Was ist Sexualität?
• „...ein zentraler Aspekt des Menschseins im Laufe des Lebens umfasst Sex, Geschlechtsidentitäten und -rollen, sexuelle Orientierung, Erotik, Lust, Intimität und Fortpflanzung. Sexualität wird in Gedanken, Fantasien, Wünschen, Überzeugungen, Einstellungen, Werten, Verhaltensweisen, Praktiken, Rollen und Beziehungen erlebt und ausgedrückt. Obwohl Sexualität all diese Dimensionen umfassen kann, werden nicht immer alle davon erlebt oder ausgedrückt. Sexualität wird durch das Zusammenspiel biologischer, psychologischer, sozialer, wirtschaftlicher, politischer, kultureller, rechtlicher, historischer, religiöser und spiritueller Faktoren beeinflusst.“ (WHO, 2006a)
Was ist sexuelle Gesundheit?
Sexuelle Gesundheit bezeichnet laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) [ 4 ] „einen Zustand des körperlichen, emotionalen, geistigen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität“ (S. 5)
Was ist Orgasmus?
• Überschreitung eines Schwellenwertes führt zu rhythmischen Kontraktionen im Bereich der Beckenbodenmuskulatur
• Erleben einer intensiven Lust mit schneller und berauschender Entspannung
• Hormone: Oxytocin, Prolaktin, Opioide, Dopamin
• Evolutionäre Funktion unklar
Was bedeutet das biopsychosoziales Verständnis von Sexualität?
Multidimensionalität von Sexualität:
• Fortpflanzungsdimension
Reproduktion und Elternschaft
• Lustdimension
Lustgewinn durch sexuelles Erleben
Erotik, Erregung und Befriedigung, Selbstwert, Identität,...
• Beziehungsdimension
Befriedigung Grundbedürfnisse
Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Akzeptanz,...
Wann haben Menschen in Deutschland das erste mal Sex in Deutschland?
• Frauen:17,4Jahre
• Männern:18,3Jahre
• > 90 % der von ihnen berichteten Sexualakte in festen Beziehungen
• > Die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs sinkt in den ersten sechs Beziehungsjahren deutlich ab und bleibt dann in den folgenden 15 Beziehungsjahren relativ stabil
• FrauenundMänneramAnfangderBeziehungeingleich starkes Verlangen nach Sexualität und Zärtlichkeit haben.
• BeiPaaren,dielängerzusammensind,istderWunschnach Sexualität bei den Männern größer als bei ihren Partnerinnen
Wie ist die sexuelle Identität (prozentual)?
96,2 % der Frauen und 96,9 % der Männer als heterosexuell
• 0,9 % der Frauen und 1,8 % der Männer als homosexuell
• 1,8%ProzentderFrauenund0,9%derMänneralsbisexuell
• 0,4 % der Männer und 1,1 % der Frauen gaben hier eine „andere“ sexuelle Identität an
Anzahl sexual Partner und welche Faktoren beeinflussen dies?
Männer: 9,8 Frauen: 6,1
3 Faktoren
• zählen anders aufgrund unterschiedlicher sozialer Erwartungen
• Schätz- und Rundungsfehler
• wahrscheinlich existieren reale
Unterschiede im Sexualverhalten • Prostitution
Wie beeinflussen Erkrankungen das Sexleben?
• Körperliche und psychische Erkrankungen sind häufig mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Sexualität verbunden
• Gesundheitszustand als mittelmäßig oder schlecht -> Wahrscheinlichkeit, in den letzten 4 Wochen sexuell aktiv gewesen zu sein
• Männern: von 79,1 % auf 59,0 % bzw. 30,1 % • Frauen: 72,5 % auf 48,0 % bzw. 32,4 %
Was für sexuelle Funktionsstörung gibt es?
Sexuelle Funktionsstörung (ICD 11)
• 13,3 % der sexuell aktiven Männer • erektile Dysfunktion in 6,6 %
• vorzeitige Ejakulation in 4,5 %
• 17,5 % der sexuell aktiven Frauen
• hypoaktives sexuelles Verlangen in 6,9 % • Orgasmusstörungen in 5,8 % (ICD 11)
• hypoaktives sexuelles Verlangen in 6,9 %
• Orgasmusstörungen in 5,8 %
Gender Gap in Orgasm
Normalerweise oder immer einen Orgasmus
• Männer = 90% - 95%
• Frauen = 39% - 65%
Männer sind leichter zu befriedigen als Frauen
> Frauen jedoch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen und durch Masturbation hohe Orgasmusraten
Für Frauen ist ein Orgasmus weniger wichtig
> Frauen geben höhere Befriedung beim Sex mit einem Partner an, bei dem sie einen Orgasmus hatten
Wieso finden klitorale Stimulation/Orgasmen nicht statt?
• Heterosexualität als patriarchalische Institution priorisiert männliche sexuelle Lust und Orgasmen
• kulturelle Betonung von Penis-Vaginalverkehr
• Kulturelle Darstellungen, etwa in Pornografie oder Mainstream-Medien, stellen Penis-Vaginalverkehr als Hauptereignis
• Die „Orgasmuslücke“ basiert auf Geschlechterarbeit, die männliche Orgasmen als selbstverständlich und weibliche als außergewöhnlich darstellt
• Frauen passen sich den männlich dominierten sexuellen Skripten an, etwa durch das Vortäuschen von Orgasmen, um die Gefühle ihres Partners zu schützen
Anstomie: Abbildung von Vagina und Klitoris
Korrekte anatomische Abbildung in Schulbüchern seit 2022
In Kinderbüchern – bisher noch nicht - ?
In Antomiebüchern: Seit Kurzem – zum Teil auch gar nicht, Der Penis ist vorhanden
Lehrbuch: Gynäkologie & Geburtshilfe: Vagina als „Kohabitationsorgan“, Wenig sensible Nerven
Was ist die Klitoris? Was für “Punkte” gibt es?
• Embryonale Anlage: Genitalhöcker (Penis & Klitoris)
• Klitoriseichel: 8.000 Nervenenden (Vergleich Peniseichel: ca. 4.000)
• Länge: 11 cm
• Funktion: Lustgewinnung
G-Punkt
• Areal an der vorderen Seite der Vagina – erogene Zone
• Einige hundert Studien, Unklare Datenlage
• Klitoral? Skene-Drüsen?
A-Punkt (2003)
• Erogene Zone, erhöhte Feuchtigkeit
• Areal bauchseitig von der Zervix
• Nerval verbunden mit dem Nervus Vagus
• Auch bei Frauen mit Querschnittslähmung
Was ist das Hymen?
• Schleimhautkranz
• Durchschnittlich 3 mm hoch
• < 1 % verschlossen (Hymen imperforatum)
• Es gibt keine wissenschaftlich zuverlässige Methode zur Feststellung der Jungfräulichkeit
• „virgo intacta“ = Relevanz der Information?
Was ist die Funktion von Solo- Sex?
Positive Effekte auf: Stimmung, Ängste Verspannung, Schlafqualität, Migräne, Periodenschmerzen
Was weiß man über die weibliche Masturbationen?
> Wenig Studien über weibliche Masturbation
Häufigkeit und Alter:
• 94,5% der Frauen haben mindestens einmal masturbiert.
• Durchschnittsalter der ersten Masturbation: 14 Jahre.
• Masturbationsfrequenz: 26,8%: 2–3 Mal pro Woche.26,3%: 1 Mal pro Woche.
Definition und Erfahrungen:
• 85,9% definieren Masturbation als „genitale Selbststimulation bis zum Orgasmus“.
• 91,5% masturbieren auch in einer Beziehung.
• 50,3% erleben immer einen Orgasmus; 7,6% nie.
• Gründe für Nicht-Masturbation (5,5%): Geringes sexuelles Verlangen. Wahrnehmung: Sex nur mit Partner möglich.
• Motivationen: Sexuelles Verlangen, Entspannung, Stressabbau.
• Unabhängige Faktoren: Beziehungsstatus, Orgasmushäufigkeit, Offenheit für neue Erfahrungen und Akzeptanz des eigenen Körpers
• Fantasien: Meist: Partner; 20,7%: Szenarien von „Wehrlosigkeit“; 8,7%: „Verstörende“ Fantasien
• Wesentliche Funktionen: Stressbewältigung und Selbstfürsorge.
Mit welchen Thematiken beschäftigen wir uns bei “Wording”?
• Scheide?> Vulva&Vagina
• DieVerwendungfür‘weiblicheScham’entwickeltsichim16.Jh.sowohlausverhüllendem
Gebrauch (vgl. ein fremdes Messer in die Scheide stecken) (Deutscher Wortschatz)
• Schamhügel, Schamlippen, Schambein, SchambereichVulvalippen/Labien
• GroßeLabien,kleineLabieninnere/äußere
• 40%derFrauensinddieinnerenLabiengrößeralsdieäußerenLabien • 20%ca.gleichgroß
• > Kinder, die mit der korrekten Terminologie ihrer Genitalien vertraut sind, sind weniger anfällig für sexuellen Missbrauch und eher bereit, mögliche Vorfälle anzusprechen.
Wie ist Sexualität im Alter?
• Zusammenhänge zwischen Häufigkeit und Bedeutung sexuellen Verhaltens und der Lebensqualität älterer Erwachsener
• Sowohl die Häufigkeit als auch die Wichtigkeit sexuellen Verhaltens korrelierten mäßig positiv mit der Lebensqualität
• Häufigkeit sexuellen Verhaltens ein signifikanter Prädiktor der Lebensqualität im Bereich der sozialen Beziehungen
• Aspekte des Sexualverhaltens und der Lebensqualität positiv miteinander verbunden sind
= Studie
Wie steht der Orgasmus in Beziehung zur Beziehungszufriedenheit?
• bei denen sie häufiger Orgasmen erlebten, sowohl in kurz- als auch in langfristigen Beziehungen eine größere Beziehungszufriedenheit angaben
• Sich weibliche Orgasmus als Instrument der Partnerwahl für Frauen entwickelt hat und langfristige Paarbindungen fördert
Welchen Einfluss hat Kinderwunsch auf die Sexualität?
• Bis zu 60% der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch berichten über Einschränkungen ihrer Sexualität (vorwiegend Studien bei ART)
• Stress & Druck
• > Thematisieren & Beraten
Wie ist das Erleben von Sexualität rund um die Geburt?
• Ein halbes Jahr nach Entbindung erlebten 40,6 % der Frauen ihre Sexualität im Vergleich zu der Zeit vor der Schwangerschaft als qualitativ verschlechtert
• 23,2 % gaben eine Verschlechterung der Partnerschaft an
• Einflussfaktoren: Alter, Stillen, Schwangerschaft nach Fertilitätsbehandlung, Art der
Verhütungsmethode und psychische Symptombelastung
• Schlussfolgerung: „Die Mehrheit der befragten Frauen ist sechs Monate nach der Entbindung noch nicht zu einer der vor der Schwangerschaft vergleichbaren Sexualität zurückgekehrt.“ (...) „hohen Prävalenz von Symptomen sexueller Dysfunktion“
Was ist bei der Beratung in der Schwangerschaft bezüglich Sexualität zu beachten?
• < 20% der Paare erhielten Informationen über potentielle Veränderungen der Sexualität in der perinatalen Zeit durch medizinisches Personal
• >90% wünschen sich mehr Sexualaufklärung während der Schwangerschaft
• Unzufriedenheit mit der Beratung: Hauptsächlich einschränkende Hinweise
• Potential professioneller Aufklärung Normalisierung entlastet und mindert Leid
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