PLANUG UND KONZEPTIONIERUNG (Dehntraining)
Leitorientierung
Handlungsfeld Gesundheit
Handlungsfeld Leistung
Konzeptionierung Dehnprogramm entlang erwartbarer Defizite aus Alltagsbelastung (sitzende Tätigkeit)
-> Hüft-,Kniebeuger, Brust-, Waden-, Nackenmuskulatur
Konzeptionierung Dehnprogramm entlang Bedarfe aus sportartspezifischen Anforderugnen
=> OFFENER ANWENDUNGSRAUM !
-> Prävention -> Wiederherstellung -> Erhalt -> Optimierung
generell gilt: Systematischer Aufbau des Dehnprogramms in Referenz auf (je Zielsetzung) Gelenksysteme !
z.B. nach rämlich-anatomischen Kriterien: “von oben nach unten”
z.B. nach Priorität von Beweglichkeitsanforderungen je Gelenk
Ziele
Gesundheit
Leistung
Ermöglichung Alltagsbewältigung
Sicherung allgeminer Beweglichkeit
Schwerpunkt: Prävention + Erhalt (Vermeindung von Defiziten)
Optimierung sportlicher Leistung
Sicherung spezieller Beweglichkeit
Schwerpunkt: Optimierung (Gewinn von Leistungsvorteilen)
generell gilt: Beachtung Zusammenhang von Mobilität + Stabilität
Im Zweifel: Stabilität vor Mobilität!
Ermittlung Leistungsstand
Diagnose Dehnfähigkeit mit Priorität auf Defizite (“Verkürzungen”) aus sitzender Tätigkeit
Diagnose Dehnfähigkeit im Blick auf Optimierungsoptionen für sportartspezifische Anforderungen
generell gilt:
Einsatz von Muskelfunktionstests
(Thomas Test / Schober-Test / Sit/Stand-and-Reach-Test)
Einsatz von Beweglichkeitstests ! (auch: FMS)
(Literatur “Janda” / Lehnhard + Seibert)
Ermittlung Ressourcen
Trainingszeit? (1,2,3 x pro Woche)
Trainingsmittel? (Körpergewicht, Hantelsatz, Geräte)
Trainerpersonal? (Eigentraining, Personal Coach)
Trainingsstätte? (Zuhause, Fitnessstudo, Halle)
Zeitpunkt Durchführung
fester Teil jeder Übungseinheit
i.d.R. als KOmponente in der Cool-Down-Phase
abhängig von sportartspezifischen Zielen
-> Belastungsvorbereitung in Aufwärmphase
-> nach Training (Vorbeugung Muskelverkürzung)
-> Muskelgruppen je nach Sportart (min. Basisprogramm)
hohe Schnellkraftanforderungen -> statisch-passive Dehnung = kontraproduktiv (Herabsetzung Muskeltonus)
ggf. als eigenständige Trainingseinheiten (Geratturen)
=> Dehnen nach Aufwärmphase !
=> Nie mit kalter Muskulatur ! (sonst: Verletzugnsgefahr + gerine/keine Effekte !
Ableitung Trainingsgestaltung
AUSWAHL DER DEHNTRAININGSMETHODE
-> in Abhängigkeit von angestrebten Beweglichkeitsleistungen bzw. Anpassungserscheinungen (Zielen) !
GESTALTUNG VON BELASTUNGSPARAMETERN
-> entsprechend der ausgewählten Methode (in Korrespodenz mit ausgewählten Übungen) !
AUSWAHL VON ÜBUNGEN
-> in Abhängigkeit von Bedarfen / Trainingsgruppe vorhandener Infrastruktur / Zeitressourcen !
FUNKTIONALES DEHNFÄHIGKEITSTRAINING
Dehnmethoden
=> 4 Basismethoden + PNF-Techniken
4-Felder-Matrik
PNF (Propriozeptive Neuronal Facilitiation) Techniken
=> 2 Aktive Methoden
aktiv-dynamisch (“Schwunggymnastik”)
aus Vordehnung verstärkte Dehnung durch rhythmische Kontraktion (Einsatz der antagonistischen Muskulatur)
15-30 mal Nachfedern in sehr kleinen (schleichenden) Bewegungen; 3-5 Serien
aktiv-statisch (“Antagonisten-Streching”)
Einnahme der Dehnstellung durch Kontraktion der antagonistischen Muskulatur
10-30 sek. halten; pro Muskel 2-3 WH
=> 2 Passive Methoden
passiv-dynamisch (“Partnerübungen”)
aus Vordehnung rhythmische Dehnung durch Hilfe eines Partners
passiv-statisch (“Klassisches Streching”)
Einnahme der Dehnstellung durch “äußere Kräfte” (Mskelarbeit / Partner / Schwerkraft)
10-30 sek. halten / pro Muskel 2-3 WH / ansteigende Dehnbelastung
=> 2 PNF-Methoden
Statisches Dehnen mit Antagonistenkontraktion
Einnahme der Dehnstellung durch “äußere Kräfte”
Anspannen des Antagonisten / 8-15 sek. halten / pro Muskel 2-4 WH
Anspannung-Entspannungs-Dehnen (CHRS / AED)
Dehnzyklus aus 4 Phasen
Anspannung des Dehnmuskels (contract / Anspannung)
Halten 8-10 sek. (hold / Anspannung)
Entspannung des Dehnmuskels 2-3 sek. (relax / Enstpannung)
Dehnstellung durch äißere Kräfte 8-10 sek. (strech / Dehnen)
pro Muskel 2-4 WH
=> Nutzung Mechanismus “Muskelspindel”
=> Nutzung Mechanismus “Antagonistenhemmung”
=> Vergleich Effekte
=> Vorteil PNF-Techniken gegenüber Basismethoden !
=> Leistungsport
Übersicht: Ausmaß Anpassungseffekte
Basisprogramm Gesundheit
DEFIZITE (“Verkürzungen”) aus SITZHALTUNG
Hüftbeugemuskulatur
-> m. rectus femoris / m. iliopsoas
Kniebeuge-/Hüftstreckmuskulatur
-> m. biceps femris / m. semitendinosus / m. semimebranosus
Sprunggelenkstreckmuskulatur (Waden)
-> m. gastrocnemius / m. soleus
Schultergelenmuskulatur (Brust -> Horizontaladduktion)
-> m. pectoralis major / m. deltoideus pars clavikularis
plus X: INDIVIDUELLE DEFIZITE (“Verkürzungen”)
Schulterrotation / Schulterblattelevation
Hüftadduktion / Hüftrotation
Rumpfmuskulatur ventral / dorsal
Ellenbogenextension / …
Basisprogramm Leistung
Hüftadduktionsmuskulatur
-> m. adductor (longus, brevis, magnus) / m. pectineus
Hüftabduktionsmuskulatur
-> m. glutaeus medius, minimus, maximus (kranial)
Schulterblattmuskulatur (Nacken)
-> m. trapezius pras des. / m. levator scapulae
Rumpfmuskulatur
-> m. abdomini / m. erctus spinae / m. quadratus lumborum
=> plus X: Defizite (“Verkürzungen”) individuell
=> Referenz auf sportartspezifische Anforderung !
=> Beispieleinheit Trainingseinheit Beweglichkeit
AUFWÄRMEN
Aufwärmen Bewegungsapparat / Joggen, Seilspringen / 5-10 min.
FOAMROLLING
sanftes langsames Rollen über Muskel-Faszienkomplex / 5-10 Wiederholungen / niedrige Schmerzintensität !
GELENKMOBILISATION
Aktive Bewegen Gelenke / produktion Gelenkflüssigkeit (Synovialis) / systematischer Durchgang
EASY + PUMPING STRECH
10-15 sek. passiv-statisches Streching / gefolgt von 10-15 langsamen und sanften dynamischen Dehnungen / nachfolgende stärkere Dehnungen
PNF-DEHNPROGRAMM
Einsatz PNF-Methoden / Dehnungsphase nach Kontraktion Pumping Strech mit min. 20-30 sek. / 2-3 Sätze pro Übung
COMPLEX MOVEMENTS
Anwendung gesteigerte Beweglichkeit / sportartspezifische Übungen / Bewegungen in hoher Gelenksamplitude / aktive und passive sowie statische und dynamische Bewegungen / kontrolliert in maximalen Amplituden / über mehrere Gelenke
Diverse Programmvorschläge
=> Fachliche Prüfung? => Bedarfsgerecht?
=> Zeitbedsarfe ??!
Dehnen verlängert den Muskel?
NEIN !!
Länge und Dehnfähigkeit von Muskeln sind genetisch festgelegt
Längenzunahme des Muskels ist nicht möglich: zusätzliche Sarkomere nur durch Hypertrophiereiz (Querrichtung, nicht Längsrichtung)
Dehne “trainiert” maximale Ausnutzung der gegebenen Länge
Vegriff “Verkürzung” ist irretierend! - Relevant ist nicht Längenzunahme, sondern verminderte Elastizität und Kraftleistung in kleinerem Arbeitswinkel
Vergrößert Dehne die Gelenkreichweite?
JA !!
Gelenkreichweite bedeutet: passive Beweglichkeit an einem Gelenk
Gelenkreichweite ist bestimmt durch Muskelelastizität und Gelenkigkeit (Geometrie Knochen Gelenke)
Gelenkigkeit ist nur durch langfristiges Beweglichkeitstraining zu beeinflussen (z.B. Artisten)
Größere Gelenkreichweite durch größere Toleranz von Dehnspannung (Senkung Schmerzempfindlichkeit und Belastungsgewöhnung in Mechanorezeptoren)
VORSICHT !!
Negative Konsequenz bei nach oben offener Beweglichkeitssteigerung => HYpermobilität !
Steigerung von Gelenkreichweite nicht als absolutes Ziel setzen
Prinzipiell gilt: “Stabilität vor Mobilität” !
Bei akuter Hypermobilität: Kräftigung zur Stabilitätssteigerung des Gelenks
Senkt Dehnen den Miuskeltonus?
JA und NEIN !!
Kontrovers diskutierte fragestellung, unterschiedliche Positionen, uneinheitliche forschungsergebnisse, wenig empirisch gesicherte Aussagen
Belegt ist: Verminderung von Explosix-/Schnellkraftleistung bei Leistungssportlern und Verbesserung Schnellkraftleistung bei Freizeitsportlern nch Dehnen
Offen ist: direkter Effekt von Dehnübungen? Oder andere neuronale Prozesse verantwortlich?
=> vielfältige Parameter zum Effekt von Dehne auf Muskeltonus: Sportart / Bewegungsablauf / Art der Bewegung / Leistungsstand der Sportler
=> Empfehlung: vor intensivem Training / Wettkampf mit hohen Anforderungen an Explosiv-/Schnellkraft (auch Spielsportarten) keine statische Dehnung!
Behebt Dehnen muskuläre Dysbalancen?
JEIN !!
Muskuläre Dysbalancen bezeichnet Ungleichgewicht zwischen Agonist und Antagonist (infolge Atrophie oder Hypertrophie eines Muskelpartners)
Zur Behebung muskulärer Dysbalancen primär Kräftigung des abgeschwächten Partners realisieren -> Dehnung kann zusätzlich dazu beitragen (z.B. bei Bodybuildern), aber das Problem nicht allein beheben
Muskuläre Dysbalancen im Leistungssport sind teilweise Voraussetzung für Spitzenleistungen (angestrebte einseitige neuromuskuläre Anpassungen)
Schützt Dehnen vor Muskelkater?
Muskelkater ist folge von Mikrotraumata (Risse in Z-Scheiben)
Beim Dehnen entstehen oft höhere Spannungen als bei willkürlicher Kontraktion; insofern kann Dehnen ggf. “Muskelkater” - also: Mikrotraumata! - erst auslösen bzw. verstärken
Schützt Dehnen vor Verletzungen?
Abhängigkeit von zeitlichen Umständen der Anwendung
Kurzfristiges Dehnen vor Training / Wettkampf bewirkt keinen unmittelbaren, physiologisch aufzeigbaren Schutz
Langfristiges regelmäßiges Dehnen (Monate/Jahre) kann prophylaktisch wirken
-> höhere Muskelelastizität erlaubt größere Schwingungsweiten
Prophylaxe Verletzungen primär durch intensives Aufwärmen
psychischer Aspekt (Gewohnheit, Sicherheit)
Spitzensportler sollten auf dynamische Methoden zurückgreifen
Fördert Dehnen Regeneration?
Umstritten, es gibt unterschiedliche Befunde
Positive Efekte auf psychischer Ebene:
-> vermindertes Muskelschmerzempfinden als vor dem Dehnen und Entspannungsgefühl
Negative Effekte infolge Erhöhung der Muskelspannung durch akutes Dehnen; sowie u.U. Unterbrechung der Blutzufuhr bzw. Einschränkungen bei Stoffwechsel, insbesondere Abtransport von Reststoffen
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