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Beispielfragen

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by Karla N.

In einer Studie wird der Einfluss der aktuellen Stimmung auf die Konzentrationsleistung untersucht. Personen sehen dazu einen traurigen Film und bearbeiten dann einen Konzentrationstest. Im Anschluss daran schauen sie einen komischen Film und bearbeiten den Konzentrationstest erneut. Erläutern Sie anhand des Beispiels wie ein Carry-Over Effekt, ein Sensitivierungs-Effekt und ein Übungseffekt die Ergebnisse beeinflussen könnten.

Im Beispiel schauen die VPN einen traurigen Film, bearbeiten einen Konzentrationstest und schauen dann einen komischen Film. In diesem Fall können die Personen immer noch traurig sein, wenn sie den komischen Film schauen (die Traurigkeit ist noch nicht „abgeklungen“), so dass sie weniger gut gelaunt sind im Vergleich beispielsweise zur Situation, in der sie einen neutralen oder gar keinen Film geschaut hätten. Das wäre ein Carry-Over Effekt.

Da die Person zweimal den gleichen Konzentrationstest ausfüllen, werden sie beim zweiten Ausfüllen schneller als beim ersten sein, weil sie die Stimuli kennen, eine Ausfüllstrategie entwickelt haben usw. Das wäre der Übungseffekt.

Der Sensitivierungseffekt ist in diesem Beispiel schwer vom Übungseffekt zu trennen. Angenommen, die negative Stimmung führt dazu, dass man sich an bestimmte Stimuli besser erinnert (tatsächlich kann eine negative Stimmung die Gedächtnisleistung verbessern). Sind das die Stimuli, die man in einem Konzentrationstest auch rausstreichen muss, dann könnte man das als Sensitivierungseffekt bezeichne

Sehr oft werden Studien durchgeführt, in denen eine Experimental- und eine Kontrollgruppe untersucht und die Abhängige Variable vor und nach der Studie in beiden (!) Gruppen erfasst wird.

Im Entspannungstrainingsbeispiel würden also verschiedene Personen an dem Training teilnehmen oder nicht und beide Personengruppen würden am Anfang und Ende der Studie zu ihrem Wohlbefinden befragt:

a. Welche Effekte (d.h. Mittelwertsunterschiede) sind für Forschende in diesem Design Ihrer Meinung nach interessant?

b. Da man in dem Design ein Zwischen-Personen- und ein Innerhalb-Personen Design kombiniert, können die Ergebnisse durch die Kombination eines Selektion- und Geschichtseffekts und die Kombination eines Selektions- und Maturationseffekts beeinflusst sein. Überlegen Sie sich für die Entspannungsstudie jeweils ein Beispiel für die beiden Kombinationseffekte

Es gibt mind. 3 Effekte, die interessant sind: Unterscheiden sich (1) die VPN in der EG und der KG im mittleren WB vor der Studie (also bevor überhaupt irgendwas mit ihnen gemacht wurde). Steigt (2) das mittlere WB in der EG von der ersten zur zweiten Messung an und (3) bleibt das mittlere WB in der KG von der ersten zur zweiten Messung stabil [bzw. steigt es weniger stark an als in der EG]?

Die beiden kombinierten Effekte können eintreten, wenn es eine Variable gibt, in denen sich die beiden Gruppen unterscheiden und wenn die Personen mit einer spezifischen Ausprägung in der Variable stärker/schwächer auf das historische Ereignis bzw. die Reifung reagieren. Angenommen, in der EG sind mehr junge Personen als in der KG. Nehmen wir weiter an, dass das historische Ereignis ein Lockdown ist (vgl. Corona) und dass ältere Personen stärker unter dem Lockdown leiden. Dann könnte der Unterschied im mittleren Wohlbefinden zwischen der KG und der EG zum zweiten Zeitpunkt daran liegen, dass die älteren Personen in der KG sich durch den Lockdown unwohler fühlen. Nehmen wir analog an, dass junge Personen sich schneller von Angststörungen erholen als ältere Personen („die „Reifung“), dann könnte der KG-EGUnterschied im mittleren Wohlbefinden auch an diesem schnelleren Reifungseffekt liegen [wobei man natürlich erklären müsste, warum es diese altersspezifischen „Erholungs“effekte gibt].

Sie untersuchen, ob eine neue Lehrmethode die Mathematikleistung von Nachhilfeschüler*innen verbessert. Sie erheben dazu eine Gruppe an Nachhilfeschüler*innen, die mit der neuen Methode und eine Gruppe an Nachhilfeschüler*innen, die mit der Standard-Methode unterrichtet werden

. a. Sie vermuten, dass der sozioökonomische Status der Eltern (umgangssprachlich: wie „reich“ die Eltern sind) die Ergebnisse der Studie alternativ erklären könnten. Begründen Sie diese Vermutung!


b. Sie überlegen, den Einfluss des sozioökonomischen Status mittels Konstanthaltung, Parallelisierung oder Randomisierung zu kontrollieren. Beschreiben Sie, wie sie bei jeder der drei Techniken vorgehen würden und erläutern Sie, was für oder gegen die Verwendung der jeweiligen Technik für dieses Beispiel sprechen würde.

Personen mit höherem sozioökonomischen Status haben in der Regel eine höheren Bildungs- bzw. Berufsabschluss. Sie könnten ihre Kinder neben der Nachhilfe also selbst unterstützen, weil sie ggf. eher das relevante Wissen besitzen. Außerdem könnten sie ggf. weitere Bildungsangebote über die Nachhilfe hinaus finanzieren, um den Bildungserfolg des Kindes zu sichern, usw. Würden also Kinder mit höherem Status häufiger in der Bedingung neue Methode sein, könnte das den - dann ggf. positiven Effekt der neuen Methode - alternativ erklären [bzw. den fehlenden Effekt, wenn sie häufiger in der Gruppe „alte Methode“ sind]. Bei der Konstanthaltung und der Parallelisierung würde man den Status vorher erfassen und nur Kinder einer Statusgruppe (z.B. mittleres Einkommen) in beiden Bedingungen untersuchen (Konstanthaltung) oder man würde zu jeder potentiellen VPN einen statusgleichen Zwilling suchen und diese Zwillingspaare dann jeweils der „alte Methode“ bzw. „neue Methode“ zuweisen (Parallelisierung). Neben der Generalisierbarkeit bei der Konstanthaltung ist ein Hauptproblem beider Techniken, dass man den sozioökonomischen Status der Eltern potentieller VPN irgendwie vorher erfassen muss. Das ist gar nicht so leicht, weil Person ungern über ihr Gehalt o.Ä. sprechen. Beide Techniken würden darüber hinaus den potentiellen Einfluss weiterer unbekannter Confounder nicht kontrollieren.



Bei der Randomisierung würde man die Schüler*innen einfach zufällig den beiden Gruppen zuweisen. Je größer die untersuchten Stichproben werden, desto balancierter sollten die beiden Gruppen bzgl. des sozioökonomischen Status (und aller anderen Confounder) sein, den man auch nicht erfassen bräuchte. Hinweis: Die Wahrscheinlichkeit (die Basisrate), dass man Kinder mit höherem sozioökonomischen Status in Nachhilfegruppen findet, kann schon deshalb erhöht sein, da Nachhilfeunterricht finanziert werden muss. Das ist aus Sicht der Randomisierung erstmal nicht problematisch, da die Drittvariable im Mittel bzw. im Verhältnis zwischen den Gruppen konstant sein muss und wo dieser Mittelwert bzw. das Verhältnis liegt, ist egal. Wenn das durchschnittlichen Einkommen der Eltern also in beiden Gruppen 100.000 Euro ist, dann wäre die Drittvariable konstant und Status könnte den Effekt des Treatments nicht alternativ erklären. Es würde aber die Generalisierbarkeit der Befunde einschränken; deshalb ist es wichtig, wenn möglich, auch bei randomisierten Studien potentielle Drittvariablen und wichtige soziodemographische Variablen zu erfassen, um etwas zur Generalisierbarkeit aussagen zu können. Alternativ könnte man natürlich auch versuchen, repräsentative Stichproben zu ziehen.

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Karla N.

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