Allgemein
6.1 Grundlagen
6. Finanzmathematik
Im Allgemeinen geht es um die Charakterisierung von zeitlichen Entwicklungen finanzieller Größen, wie z. B. die Entwicklung von gesparten Geldbeträgen. Man spricht hier üblicherweise von einem Zahlungsstrom (oder Cashflow). Wichtig für die Charakteri- sierung von Zahlungsströmen ist nun die Frage, zu welchen Zeitpunkten die Zahlungen erfolgen. Wir verwenden hier den einfachen Fall des Basis-Zeitmodells und nehmen an, dass Zahlungen jeweils am Ende einer Periode t erfolgen. Insgesamt gibt es n Perioden,
Die Perioden sind zudem alle gleich lang. Wir werden im Folgenden auch häufig vom Zeitpunkt t sprechen, womit die Zahlung am Ende der Periode t oder der Wert der Anlage am Ende der Periode t gemeint
GRUNDLEGENDE GRÖẞEN DER FINANZMATHEMATIK
der Geldbetrag K, der zum Zeitpunkt t vorhanden ist – symbolisiert durch Kt,
der Zinsbetrag Z, der zum Zeitpunkt t existiert – symbolisiert durch Zt,
der Zinssatz i, 0 ≤ i ≤ 1 oder 0 % ≤ i ≤ 100 %, der für alle Perioden iden- tisch ist,
der Zinsfaktor q = 1 + i, der für alle Perioden identisch ist.
Def Zins
Zinsrechnung
Zins Der Zins ist ein Preis für die Überlassung oder die Anlage von Kapital
Vorraussetzungen
Angenommen, ein Sparer ver- fügt zum
Zeitpunkt t = 0 (Ausgangssituation) über einen
Geldbetrag K0, welcher auch als Anfangsbetrag bezeichnet wird.
Dieser Geldbetrag soll angelegt werden.
n Perioden zum
Zinssatz i
Es gibt keine weiteren Ein- und Auszahlungen.
Gesucht —> Geldbetrag Kn, der am Ende der n Perioden dem Sparer zu Verfügung steht. Man spricht folgerichtig auch vom Endbetrag.
Die Höhe des Endbetrages wird davon abhängig sein, welche Art der Verzinsung angewendet wird.
Einfachzins
die Zinsen, die jeweils am Ende der Periode anfallen, nicht mitverzinst. Damit wird lediglich der Anfangsbetrag verzinst.
Der Geld- und Zinsbetrag zum Zeitpunkt t entspricht:
Zinseszins
Beim Zinseszins (oder exponentielle Verzinsung) werden die Zinsen, die jeweils am Ende der Periode anfallen, mitverzinst.
Der Geld- und Zinsbetrag zum Zeitpunkt t entspricht
der Zinsfaktor q = 1 + i, der für alle Perioden identisch ist
weitere Formen.
Gemischte Verzinsung: Diese entspricht einer Kombination von Einfach- und Zinses- zins.
Unterjährige Verzinsung: Hier werden auch Perioden betrachtet, die weniger als ein Jahr andauern, beispielsweise eine vierteljährliche Verzinsung. Dies hat zur Konse- quenz, dass zwischen nominellem und effektivem Jahreszins unterschieden werden muss.
Stetige Verzinsung: Die stetige Verzinsung ist als Spezialfall der unterjährigen Verzin- sung zu betrachten, da hier die Zinsperioden sehr kurz, z. B. tagesgenau, sind.
Rentenrechnung
6.2 Anwendungen
beschäftigt sich mit der Entwicklung von Sparvermögen bei regelmä- ßigen Einzahlungen. Solche Zahlungen werden als Rente bezeichnet. Die (üblicherweise identische) Höhe der Zahlung ist die Rentenrate (oder Rate) und wird durch r symbolisiert.
Wird eine Rate zum Ende der Periode fällig, handelt es sich um eine nachschüssige Rente
r = konstante, jährliche Rentenrate gezahlt.
n Jahre = Die Laufzeit der Rente
q = Der jährliche Zinsfaktor
wobei q = 1 + i gilt.
Außerdem werden Zinseszinsen gewährt
Rentenendwert Rn
nach r aufgelöst werden, um zu ermitteln, wie hoch die jährliche Rate sein muss, um bei gegebener Laufzeit und gegebenem Zinsfaktor auf einen bestimmten Endbetrag zu kommen
Tilgungsrechnung
Rückzahlung (oder Tilgung) von Schulden in Teilbeträgen, die ebenfalls als Raten bezeichnet werden.
Annuität = Die Zahlungen, die der Schuld- ner jährlich (oder auch monatlich) aufbringen muss.
Sie besteht aus
Tilgungsrate = dem Teilbetrag, der zurückgezahlt wird
den zu zahlenden Zinsen auf die zum Zeitpunkt t bestehende Restschuld.
Es lassen sich zwei Rückzahlungs- konzepte unterscheiden:
die Ratenschuld und
die Annuitätentilgung
Beispiel Ratenschuld
Ausgangssituation:
Kredit in Höhe von K0 = 40.000 €.
Kreditlaufzeit beträgt n = 8 Jahre.
Die Restschuld wird mit einem Zinssatz von i=0,06 verzinst.
Ratenschuld wird nun eine über die gesamte Dauer der Kreditlaufzeit konstante Tilgungsrate T vereinbart.
Tilgungsrate von T=40.000€:8Jahre=5.000€pro Jahr.
Jahr
Restschuld K
(in €)
Zinsbetrag Z
Tilgungsrate T
Annuität A = Z + T
1
40.000
2.400
5.000
7.400
2
35.000
2.100
7.100
3
30.000
1.800
6.800
4
25.000
1.500
6.500
5
20.000
1.200
6.200
6
15.000
900
5.900
7
10.000
600
5.600
8
300
5.300
Summe:
10.800
50.800
Tilgungsrate konstant, die Belastung des Schuld- ners, gemessen anhand der Annuität, variiert hingegen. Am Anfang ist diese hoch, da der Zinsbetrag für die Restschuld hoch ausfällt. Mit sinkender Restschuld sinken auch die zu zahlenden Zinsbeträge und damit die Annuität
Beispiel Annuitätentilgung
einer konstanten Annuität
Tilgungsrate T = A –
Z
Annuität A
2.400,00
4.041,44
6.441,44
35.959
2.157,51
4.283,92
31.675
1.900,48
4.540,96
27.134
1.628,02
4.813,42
22.320
1.339,22
5.102,22
17.218
1.033,08
5.408,36
11.810
708,58
5.732,86
6.077
364,61
6.076,83
11.531,50
40.000,00
51.531,50
jährlichen Belastungen konstant, allerdings erhöht sich der Gesamtbetrag, den der Schuldner zahlen muss, da aufgrund der anfänglich niedrigen Tilgungsrate der Zinsbetrag höher ausfällt als bei der Ratenschuld. Die Annuitätentilgung ist gleichwohl, häufig auch in Variation durch einen einmalig zu zahlenden Restbetrag am Ende der Lauf- zeit, vor allem bei Hypothekendarlehen üblich.
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