1. Definitionen
• Immunologie: Lehre von der Fähigkeit des Körpers, zwischen eigenen und fremden Zellen und Stoffen zu unterscheiden. Ziel ist es, Fremdstoffe zu erkennen und eine angemessene Immunantwort einzuleiten.
• Hämatologie: Befasst sich mit den physiologischen und pathologischen Prozessen des Blutes und der blutbildenden Organe, einschließlich der Diagnostik und Behandlung von Blutkrankheiten.
2. Typen von Krankheitserregern
• Bakterien:
• Einzellige Organismen ohne echten Zellkern. Beispiele: Staphylokokken, Streptokokken.
• Formen: Kokken, Stäbchen, Schrauben.
• Krankheiten: Cholera, Tetanus, Lungenentzündung.
• Viren:
• Besitzen DNA oder RNA, können sich nur in Wirtszellen vermehren.
• Krankheiten: Grippe, Hepatitis, AIDS, Masern.
• Pilze:
• Chlorophyllfreie Mikroorganismen, Verursacher von Mykosen (z. B. Soor).
• Parasiten und Protozoen:
• Brauchen einen Wirt. Beispiele: Malaria (Plasmodium), Bandwürmer.
• Prionen:
• Fehlgefaltete Proteine, die degenerative Erkrankungen des Zentralnervensystems verursachen (z. B. Creutzfeldt-Jakob-Krankheit).
3. Aufbau des Immunsystems
• Physikalische und chemische Barrieren:
• Haut, Schleimhäute, Flimmerhärchen, Magensäure, Lysozyme in Tränen und Speichel.
• Unspezifisches Immunsystem:
• Zellulär: Makrophagen, natürliche Killerzellen.
• Humoral: Komplementsystem, Zytokine.
• Spezifisches Immunsystem:
• Zellulär: T-Zellen (z. B. T-Helfer-, T-Killerzellen).
• Humoral: B-Zellen produzieren Antikörper.
4. Mechanismen der Immunabwehr
• Unspezifische Abwehr:
• Schnelle, nicht-antigenspezifische Reaktion.
• Makrophagen: Phagozytose von Erregern.
• Natürliche Killerzellen: Töten virusinfizierte Zellen.
• Spezifische Abwehr:
• T-Helferzellen koordinieren die Immunantwort.
• B-Lymphozyten: Produzieren spezifische Antikörper, bilden Gedächtniszellen.
• Langfristige Immunität durch immunologisches Gedächtnis.
5. Antikörper und ihre Funktion
• Antikörper (Immunglobuline):
• IgG: Häufigster Antikörper im Blut.
• IgM: Erste Antwort auf Infektionen.
• IgA: Schutz an Schleimhäuten.
• IgE: Beteiligung an Allergien.
• Funktion: Neutralisierung von Toxinen, Verklumpung von Pathogenen, Förderung der Phagozytose.
• Impfprinzip:
• Primärantwort: Bildung von Antikörpern bei Erstkontakt.
• Sekundärantwort: Schnellere und stärkere Reaktion bei erneutem Kontakt (Boostereffekt).
6. Schutzmechanismen und Impfungen
• Mechanische Schutzbarrieren:
• Haut, Schleimhäute, Husten, Niesen.
• Chemischer Schutz:
• Magensäure, Lysozyme.
• Biologischer Schutz:
• Mikrobiota (z. B. Darmflora).
• Impfungen:
• Aktive Immunisierung: Stimulation des Immunsystems durch abgeschwächte Erreger. Beispiele: Polio, Masern, Tetanus.
• Passive Immunisierung: Verabreichung fertiger Antikörper. Beispiele: Tollwut, Tetanus.
• Chemoprophylaxe: Medikamente zur Vorbeugung von Infektionen (z. B. Malariaprophylaxe).
7. Infektionen und ihre Ausbreitung
• Lokalinfektionen: Begrenzte Infektionen, z. B. Zystitis, Cholezystitis.
• Systemische Infektionen: Verbreitung über Blut oder Lymphe, z. B. Sepsis.
• Arten der Ausbreitung:
• Hämatogen: Über Blut.
• Lymphogen: Über Lymphbahnen.
• Entlang von Gewebestrukturen: z. B. Harnröhre.
8. Epidemien und Pandemien
• Endemie: Erkrankung tritt dauerhaft in einer bestimmten Region oder Population auf (z. B. Malaria).
• Epidemie: Plötzlicher regionaler Ausbruch einer Krankheit (z. B. Grippewelle).
• Pandemie: Globale Ausbreitung einer Krankheit (z. B. COVID-19).
• Phasen der Pandemieentwicklung (WHO):
• Interpandemische Phase: Kein neues Virus beim Menschen.
• Pandemische Alarmphase: Mensch-zu-Mensch-Übertragungen beginnen.
• Pandemische Phase: Weite Verbreitung in der Bevölkerung.
9. Konsequenzen der Immunabwehr und Hygienemaßnahmen
• Hygiene:
• Vermeidung von Infektionen durch Handhygiene, Isolation, Schutzmaßnahmen.
• Medizinische Fortschritte:
• Impfungen reduzieren Individualinfekte (z. B. Tetanus) und Seuchen (z. B. Polio).
• Seuchenreduktion hat globale Bevölkerungsentwicklung positiv beeinflusst.
• Ermöglichen besondere Einsätze (z. B. Reisemedizin).
• Notwendig zur Kontrolle von Epidemien und Pandemien.
1. Einführung und Rückblick auf Epidemien und Pandemien
• Überblick über verschiedene Epidemien und Pandemien seit den 2000er Jahren:
• 2000: EHEC-Ausbruch in Kanada mit 2.000 Infektionen.
• 2002/2003: SARS-CoV mit 8.096 Fällen und 774 Todesopfern.
• 2009–2010: Schweinegrippe (H1N1) mit über 18.000 Toten weltweit.
• seit 2019: COVID-19, beginnend in China, global über 1,3 Mio. Fälle bis April 2020 mit 75.945 Toten.
2. Mechanismen und Verlauf von Pandemien
• Basisreproduktionszahl (R₀): Maß für die durchschnittliche Anzahl von Personen, die von einem Infizierten angesteckt werden.
• SARS-CoV-2: R₀ liegt zwischen 2 und 3,3 laut RKI.
• Inzidenz und Dunkelziffer:
• Viele Infektionen bleiben unerkannt, was die Berechnung des tatsächlichen Durchseuchungsgrads erschwert.
• Fall-Verstorbenen-Anteil (CFR): Beispielrechnung zeigt, dass die Letalitätsrate oft durch verzögerte Meldungen unterschätzt wird.
3. Erfahrungen und Strategien aus früheren Pandemien
• Schweinegrippe (H1N1):
• Relativ milder Verlauf mit organisatorischen Herausforderungen (z. B. schleppende Impfstoffproduktion).
• COVID-19: Maßnahmen wie Lockdown zur Kontrolle der Ausbreitung.
• Kollateralschäden des Lockdowns:
• Wirtschaftliche und soziale Auswirkungen (Arbeitslosigkeit, psychische Belastungen, Vernachlässigung chronischer Erkrankungen).
• Exitstrategien:
• Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Impfstoffentwicklung.
4. Genetische Grundlagen und mRNA-Impfstoffe
• Prinzip der mRNA-Impfung:
• Einführung einer stabilisierten mRNA in Zellen, die als Vorlage für die Produktion eines Virusproteins dient, das die Immunantwort auslöst.
• DNA/RNA-Grundlagen:
• DNA wird in RNA transkribiert, die dann in Proteine übersetzt wird (Transkription und Translation).
• Vorteile der mRNA-Impfstoffe:
• Schnelle Entwicklung und Anpassung an neue Virusvarianten.
5. Historische Corona-Ausbrüche und Lehren
• SARS-CoV (2002/2003) und MERS-CoV (2012):
• Beide durch Coronaviren ausgelöst. Symptome umfassen Fieber, Atemnot und schwere Lungenentzündungen.
• MERS hatte eine hohe Letalität (ca. 34 %).
6. Influenza-Viren und H1N1
• Eigenschaften von Influenza-Viren:
• Familie der Orthomyxoviridae, mit Subtypen wie H1N1 (Schweinegrippe) und H5N1 (Vogelgrippe).
• Symptome: Fieber, Husten, Muskel- und Gelenkschmerzen.
• Pandemien durch Influenza-Viren:
• 1918: Spanische Grippe (H1N1) mit hoher Sterblichkeit.
• 2009: H1N1-Pandemie mit mildem Verlauf, aber organisatorischen Herausforderungen.
7. Pandemie-Management und Epidemiologie
• Warum der Lockdown?
• Kontrolle der Ausbreitung und Schutz von Risikogruppen (z. B. ältere Menschen, Patienten mit Vorerkrankungen).
• Übersterblichkeit:
• Vergleich der Sterblichkeitsraten während einer Pandemie mit langfristigen Durchschnittswerten.
• Verdopplungsrate:
• Zeit, in der sich die Anzahl der Infektionen verdoppelt – ein wichtiger Indikator für die Dynamik einer Pandemie.
8. Ausblick auf zukünftige Pandemien und Impfstrategien
• Herausforderungen:
• Entwicklung schneller, wirksamer Impfstoffe.
• Verbesserung globaler Koordination und Datenüberwachung.
• Langfristige Lösungen:
• Etablierung von Plattformen für mRNA-Impfstoffe.
• Förderung der Immunitätsforschung zur Vorhersage und Prävention neuer Pandemien.
1. Einführung und Ergänzung zur Immunologie
• Hämatologie befasst sich mit der Lehre von Blutkrankheiten und blutbildenden Organen.
• Verbindung zur Immunologie: Leukozyten als zentrale Zellen des Immunsystems sind Teil des Blutes.
2. MPXV (früher Affenpocken)
• Erreger: Orthopoxvirus monkeypox (MPXV), nicht zu verwechseln mit den Pocken (Variola).
• WHO-Klassifikation: Seit August 2024 als gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite anerkannt.
• Übertragung: Durch enge soziale Kontakte (Flüssigkeiten, Hautkontakt).
• Verlauf:
• Gesunde: Fieber, Muskelschmerzen, Hautausschlag.
• Immungeschwächte: Hautausschlag vor den Allgemeinsymptomen.
• Impfung: Reduziert Krankheitsausbruch und Verlauf.
3. Historische Sicht: Vier-Säfte-Lehre
• Blut wurde früher als einer der vier Körpersäfte betrachtet, die den Charakter eines Menschen bestimmen:
• Blut (Luft) → Sanguiniker (lebhaft, optimistisch).
• Gelbe Galle (Feuer) → Choleriker (reizbar, temperamentvoll).
• Schwarze Galle (Erde) → Melancholiker (nachdenklich, traurig).
• Schleim (Wasser) → Phlegmatiker (ruhig, schwerfällig).
4. Bekannte Bluterkrankungen
• Leukämien (Blutkrebs).
• Anämien (Blutarmut).
• Hämophilien (Bluterkrankheit).
5. Grundlagen der Hämatologie
• Definition: Wissenschaft vom Blut und den blutbildenden Organen.
• Aufgaben:
• Transport von Sauerstoff, Nährstoffen und Abfallstoffen.
• Immunabwehr.
• Blutgerinnung.
6. Blutmenge und Zusammensetzung
• Blutmenge:
• Frauen: Ø 4 - 4,5 Liter.
• Männer: Ø 5 - 5,5 Liter.
• Blutbestandteile:
• Plasma (55%): Wasser, Proteine, Salze, Hormone, Nährstoffe, Abfallprodukte.
• Zelluläre Bestandteile (45%):
• Erythrozyten (rote Blutkörperchen, Sauerstofftransport).
• Leukozyten (weiße Blutkörperchen, Immunabwehr).
• Thrombozyten (Blutplättchen, Blutstillung).
7. Hämatopoese (Blutbildung)
• Alle Blutzellen entstehen aus einer gemeinsamen Stammzelle im Knochenmark.
• Zytose: Übermäßige Produktion von Blutzellen.
• Penie: Mangel an Blutzellen.
8. Blutwerte und Hämatokrit
• Normwerte pro Mikroliter Blut:
• Erythrozyten: 4,5 - 5,5 Millionen.
• Thrombozyten: 300.000.
• Leukozyten: 4.000 - 11.000.
• Hämatokrit: Anteil der festen Blutbestandteile am Gesamtblutvolumen.
• Hoher Wert → Dehydratation, Erythrozyten-Überschuss.
• Niedriger Wert → Überwässerung, Erythrozyten-Mangel.
9. Blutgruppen und Kompatibilität
• Blutgruppen: A, B, AB, 0.
• Rhesusfaktor: Positiv oder negativ, wichtig für Bluttransfusionen.
• Blutkompatibilität:
• 0 negativ = Universalspender.
• AB positiv = Universalempfänger.
10. Blutgerinnung und Blutstillung
• Thrombozytenaggregation (Phase I): Anlagerung von Blutplättchen an die verletzte Stelle.
• Blutgerinnung (Phase II): Aktivierung der Gerinnungskaskade mit Fibrinbildung.
11. Erkrankungen des Blutes
Leukämien (Blutkrebs)
• Häufige Formen:
• AML: Akute myeloische Leukämie.
• CML: Chronisch-myeloische Leukämie.
• ALL: Akute lymphatische Leukämie.
• CLL: Chronisch-lymphatische Leukämie.
• Therapien:
• Chemotherapie, Stammzelltransplantation, monoklonale Antikörper, targeted therapy.
Lymphome (Lymphknotenkrebs)
• Gutartig: Bei Infektionen, vergrößerte Lymphknoten als Abwehrreaktion.
• Bösartig: Maligne Lymphome wie Hodgkin- oder Non-Hodgkin-Lymphome.
12. Therapieansätze bei Blutkrebs
• Chemotherapie: Tötet schnell teilende Krebszellen.
• Monoklonale Antikörper: Zielen spezifisch auf Krebszellen ab (z. B. Rituximab bei Non-Hodgkin-Lymphomen).
• Targeted Therapy: Greift gezielt Krebszellen an und schont gesunde Zellen.
13. Nebenwirkungen der Krebstherapie
• Antikörpertherapie:
• Kopfschmerzen, grippeähnliche Symptome, allergische Reaktionen.
• Chemotherapie:
• Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, Blutbildveränderungen.
• Langzeitfolgen:
• Nervenstörungen, Herzschäden, Nierenprobleme.
14. Zukunft der Krebstherapie
• Personalisierte Medizin:
• Genetische Analyse des Tumors für maßgeschneiderte Therapien.
15. Anämien (Blutarmut)
• Definition: Verminderte Erythrozytenzahl oder Hämoglobinkonzentration.
• Symptome:
• Blässe, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Atemnot, schneller Puls.
• Ursachen:
• Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel, Blutverlust, Tumorerkrankungen.
Eisenmangel-Anämie
• Häufigste Form der Anämie weltweit.
• Mangelernährung, Blutverluste (z. B. Menstruation), chronische Erkrankungen.
16. Hämophilie (Bluterkrankheit)
• Hämophilie A: Mangel an Gerinnungsfaktor VIII.
• Hämophilie B: Mangel an Gerinnungsfaktor IX.
• Erhöhte Blutungsneigung, spontane Blutungen in Gelenke und Organe.
1. Einführung: Unfallchirurgie des Körperstamms
Die Vorlesung behandelt die häufigsten Verletzungen des Körperstamms, insbesondere:
• Knöcherne Verletzungen: Rippen-, Wirbelsäulen- und Beckenfrakturen.
• Verletzungen der abdominellen Organe (Milz, Leber, Darm).
• Verletzungen der thorakalen Organe (Lungen, Herz, große Gefäße).
2. Rippenfrakturen
• Schmerzen → führt zu Schonatmung, was pulmonale Komplikationen (Atelektasen, Pneumonie) begünstigt.
• Rippenserienfrakturen (≥3 Rippen) → können zu instabilem Thorax führen.
• Schock möglich bei gleichzeitigen Organverletzungen.
• Begleitverletzungen:
• Pneumothorax: Luft tritt in den Pleuraspalt ein, Lunge kollabiert.
• Hämatothorax: Blutansammlung im Thoraxraum.
• Milzruptur: Besonders bei Frakturen der unteren linken Rippen.
• Diagnostik:
• Röntgen (a.p. Thorax), oft erst nach 7 Tagen deutlicher sichtbar.
• Klinische Zeichen: Instabiler Thorax, hängende Thoraxseite.
• Therapie:
• Stabiler Thorax: Schmerztherapie, ggf. Thoraxdrainage bei Pneumothorax.
• Instabiler Thorax: Beatmung als „innere Schienung“.
3. Wirbelsäulenverletzungen
• Risikofaktoren:
• Stabilität der Wirbelsäule.
• Rückenmarkschädigung möglich (Querschnittssyndrom).
• AO-Klassifikation der Wirbelbrüche:
• Typ A: Kompressionsfrakturen (z. B. Deckplatteneinbruch).
• Typ B: Distraktionsverletzungen (z. B. Hyperextension).
• Typ C: Rotationsverletzungen (z. B. Luxationsfrakturen).
• Regionale Verletzungsunterschiede:
• Halswirbelsäule (HWS):
• Hohe Beweglichkeit, hohe Verletzungsgefahr.
• Enger Wirbelkanal → Gefahr von Rückenmarksschäden.
• Querschnitt über C4 → Atemlähmung.
• Brustwirbelsäule (BWS):
• Geringe Beweglichkeit, Verletzung meist durch hohe Krafteinwirkung.
• Stabilisiert durch Rippen.
• Lendenwirbelsäule (LWS):
• Große Beweglichkeit, starke mechanische Belastung.
• Cauda equina betroffen → neurologische Defizite möglich.
• Therapieziele:
• Dekompression bei neurologischen Ausfällen.
• Wiederherstellung der Stabilität und Statik.
• Erhaltung von Bewegungssegmenten.
• Therapiemöglichkeiten:
• Konservative Therapie: Ruhigstellung, Korsett.
• Operative Therapie: Fixateure interne, transpedikuläre Schrauben.
4. Beckenfrakturen
• Einteilung nach AO-Klassifikation:
• Typ A: Keine Instabilität.
• Typ B: “Open Book” – horizontal instabil.
• Typ C: Vertikal instabil.
• Therapie je nach Typ:
• Typ B: Fixierung mit Zuggurtung.
• Typ C: Operative Fixierung, Reposition.
• Besonderheiten bei Acetabulumfrakturen:
• Hohe mechanische Belastung, Gefahr einer posttraumatischen Arthrose.
• 3D-Rekonstruktion zur exakten OP-Planung.
• Langzeitfolgen bei schweren Beckenfrakturen:
• 70 % der Patienten haben eine dauerhafte Minderung der Erwerbsfähigkeit.
• Chronische Hüft- und Wirbelsäulenschäden.
• Schmerzsyndrome, bedingt durch Nervenverletzungen und Statikprobleme.
5. Traumatisches Abdomen (Bauchtrauma)
• Definition: Verletzung durch stumpfe oder penetrierende Gewalteinwirkung.
• Mechanismen bei stumpfem Trauma:
• Scherkräfte (z. B. Verkehrsunfälle) → Organe bewegen sich gegeneinander, Risse entstehen.
• Mechanische Kompression (z. B. Schlag gegen Bauch) → Organe werden gequetscht.
• Druckerhöhung im Bauchraum → Organe reißen.
6. Milztrauma
• Häufigkeit:
• 46 % der abdominellen Verletzungen betreffen die Milz.
• Klinik:
• Schmerzen im linken Oberbauch, ausstrahlend in die linke Schulter (Kehr-Zeichen).
• Schockgefahr durch Blutverlust.
• FAST-Sonographie (schnelle Ultraschalluntersuchung).
• CT zur Graduierung der Verletzung.
• Therapieoptionen:
• Konservativ (bei stabilen Patienten): Überwachung, Hb-Kontrolle, Bettruhe.
• Operativ (bei instabilen Patienten):
• Milzerhaltende Maßnahmen (Netzplastik, Fibrinkleber).
• Splenektomie (Entfernung der Milz) → erfordert lebenslange Impfungen.
7. Lebertrauma
• Häufig durch Kompression gegen Rippen oder Wirbelsäule.
• 45 % der Fälle gehen mit einer Milzverletzung einher.
• FAST-Sonographie nicht immer aussagekräftig.
• CT-Abdomen zur genauen Klassifikation.
• Konservativ (65–80 % der Fälle) → Angioembolisation (Gefäßverschluss zur Blutstillung).
• Operativ (bei hämodynamischer Instabilität):
• Damage Control Surgery (Notfall-OP mit Leberpacking).
• Gefäßrekonstruktionen.
• Hepatektomie (Teilentfernung der Leber).
8. Penetrierendes Bauchtrauma
• Ursachen: Schuss-, Stich- oder Pfählungsverletzungen.
• Notfall-CT oder direkte explorative Laparotomie (OP zur Sichtung der Bauchhöhle).
• Wenn Peritoneum eröffnet → Notfalloperation erforderlich.
• Falls kein Organ verletzt ist, kann eine konservative Behandlung erwogen werden.
1. Einführung: Was sind Vaskulitiden?
• Definition:
• Vaskulitiden sind Entzündungen der Blutgefäße, die zu Durchblutungsstörungen führen können.
• Die Symptome sind sehr variabel, daher werden Vaskulitiden oft als “Chamäleon-Krankheiten” bezeichnet.
• Pathophysiologie:
• Meist Autoimmunprozesse.
• Ohne Behandlung oft tödlich innerhalb weniger Monate.
• Mögliche Ursachen:
• Genetische Faktoren.
• Infektionen (z. B. durch Bakterien oder Viren).
2. Grundlagen des Gefäßsystems
• Arterielles System:
• Aorta → Arterien → Arteriolen → Kapillaren.
• Venöses System:
• Kapillaren → Venolen → Venen → Vena cava.
• Das Herz ist zentral für die Blutverteilung und Durchblutung aller Organe.
3. Klassifikation der Vaskulitiden
Frühere Einteilung
• Primäre Vaskulitiden: Ohne bekannte Grunderkrankung.
• Sekundäre Vaskulitiden: Durch Infektionen, Medikamente oder andere Erkrankungen ausgelöst.
• Nicht-klassifizierbare Vaskulitiden: Unklare Ätiologie.
Moderne Klassifikation: Chapel-Hill-Nomenklatur (1994, 2012 überarbeitet)
• Zuordnung nach betroffener Gefäßgröße:
• Große Gefäße: Aorta und Hauptarterien.
• Mittlere Gefäße: Viszeralarterien (z. B. Nierenarterien).
• Kleine Gefäße: Kapillaren, Venolen, kleine Arterien.
4. Vaskulitiden großer Gefäße
Riesenzellarteriitis (RZA) – Arteritis temporalis
• Betrifft vor allem ältere Menschen.
• Kopfschmerzen, Sehstörungen, Kiefer-Claudicatio.
• Gefahr eines Schlaganfalls oder Erblindung.
• Diagnose:
• Erhöhte Entzündungswerte (CRP, BSG).
• Biopsie der Arteria temporalis.
• Hochdosierte Glukokortikoide, ggf. Methotrexat oder Tocilizumab.
Takayasu-Arteriitis (TKA) – “Pulseless Disease”
• Selten, betrifft vor allem junge Frauen.
• Blutdruckdifferenzen zwischen den Armen.
• Schwindel, Sehstörungen, Müdigkeit.
• Gefäßbildgebung (MRT/CT-Angiographie).
• Glukokortikoide, Immunsuppressiva.
5. Vaskulitiden mittelgroßer Gefäße
Kawasaki-Syndrom (KS)
• Meist bei Kindern unter 5 Jahren.
• Fieber, rote Augen, geschwollene Lymphknoten, Hautausschlag.
• Gefahr von Koronaraneurysmen → Herzinfarkt-Risiko!
• Immunglobuline + Aspirin.
Panarteriitis nodosa (PAN)
• Entzündung mittelgroßer Arterien mit Nekrosen.
• Bluthochdruck, Niereninfarkte, Hautnekrosen.
• Glukokortikoide, ggf. Plasmapherese.
6. Vaskulitiden kleiner Gefäße
ANCA-assoziierte Kleingefäßvaskulitiden (AAV)
• Granulomatose mit Polyangiitis (GPA, ehem. Wegener):
• Befällt vor allem Lunge, Nieren, obere Atemwege.
• Symptome: Chronische Sinusitis, Lungeninfiltrate, Glomerulonephritis.
• Therapie: Rituximab oder Cyclophosphamid.
• Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA, ehem. Churg-Strauss-Syndrom):
• Trias aus Asthma, Eosinophilie und Vaskulitis.
• Therapie: Glukokortikoide + Immunsuppressiva.
• Mikroskopische Polyangiitis (MPA):
• Vor allem Nieren- und Lungenbeteiligung.
• Therapie: Immunsuppression.
Immunkomplex-vermittelte Vaskulitiden
• IgA-Vaskulitis (ehem. Purpura Schönlein-Henoch):
• Betrifft vor allem Kinder.
• Symptome: Hautblutungen, Bauchschmerzen, Nierenbeteiligung.
• Meist selbstlimitierend, ggf. Glukokortikoide.
• Kryoglobulinämische Vaskulitis:
• Assoziiert mit Hepatitis C.
• Therapie: Antivirale Behandlung + Rituximab.
7. Vaskulitiden variabler Gefäßgröße
Behçet-Krankheit
• Schmerzhafte Mund- und Genitalgeschwüre.
• Augenentzündungen (Uveitis), Gelenkbeschwerden.
• Glukokortikoide + Immunsuppressiva.
Cogan-Syndrom
• Hörverlust, Schwindel, Augenentzündungen.
• Glukokortikoide + Methotrexat.
8. Diagnostik von Vaskulitiden
• Blutuntersuchungen:
• Entzündungsmarker (CRP, BSG).
• ANCA-Antikörper (bei AAV).
• Organparameter (Nierenwerte, Leberwerte).
• Bildgebung:
• Angiographie, CT/MRT.
• Biopsien:
• Gewebeproben zur Sicherung der Diagnose.
9. Therapie der Vaskulitiden
Ziele
• Remission erreichen und erhalten.
• Schmerzen reduzieren.
• Organschäden vermeiden.
Medikamentöse Therapie
• Akutphase:
• Glukokortikoide (Cortison) zur Entzündungshemmung.
• Langzeittherapie:
• Immunsuppressiva:
• Methotrexat, Azathioprin, Cyclophosphamid.
• Biologika: Rituximab, TNFα-Blocker.
Probleme der Therapie
• Nebenwirkungen:
• Infektanfälligkeit, Osteoporose, Steroiddiabetes.
1. Einführung in die Pneumonologie
• Pneumonologie ist die Lehre von den Erkrankungen der Atemwege und der Lunge.
• Die Vorlesung behandelt:
• Anatomie der Lunge.
• Physiologie der Atmung.
• Wichtige Lungenerkrankungen wie Asthma, COPD, Pneumonie, Lungenembolie und Lungenkarzinome.
2. Anatomie und Physiologie der Lunge
Makroskopische Anatomie
• Die Lunge besteht aus zwei Lungenflügeln mit Bronchien, Bronchiolen und Alveolen.
• Gasaustausch findet in den Alveolen statt.
Mechanik der Atmung
• Ventilation: Belüftung der Lunge durch Ein- und Ausatmung.
• Perfusion: Durchblutung der Lungenkapillaren für Gasaustausch.
• Diffusion: Sauerstoff gelangt aus den Alveolen ins Blut, Kohlendioxid in die Alveolen.
Lungenspirometrie
• Misst Atemvolumina und Atemfluss zur Diagnose von Lungenfunktionsstörungen.
• Unterscheidung von obstruktiven (z. B. COPD) und restriktiven (z. B. Lungenfibrose) Lungenerkrankungen.
3. Erkrankungen der Lunge
Obstruktive Lungenerkrankungen
• Asthma bronchiale:
• Chronisch-entzündliche Erkrankung mit anfallsartiger Atemnot.
• Symptome: Pfeifende Atmung, Kurzatmigkeit, Husten.
• Therapie: Beta-2-Sympathomimetika, Kortikosteroide, Leukotrienantagonisten.
• COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung):
• Irreversible Atemwegsobstruktion durch chronische Entzündung.
• Symptome: Husten, vermehrter Auswurf, Atemnot.
• Hauptursache: Rauchen.
• Therapie: Bronchodilatatoren, Kortikosteroide, Sauerstofftherapie.
Restriktive Lungenerkrankungen
• Lungenfibrose:
• Vermehrte Bindegewebsbildung, Lunge verliert an Elastizität.
• Symptome: Atemnot, trockener Husten.
• Therapie: Immunsuppressiva, Antifibrotika, Sauerstofftherapie.
• Asbestose:
• Durch Asbestfasern ausgelöste Fibrose.
• Erhöhtes Risiko für Lungenkarzinome und Mesotheliome.
• Pleuritis:
• Entzündung der Pleura (Lungen- und Rippenfell).
• Symptome: Stechender Brustschmerz, Atemnot.
• Ursache: Infektionen, Tumoren, rheumatische Erkrankungen.
4. Pneumonie (Lungenentzündung)
• Definition: Entzündung des Lungengewebes durch Bakterien, Viren oder Pilze.
• Krankheitslast:
• Jährlich 500.000 Fälle in Deutschland.
• 50 % müssen stationär behandelt werden.
Symptome
• Hohes Fieber, Schüttelfrost, Husten mit Auswurf, Atemnot.
• Schneller Puls und starkes Krankheitsgefühl.
Erreger
• Bakterien (z. B. Pneumokokken, Staphylococcus aureus).
• Viren (z. B. Influenza, SARS-CoV-2).
• Pilze (bei immungeschwächten Patienten).
Therapie
• Bakterielle Pneumonie → Antibiotika.
• Virale Pneumonie → Symptomatische Therapie, ggf. antivirale Medikamente.
• Impfung gegen Pneumokokken und Influenza empfohlen.
5. COVID-19 und Pneumonie
• Virale Lungenentzündung durch SARS-CoV-2.
• Symptome: Fieber, trockener Husten, Atemnot, Geschmacksverlust.
• Schwerer Verlauf: ARDS (Akutes Lungenversagen).
• Therapie: Sauerstoffgabe, Beatmung, antivirale und immunmodulierende Medikamente.
6. Lungenembolie
• Definition: Verstopfung einer Lungenarterie durch ein Blutgerinnsel.
• Thrombosen aus den tiefen Beinvenen.
• Operationen, Krebs, Hormone (z. B. Antibabypille).
• Plötzliche Atemnot, Brustschmerzen, Schwindel, Ohnmacht.
• Blutiger Husten möglich.
Diagnostik
• D-Dimer-Test, CT-Angiographie, Lungenszintigraphie.
• Blutverdünner (Heparin, DOAKs).
• Thrombolyse oder chirurgische Entfernung bei schwerer Embolie.
7. Pleuraerguss
• Definition: Flüssigkeitsansammlung im Pleuraspalt.
• Infektionen (Pneumonie, Tuberkulose).
• Krebserkrankungen (Lungen-, Brust-, Eierstockkrebs).
• Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen, Leberzirrhose.
• Thoraxdrainage oder Pleurodese bei rezidivierendem Erguss.
• Behandlung der Grunderkrankung.
8. Lungenkrebs (Lungenkarzinome)
Epidemiologie
• 35.675 Neuerkrankungen bei Männern, 23.546 bei Frauen jährlich in Deutschland.
• 5-Jahres-Überlebensrate: 17–22 %.
Ursachen
• Rauchen (85 % der Fälle).
• Asbest, Umweltgifte, Luftverschmutzung.
• Onkogene Viren (HPV, EBV, Hepatitis B & C).
• Hartnäckiger Husten, blutiger Auswurf, Atemnot, ungewollter Gewichtsverlust.
• Röntgen, CT, Bronchoskopie, PET-CT, Biopsie.
Therapieansätze
• Operation (R0-Resektion angestrebt).
• Strahlentherapie, Chemotherapie, Immuntherapie.
• Zielgerichtete Therapie (z. B. EGFR- oder ALK-Inhibitoren, Immun-Checkpoint-Inhibitoren).
Supportive Therapie
• Schmerzlinderung, Atemtherapie, Ernährungstherapie, Psychoonkologie.
1. Einführung: Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Kostentreiber im Gesundheitswesen
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind eine der häufigsten Todesursachen weltweit.
• Sie verursachen hohe medizinische Kosten durch Krankenhausaufenthalte, Medikamente und operative Eingriffe.
• Themen der Vorlesung:
• Anatomie des Herzens.
• Häufige Herzkrankheiten wie Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit (KHK), Herzklappenfehler, Herzrhythmusstörungen.
• Diagnostik und Therapiemöglichkeiten.
2. Anatomie und Funktion des Herzens
Herzschichten
• Perikard: Herzbeutel, schützt das Herz.
• Epikard: Äußere Schicht, enthält Herzkranzgefäße.
• Myokard: Muskelgewebe, sorgt für die Pumpfunktion.
• Endokard: Innenschicht, bildet Herzklappen.
Herzklappen und ihre Funktion
• Taschenklappen:
• Aortenklappe (linke Herzkammer → Aorta).
• Pulmonalklappe (rechte Herzkammer → Lungenarterie).
• Segelklappen:
• Mitralklappe (zwischen linkem Vorhof und linker Kammer).
• Trikuspidalklappe (zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer).
3. Herzklappenfehler
Arten von Klappenstörungen
• Stenosen: Verengung der Klappe → Herz muss stärker pumpen.
• Insuffizienzen: Klappe schließt nicht richtig → Rückfluss des Blutes.
Ursachen von Herzklappenschäden
• Angeborene Herzfehler.
• Erworbene Ursachen:
• Entzündungen (Endokarditis).
• Rheumatisches Fieber.
• Herzinfarkt.
• Autoimmunerkrankungen.
Symptome von Klappenfehlern
• Angina pectoris (Brustschmerzen).
• Atemnot (Dyspnoe).
• Wassereinlagerungen (Ödeme, Aszites).
• Blaufärbung der Haut (Zyanose).
• Herzrhythmusstörungen.
4. Erregungsleitung und Herzrhythmusstörungen
Erregungsleitung des Herzens
• Sinusknoten (Taktgeber des Herzens).
• AV-Knoten (verzögert Signal für kontrollierte Kontraktion).
• His-Bündel, Tawara-Schenkel, Purkinje-Fasern (Erregungsausbreitung).
Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien)
• Erregungsbildungsstörungen (z. B. Sinusknotensyndrom).
• Erregungsleitungsstörungen (z. B. AV-Block).
• Supraventrikuläre Arrhythmien (z. B. Vorhofflimmern).
• Ventrikuläre Arrhythmien (z. B. Kammertachykardie).
• Bradykarde Arrhythmien (langsamer Herzschlag).
• Tachykarde Arrhythmien (schneller Herzschlag, z. B. Vorhofflimmern).
Therapie von Rhythmusstörungen
• Medikamentös (Beta-Blocker, Antiarrhythmika).
• Elektrische Therapie (Herzschrittmacher, Defibrillator).
5. Koronare Herzkrankheit (KHK) und Herzinfarkt
Definition und Ursachen
• KHK entsteht durch Arteriosklerose (Gefäßverengung durch Ablagerungen).
• Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bewegungsmangel.
Symptome der KHK
• Angina pectoris (Brustschmerzen bei Belastung).
• Atemnot, Leistungsschwäche.
• Herzinfarkt als schwerste Folge.
• EKG, Belastungs-EKG.
• Herzkatheter-Untersuchung (Koronarangiographie).
• Medikamentös: Blutverdünner (ASS), Statine, Beta-Blocker.
• Interventionell: Stent-Implantation oder Bypass-Operation.
6. Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
• Definition: Verminderte Pumpleistung des Herzens.
• Prävalenz steigt mit dem Alter.
• Häufigste Ursachen:
• Bluthochdruck, KHK, Klappenfehler, Herzinfarkt.
Arten der Herzinsuffizienz
Rechtsherzinsuffizienz
• Ursachen: Lungenhochdruck, Klappenschäden, KHK.
• Ödeme (Beine, Bauch, Lunge).
• Leber- und Nierenstauung.
Linksherzinsuffizienz
• Ursachen: Herzinfarkt, Bluthochdruck, Klappenfehler.
• Luftnot, Lungenstauung, Leistungsabfall.
• EKG, Echokardiographie, NT-proBNP-Wert (Marker für Herzbelastung).
• Medikamentös: ACE-Hemmer, Beta-Blocker, Diuretika.
• Geräte-Therapie: CRT (Resynchronisation), ICD (Defibrillator).
• Herztransplantation in Endstadien.
7. Nicht-medikamentöse Therapieansätze
• Lebensstiländerung:
• Rauchstopp, gesunde Ernährung, Bewegung.
• Flüssigkeits- und Salzrestriktion (bei Herzinsuffizienz).
• Gewichtskontrolle (bei Flüssigkeitsansammlung).
8. Medikamentöse Therapie bei Herzinsuffizienz
• NYHA I–IV Klassifikation bestimmt die Therapie:
• NYHA I–II: ACE-Hemmer, Beta-Blocker.
• NYHA III: Zusätzlich Diuretika, SGLT2-Inhibitoren.
• NYHA IV: Ultima Ratio: Transplantation, Kunstherz.
9. Invasive Therapien
Herzschrittmacher und Defibrillatoren
• CRT (kardiale Resynchronisationstherapie) für Herzinsuffizienz.
• ICD (implantierbarer Defibrillator) zur Verhinderung von plötzlichem Herztod.
Herzklappenersatz
• Mechanische Klappen (lebenslang Blutverdünnung nötig).
• Biologische Klappen (bessere Verträglichkeit, begrenzte Haltbarkeit).
Kunstherz (VAD – Ventrikuläres Assist Device)
• Unterstützt oder ersetzt die Pumpfunktion des Herzens.
• Genutzt als Überbrückung bis zur Transplantation.
1. Einführung in die Adipositaschirurgie
• Adipositas = Krankhaftes Übergewicht mit BMI > 30.
• Schwere Adipositas = BMI > 40.
• Relevanz: Adipositas ist weltweit eine Epidemie mit steigenden Zahlen.
Themen der Vorlesung
• Was ist Adipositas?
• Wie wird das Körpergewicht reguliert?
• Welche gesundheitlichen Folgen hat Adipositas?
• Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
2. Adipositas als Epidemie
• Datenbasis:
• Studie mit 359.387 Europäern über 9,7 Jahre → 14.723 Todesfälle im Zusammenhang mit Adipositas.
• Ergebnisse der GEMCAS-Studie (German Metabolic and Cardiovascular Risk Project):
• Umfassende Umfrage in 1.511 Arztpraxen mit 35.869 Patienten → hohe Prävalenz von Übergewicht und Adipositas in Deutschland.
3. Regulation des Körpergewichts
Hormonelle Steuerung
• Leptin (aus Fettzellen):
• Fördert Sättigungsgefühl.
• Beeinflusst Glukosestoffwechsel und interagiert mit Insulin.
• Leptinresistenz kann zu fortschreitender Adipositas führen.
• Ghrelin (aus Magenfundus):
• Fördert Hunger und regt die Nahrungsaufnahme an.
• Produktion wird durch Magendehnung gehemmt.
Faktoren, die das Körpergewicht beeinflussen
• 40 % genetische Determination.
• JoJo-Effekt als evolutionärer Schutzmechanismus gegen Hungersnöte.
• Physische Aktivität:
• 2 Stunden Sport pro Woche ≈ 100 kcal pro Tag Verbrauch.
• 7000 kcal Einsparung = 1 kg Gewichtsverlust.
• NEAT (Non-Exercise Activity Thermogenesis):
• 70 % des Kalorienverbrauchs wird durch alltägliche Bewegungen bestimmt (Gehen, Kälte, Schlaf).
• Studien zeigen einen Einfluss sozialer Netzwerke auf Übergewichtsentwicklung.
4. Sozioökonomische Faktoren und Adipositas
• Zusammenhang mit sozialem Status:
• Geringerer Bildungsgrad → Höhere Adipositasprävalenz.
• Rauchen, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung als Risikofaktoren.
5. Folgen von Adipositas
Gesundheitliche Auswirkungen
• Erhöhte Gesamtsterblichkeit (RR 1,5 – 3,0).
• Verstärkende Faktoren: Rauchen potenziert das Risiko weiter.
• Erkrankungen, die mit Adipositas zusammenhängen:
• KHK (Koronare Herzkrankheit).
• Schlaganfall.
• Diabetes mellitus Typ 2.
• Lebererkrankungen (Fettleber, Leberzirrhose).
• Erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten (Darm-, Brust-, Nieren-, Speiseröhrenkrebs).
6. Konservative vs. chirurgische Therapie
Langzeitstudien zur Adipositasbehandlung
• Konventionelle Therapie (Diäten, Sport) führt nur zu minimaler Gewichtsreduktion (+/- 2 % über 10 Jahre).
• Chirurgische Therapie:
• Signifikant bessere Ergebnisse (p = 0,001).
• Reduktion der Sterblichkeit durch Gewichtsverlust.
7. Medikamentöse Therapie: Semaglutid (Wegovy, Ozempic)
• Wirkmechanismus:
• GLP-1-Agonist → reguliert Blutzucker, verzögert Magenentleerung, reduziert Hungergefühl.
• Führt zu signifikantem Gewichtsverlust.
• Effekt auf Begleiterkrankungen:
• Diabetes-Remission in bis zu 98,9 % der Fälle nach bariatrischer OP.
• Verbesserung von Bluthochdruck, Cholesterinwerten und Schlafapnoe.
8. Operative Verfahren in der Adipositaschirurgie
Indikationen für bariatrische Chirurgie
• BMI > 40 kg/m² oder BMI > 35 kg/m² mit Begleiterkrankungen.
• Übergewicht seit mindestens 3 Jahren.
• Ausschöpfung konservativer Methoden (Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie).
• Ausschluss von psychiatrischen Erkrankungen und Essstörungen.
9. Detaillierte Operationsmethoden
Gastric Banding
• Rein restriktives Verfahren → verkleinert den Magen.
• Vorteile:
• Kürzeste OP-Zeit.
• Reversibel.
• Nachteile:
• Hohe Komplikationsrate.
• Erfordert hohe Patienten-Compliance.
Schlauchmagen (Sleeve Gastrektomie)
• Verkleinerung des Magens → Verringerung des Hungergefühls.
• Indikation für Hochrisikopatienten mit BMI > 60 kg/m².
• Gute kurz- und mittelfristige Ergebnisse für Gewicht und Komorbiditäten.
Magenbypass (Roux-en-Y)
• Goldstandard in den USA.
• Kombination aus Restriktion und milder Malabsorption.
• Geringe Komplikationsrate.
• Exzellente Langzeitergebnisse.
Biliopankreatische Diversion (BPD) mit Duodenal Switch
• Extremstes Verfahren mit stärkster Gewichtsreduktion.
• Höchste Komplikationsrate (bis zu 2,5 % Mortalität).
• Langfristig höchste Erfolgsrate (EWL 70-80 % nach 21 Jahren).
• Erfordert lebenslange Nahrungssupplementation (Vitamine, Mineralstoffe).
1. Einführung in die Thoraxchirurgie
• Thoraxchirurgie umfasst die operative Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen im Brustkorb, einschließlich:
• Thoraxwand (z. B. Rippenfrakturen, Fehlbildungen).
• Zwerchfell (z. B. Rupturen, Hernien).
• Mediastinum (z. B. Lymphome, Tumore).
• Lunge (z. B. Pneumothorax, Bronchialkarzinome).
2. Erkrankungen der Thoraxwand
Spannungspneumothorax
• Definition: Luft sammelt sich im Pleuraspalt, die Lunge kollabiert.
• Häufige Ursachen:
• Trauma (z. B. Rippenfrakturen mit Lungenverletzung).
• COPD (Ruptur einer Bulla).
• Asthma bronchiale.
• Thoraxdrainage zur Ableitung der Luft.
Hämatothorax
• Definition: Blutansammlung im Pleuraraum.
• Verletzungen.
• Tumoren.
• Gefäßrisse (Aortenaneurysma).
• Thoraxdrainage, ggf. operative Blutstillung.
Rippenfrakturen
• Gefahren:
• Schmerzbedingte Schonatmung → Lungenentzündung.
• Gefahr eines Lungenkontusionstraumas.
• Schmerztherapie, Atemtraining.
• Operation bei Serienfrakturen oder instabilem Thorax.
Fehlbildungen der Thoraxwand
• Trichterbrust: Einziehung des Brustkorbs, kann zu Herz- und Lungenproblemen führen.
• Kielbrust: Vorwölbung des Brustkorbs.
3. Zwerchfellruptur und Zwerchfellhernie
• Zwerchfellruptur:
• Unfallbedingte Zerreißung des Zwerchfells, oft durch stumpfes Trauma.
• Zwerchfellhernie:
• Angeborene oder erworbene Lückenbildung im Zwerchfell.
• Symptomlos bis starke Luftnot und Schmerzen.
• Verlagerung von Organen (z. B. Magen in den Thorax).
• Operative Reposition der Organe und Naht des Zwerchfells.
4. Erkrankungen des Mediastinums
• Enthält wichtige Strukturen wie:
• Herz, Aorta, Vena cava, Speiseröhre, Luftröhre, Nerven, Lymphknoten.
• Häufige Erkrankungen:
• Tumoren des Thymus (z. B. Thymome).
• Lymphknotenvergrößerungen (z. B. durch Lymphome, Tuberkulose, Sarkoidose).
Mediastinoskopie
• Diagnostische Methode zur Entnahme von Lymphknotenproben.
• Indikationen:
• Bronchialkarzinom (Tumorausbreitung prüfen).
• Lymphome.
• Infektionen (Tuberkulose, Pilzinfektionen).
5. Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)
• Häufigste maligne Todesursache weltweit.
• 2012 Todesfälle in Deutschland:
• Männer: 29.713.
• Frauen: 14.752.
• 5-Jahres-Überlebensrate:
• Männer: 16 %.
• Frauen: 21 %.
Risikofaktoren für Lungenkrebs
• Rauchen (85 % der Fälle) → Hauptursache.
• Umweltfaktoren (z. B. Feinstaub, Asbest, Radon).
• Genetische Disposition.
• Chronische Bronchitis, COPD.
6. Symptome des Lungenkarzinoms
• Husten, blutiger Auswurf (Hämoptoe).
• Atemnot, Schmerzen.
• Unbeabsichtigter Gewichtsverlust.
• Heiserkeit (Beteiligung des N. recurrens).
• Obere Einflussstauung (Vena-cava-Kompression).
7. Diagnostik des Bronchialkarzinoms
• Tumorstaging:
• Bronchoskopie mit Biopsie.
• PET/CT zur Metastasensuche.
• MRT des Schädels (Hirnmetastasen?).
• Lymphknotenbiopsie.
• Histologische Subtypen:
• Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC, 85 %):
• Plattenepithelkarzinom.
• Adenokarzinom.
• Großzelliges Karzinom.
• Kleinzelliges Bronchialkarzinom (SCLC, 15 %):
• Sehr aggressiv, frühe Metastasierung.
8. Stadieneinteilung nach UICC
• Stadium 0: Tis N0 M0 (Carcinoma in situ).
• Stadium I: Tumor begrenzt, keine Metastasen.
• Stadium II-III: Regionale Lymphknotenbeteiligung.
• Stadium IV: Fernmetastasen (Leber, Knochen, Gehirn).
9. Therapie des NSCLC (Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom)
Neue Therapieoptionen
• Immuntherapie (Checkpoint-Inhibitoren) → verlängert Überleben.
• Targeted Therapy (EGFR, ALK-Inhibitoren) → personalisierte Therapie.
10. Chirurgische Therapie des Bronchialkarzinoms
Lobektomie oder Pneumonektomie
• Lobektomie: Entfernung eines Lungenlappens.
• Pneumonektomie: Entfernung einer ganzen Lunge.
• Indikation: Frühstadium NSCLC ohne Metastasen.
• Postoperative Komplikationen:
• Ateminsuffizienz.
• Blutungen.
• Infektionen.
11. Prognose und Überleben
• Ohne Operation sehr schlechte Prognose.
• > 80 % der Patienten werden erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.
• Früherkennung entscheidend!
1. Einführung: Bedeutung von Knochenbrüchen in der Unfallchirurgie
• Unfallstatistik:
• 7–8 Millionen Verletzte pro Jahr.
• 1,5 Millionen stationäre Behandlungen.
• 24.000 Todesfälle jährlich durch Unfälle.
• Verlust an Lebensjahren durch Unfallverletzungen:
• 1,13 Millionen Jahre (mehr als Krebserkrankungen oder Kreislauferkrankungen).
• Arbeitszeitausfall durch Unfallverletzungen:
• 130 Millionen verlorene Arbeitstage pro Jahr.
2. Klassifikation von Frakturen nach der AO (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen)
Grundprinzip der AO-Klassifikation
• Jeder Knochen erhält eine eindeutige Nummer.
• Systematische Bezeichnung des betroffenen Knochenabschnitts.
• Frakturen werden in drei Typen unterteilt:
• Typ A (einfache Fraktur)
• A1: Spiralfraktur.
• A2: Schrägfraktur.
• A3: Querfraktur.
• Typ B (Keilfraktur)
• B1: Drehkeil.
• B2: Biegekeil.
• B3: Fragmentierter Keil.
• Typ C (komplexe Fraktur)
• C1: Spirale Mehrfragmentfraktur.
• C2: Stückbruch.
• C3: Komplexe Trümmerfraktur.
3. Konservative vs. operative Frakturbehandlung
Konservative Therapie (ohne OP)
• Grundprinzip: „Alles, was reponiert und retiniert werden kann, kann konservativ behandelt werden.“
• Kein operatives Risiko.
• Keine Kosten für Implantate oder OP.
• Natürliche Knochenheilung durch Kallusbildung.
• Längere Heilungsdauer.
• Risiko einer Fehlstellung oder Pseudarthrose.
• Inaktivitätsosteoporose durch Ruhigstellung.
Gipsbehandlung
• Grundregeln:
• Beide benachbarte Gelenke immobilisieren.
• Materialien: Gips, Kunststoffe.
• Verschiedene Gipsarten:
• Schiene.
• Zirkulärgips.
• Bewegungsgips.
4. Operative Behandlungsmethoden von Knochenbrüchen
Plattenosteosynthese
• Indikation:
• Exakte anatomische Reposition erforderlich.
• Frakturen, die eine stabile Fixierung benötigen.
• Übungsstabilität → Keine Ruhigstellung im Gips nötig.
• Bessere anatomische Rekonstruktion.
• Höheres Infektionsrisiko.
• Gefahr einer Schwächung des Knochens durch Schraubenlöcher.
Marknagelung
• Prinzip: Ein intramedullärer Nagel stabilisiert den Knochen von innen.
• Schnellere Belastbarkeit.
• Geringere Weichteilschädigung als bei Plattenosteosynthese.
• Problem:
• Rotation des Knochens → Lösung: Verriegelung des Nagels.
Fixateur externe
• Schwere offene Frakturen mit Weichteilschäden.
• Polytrauma-Patienten, bei denen eine große OP nicht sofort möglich ist.
• Schnelle stabilisierende Wirkung.
• Vermeidung zusätzlicher Weichteilschäden.
• Infektionsgefahr an den Pins.
• Geringere Langzeitstabilität.
5. Frakturen der oberen und unteren Extremität
Unterschiede zwischen Arm- und Beinbrüchen
6. Häufige Frakturen und ihre Behandlung
Unterarmfrakturen
• Radiusfraktur (häufigste Fraktur):
• Ursache: Sturz auf die ausgestreckte Hand.
• Konservativ (Gips).
• Operativ (Kirschnerdrähte, Plattenosteosynthese).
Femurfrakturen (Oberschenkelbruch)
• Probleme:
• Hoher Blutverlust.
• Längere Immobilisation → Gefahr von Thrombosen und Lungenembolien.
• Marknagelung als Standardtherapie.
Schienbeinbruch (Tibiafraktur)
• Schlecht durchbluteter Knochen → hohes Risiko für Pseudarthrose.
• Fixateur externe bei offenen Frakturen.
• Plattenosteosynthese oder Marknagelung bei stabilen Frakturen.
7. Komplikationen bei Frakturheilung
1. Pseudarthrose (Falschgelenkbildung)
• Ungenügende Ruhigstellung.
• Durchblutungsstörungen.
• Infektion.
• Knochenersatzmaterial oder Spongiosaplastik zur Förderung der Heilung.
2. Fehlstellungen und Deformitäten
• Entstehen durch falsche Reposition oder unzureichende Fixierung.
• Korrekturosteotomie (operative Korrektur des Knochens).
3. Kompartmentsyndrom
• Druckanstieg in einem Muskellogen-Kompartiment → Durchblutungsstörung und Gewebeschäden.
• Starke Schmerzen trotz Analgetika.
• Gefühlsstörungen, Blässe, fehlende Pulse.
• Notfall-OP (Fasziotomie) zur Druckentlastung.
1. Einführung in die Gefäßchirurgie
• Die Gefäßchirurgie befasst sich mit der Diagnostik und operativen Behandlung von Gefäßerkrankungen.
• Hauptthemen der Vorlesung:
• Rauchen und kardiovaskuläre Erkrankungen.
• Stenosen der Arteria carotis interna.
• Bauchaortenaneurysma.
• Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK).
2. Exkurs: Rauchen und Gefäßerkrankungen
• Rauchen ist der wichtigste Risikofaktor für Arteriosklerose.
• ARIC-Studie (10.914 Teilnehmer):
• Rauchen beschleunigt die Gefäßverkalkung.
• Interaktion mit Diabetes und Bluthochdruck verstärkt das Risiko.
• Pack-Years als Maßeinheit:
• 1 Pack-Year = 1 Packung Zigaretten/Tag für 1 Jahr.
• Hohe Pack-Years → Höheres Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt, Gefäßverschlüsse.
3. Arteria carotis interna Stenose und Schlaganfall
• Verengung der Halsschlagader (A. carotis interna), die das Gehirn versorgt.
• Ursache: Arteriosklerose → Erhöhtes Risiko für Schlaganfall.
• Schlaganfall-Arten:
• Ischämischer Schlaganfall (durch Gefäßverschluss, 80 % der Fälle).
• Hämorrhagischer Schlaganfall (durch Hirnblutung, 20 % der Fälle).
• Risikofaktoren für Carotis-Stenose:
• Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen.
• Stadien der Carotis-Stenose (nach neurologischer Symptomatik):
• Stadium I: Symptomlos.
• Stadium II: Transitorische ischämische Attacke (TIA, < 24h reversibel).
• Stadium III: PRIND (persistierende ischämische neurologische Defizite > 24h, nicht vollständig reversibel).
• Stadium IV: Apoplex (Schlaganfall).
Therapie der Carotis-Stenose
• Indikation zur OP:
• Ab Stadium II (TIA).
• Auch asymptomatische Stenosen mit rascher Progression oder kontralateraler Stenose.
• Studienlage (NASCET, ESCT):
• Operative Therapie senkt das Schlaganfall-Risiko von 26 % auf 9 % in 2 Jahren.
• Duplex-Sonographie, CT-Angiographie, digitale Subtraktionsangiographie (DSA).
• Operationstechniken:
• Endarteriektomie (Ausschälung der Stenose + Patch-Erweiterung).
• Stent-Implantation (alternative Methode mit teils kontroversen Studien).
4. Bauchaortenaneurysma (BAA)
• Erweiterung der Bauchaorta (> 3 cm Durchmesser).
• Häufigster Ort: unterhalb der Nierenarterien.
• Epidemiologie:
• Männer > Frauen (4:1 Verhältnis).
• Prävalenz bei Männern > 50 Jahre = 5 %.
• 100 Todesfälle/100.000 Einwohner/Jahr.
• Bluthochdruck, Rauchen, Arteriosklerose, genetische Faktoren.
• Komplikationen:
• Ruptur → Notfall mit 80-90 % Letalität.
• Embolisation (Blutgerinnsel wandern in Beine/Nieren).
• Darmischämie.
• Lange symptomlos!
• Später Rückenschmerzen, tastbarer pulsierender Tumor im Bauch.
• OP-Indikationen:
• Aneurysma > 5 cm (jährliches Rupturrisiko ~10 %).
• Schnelle Größenzunahme.
• Symptomatische Aneurysmen oder drohende Ruptur.
• OP-Methoden:
• Offene Operation (Aneurysmaausschaltung mit Gefäßprothese).
• Endovaskuläre Stentgraft-Implantation (EVAR) → Weniger invasiv, aber Langzeitdaten begrenzt.
5. Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
• Durchblutungsstörung der Beinarterien durch Arteriosklerose.
• > 10 % der Männer über 60 Jahren betroffen.
• Nach koronarer Herzkrankheit (KHK) zweithäufigste Form der Arteriosklerose.
• Wichtigste Risikofaktoren:
• Rauchen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen.
Symptome der pAVK
• Kaltes, blasses Bein.
• Schmerzen beim Gehen (Claudicatio intermittens).
• Verlust von Behaarung an den Beinen.
• Schlecht heilende Wunden, Ulzera.
• Erektionsstörungen (bei Aortenbifurkationssyndrom).
Stadien der pAVK nach Fontaine
• Stadium I: Keine Symptome.
• Stadium II: Schmerzen beim Gehen, Besserung durch Pausen.
• IIa: Schmerzfreies Gehen > 200 m.
• IIb: Schmerzfreies Gehen < 200 m.
• Stadium III: Ruheschmerzen.
• Stadium IV: Gewebsuntergang (Nekrose, Gangrän).
Diagnostik der pAVK
• Knöchel-Arm-Index (ABI, Ankle-Brachial-Index).
• Duplex-Sonographie, Angiographie, CT/MRT-Angiographie.
Therapie der pAVK
• Stadium I/IIa:
• Konservativ → Gehtraining, Nikotinverzicht, Statine, ASS.
• Stadium IIb/III:
• Interventionell → Stent oder Ballondilatation bei Gefäßverengung.
• Chirurgisch → Bypass-Operation (z. B. Venen- oder Kunststoffbypass).
• Stadium IV (kritische Ischämie):
• Infektsanierung (Behandlung von Wunden, Nekrosen).
• Amputation bei irreversibler Schädigung.
6. Besondere Herausforderung: pAVK bei Diabetes mellitus
• Diabetiker haben häufiger distale Verschlüsse (Unterschenkel, Füße).
• Diabetisches Fußsyndrom: Kombination aus Mikroangiopathie, Neuropathie und Infektion.
• Alle 30 Sekunden wird weltweit eine diabetische Fußamputation durchgeführt!
• Therapie: Intensive Wundversorgung, Bypasschirurgie, Infektionskontrolle.
1. Einführung: Geriatrischer Symptomenkomplex
• Geriatrie = Altersmedizin, spezialisiert auf die Behandlung älterer Patienten mit Multimorbidität.
• Besonderheiten der geriatrischen Patienten:
• Multimorbidität (mehrere chronische Erkrankungen gleichzeitig).
• Funktionelle Einschränkungen (Mobilität, Kognition, Sensorik).
• Höheres Risiko für Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit.
2. Demographischer Wandel und Pflegebedarf
• Statistische Prognosen (DESTATIS 2025):
• Bevölkerung 65+ steigt von 13,7 Mio. (2000) auf 22,9 Mio. (2050) (+67,2 %).
• Bevölkerung 80+ steigt von 3,1 Mio. (2000) auf 10,0 Mio. (2050) (+222,6 %).
• Altenquotient (65+ je 100 Erwerbstätige) steigt von 26,8 auf 64,3 (+139,9 %).
• Folgen für das Gesundheitssystem:
• Höhere Zahl chronisch Kranker.
• Mehr Pflegebedürftige.
• Wachsende Belastung für Renten- und Pflegeversicherung.
3. Krankheitslast im Alter
Diabetes und Demenz nehmen zu
• Diabetesprävalenz steigt von 3,8 Mio. (2000) auf 4,9 Mio. (2050) (+54,8 %).
• Demenzfälle steigen von 0,9 Mio. auf 2,1 Mio. (+198,5 %).
Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
• Herzinfarkte: Anstieg von 0,3 Mio. (2000) auf 0,9 Mio. (2050) (+139,1 %).
• Schlaganfälle: Anstieg von 0,1 Mio. auf 0,3 Mio. (+121,8 %).
• Krebserkrankungen steigen um +70,4 %.
• Pneumonien (Lungenentzündungen) nehmen um +235 % zu.
4. Häufige Erkrankungen im hohen Alter
• Neurodegenerative Erkrankungen:
• Demenz (Alzheimer, vaskuläre Demenz).
• Morbus Parkinson.
• Kardiovaskuläre Erkrankungen:
• Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Hypertonie, Herzinsuffizienz.
• Arteriosklerose und Schlaganfall.
• Orthopädische Erkrankungen:
• Osteoporose, Hüftgelenkarthrose, Wirbelsäulenbeschwerden.
• Stoffwechselerkrankungen:
• Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz.
• Geriatrisches Syndrom:
• Inkontinenz, Frailty-Syndrom, Sturzrisiko.
5. Multimorbidität und Therapieansätze
• 60–70 % der Menschen über 65 Jahre haben mehrere chronische Erkrankungen.
• Herausforderungen in der Therapie:
• Polypharmazie: Risiko für Wechselwirkungen.
• Verminderte Organfunktionen: Nieren- und Leberleistung eingeschränkt.
• Veränderte Medikamentenwirkung durch verlangsamten Stoffwechsel.
WHO-Strategie zur Versorgung multimorbider Patienten
Teil I: Gesundheitspolitische Maßnahmen
• Förderung von Forschung und Schulungen für Ärzte und Pflegekräfte.
• Integration der Gesundheitsversorgung (bessere Koordination zwischen Fachärzten, Hausärzten und Pflegekräften).
Teil II: Verbesserung der Patientenversorgung
• Multidisziplinäre Teams für komplexe Fälle.
• Förderung von elektronischen Patientenakten zur Vermeidung von Medikationsfehlern.
• Mehr Fokus auf Prävention und Selbstmanagement.
Teil III: Einbindung der Patienten und Angehörigen
• Schulung von Angehörigen in der Pflege.
• Technologische Hilfen (z. B. Medikationserinnerungen, Notrufsysteme).
6. Medikamente im Alter: Chancen und Risiken
• PIMs – Potenziell inadäquate Medikamente laut PRISCUS-Liste (Deutschland) & Beers-Liste (USA).
• Probleme der Medikation im Alter:
• Höheres Risiko für Nebenwirkungen (z. B. Sturzgefahr durch Benzodiazepine).
• Beeinträchtigte Nieren- und Leberfunktion → Dosisanpassung erforderlich.
• Interaktionen durch Polypharmazie → regelmäßige Medikationsprüfung notwendig.
7. Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Pflege
• Zahl der Pflegebedürftigen verdoppelt sich von 2,0 Mio. (2000) auf 4,4 Mio. (2050) (+118,3 %).
• Pflegeausgaben steigen von 16,4 Mrd. € (2000) auf 38,6 Mrd. € (2050) (+134,2 %).
• Notwendige Maßnahmen:
• Mehr Pflegepersonal erforderlich (Anstieg von 508.675 auf 1.267.762 Pflegekräfte).
• Erhöhung der Pflegeeinrichtungen und häuslichen Versorgungsstrukturen.
8. Biologische und kalendarische Alterung
• Telomere als Marker für den Alterungsprozess.
• Faktoren, die den Alterungsprozess beschleunigen:
• Bluthochdruck, Rauchen, Bewegungsmangel, chronische Entzündungen.
• Mangelernährung, soziale Isolation, kognitive Inaktivität.
• Unterschiede im Altern zwischen Männern und Frauen:
• Frauen leben länger, haben aber häufiger chronische Krankheiten.
• Männer haben ein höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
9. Strategien für ein gesundes Altern
• Bewegung:
• 30 Minuten Bewegung täglich verringert das Demenz- und Schlaganfallrisiko.
• Ernährung:
• Mediterrane Diät → Schutz vor Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
• Kognitive Aktivität:
• Geistige Stimulation (Lesen, soziale Interaktion) senkt das Demenzrisiko um 30 %.
• Medizinische Vorsorge:
• Blutdruckkontrolle, Impfungen, Osteoporose-Prävention.
1. Einführung: Erkrankungen der Gallenblase
• Ziel der Vorlesung: Verständnis der Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie von Gallenblasen- und Gallengangserkrankungen.
• Wichtige Themen:
• Cholezystolithiasis (Gallensteine in der Gallenblase).
• Choledocholithiasis (Gallensteine im Gallengang).
• Cholezystitis (Entzündung der Gallenblase, akut und chronisch).
• Operative Therapie: Laparoskopische Cholezystektomie.
2. Anatomie und Physiologie der Gallenblase und Gallenwege
Struktur der Gallenblase
• Birnenförmiges Organ mit Fundus, Korpus und Infundibulum.
• Liegt am Unterrand der Leber zwischen Segment IV und V.
• Fassungsvermögen: 50–60 ml Galle.
• Schichten:
• Zylinderepithel (Schleimhaut).
• Glatte Muskulatur (Peristaltik für Gallenfluss).
• Serosa (äußere Schicht).
Gallenwege und Gallenfluss
• Ductus cysticus verbindet Gallenblase mit dem Hauptgallengang (Ductus hepaticus communis).
• Venenabfluss: Über rechte Pfortader bzw. Lebersegment V.
• Arterielle Versorgung: A. cystica (aus A. hepatica dextra).
• Galleproduktion: 600–1500 ml pro Tag in der Leber.
• Bestandteile der Galle:
• Wasser, Elektrolyte, Gallensäuren, Cholesterin, Lecithin, Bilirubin.
• Gallensäuren wichtig für die Fettverdauung.
3. Cholezystolithiasis (Gallensteine in der Gallenblase)
• Erhöhte Lithogenität der Galle durch zu viel Cholesterin oder unkonjugiertes Bilirubin.
• 80 % Cholesterinsteine, 10 % Pigmentsteine, 10 % Kalziumkarbonatsteine.
• Risikofaktoren (6-F-Regel):
• Female (Frauen).
• Fair (hellhäutig).
• Forty (Alter > 40 Jahre).
• Fat (Übergewicht).
• Fertile (Mehrfache Schwangerschaften).
• Flatulent dyspepsia (Blähungen, Verdauungsprobleme).
Symptomatik
• 75 % der Gallensteine sind asymptomatisch!
• Leitsymptome bei symptomatischen Steinen:
• Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen.
• Koliken (rechtsseitige Oberbauchschmerzen, wellenartig).
• Ikterus (Gelbfärbung der Haut bei Steinverschluss).
• Murphy-Zeichen positiv (Schmerz bei Palpation des rechten Oberbauchs mit reflektorischem Atemstopp).
4. Diagnostik der Cholezystolithiasis
Laborwerte
• Cholestaseparameter:
• Erhöhte γ-GT, alkalische Phosphatase (AP), Bilirubin.
• Leberenzyme (AST/ALT) zur Beurteilung der Leberbeteiligung.
• Lipase zur Abklärung einer Pankreatitis.
• Blutbild und Gerinnung zur OP-Vorbereitung.
Bildgebung
• Sonographie (Methode der Wahl, Sensitivität > 95 %):
• Darstellung von Gallensteinen, Gallenblasenwandverdickung, Flüssigkeitssaum.
• Endosonographie (EUS) zur genaueren Untersuchung der Gallengänge.
• ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie) zur Steinentfernung bei Choledocholithiasis.
• MRT-Cholangiographie (MRCP) als nicht-invasive Alternative zur ERCP
5. Therapie der Cholezystolithiasis
Konservative Therapie
• Bei Koliken:
• Nahrungskarenz (Tee/Wasser).
• Spasmoanalgetika (Butylscopolamin, Metamizol).
• Antiemetika (gegen Übelkeit).
• Gallensäure-Therapie (Ursodeoxycholsäure für > 3 Monate):
• Nur bei kleinen Cholesterinsteinen (< 5–10 mm).
• Hohe Rezidivrate (> 60 %), daher selten angewendet.
• Stoßwellentherapie (ESWL):
• Zertrümmerung der Steine durch Schallwellen.
• Hohe Rezidivrate (> 10 %/Jahr) → selten eingesetzt.
Chirurgische Therapie: Laparoskopische Cholezystektomie
• Goldstandard seit Mitte der 1990er-Jahre.
• Symptomatische Gallensteine (Koliken, Entzündungen, Ikterus).
• Konkremente > 3 cm oder Porzellangallenblase (Entartungsgefahr).
• Begleitende Choledocholithiasis (Steine im Gallengang, vorher ERCP notwendig).
6. Akute Cholezystitis (Gallenblasenentzündung)
• Dumpfer, rechtsseitiger Oberbauchschmerz, Fieber > 38°C, Leukozytose > 10.000/μl.
• Gallenblasenwandverdickung (> 4 mm) und pericholezystische Flüssigkeit im Ultraschall.
• Sonographie:
• Vergrößerte, ödematöse Gallenblase (Hydrops).
• Wandverdickung (> 4 mm, Sensitivität 87 %).
• Sludge (Gallenschlamm), pericholezystische Flüssigkeit.
• Labordiagnostik:
• Erhöhte Entzündungswerte (CRP, Leukozytose).
• Erhöhte Cholestaseparameter bei begleitender Cholestase.
Therapie der akuten Cholezystitis
• Frühzeitige Cholezystektomie innerhalb von 24–72 h (reduziert Komplikationen).
• Antibiotikatherapie (bei fortgeschrittener Entzündung, v. a. gegen E. coli, Klebsiellen, Enterokokken).
• Supportive Maßnahmen:
• Flüssigkeitssubstitution, Schmerztherapie, Nahrungskarenz.
7. Komplikationen der Cholezystitis
• Perforation mit biliärer Peritonitis (Notfall-OP notwendig!).
• Gallenblasenempyem (eitrige Gallenblase, hochinfektiös).
• Cholangitis (aufsteigende Infektion in den Gallengängen).
• Gallensteinileus (Stein blockiert Dünndarm, führt zu Darmverschluss).
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