Corporate Governance und Risikomanagementsysteme
Unternehmenszusammenbrüche führten zu strengeren gesetzlichen Anforderungen für Vorstände/Geschäftsführung.
„House of Governance“-Modell (Gnändiger, 2013) mit drei Säulen:
Compliance-Managementsystem (CMS)
Risikomanagementsystem (RMS)
Internes Kontrollsystem (IKS)
Unterscheidung zwischen interner (Unternehmensführung, Aufsichtsrat, Abschlussprüfung) und externer Corporate Governance (Transparenz, Aktionärsüberwachung).
House of Governance
Compliance Management System (CMS)
Gewährleistung der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und interner Standards.
Aufbau einer Compliance-Kultur (Vorbildfunktion der Geschäftsleitung).
Definition von Compliance-Zielen orientiert an Geschäftsprozessen.
Enge Verbindung zum Risikomanagementsystem: Identifikation compliance-relevanter Risiken.
Erstellung eines Compliance-Handbuchs mit Steuerungsmaßnahmen und Berichtswegen.
Risikomanagementsystem
Identifikation und Bewertung unternehmensrelevanter Risiken.
Entwicklung von Strategien zur Risikosteuerung oder -vermeidung.
Erfassung compliance-relevanter Risiken und Maßnahmen im Compliance-Berichtswesen.
Sicherstellung der Funktionsfähigkeit von CMS & RMS.
Kontrolle der Einhaltung interner Arbeitsabläufe durch verschiedene Maßnahmen:
Organisationsplan, Arbeitsanweisungen, Kontierungsrichtlinien, technische Kontrolleinrichtungen (z. B. Stechuhren).
Zwei Kontrollarten Internes Kontrollsystem
Zwei Kontrollarten:
Prozessintegrierte Sicherungsmaßnahmen
Direkte Kontrolle innerhalb von Geschäftsprozessen durch Mitarbeitende.
Ziel: Fehlervermeidung & Problemidentifikation.
Prozessunabhängige Überwachungsfunktion
Durchführung durch die Interne Revision.
Erstellung von Prüfungsberichten mit Verbesserungsvorschlägen für die Geschäftsleitung.
W-Fragen
Wozu? (Berichtszweck) → bestimmt alle weiteren Entscheidungen.
Was? (Berichtsinhalte & Detailgrad).
Wer? (Empfänger:innen & Ersteller:innen, Verantwortlichkeiten).
Wie? (Datenerfassung, Verarbeitung, Format, Optik).
Einheitliche Formate & Visualisierung steigern Verständlichkeit & Akzeptanz.
Wann? (Zeitpunkt & Häufigkeit, Standard- vs. Ad-hoc-Reporting).
Risikoberichterstattung (Risikoreporting)
Ziel: Information der Unternehmensführung über aktuelle Risikosituation.
Ursprung: Risikokontrolle (Soll-Ist-Abgleich der Risikowerte).
Informationsbereitstellung für verschiedene Führungsebenen & Sachbearbeitung.
Unterstützung bei dispositiven & operativen Entscheidungen.
Dispositive Entscheidungen: Leitung & Steuerung betrieblicher Vorgänge (z. B. Stilllegung eines Betriebsteils).
Operative Entscheidungen: Tagesgeschäft, z. B. Lieferantenauswahl.
Anforderungen an das Risikoreporting
Aktualität der Berichte.
Verfügbarkeit, Konsistenz & Qualität der Daten.
Vergleichbarkeit mit Vorperioden.
Vermeidung überflüssiger Berichte.
Definition des Empfängerkreises
Formen der Risikoberichterstattung
Standardreporting
Ad-hoc-Reporting
Kern des Risikoberichtswesens.
Regelmäßige Berichte mit konstanten Informationen.
Meist monatliche Berichte über Gesamtrisikolage.
Ergänzung durch Quartalsberichte bei börsennotierten Unternehmen (gemäß IAS 34).
Grundlage für externe Berichterstattung (Lagebericht im Geschäftsbericht).
Ereignisbezogen, bei neuen oder kritischen Risiken.
Beispiele: Ausfall von Großkunden, Umweltschäden, Produkthaftung.
Hoher Aufwand → wirtschaftliche Notwendigkeit prüfen.
Risikomanagement-Handbuch (RMHB)
Sicherung konstanter Qualität im Reporting.
Dokumentation des gesamten Risikomanagementsystems.
Risikomanagement-Handbuch Bestandteile
Rechtliche Grundlagen
Risikostrategie
Bedeutung Frühzeitige Risikoerkennung
Definition Risikofelder mit Schadenspotenzialen.
Grundsätze für das Erkennen, Bewerten, Kommunizieren & Reagieren auf Risiken
Ablauf der Risikoberichterstattung.
Auflistung von Kontrollmaßnahmen
Fixierung von Risikoverantwortlichkeiten und Ansprechpersonen
Störungen der Risikoberichterstattung
Sender-Störungen: Fehlerhafte Übermittlung durch unklare oder unvollständige Kommunikation.
Kanal-Störungen: Technische Probleme (z. B. IT-Fehler, Verbindungsabbrüche).
Empfänger-Störungen: Fehlinterpretation oder mangelnde Aufmerksamkeit.
Semiotische Störungen:
Syntaktische Störungen: Sprach- oder Schreibfehler.
Semantische Störungen: Unterschiedliches Verständnis der Begriffe.
Pragmatische Störungen: Konflikte zwischen Sender & Empfänger.
Lösungen: Einheitliche Begriffsdefinitionen, Risikobewusstsein fördern, klare Unternehmenskultur.
PDCA-Zyklus
Aufgaben des Controllings und der internen Revision im Risikomanagement
Rolle des Controllings
Koordination der Planung und Steuerung zur Unterstützung des Managements
Informationsversorgung für Entscheidungsprozesse
Ganzheitliche Steuerung und Verbesserung von Unternehmensprozessen
Anwendung des PDCA-Zyklus:
Kontrolltätigkeiten zur Effizienzsteigerung und strategischen Steuerung
Entwicklung neuer Risikostrategien
Rolle des Risikocontrollings
Überwachung sämtlicher Unternehmensrisiken
Integration von Risiken in Planungs- und Kontrollsysteme
Bindeglied zwischen Controlling und Risikomanagement
Mögliche organisatorische Einbindung des Risikocontrollings
Eigenständige Abteilung ohne Verbindung zum Controlling
Teilweise Integration von Risikomanagement-Aufgaben ins Controlling
Vollintegration ins Controlling
Risikomanagement als eigenes System
Gesetzliche Anforderungen als Treiber für ein eigenständiges Risikomanagement
Erfüllung der Vorgaben des IDW PS 340 (Prüfung des Risikofrüherkennungssystems)
Unabhängigkeit von anderen Managementsystemen
Vorteil: Spezialisierung und Fachkompetenzaufbau
Nachteil: Abhängigkeit von anderen Abteilungen kann zu Abstimmungsproblemen führen
Risikomanagement im Controlling
Aufgabenintegration ins Controlling:
Identifikation, Bewertung und Überwachung von Risiken
Nutzung bestehender Methoden wie Szenarioanalysen oder Monte-Carlo-Simulation
Verknüpfung mit Planungsprozessen:
Identifikation und Bewertung von Planabweichungen
Ergänzung von Planwerten um Szenarien oder Bandbreiten
Nutzung von KPI-Systemen zur Risikoüberwachung
Rolle der internen Revision
Prozessunabhängige Überwachung im Auftrag der Unternehmensleitung
Prüfung auf Ordnungsmäßigkeit, Rechtmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit
Hohe Anforderungen an Unabhängigkeit und Fachkompetenz
Überprüfung der Wirksamkeit und Effizienz des Risikomanagements
Prüfbereiche interne Revision
Financial Auditing: Prüfung von Finanz- und Rechnungswesen
Operational Auditing: Verfahrens- und Systemprüfungen
Management Auditing: Prüfung der Geschäftsleitung
Three Lines of Defense-Modell
Darstellung im Three Lines of Defense-Modell:
Erste Linie: Operative Geschäftsbereiche tragen Eigenverantwortung
Zweite Linie: Risikomanagement als zusätzliche Kontrollfunktion
Dritte Linie: Interne Revision überprüft Einhaltung der ersten beiden Linien
Ziel: Schutz des Unternehmens vor Vermögensverlusten und Regelverstößen
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