Wann sollte mit Stillen begonnen werden?
mind. bis zum Beginn des 5. Lebensmonats, danach kann solange weitergestillt werden wie Mutter und Kind es wünschen (zusätzlich zur Beikost)
wird nicht empfohlen wenn:
Kind seltene Stoffwechselerkrankungen hat wie Galactosämie und Tyrosinose
HIV Erkrankung der Mutter
Im Mittel werden 82% der gestillten Kinder ca. 7,5 Monate gestillt
ist optimale Nahrung, liefert Geschmacksstoffe und Aromen (geschmacksprägung), liefert alle Nährstoffe für Wachstum und Entwicklung
Wie ist die Zusammensetzung der Frauenmilch?
Zusammensetzung ist einzigartig und passt sich an Entwicklung des Säuglings an
erste Tage nach Geburt wird Vormilch (Kolostrum) gebildet, gelb-orange und recih an Proteinen + Immunoglobulinen und gut verdaulich (ca. 10ml/Mahlzeit)
2-4 Tag ist Milcheinschuss, größere Mengen Übergangsmilch/transitorische Milch wird gebildet, hat weniger Protein aber mehr Fett
Reife Frauenmilch ab 3. Woche, dünnflüssig, weiß und hat hohen Fett und Lactose Gehalt (sehr sättigend)
—> Am Anfang dient sie zum Durst stillen, am Ende sättigt sie durch viel Fett und Energie
in ersten 4 Wochen ca. 8x/Tag stillen um Milchbildung anzuregen, danach wird Häufigkeit vom Säugling bestimmt
Zusammensetzung wird nicht generell durch Ernährung der Mutter bestimmt, Nährstoffgehalte bleiben konstant (außer bei extremen Mangelsituationen)
Reserven der Mutter werden genommen
beeinflusst werden nur: Selen, Jod, A, B2, B6, B12 und langkettige FS
Situation in DE mit Umweltkontaminanten ist unbedenklich
Was sind die Vorteile des Stillens?
Frauenmilch ist als alleinige Nahrung aufgrund der optimalen Zusammensetzung die beste Nahrung bis zum Beginn des 5-7 Monats
zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte bei Mutter und Kind:
ist an Bedarf des Säuglings angepasst, hohe Bioverfügbarkeit, leicht verdaulich und bereitet auf geschmackliche Vielfalt vor
Neben Nährstoffe noch Substanzen die Wachstum und Entwicklung fördern, Immunabwehr, Reifung, Mikrobita positiv beeinflussen
emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind
hoher Anteil an PUFA (AA, DHA) fördert visuelle, kognitive und motorische Entwicklung
Protein hat durch hohen Anteil an Molkenprotein hohe biologische Wertigkeit, leicht verdaulich. Protein ist für Infektionsschutz (durch Immunoglobluline, Lactoferrin, Enzyme) und Wachstum und Entwicklung (durch Wachstumsfaktoren und Hormone)
immer verfügbar, hygienisch einwandfrei, richtig temperiert, spart Zeit und Geld, umweltfreundlich
hygienisch abgepumpte Milch kann im Kühlschrank (max. 3°) 3 Tage und im Gefrierscharank 6 Montate gelagert werden
hohe Anforderungen an Frauenmilchbanken, von Spenden aus dem Internet wird abgeraten
Welche Vorteile hat das Stillen auf die kindliche und mütterliche Gesundheit?
Stillen fördert Gesundheit von Mutter und Kind
kindliche Gesundheit:
Senkung des Risikos für Infektion der Atemwege, Magen-Darm, Mittelohrentzündung (durch Immunglobuline und immunkompetente Zellen)
geringeres Risiko für Adipositas, DM, Übergewicht, Hypertonie
Aufbau spezieller Mikrobiota die Ansiedlung von Krankmachenden Keimen hemmt (durch LActose und Oligosaccharide)
Hinweise: schützt vor Asthma, plötzlicher Kindstod
günstige Effekte auf neuromotorische, intellektuelle und sprachliche Entwicklung
Saugen fördert korrekte Kieferentwicklung, Fehlstellung der Zähne wird vorgebeugt
mütterliche Gesundheit:
verbesserte Uterusrückbildung, damit geringere Blutungs- und Infektionsrisiken (durch Oxytocin Freisetzung bei Milchbildung)
unterstützt Gewichtsabnahme
Schutz vor Karzinomen von Brust und Eierstock (langes Stillen hat erhebliche Risikoreduktion)
Wie sind die Referenzwerte für die Energiezufuhr?
gelten für gesunde Frauen
Bedarf an Energie, Vitamine, Mineralstoffe ist erhöht aber kann mit ausgewogener abwechslungsreicher Ernährung gedeckt werden (bis auf Jod)
Milchbildung wird gemindert durch: Flüssigkeitsmangel, Unterernährung, kalorische Überernährung
Energiebedarf ist abhängig von Intensität und Dauer des Stillens und wird bestimmt durch
produzierte Milchmenge
Energiegehalt der Frauenmilch (70-80kcal/100g)
energetische Effizienz für die Milchproduktion
für vollstillende Frauen ist zusätzlich Verbrauch bei ca. 500kcal/Tag (bei erhöhter Aktivität oder Teenie Müttern ist Bedarf höher)
170kcal/Tag können aus Fettdepots von der Schwangerschaft genutzt werden (bei Gewichtsverlust von ca. 0,8g/KG/Monat
Beim Teilstillen (Beikosteinführung) ist es sehr individuell, keine Richtwerte
KG nur langsam und max. bis zum Ausgangsgewicht zu Beginn der Schwangerschaft senken (Freisetzung von Schadstoffen aus dem Körperfett)
Wie sind die Referenzwerte für die Zufuhr von PUFA, D, Folat?
Was sind kritische Nährstoffe?
kritische Nährstoffe: Jod, Folat, Eisen, Calcium, D, essenzielle FS
PUFA:
quantitative Fettzufuhr beeinflusst nicht den Fettgehalt, aber Art der Fettzufuhr beeinflusst die Fettzusammensetzung
v.a. PUFA wie AA und DHA ist für Kind wichtig
ca. 1400mg/Woche DHA = 200mg/Tag (z.B. durch 100g Sardine, 120g Hering, 120g Lachs, 180g Makrele, 230g Forelle), ansonsten Supplementation wenn kein Fisch gegessen wird
Vitamin D:
30% der deutschen Frauen mangelhaft versorgt
mit Gesicht, Hände, unbedeckte Arme 2-3x wöchentlich in Sonne (April-Oktober)
wichtig für Entwicklung von Skelett, Organe, IS
Mehrbedarf gibt es aber nicht
Folat:
für Wachstum und Differenzierung
durch Milchgabe erhöht (80μg/l)
Deckung durch vielfältige Ernährung, genereller Referenzwert von 300μg/Tag wird aber von Frauen oft unterschritten
Wie sind die Referenzwerte für die Zufuhr von Calcium, Jod, Eisen
Calcium
ca. 50g Ca wird über Milch abgegeben, Bedarf kann durch generell empfohlene Zufuhr gedeckt werden (Bei <19 ist er bei 1200mg/Tag)
hohe Calciumzufuhr kann Verlust der Knochenmassedichte (durch hormonelle Umstellung) nicht aufhalten
kann aber nach dem Stillen wieder ausgeglichen werden wenn Referenzwert der Calciumzufuhr gedeckt wird
kein Risiko für OSteoporose wenn Calcium entpsrechend den Empfehlungen aufgenommen wird
Jod
Jodversorgung der Mutter bestimmt die Konz. in Milch
Säugling kann nicht viel Jod speichern, konstante Versorgung über Milch nötig
Erhöhung der Zufuhr auf 260μg/Tag, zusätzlich 100μg/Tag Supplemente zum Jodsalz
mangelnde Zufuhr erhöht Risiko für Hypothyreose (Unterfunktion), Intelligenzminderung, Wachstumsretadierung (Hormone sind wichtig für Gehirnentwicklung)
Eisen
Bedarf ist nicht erhöht, wird nur wenig über Milch abgegeben
20mg/Tag gilt als Ausgleich der Verluste während Schwangerschaft
Wie sind die lebensmittelbezogenen Empfehlungen bei Stillenden?
entsprich den allgemeinen Empfehlungen für eine vollwertige Ernährung (Ernährungskreis), regelmäßige Mahlzeiten helfen Heißhungerattacken zu verhindern
folgende Grundregeln:
reichlich: energiefreie Getränke, pflanzliche LM
mäßig: tierische LM
sparsam: fett- und zuckerreiche LM
—> LM mit hoher Nährstoffdichte bevorzugen, vielseitige Kost (Geschmacksprägung des Kindes)
Wie sind die Empfehlungen zu Getränken, Gemüse + Obst, Brot + Getreideprodukte, Milch + -produkte?
Getränke:
1,7l Wasser
geeignet sind energiefreie Getränke wie Trinkwasser, Mineralwasser, ungesüßte Früchte- und Kräutertees
keine zuckerhaltigen Getränke!
Gemüse + Obst
5 am Tag
individuell testen wie Kind LM verträgt (z.b. Blähungen durch Hülsenfrüchte/Zwiebeln/Kohl oder Wundwerden durch Fruchtsäure aus Obst)
Brot + Getreideprodukte:
als Vollkornprodukte
Milch und -produkte:
täglich verzehren
liefern Ca und Jod
Wie sind die Empfehlungen zu Fleisch, Wurstwaren, Fisch, Eier, Fette + Öle, Salz?
Fleisch, Wurstwaren, Fisch, Eier
Fleisch und Wurst 300-600g/Woche (niedrige bis hohe Energiezufuhr)
liefern Eisen, Zink
2x/Woche Fisch, davon 1x Fettfisch
PRotein, Eisen, Jod, n-3 (süßwasserfische haben weniger Jod)
Belastung mit Quecksilber, hoher Verzehr von Raubfischarten (Thunfisch, Schwertfisch) die am Ende der maritimen Nahrungskette stehen meiden
Fette + Öle
pflanzliche Öle wie Raps-, Oliven-, Walnuss-, Leinöl
Salz
sparsam einsetzen
jodiertes + fluoridiertes Salz verwenden und Produkte die damit angereichert wurden
Wie ist die Bewertung von Alkohol, Rauchen und Allergieprävention in der Stillzeit?
Alkohol
Alkohol meiden, geht in Milch über
Falls doch konsumiert wird 1-2 Stunden warten bis zum Stillen (bei 1 Glas Wein, Sekt, Bier)
Rauchen
Nikotin + andere Schadstoffe gehen in Milch, verzichten!
Passivrauchen, Kautabak ebenfalls verzichten
Allergieprävention
Weglassen von allergenen LM ist nicht empfehlenswert
bringt eher Defizit
Wie wird eine vegetarische Ernährung und Arzneimittel in der Stillzeit bewertet?
vollwertige ovo-lacto-vegetarische Kost ist möglich
Auf Zufuhr von Eisen, Jod, Zink, B12, n3 achten
vegane Ernährung wird nicht empfohlen
kritische Nährstoffe sind: Jod, Eisen, n-3, B12, Riboflavin, D, Calcium, Zink, Selen, Protein, Energie
falls trotzdem vegan ernährt wird Fachkraft und Arzt kontaktieren, Supplementation erforderlich (v.a. B12 bei Mutter und Kind)
—> bringt hohe Risiken für die Entwicklung des Kindes (v.a. NS)
Arzneitmittel
nur nach ärztlicher Rücksprache verwenden
z.B. bei Antiarrhytmika, Thyreostatika, Zytostatika, Aniepileptika
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