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Tutoriumsfragen

HO
by Hannah O.

Welche Aussage stellt eine Erklärung auf der Analyseebene des Systems dar?

- „Der Irak-Krieg 2003 fand statt, weil George W. Bush ein psychologisches Problem bezüglich seines Vaters aufarbeiten musste.“

- „Der Libanon-Krieg 2006 fand statt, weil das politische System Israels dies begünstigte.“

- „Der Irak-Krieg 2003 fand statt, weil die mächtige Öl-Lobby die USA zum Kriegseintritt drängte.“

- „Der Irak-Krieg 2003 fand statt, weil niemand die USA daran hindern konnte.“

**Antwort:** „Der Irak-Krieg 2003 fand statt, weil niemand die USA daran hindern konnte.“

1. „Der Irak-Krieg 2003 fand statt, weil George W. Bush ein psychologisches Problem bezüglich seines Vaters aufarbeiten musste.“

→ Diese Erklärung fokussiert sich auf die individuelle Ebene, da sie die Entscheidung auf die persönliche Psyche von George W. Bush zurückführt. Sie ist keine systemische Erklärung.

2. „Der Libanon-Krieg 2006 fand statt, weil das politische System Israels dies begünstigte.“

→ Diese Erklärung betrachtet die innenpolitischen Strukturen Israels, also die staatliche Ebene, nicht die systemische Ebene der internationalen Ordnung. Nicht systemisch.

3. „Der Irak-Krieg 2003 fand statt, weil die mächtige Öl-Lobby die USA zum Kriegseintritt drängte.“

→ Diese Erklärung betont den Einfluss einer gesellschaftlichen Gruppe innerhalb der USA. Sie gehört zur innenpolitischen/staatlichen Ebene, nicht zur Systemebene. Nicht systemisch.

4. „Der Irak-Krieg 2003 fand statt, weil niemand die USA daran hindern konnte.“

→ Diese Erklärung verweist auf die Machtverhältnisse im internationalen System: Die USA als Hegemon konnten ohne wirksame Gegenmacht handeln. Das entspricht der systemischen Analyse, da es strukturelle Bedingungen (z. B. unipolare Weltordnung nach dem Kalten Krieg) als Ursache nennt.

→ Richtige Antwort: „Der Irak-Krieg 2003 fand statt, weil niemand die USA daran hindern konnte.“

7. In der liberalen IB-Theorie nach Andrew Moravcsik wird Außenpolitik konzipiert als... - top-down Prozess.

- bottom-up Prozess.

- Funktion systemischer Anreize und Handlungsbeschränkungen.

- Ergebnis der Handlungen irrationaler Akteure.

**Antwort:** bottom-up Prozess.

Die richtige Antwort lautet: “bottom-up Prozess.”

Begründung:

Laut der liberalen IB-Theorie nach Andrew Moravcsik entsteht Außenpolitik als bottom-up Prozess, weil sie von gesellschaftlichen Präferenzen ausgeht. Die Kernidee ist, dass Individuen und gesellschaftliche Gruppen ihre Interessen artikulieren und sich durch Wettbewerbsprozesse innerhalb des Staates durchsetzen müssen. Der Staat ist dabei kein autonomer Akteur, sondern fungiert als “ehrlicher Makler”, der die dominanten gesellschaftlichen Präferenzen in außenpolitische Entscheidungen übersetzt.

Wichtige Punkte aus der Vorlesung:

• Methodologischer Individualismus: Die zentralen Akteure sind Individuen und private Gruppen, die um politischen Einfluss konkurrieren【12】.

• Staatliche Außenpolitik als Aggregation gesellschaftlicher Präferenzen: Die durchsetzungsstärksten gesellschaftlichen Präferenzen bestimmen die außenpolitischen Staatspräferenzen【12】.

• Der Staat ist eine Arena für den Wettbewerb gesellschaftlicher Akteure und agiert lediglich als Agent dieser Akteure【12】.

• Die Präferenzbildung geschieht von unten nach oben (bottom-up), nicht durch eine zentrale staatliche Entscheidung im Sinne eines top-down Prozesses【12】.

Warum sind die anderen Antworten falsch?

• “Top-down Prozess.” ❌

→ Das wäre eher ein Ansatz des Realismus oder Neorealismus, bei dem der Staat als einheitlicher Akteur handelt und strategische Entscheidungen trifft, unabhängig von gesellschaftlichen Präferenzen.

• “Funktion systemischer Anreize und Handlungsbeschränkungen.” ❌

→ Das würde dem neorealistischen Ansatz entsprechen, der die Außenpolitik als Ergebnis internationaler Machtstrukturen und systemischer Zwänge betrachtet.

• “Ergebnis der Handlungen irrationaler Akteure.” ❌

→ Der liberale Ansatz geht von rationalen gesellschaftlichen Akteuren aus, die nach Nutzenmaximierung streben.

7. Asymmetrische Interdependenz… 

a)     stellt für die Staaten in der Position der relativen Unverwundbarkeit eine potentielle Machtquelle dar 

b)    veranlasst die Staaten in der Position der relativen Unverwundbarkeit zum Austritt aus internationalen Institutionen 

c)     bedeutet für stärker abhängige Staaten eine Erhöhung der relativen Gewinne 

d)    verringert generell die staatliche Tendenz zur Kooperation 

• a) stellt für die Staaten in der Position der relativen Unverwundbarkeit eine potenzielle Machtquelle dar

✅ (Richtige Antwort!)

• Der weniger abhängige Staat kann seine stärkere Position strategisch nutzen.

• Beispiel: Die Abhängigkeit Europas von russischem Gas gab Russland wirtschaftlichen Einfluss.

• b) veranlasst die Staaten in der Position der relativen Unverwundbarkeit zum Austritt aus internationalen Institutionen

❌ (Falsch – asymmetrische Interdependenz führt nicht automatisch zum Institutionenaustritt.)

• Staaten bleiben oft in Institutionen, um Regeln zu beeinflussen, selbst wenn sie eine stärkere Position haben.

• Beispiel: Die USA sind trotz ihrer Macht im Welthandel in der WTO geblieben, weil sie dort ihre Interessen durchsetzen können.

• c) bedeutet für stärker abhängige Staaten eine Erhöhung der relativen Gewinne

❌ (Falsch – stärkere Abhängigkeit bedeutet keine garantierten Gewinne, sondern erhöht die Verwundbarkeit.)

• Der abhängige Staat hat weniger Kontrolle über die Situation.

• Beispiel: Entwicklungsländer, die stark von IWF-Krediten abhängig sind, haben oft wenig Verhandlungsmacht.

• d) verringert generell die staatliche Tendenz zur Kooperation

❌ (Falsch – asymmetrische Interdependenz kann Kooperation sogar erzwingen.)

• Der schwächere Staat muss oft kooperieren, weil er keine Alternative hat.

• Beispiel: Die enge wirtschaftliche Abhängigkeit Chinas und der USA führt nicht zu weniger Kooperation, sondern zu strategischer Einflussnahme.

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Hannah O.

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