Risiken bei Pestizideinsatz: Gefährdung für den Menschen
Anwender: akute Giftwirkung, Spätfolgen
Verbraucher: Rückstände in Lebensmitteln
Risiken bei Pestizideinsatz: Gefährdung der Umwelt
unselektive Breitenwirkung
unabsehbare Langzeitfolgen
Einschränkung oder Verzicht würde bedeuten
kleinere Vielfalt des Angebots
geringere Erträge durch Konkurrenzpflanzen, Schädlinge und Pflanzenkrankheiten
höhere Preise
Zunahme des Fleischverbrauchs
weniger Schutz vor bestimmten Krankheiten (Malaria, Typhus)
Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln
60,2% mit Rückständen
38,8% ohne Rückstände
2,7% Rückstände über dem Höchstgehalt (muss über dem Koeffizenzintervall liegen, um beanstandet zu werden)
1,6% Rückstände über dem Höchstgehalt -> beanstandet (als mangelhaft, nicht annehmbar bezeichnet)
Am meisten belastet: Pflanzliche Nahrungsmittel
Obst und Gemüse werden am häufigsten beanstandet
Getreide wird auch seltener beanstandet
bei verarbeiteten Lebensmitteln und Lebensmitteln tierischen Urpsrungs sind häufig Rückstände unter dem Rückstandshöchstgehalt
Geringe Belastung von Lebensmitteln aus ökologischen Landbau
82,2% ohne Rückstände
17,8% mit Rückständen
0,3% Rückstände über dem Höchstgehalt
0,5% Rückstände über dem Höchstegehalt -> beanstandet
-> Rückstände meist im Spurenbereich, oft persistente Altlasten mittlerweile verbotener Stoffe
Was sind “Pestizide”?
Überbegriff für Pflanzenschutzmittel (Herbizide) und Schutzmittel gegen Schadorganismen wie Nager (Biozide)
Hauptsächlich organische Verbindungen
daneben wenige anorganische Verbindungen: Schwefel, Kupfersalze (obsolet: Quecksilber-, Blei-, Arsen-Verbindungen)
anorganisch
Stoffe, die nicht in der belebten Natur vorkommen und auch nicht von dieser abstammen
Biozidprodukt
Jeglicher Stoff oder Stoffgemisch der/das auf andere Art als durch bloße physikalische oder mechanische Einwirkung auf Schadorganismen hat (also keine Mausefalle)
zerstört
abschreckt
unschädlich macht
oder Schadorganismen auf andere Art bekämpft
Pflanzenschutzmittel
Wirkstoffe und Gemische, die Pflanzen
von Schadorganismen schützen oder ihrer Einwirkung vorbeugen
in einer anderen Weise als ein Nährstoff die Lebensvorgänge von Pflanzen beeinflussen (z.B. Wachstumsregler)
Pflanzenerzeugnisse konservieren
unerwünschte Pflanzen vernichten oder deren Wachstum hemmen
Wirkstoffe mit der höchsten Beanstandungsquote
Glyphosat (Herbizid)
Ethephon (Wachstumsregulator)
Dithiocabamate (Fungizid)
Dimethoat (Insektizid)
Bromid (Insektizid, Rodentizid)
Carbendazim (Fungizid)
Hexaconazol (Fungizid)
Chlorpyrifos (Insektizid)
Acetamiprid (Insektizid)
Wachstumsregulator
Wachsen schneller, sterben aber auch schneller
Einteilung nach Zielorganismen - Arten von Pestiziden
Herbizide: gegen Pflanzen
Fungizide: gegen Pilze
Insektizide: gegen Insekten
Molluskizide: gegen Schnecken
Akarizide: gegen Milben
Rodentizide: gegen Nagetiere
Nematizide: gegen Fadenwürmer (Nematoden)
Einteilung nach Zielorganismen - Zusatzstoffe in Pflanzenschutzmittel
Trägerstoffe, z.B. Gesteinmehle, Mineralöle, Wasser -> größere Menge zum verteilen
Hilfsstoffe (der Wirkstoff ist meist nur im Prozent- oder Promille-Bereich enthalten) -> Stoff kann in die Pflanze besser eindringen oder schützt vor Licht
“Safener” zur Erhöhung der Verträglichkeit gegenüber der Kulturpflanze
Seifen, Stabilisatoren, Haftmittel
Zulassung von Bioziden
durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA)
untersteht dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Test für Biozide
Resorption, Verteilung, Metabolisierung und Ausscheidung
Akute Toxizität (oral, dermal und inhalativ)
Haut- und Augenreizung
Sensibilisierung
Subchronische Toxizität
Subakute Toxizität
Genotoxizität (in vitro und in vivo)
chronische Toxizität und Kanzerogenität
Reproduktionstoxizität über mehrere Generationen
Entwicklungstoxizität, Teratogenität
akute und subchronische bzw. verzögerte Neurotoxizität
mechanische Studien, Untersuchung von Metaboliten
Daten und Untersuchungen am Menschen
Zulassung von Pflanzenschutzmittel
Hersteller stellt Antrag auf Zulassung eines Pflanzenschutzmittels oder auf Festsetzung eines Rückstandshöchstgehalt + führt Toxizitätstest durch bzw. beauftragt in der Regel darauf spezialisiertes Labor diese durchzuführen
Bundestinstitut für Risikobewertung (BfR) prüft Gesundheitsrisiken
Julius-Kühn-Institut (JKI) prüft Anwendung und Nutzen
Umweltbundesamt (UBA) prüft Umweltauswirkungen
berichten dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheitsrecht (BVL), welches Rückstandshöchstgehalte vor schläge
Weiterleitung an Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
European Food Safety Authority (EFSA) überprüft Risikobewertung
Tests von Pflanzenschutzmittel: Ökochemie
Abbauwege, -mechanismen, -geschwindigkeiten
wichtige Kenngröße: Disappearance Time (DT50/DT90)
Tests von Pflanzenschutzmittel: Ökotoxikologie
Versuche mit
Fischen
Bodenlebewesen
Vögeln
Honigbienen und anderen Insekten
Wasserpflanzen
Tests von Pflanzenschutzmittel: Grenzwert für Grundwasser
0,1 Mikrogramm pro Liter
keine Zulassung bei Überschreitung (Versickerungsversuche)
Trinkwasser-Leitwerte
dürfen nie überschritten werden
analog zu ADI-Werten
sie berechnen sich mit folgenden Annahmen:
tägliche Aufnahme von 2 Liter Trinkwasser für einen 70 kg schweren Erwachsenen
durch zwei Liter Wasser dürfen 10% des ADI ausgeschöpft werden
Leitwert (Mikrogramm pro Liter) = ADI x 70 (Körpergewicht) x 0,5 (pro Liter) x 0,1 (10% des ADI)
ADI
accetpable daily intake
abgeleitet aus Tierversuchen
täglich, lebenslang duldbare Höchstkonzentration
Grenzwerte
Verbraucherschutz:
Acceptable Daily Intake (ADI)
Akute Referenzdosis (ARfD)
Anwenderschutz:
Acceptable Operator Exposure Level (AOEL)
Höchstmenge
Rückstandhöchstgehalte
Menge einer Substanz, die in 24 h oder weniger ohne Gefährdung aufgenommen werden kann
ADI nicht geeignet zur Beurteilung der Gefährdung bei kurzzeitiger überschrittener Exposition mit Stoffen hoher Toxizität
Rückstandshöchsgehalte
nicht toxikologisch begründet -> sie werden festgesetzt mit Daten zur TOxikologie, Verzehrsmenge und zur “guten landwirtschaftlichen Praxis”
bei Überschreitungen ist ein Lebensmittel nicht verkehrsfähig
bis zur Festlegung eines spezifischen Wertes für ein PRodukt gilt ein Wert von 0,01 mg pro kg
Rückstand vs. Rückstandshöchstgehalte
Rückstand ist zulässig und Rückstandshöchstgehalte sind rechtlich nicht mehr zugelassen
Chlorpyrifos
ein Insektizid
Thiophosphorsäureester, ein Organophosphat
Acetylcholinesterase-Hemmstoff, ein Nervengift
zählt zu den am häufigsten eingesetzten Pestiziden in den USA
Grenzen des Zulassungsverfahrens - Beispiel: Chlorpyrifos
EU-Zulassung:
Risiko für Ungeborene (Gehirnentwicklung)?
Ende der Zulassung: 30. Juni 2016
Überlastete Behörden: Antrag auf Zulassungsverlängerung wurde nicht rechtzeitig bearbeitet, daher Verlängerung (zuerst bis 2018, dann 2019, dann 2020)
keine Zulassung in Deutschland, aber häufig in Importprodukten (hauptsächlich Zitrusfrüchten) zu finden
Problem Mehrfachrückstände
2011 fand sich in ca. 41% aller untersuchten Lebensmittel mehr als ein Pflanzenschutzrückstand
zur Zeit noch gültig: Lebensmittel ist verkehrsfähig, wenn kein Rückstandshöchstgehalt überschritten wird
Zukünftig angestrebt: Bewertungskonzept durch Summation der Gehalte derjenigen Wirkstoffe (additive Effekte) mit
gleichem Wirkmechanismus
gleichem phänomenologischen Effekten
Herbizide - Wirkprinzipien
Einige wichtige Wirkprinzipien durch Hemmung der:
Photosynthese
Aminosäuresynthese
Fettsäuresynthese
Pigmentsynthese
Zellteilung
Herbizid - Paraquat
farbloser Feststoff, in wässriger Lösung intensiv blau
wird in Pflanzen während der Photosynthese statt NADP+ reduziert und dadurch zur Wirkform: Bildung von zelltoxischen Radikalen
schnellwirkendes Totalherbizid, das über die Blätter aufgenommen wird
lange Halbwertszeit im Boden
Anwendung:
oft in tropischen Gebieten: Ananas-, Bananen-, Palmölplantagen u.a.
Obst- und Weingärten
Herbizid - Paraquat: Toxikologie
sehr gifitg, auch in Säugern erfolgt die Bildung von sehr reaktionsfähigen Radikalen
LD50 bei der Ratte
oral: ca. 100 mg/kg
dermal: ca. 200 mg/kg
relativ häufiges Suizidgift
tödliche Dosis für den Menschen: 20-40 mg/kg
mehrstündige Latenzperiode, danach Entzündung im Gastrointestinaltrakt, Erbrechen, Durchfall
Nieren und Leberschäden, Anreicherung in der Lunge: Ödem, Fibrose
bei schweren Vergiftungen: Tod durch Multi-Organversagen
in der EU seit 2007 keine Zulassung
Herbizid - Glyphosat
ein Totalherbizid
weltweit das am meisten eingesetzte Herbizid
inhibiert das Enzym 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat-Synthase (EPSPS) des Shikimatwegs, ein Stoffwechselweg der nur in Pflanzen und Mikroorganismen vorkommt
gelangt über die Blätter in die Pflanze
Totalherbizid
Herbizid, das alle Pflanzenarten abtötet, unabhängig davon, ob es sich um Unkraut oder Nutzpflanzen handelt
Diese Mittel wirken meist nicht selektiv und werden oft eingesetzt, um Flächen vollständig von Bewuchs zu befreien, z. B. in der Landwirtschaft, auf Verkehrsflächen oder in der Forstwirtschaft
Herbizid - Glyphosat: Verwendung
auf Bahngleisen
Vernichtung von Unkräutern (statt Pflügen)
zusammen mit durch Gentechnik veränderten resistenten Pflanzen
Millionen Tonnen pro Jahre werden eingesetzt
Herbizid - Glyphosat: Toxikologie
LD50 von reinem Glyphosat bei der Ratte, oral: 4280 mg/kg
im Handel erhältliche Produkte: LD50 ca. 3x niedriger (-> Trägerstoffe)
ADI-Wert: 0,3 mg/kg
geringe Flüchtigkeit (Feststoff)
Halbwertszeiten im Boden und in Gewässern: ca. 1-2 Wochen
schneller mikrobieller Abbau zu
akute geringe Ökotoxizität, aber Verarmung der Landschaft an Wildpflanzen (Totalherbizid)
IARC: Gruppe 2a kanzerogen -> andere Institutionen (EFSA, BfR, JMPR) sagen, dass es keine kanzerogene Wirkung hat
Herbizid - Glyphosat: Resistenzbildung
insbesondere in den USA gibt es immer mehr resistente Pflanzen
Herbizide können zu vermehrten Bildung von Antibiotikaresistenten Bakterien führen
veränderte Genexpression
Neubildung von Efflux-Pumpen, die Antibiotika aus der Zelle schleuesen
Herbizid - Glyphosat: Trotzdem umstritten
in kleinen Mengen im Urin gefunden
Verdacht als endokriner Disruptor
Missbildungen im Tierversuch
Zusatzstoffe erhöhen die Giftigkeit
Bienengefährdung
JMPR: kein krebserzeugendes Risiko für den Menschen, wird aber von der Lebensmittelindustrie finanziert
Herbizid - Glyphosat: mikrobieller Aubbau
Aminomethylphosphonsäure (AMPA), dann weiter zu
Formaldehyd
Kohlendioxid
Phosphat
Ammonium
Fungizide - Wirkmechanismen
Multisite Inhibitoren: Wirkung auf mehrere molekulare Targets
Sterolbiosynthese-Inhibitoren
Atmungsketten-Inhibition
neben organischen Verbindungen auch bedeutende Mengen anorganischer Fungizide: Schwefel, Kufpersalze (Quecksilber-Verbindungen: nicht mehr zugelassen)
Fungizide - Carbamate, Dithiocarbamate
Mancozeb: ein Dithiocarbamat
Verwendung: z.B. Kartoffeln, Getreide, Äpfel, Birnen
wirkt gegen Braunfäule (Pilzbefall)
LD50 bei Ratte, oral: >5000 mg/kg
häufig reizende + sensibilisierende Wirkung
reagieren mit SH-Gruppen von Proteinen und komplexieren Metalle
im Säuger u.a.: Cytochromoxidase, Acetaldehyd-Dehydrogenase
Interaktion mit Catecholaminsynthese -> ZNS-Wirkung
thyreoidale Peroxidase -> Konzentrationsabnahme von Schilddrüsenhormonen
Fungizide - Carbamate, Dithiocarbamate: Zulassungsverbot
Deutschland bewertet die Daten und empfiehlt: Erhöhung
EFSA findet Datenlücken
Mancozeb wird ab Juni 2021 verboten
Fungizide - Azole
Flusilazol
ein Triazol-Fungizid
Verwendung im Getreide-, Obst- und Weinanbau
Hemmung der Ergosterolsynthese, ein Bestandteil der Zellmembran von Pilzen
LD50 bei der Ratte, oral: 700-1100 mg/kg, dermal: 2000 mg/kg
Azole:
häufig sehr lipophile Stoffe
Interaktion mit Cytochrom-P450-Enzymen -> Lebertoxische Induktion Fremdstoff-metabolisierender Enzyme, endokrine Störungen
BVL: Widerruf der Zulassung in Deutschland wegen potentiell endokriner Wirkung
Widerruf zu 2013, Abverkauf bis 2014, Aufbrauchen bis 2015
Insektizide - Wirkmechanismen
Wirkung als Nervengifte
Lockstoff- oder Pheromonfallen
Larvizide (Einwirkung auf die Insektenhäutung)
Hemmung der Chitinsynthese
Insektizide - Wirkmechanismen: Wirkung als Nervengifte
Übererregung oder Blockade von Natriumkanälen (Pyrethroide, polychlorierte Hexadiene)
Übererregung oder Blockade von Chloridkanälen
Cholinersterase-Hemmstoffe (Organophosphate, Carbamate)
Acetyhlcholinrezeptor-Agonisten (Neonicotinoide)
Insektizide - chlorierte Kohlenwasserstoffe
Beispiele: Lindan, Endosulfan
Frühere Verwendung: großflächiger Einsatz in der Landwirtschaft
Noch heute: DDT in der Malariaprophylaxe
Obsolet wegen der hohen Ökotoxizität -> weltweites Verbot gemäß Stockholmer Konvention:
sehr persistent
durch Ferntransport weltweite Verteilung
bioakkumulierend
Insektizide - Carbamate, Organophosphate
Fraß- und Kontaktgifte
Anwendung im Pflanzenschutz, gegen Ekto- und Endoparasiten
Schrader-Formel insektizid-wirksamer Organophosphate:
R = oft Alkyl- oder Alkoxygruppen
X = Abgangsgruppe z.B. Halogen
Doppelbindung Sauerstoff oder Schwefel
In Deutschland noch zugelassene Insektizide aus der Gruppe der Organophosphate und Carbamate: Dimethoat, Methiocarb, Pirimicarb, (Chlorpyrifos)
Insektizide - Carbamate, Organophosphate: Vergiftungssymptome
Erregung des zentralen und peripheren Nervensystems:
Tränen- und Speichelfluss
Magen/Darmsekretion, Spasmen
Tremor, Krämpfe
Sehstörungen
Blutdruckanstieg
Bewusstseinsstörung, Atemlähmung
Insektizide - Carbamate, Organophosphate: Toxikologie
Nervengifte: Hermmung der Acetylcholin-Esterase: Organophosphate sind verwandt mit den chemischen Kampfstoffen Soman, Tabun und Sarin
LD50 Rate oral/dermal (mg/kg):
Dimethoat: 387
Chlorpyrifos: 82/202
Methiocarb: 20/-
Pirimicarb: -100/>500
Sarin: 1/2,5 (chemischer Kampfstoff)
Bei Carbamaten ist die Reaktivierungszeit der AcCH-Esterase wesentlich kürzer (30-40 min) als bei organophosphate (Tage)
Acetylcholin-Esterase
spaltet sehr schnell den Neurotransmitter Acetycholin zur Abschaltung des Reizes -> Acetat und Cholin
Blockade führt zur Dauererregung
Antidot: Atropin, Oxime
Insektizid - Parathion (E605)
seit 2002 verboten
sehr giftig für Insekten und Warmblüter, ungiftig für Pflanzen
farblose Flüssigkeit (Handelspräparat gelbbraun, stechender Geruch)
kein Zusammenhang der Bezeichnung E605 mit den E-Nummern für Lebensmittelzusatzstoffe: um Verwechslungen auszuschließen, gibt es keinen Stoff mit der Nummer E605
Oxime als Antidot frühzeitig gegeb, sonst ohne Wirkung
Insektizide - Pyrethroide
Pyrethrum: Extrakt aus verschiedenen Chrysanthemenarten (Dalmatinische Insektenblume)
die insektizide Wirkung war schon im Altertum bekannt
Hautanbaugebiete heute: Kenia, Tansania, Papua-Neuguinea, Ruanda
Synthetische Derivate der 4. Generation (z.B. Permethrin) sind lichtstabil
Verwendung: Landwirtschaft, häuslicher Bereich (z.B. Kopfläuse), Veterinärmedizin
Insektizide - Pyrethroide: Wirkungsmechanismen
verlängerte Öffnung des spannungsabhängigen Natriumkanals
Erhöhung der Calcium-Konzentration
Hemmung des GABA-Rezeptors
sehr schneller Wirkungseintritt (knock down effect) bei Insekten = Fallen im Flug runter
Insektizide - Pyrethroide: Toxische Wirkung
Pyrethrum LD50 bei Ratten
oral: >1200 mg/kg
dermal: 2000 mg/kg
Hautreizungen, Parästhesien
Permethrin (Typ 1): kurze Folgen von Nervenimpulsen, Tremor (T-Syndrom)
Cypermermethrin (Typ II): langanhaltende Folgen von Nervenimpulsen, unkontrollierte Bewegungen (Choreoathetose), Salivation (CS-Syndrom)
Insektizide - Pyrethroide: Cymermethrin Neubewertung
ADI: 0,00125 mg/kg bw pro Tag
ARfD: 0,00125 mg/kg bw
sehr giftig für Wasserlebewesen, Honigbienen, Nicht-Ziel-Insekten
“Candiadate for Substitution”
EU-Verordnung Bienenschutz bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln
Bewertungsbehörde Julius Kühn-Insitut (JKI)
BVL: Zulassung nur, wenn keine Auswirkungen auf die Larven, das Verhalten der Honigbiene, auf das Überleben sowie die Entwicklung von Bienenvölkern
Aber: zur Zeit wird auf akute Toxizität getestet
verdävhtig: Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide
Bienengefährdung - Neonicotinoide
aktivieren den nicotinischen Acetylcholin-Rezeptor von Insekten
nur schwache Wirkung am humanen Rezeptor -> geringe Humantoxizität
z.B. Thiamethoxam, Chlothianidin, Imidacloprid
Bienensterben in Süddeutschland 2008: Verbot von mit Chlothianidin behandeltem Mais
BVL setzt EU-Verordnung um: Ruhen der Zulassung für bestimmte Pflanzenschutzmittel mit den Wirkstoffen in Deutschland ab 2013 zunächst für zwei Jahre
Bienengefährdung - Neonicotinoide: Verbot ist umstritten auf Grund der schwierigen Datenlage
ursächlicher Beweis schwer zu führen:
gesamtwirtschaftliche Verluste in Höhe mehrere Milliarden Euro gemäß einer Industrie-finanzierten Studie
Klagen der Hersteller sind eingereicht
bedingt möglicherweise höhere Rückstandsgehalte von weniger wirksamen Ersatzstoffen in Lebensmitteln durch deren vermehrten Einsatz
Keine Korrelation zwischen Bienensterben und der eingesetzten Menge an Neonicotinoiden
Zunahme des Neonicotinoid-Verbrauchs spiegelt nicht debn winterlichen Verlust von Bienenvölkern wider
Honigbienen sind ein schlechter Indikator: Abhängig von menschlichen Aktivitäten, Hobbytrends, …
Rückgang von Wildbienen durch Neonicotinoide
Eindeutige Korrelation des Rückgangs der Wildbienen mit dem Gebrauch von mit Neonicotinoiden behandelter Rapssaat
Neonicotinoide sind mitverantwortlich für den Rückgang von u.a. Wildbienen, Hummeln, weiteren Bestäubern, Wasserinsekten, Vögeln
das Bienensterben ist nur ein Symptom einer tiefergehenden Problematik: der Einsatz von Pestiziden führt zu Abnahme von: Bestäubern, Biodiversität, intakte Ökosystemen
Pestizide als Krankheitsursache
EFSA: Signifkanter Zusammenhang bei Morbus Parkinson und Leukänie bei Kindern
Das BfR sieht keine Gefährdung:
biologische Plausibiltät experimentell nicht hinreichend abgeleitet
“Ein kausaler Zusammenhang zwischen einer Pestizidaufnahme und dem Entstehen der Krankheit beim Menschen kann somit derzeit nicht belegt werden”
UN: Pestizideinsatz verstößt gegen Menschrechte
Katastrophale Auswirkungen auf Umwelt, menschliche Gesundheit und Gesellschaft als Ganzes
Nötige Konsequenzen:
Abschied von der industriellen Landwirtschaft
Hinwendung zur nachhaltigen Landwirtschaft durch Anwendung von Konzepten der Agrarökologie
Der Einsatz von Pestiziden sollte generell reduziert und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden mit besonderer Relevanz für Insekten in ökologisch besonders schutzbedürftigen Bereichen verboten werden (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit)
Kosten und Nutzen bei Einsatz von Neonicotinoiden
Der Einsatz von Neonicotinoiden bietet kurzfristige wirtschaftliche Vorteile für Landwirte, hat aber langfristige ökologische und regulatorische Kosten
Kosten
Nutzen
Gefährdung von Bestäubern (Bienen & Schmetterlinge)
Auswirkungen auf Ökosysteme
Resistenzbildung bei Schädlingen
Regulierungs- und Umweltkosten
Effektive Schädlingsbekämpfung
Ertragssteigerung und wirtschaftlicher Vorteil für Landwirte
Breite Anwendungsmöglichkeiten
Akute Pestizidvergiftungen pro Jahr
Weltweit kommt es jährlich zu etwa 385 Millionen Fällen akuter unbeabsichtigter Pestizidvergiftungen
Diese Zahl entspricht etwa 44 % der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung, was bedeutet, dass fast die Hälfte der Landwirte und Landarbeiter jährlich mindestens eine Vergiftung erleidet
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