrate
10% Protein
4-8 Stunden
keine Daten
Schutz vor Diabetes mellitus Typ 2, hepatische Steatose, Hypercholsterolämie
Jeden 2. Tag Fasten (ADF)
2 Tage die Woche fasten (5:2-Diät)
-
Ja bei Mäusen
Effekt auf die Gesundheit
Vorbeugung gegen Übergewicht, oxidativen Stress, kardiovaskuläre Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Neurodegenerierung
Modifiziertes Fasten (5 Tage konsekutive Tage pro Monat)
50% Fett
40% Kohlenhydrate
Sekundäre Pflanzenstoffe
Fettsäuremuster
Vorbeugung gegen Krebs und Diabetes, verbesserte Risikofaktoren im Zusammenhang mit mehreren altersbedingten Krankheiten
Positive Effekte von regelmäßigem Fasten
Geringeres Risiko für koronare Herzerkrankungen und Diabetes
Niedrigerer BMI
Niedrigere Glukosespiegel
Fasten und Kalorienrestriktion führen zu vergleichbaren Effekten auf biologische Signalwege für Langlebigkeit
Autophagie
Proteinsynthese
Entzündung
Reproduktion
Mitochondrienfunktion
Stressresistenz
genomische Stabilität
Energiebalance
Klinische Outcome-Parameter von Fasten: Blut
↑ Ketonkörper, Adiponection-Spiegel, Cortison- und Ghrelin-Spiegel
↓ Glukose-, Insulin-, IGF-1 und Leptin-Spiegel, entzündungsfördernde Marker und CRP
Klinische Outcome-Parameter von Fasten: Leber
↑ Ketonkörperproduktion, Insulinsensitivität
↓ Glykogenproduktion, Lebergröße
Klinische Outcome-Parameter von Fasten: Skelettmuskel
↑ Insulinsensitivität, Struktur und Funktion
Klinische Outcome-Parameter von Fasten: Gehirn
↑ Hungerantwort, NPY-Spiegel, Stressresistenz, kognitive Funktion, neurotrope Faktoren
↓ Entzündung, oxidativer Stress
Klinische Outcome-Parameter von Fasten: Kardiovaskuläres System
↓ Herzfrequenz im Ruhezustand, Blutdruck
Klinische Outcome-Parameter von Fasten: Pankreas
↓ Insulinproduktion
Klinische Outcome-Parameter von Fasten: Fettgewebe
↑ Lipolyse, Adiponectin-Produktion, Insulinsensitivität
↓ Leptin-Produktion, Fettmasse, Entzündungen
Quantität und Qualität der Ernährung
Es kommt nicht nur auf die Kalorienaufnahme an, sondern auch auf die Qualität der Lebensmittel (z.B. Zucker, Fettsäuren)
Fasting-mimicking diet (FMD)
Die Fasting Mimicking Diet ist eine fettreiche, kalorienarme Methode des intermittierenden Fastens, die fünf Tage lang vorgefertigte Mahlzeiten liefert
Kalorien, Kohlenhydrate und Protein ↓
Sie kann beim Abnehmen helfen
ist aber teuer und möglicherweise nicht besser als herkömmliche intermittierende Fastenkuren
Reduktion von Risikofaktoren/Biomarkern für Altern, Diabetes, Krebs, kardiovaskuläre Erkrankungen ohne nennenswerte Nebenwirkungen
Ausreichend Mikronährstoffe
Kalorienrestrektion Mimetika
Resveratrol
Rapamycin
Intermittierendes Fasten - Dauer und Frequenz
2 Tage pro Woche
Jeden zweiten Tag
Time-restricted Feeding (>16 h Fasten innerhalb eines Tages (z.B. Breakfast Skipping)
Intermittierendes Fasten - Ausmaß
Totales Fasten
60-75 % unter dem Bedarf
Intermittierendes Fasten - Wirkung und Nebenwirkungen
Stoffwechselveränderungen: z.B. FFA, Ketonkörper und Cortison ↑, Hyperphagie
Intermittierendes Fasten - Ziele
Therapie der Adipositas und Adipositas-assoziierter Erkrankungen
Gewichtserhalt oder Bestandteil eines gesunden Lebensstils
Stufenweise Einführung von 5:2 intermittierendes Fasten (2 Tage die Woche fasten)
Monat
5:2 intermittierendes Fasten
1
1000 kcal 1 Tag pro Woche
2
1000 kcal 2 Tag pro Woche
3
750 kcal 2 Tag pro Woche
4
500 kcal 2 Tag pro Woche
Einfluss von 5:2 Intermittend Caloric Restriction auf die Gewichtsabnahme vs. Kontinuierliche Kalorienrestriktion
5:2: 2 Tage mit 75% Energiedefizit (= 20% wöchentliches Kaloriendefizit)
Kontinuierliche Kalorienrestriktion: täglich Energiedefizit 20%
Keine Unterschiede bei der Gewichtsabnahme, Körperzusammensetzung und kardiometabolisches Risiko
Keine Unterschiede bei der Verbesserung von Blutdruck, Triglyceride, HDL-Cholesterin
Intermittent fasting → höheres subjektives Hungerempfinden → Gewicht wird etwas schlechter langfristig gehalten
0 kcal für 36 h führt zu einer geringeren Kompensation der Energieaufnahme
Am Tag darauf wird nicht das doppelte gegessen
Bei Stoffwechsel-Gesunden mit Adipositas: kein Vorteil bei Gewichtsabnahme, Verbesserung kardiometabolischer Risikofaktoren und Gewichtserhalt, Höherer Dropout
Metabolische Veränderungen nach 1 Tag totalem Fasten (0 kcal)
Wachstumshormon ↑ (Lipolyse ↑, Erhalt der Muskelmasse?)
Erythrozyten, Hematokrit ↑
Gesamtcholesterin ↑ (Synthese in der Leber ↑, Freisetzung aus Adipozyten ↑, LDL-Rezeptor ↓)
Triglyzeride ↓
Ektope Fette:
Intramyozelluläre Lipide ↑
Leberfett ↑ (Lipolyse ↑, ApoB100 ↓, hepatischer Lipidexport ↓)
Freie Fettsäuren ↑ (Insulinresistenz)
Der postprandiale Stoffwechsel ist nach einem Tag Fasten vulnerabler (also kein ungesundes Essen am Tag nach dem Fasten)
Risiken und Nebenwirkungen bei Fasten
Herzfrequenz ↓
Blutdruck ↓
EKG: QRS ↓, T ↓
Wasser und Elektrolyte:
Kaliumbilanz + Natriumbilanz am Anfang ↓
Magnesium, Calcium und Phosphat stabil
Wasserbilanz am Anfang ↓
Harnsäure ↑ cave: Gichtrisiko
Nebenwirkungen bei langanhaltender Kalorienrestriktion:
Leukozyten ↓
Immunsuppression?
Geringe Knochendichte
Intermettierendes Fasten zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen?
Die Auswirkungen des intermittierenden Fastens auf Endpunkte wie Mortalität, Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz bleiben aufgrund fehlender Daten ungewiss → Vorteile und mögliche Risiken?
Intermittierendes Fasten kann im Vergleich zur ad libitum-Ernährung zur Gewichtsreduktion beitragen und kann so effektiv sein wie eine kontinuierliche Energierestriktion.
Fasten vor einer Diät
5 Tag Fasten (300-350 kcal/Tag) vor einer 3-monatigen DASH-Diät erhöht denn Erfolg der Diät durch eine Veränderung des Mikrobioms und der Immunfunktion (niedrigerer Blutdruck)
Stufenweise Einführung von Time Restricted Feeding
Time restricted feeding
10 h Essenfenster 5 Tage die Woche
8 h Essenfenster 5 Tage die Woche
6 h Essenfenster 5 Tage die Woche
6 h Essenfenster 7 Tage die Woche
Time Restricted Feeding ohne Energierestriktion hat gesundheitliche Nachteile
Gewicht und Fettmasse ↓
Hungerempfinden (VAS) ↑ Ghrelin ↑
LDL ↑ HDL ↑
Systolischer und diastolischer Blutdruck ↑
GOT und GPT ↑
Glukose ↑ und Glukosetoleranz ↓ mit verzögerter Insulinresponse
Im Vergleich zu 3 Mahlzeiten pro Tag führt eine höhere Mahlzeitenfrequenz zur Gewichtszunahme
Einfluss des Zeitpunktes der größten Mahlzeit des Tages und des Weglassens vom Frühstück auf die relative Veränderung des Gewichts nach 7 Jahren
Frühstücken und die größte Kalorienmenge am Morgen verzehren → Prävention einer Gewichtszunahme
Breakfast-Skipping
Über den Tag mehr Fettoxidation, wenig Kohlenhydratoxidation (erst zum Abend hin)
Erhöhte Lipolyse (Freie Fettsäuren ↑)
Verminderte Glukoseoxidation trotz höherer Insulinspiegel → metabolische Flexibilität ↓
Lipolyse und Fettoxidation sind beim Auslassen der Frühstücksmahlzeit erhöht, die Kohlenhydratoxidation ist vermindert → d.h. durch das Frühstück-Weglassen wird Glykogen abgebaut das anschließend wieder repletiert wird.
Breakfast-Skipping erhöht das Diabetesrisiko um ca. 21 % (dieser Effekt ist bei gesunder Ernährung nicht nachweisbar und bei ungesunder Ernährung (Western dietary pattern: Rotes Fleisch, Wurstwaren, Pommes, fettreiche Milchprodukte, Weißmehlprodukte, Süßwaren, Desserts) noch ausgeprägter)
Verzehr einer Standardmahlzeit am Abend im Vergleich zum Morgen
Blutzucker, Insulinspiegel und freie Fettsäuren ↑
Thermogenese ↓
Dinner-Skipping
verbessert den Stoffwechsel
Postprandiales Insulin, Blutdruck, oxidativer Stress, Appetit am Abend ↓
Insulinsensitivität, β-Zellfunktion ↑ Fasten-Triglyzeride ↑
Stoffwechselveränderungen nach dreitägigem Fasten
Freie Fettsäuren und Ketonkörper ↑
Glukose ↓
Lipolytisch wirkende Hormone (Noradrenalin, Cortisol, Wachstumshormon) ↑
Gluconeogenese und Glukagon ↑, Insulin ↓
Insulinwirkung auf Unterdrückung der Lipolyse und auf die Glukoseaufnahme ↓
3 Tage Fasten beeinflusst die Makronährstoff-Bilanz am Folgetag und verschlechtert die Glukosetoleranz am Tag
Abnahme von Körperprotein wird während des Fastens durch Glykogenabbau vermindert Glykogen wird nach dem Fasten repletiert → positive KH-Bilanz und negative Fettbilanz
Überlegung zu möglichen negativen Auswirkungen von Fasten auf die Körperzusammensetzung
Die hormonelle und metabolische Adaptation an das Fasten begünstigt die Nährstoffpartitionierung am Folgetag und kompensiert so negative Auswirkungen des kurzzeitigen Fastens auf die Partitionierung der Gewichtsabnahme. Eine vermehrte Abnahme von Körperprotein wird während des kurzfristigen Fastens durch Glykogenabbau vermindert (Glykogen wird nach dem Fasten schnell wieder repletiert = positive KH-Bilanz und die Fettbilanz ist dafür negativer).
Tägliche Beschränkung des Essenfensters von 14 Stunden auf 10 Stunden über 12 Wochen
Gewichtsabnahme, Verbesserung der Körperzusammensetzung, Senkung des Blutdrucks, des HbA1c und der Blutfettwerte
Zusammenfassung
Gewichtsabnahme ist bei intermittierendem Fasten vergleichbar zu kontinuierlicher Kalorienrestriktion (auch keine bessere Adhärenz)
Intermittierendes Fasten hat keine Auswirkungen auf den Muskelmassenverlust und die metabolische Adaptation bei Gewichtsabnahme
An Fastentagen kommt es zu einem Hungerstoffwechsel, der bei der Umstellung des Stoffwechsels beim Fastenbrechen zu Insulinresistenz führt
Diese negative Auswirkung kann durch eine Gewichtsabnahme kompensiert werden
Langfristigen Auswirkungen des intermittierenden Fastens auf Knochengesundheit und HerzKreislauf-Erkrankungen/Mortalität bleiben unklar
Time/Frequenz:
Frühstücken ist wichtig
Fasten innerhalb des Tages nur abends
Metbaolischer Jetlag durch späte Mahlzeit vermeiden
nicht mehr als drei Mahlzeiten
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