Was ist Emittenten-Kreditrating?
zukunftsgerichtete Meinungsäußerung über gesamtheitliche Kreditwürdigkeit eines Schuldners
unter Berücksichtigung der Fähigkeit und des Willens des Schuldners, seine finanziellen Verpflichtungen bei Fälligkeit zu erfüllen
Was ist Rating?
durch Symbole ausgedrückte Meinung über die wirtschaftliche Fähigkeit, rechtliche Bindung oder Bereitschaft eines Schuldners zur vollständigen und fristgerechten Erfüllung seiner Zahlungsverpflichtungen
Was ist Scoring?
Bewertung oder Vergleich verschiedener Alternativen
Maßstab für die Güte einer Alternative ist ihr Nutzen
in der Nutzenwertanalyse (= Wertigkeit einer Immobilie; einzelne Faktoren werden analysiert) können verschiedene Bewertungskriterien einem mehrdimensionalen Zielsystem mit spezifischen Zielpräferenzen zugeordnet werden
Was ist Benchmark?
Suche nach Problemlösung, die durch den Vergleich von Methoden, Abläufen und Strukturen mit Mitbewerbern der so genannten „Best-Practice“ möglichst gleich kommt
Was ist das Markt- und Objektrating?
Bestandsobjekte
standardisiertes Verfahren, um nachhaltige Qualität einer Immobilie in ihrem relevanten Markt darzustellen
Projekte
standardisiertes Verfahren, um Qualität des Projektes in seinem relevanten Markt unter Berücksichtigung der nachhaltigen Qualität der fiktiv fertig gestellten Immobilie sowie der Entwicklungsrisiken und –chancen darzustellen
Maßstab der Qualität ist mittelfristige Verkäuflichkeit zu einem dann angemessenen Preis zwischen Experten, denen alle Markt- und Objektinformationen zur Verfügung stehen
Bonität des Mieters und des Darlehensnehmers sowie die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kredites sind nicht Gegenstand des Markt- und Objektratings
Wo wird Rating verwendet?
Kreditanalyse bei der Vergabe von Immobiliendarlehen
Risikoanalyse von Portfolien im Rahmen von Verbriefungen
Investitions- und Desinvestitionsentscheidungen (Rating = liefert eine Aussage über die zukünftige Entwicklung der Immobilie gegenüber vergleichbaren Objekten. So können einzelne Kriterien untersucht werden und daraus Strategien für Investitionen bzw. Desinvestitionen abgeleitet werden)
Risiko- / Portfolioanalyse und Portfoliosteuerung von Immobilienportfolios (Aufdecken von Klumpenrisiken)
Eigenkapital-Unterlegung im Internal Ratings Advanced Approach nach Basel II (= IRB Ansatz (Internal Ratings Based Approach) stellt nach Basel II neben dem Standardansatz eine zweite Möglichkeit zur Berechnung der Mindesteigenmittelanforderungen für das Kreditrisiko dar)
Marktwertermittlung nach IAS/IFRS (= börsennotierte Unternehmen in der EU müssen ihre Jahresabschlüsse nach den Regeln von IAS/IFRS erstellen)
Anforderungen an das Markt- und Objektrating
- Frühzeitige Erkennung und Differenzierung von Risiken
- Gewährleistung der Vergleichbarkeit von Risikopositionen
- Ganzheitlicher Ansatz: Markt, Standort, Objekt, Objekt-Cashflow
- Modularer Aufbau
- Übersichtliche Darstellung
- Regelmäßigkeit
- Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Indikatoren und Kriterien
- Auswertbarkeit
- Gewährleistung der Überprüfbarkeit
- Akzeptanz und Harmonisierung
Wie ist das Markt- und Objektrating der TEGoVA konzipiert?
Ausgestaltung als Rahmenmodell
Rating von Bestandsobjekten (Büro, Handel, Lager, Wohnen) und Projekten
Gliederung der Kriterien in 4 Kriteriengruppen (Markt, Standort, Objekt, Qualität des Objekt-Cash-Flows) + zusätzliche Kriteriengruppe bei Projektrating
Bewertung der Kriterien auf Skala von 1 („exzellent“) bis 10 („katastrophal“)
Verknüpfung durch Gewichtungsfaktoren auf Kriterien und Kriteriengruppen
Berücksichtigung von Alleinstellungsmerkmalen (Korrekturfaktoren/Zweitgewichtung)
Wie unterscheidet sich das Projektrating vom Bestandsrating?
zusätzliche Kriteriengruppe 5 „Entwicklungschancen und –risiken“
Bewertung der Verkäuflichkeit zum Stichtag
Durchführung des Objektratings für das fiktive Bestandsobjekt + getrennte Bewertung der Kriteriengruppe 5; Anschließend Kombination beider Ergebnisse zu Gesamtergebnis über Matrix
Nennen Sie 5 Kriterien für die Kriteriengruppe 1 „Markt“
(Unterscheidung in national und regional)
Höhere Gewalt (national und regional)
Soziodemografische Entwicklung (national und regional)
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und internationale Attraktivität (national)
Politische Bedingungen (national)
Wirtschaftliches Umfeld und Attraktivität (regional)
Immobilienmarkt (national und regional)
Nennen Sie 5 Kriterien für die Kriteriengruppe 2 „Standort“
Eignung des Mikrostandortes für die Objektart und für die Nutzergruppe
Qualität der Verkehrsanbindung
Qualität der Nahversorgung
Image des Quartiers
Höhere Gewalt
Nennen Sie 5 Kriterien für die Kriteriengruppe 3 „Objekt“
Architektur / Bauweise
Ausstattung
Baulicher Zustand
Grundstückssituation
Umweltverträglichkeit
Rentabilität der Gebäudekonzeption
Nennen Sie 5 Kriterien für die Kriteriengruppe 4 „Qualität des Cash-Flows“
Mieter- / Nutzersituation (Vermietungssituation)
Miet- und Wertsteigerungspotenzial (tatsächliche Miete zur Markmiete: Steigerungspotenzial?)
Wiedervermietbarkeit
Leerstand / Vermietungsstand
Umlagefähige und nicht umlagefähige Bewirtschaftungskosten
Drittverwendungsfähigkeit
Nennen Sie die 3 Kriterien für die Kriteriengruppe 5 „Entwicklungsrisiken und -chancen“ für das Rating von Projekten (Keine Kriteriengruppe bei Bestandsobjekten)
Vermietung und Verkauf
Planung und Genehmigung
Herstellung und Kosten
Bei einem Projekt werden Altlasten festgestellt. Wo wird dies im Projektrating berücksichtigt?
Folgen Altlasten:
Zeitverzögerung für die Beseitigung
erhöhte Projektkosten für die Beseitigung
ggf. Einschränkung der Nutzung, wenn Beseitigung unwirtschaftlich
Projekt:
Berücksichtigung in Kriteriengruppe 5 „Entwicklungsrisiken und -chancen“
Bestand:
Kriteriengruppe 3 Objekt: „Umweltverträglichkeit“; im Extremfall Kriteriengruppe 2 „Image des Quartiers“ (falls Altlasten nicht ganz beseitigt werden können oder ein Image-Schaden zurückbleibt)
Umwelteinflüsse aus dem Objekt?
Gehörten zur Kriteriengruppe 3 „Objekt“:
Schadstoffen im Gebäude (z.B. Asbest)
nutzugsrelevante Immissionen (Lärm, Gerüche, etc.)
energetischen Eigenschaften (Energiepass)
ökologische Nachhaltigkeit bei der Herstellung und Verwertung des Gebäudes
Machen sich Eintragungen im Baulastenverzeichnis / im Grundbuch beim Rating bemerkbar? Wo und warum?
Dingliche Eintragungen und Baulasten können mittelfristig die Verkäuflichkeit einer Immobilie beeinflussen und fließen deswegen in das Rating mit ein
Beispiele:
Hochspannungsleitung (Dienstbarkeit Abt. II):
Mikrostandort beeinträchtigt (Kriteriengruppe 2 „Standort“)
Marktgängigkeit beeinträchtigt (Kriteriengruppe 4 „Qualität des Objekt-Cashflows“)
Nutzbarkeit beeinträchtigt (Kriteriengruppe 3 „Objekt“)
Wohnungsbesetzungsrecht in Verbindung mit Mietobergrenze / Wohnungsrecht / Nießbrauch / Leibgeding/Altenrecht
beeinflusst das Mietsteigerungspotenzial (Kriteriengruppe 4 „Qualität des Objekt-Cashflows“)
Sanierungsvermerk
Wertsteigerungspotenzial und Wiedervermietbarkeit positiv beeinflusst (Kriteriengruppe 4 „Qualität des Objekt-Cashflows“)
Erbbaurecht
Höhe des Erbbauzinses beeinflusst die Qualität des Objekt-Cashflows (Kriteriengruppe 4)
Beschränkungen aus dem Erbbaurechtsvertrag / Laufzeit des Erbbaurechts beeinflussen z.B. die Marktgängigkeit und evt. Wiedervermietbarkeit sowie Drittverwendungsfähigkeit (Kriteriengruppe 4 „Qualität des Objekt-Cashflows“)
Erklären Sie das Top-Down-Verfahren anhand des Ratings am Beispiel der Stadt Bregenz in Österreich.
Das Kriterium Höhere Gewalt gehört zur Kriteriengruppe 2 „Standort“
Unterscheidung in nationale Ebene in Bezug auf OECD-Länder und im Anschluss in Bezug auf Österreich, regionale Ebene in Bezug in Österreich und eigentlicher Standort in Bezug auf Region
Einschätzung des nationalen Ratings bildet den Ausgangswert für die regionale Rating
d.h.: Ergebnis nationales Rating = Ausgangswert des regionalen Ratings
Österreich = alpine Morphologie = höheres Gefahrenpotential als der Durchschnittswert der OECD-Länder = Note 8 auf nationaler Ebene
Note 8 national = Ausgangswert für regionale Ebene
Note 8 national ist für Österreich selbst jedoch Note 5
Vorarlberg in Bezug auf Österreich Note 8 aufgrund von hochalpinem Charakter
das regionale Ratingergebnis bildet wiederum den Ausgangswert für das Standortrating in der betreffenden Region
d.h.: Ergebnis regionales Rating = Ausgangswert für den Standort
Die regionale Rating-Note 8 für Vorarlberg stellt nun wiederum den Ausgangswert (= Note 5) für alle Objektstandorte der Region dar
Der Standort Bregenz ist aufgrund der voralpinen Lage bezüglich des Einflusses der „Höheren Gewalt“ deutlich bessergestellt als ein durchschnittlicher Objektstandort in der Region
Bregenz in Bezug auf die Region Note 2 weil geringere Gefahr der alpinen Morphologie
Grundgewichtung
Die 4 Kriteriengruppen werden unterschiedlich gewichtet:
Kriteriengruppe 1 „Markt“: 20 %
Markt: Zusätzliche Unterteilung in nationaler und regionaler Markt sowie unterschiedliche Wichtung je nach Immobiliengruppe, z.B. Wohnimmobilien 20 % nationaler Markt und 80 % regionaler Markt
Kriteriengruppe 2 „Standort“: 30 %
Kriteriengruppe 1 „Objekt“: 20 %
Kriteriengruppe 4 „Qualität des Cash-Flows“: 30 %
Die einzelnen Kriterien der Kriteriengruppen sind wiederrum unterschiedlich gewichtet
Ausnahme Grundgewichtung „Lager/Logistik/Produktion“:
Kriteriengruppe 2 „Standort“: 40 %
Kriteriengruppe 4 „Qualität des Cash-Flows“: 20 %
Korrekturfaktoren
der Tendenz, dass Kriterien für die Kaufentscheidung umso wichtiger werden, je deutlicher sie in ihrer Ausprägung vom Mittelwert abweichen, wird mit der Überlagerung der Grundgewichtung durch einen von den Ratingnoten abhängigen Korrekturfaktor Rechnung getragen
eine Anpassung der Grundgewichtung über Korrekturfaktoren findet nur auf Kriterien-Ebene und nicht noch ein zweites Mal auf Kriteriengruppen-Ebene statt
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