Testdiagnostik
SPAIK = Sozialphobie und -angstinventar für Kinder
AFS = Angstfragebogen für Schüler
PHOKI = Phobiefragebogen für Kinder und Jugendliche
DISYPS-ANG
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AKV
KAT-III
SASKO-J
Differentialdiagnostik/Komorbiditäten
Organische Ursachen: Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, neurologische Erkrankungen, endokrine Störungen
Normale Angst Realangst vs. pathologische Angst —> abklären?
Entwicklungstypische Ängste: Fremdeln, laute Geräusche, Trennungsangst, Angst vor Dunkelheit, Gespenstern, Monstern, Angst vor schulischen Misserfolgen, Zukunftsängste, Berufsängste
ADHS
Depression: mit Ängsten, aber primär gedrückte Stimmung
„Leiden Sie zusätzlich zu Ihren Ängsten unter niedergeschlagener Stimmung, Interessen- und Energieverlust, Appetitmangel oder Suizidgedanken?“
Zwangsstörungen: zwanghafte Gedanken/Handlungen vs. freie Angst
„Leiden Sie unter Angst, wenn sie bestimmte Dinge nicht tun können, wie z.B. die Hände waschen, Türen oder Geräte im Haushalt zu kontrollieren, und müssen Sie diese Handlungen daher extrem häufig durchführen?“, „Haben Sie jemals unter Gedanken gelitten, die unsinnig waren und immer wieder kamen, auch wenn Sie es gar nicht wollten?“
PTBS: traumabezogen
Anpassungsstörungen oder posttraumatische Belastungsstörung: „Führen Sie Ihre Ängste auf ein ungewöhnlich schreckliches oder bedrohliches Ereignis zurück, unter dessen Nachwirkungen Sie monatelang litten?”
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: „Leiden Sie zusätzlich zu Ihren Ängsten unter Leeregefühlen, labiler Stimmung, einer Neigung zu
selbstverletzenden Handlungen, Essstörungen und häufigen Suizidgedanken?“
Somatische Ursachen: Herzrhythmusstörungen und Epilepsie (Dauer 6 Monate)
„Leiden Sie unter häufigen und wechselnden Beschwerden, für die die Ärzte keine Ursache finden können?“
ZUSÄTZLICH:
Alkoholabhängigkeit: „Gab es einmal eine Zeit in Ihrem Leben, in der Sie regelmäßig fünf oder mehr Gläser Alkohol pro Tag getrunken haben?“
Medikamenten- oder Drogenentzug: „Haben Sie schon mehrmals Anregungs-, Beruhigungs-, Schlaf- oder Schmerzmittel ohne ärztliche Verschreibung oder in höherer Dosierung eingenommen?“, „Haben Sie in Ihrem Leben schon mehrmals Drogen wie z. B. Heroin, Kokain oder ‚Speed‘ eingenommen?“
Psychosen (z.B. Schizophrenie): „Leiden Sie unter der Angst, dass jemand sie beobachten, bespitzeln oder aushorchen könnte?“
Diagnosekriterien: Agoraphobie (F40.0)
genetische faktoren 40%
Umwelteinflüsse 60%
A) Furcht/Vermeidung vor mind. 2 dieser Situationen:
1. Menschenmengen
2.öffentl. Plätze
3. Alleine Reisen
4. Weite Reisen
B) Mind. 1 Mal nach Auftreten mind. 2 Angstsymptome zu mind. 1 Zeitraum gleichzeitig auftreten (z.B. Herzklopfen, Schweißausbrüche, Mundtrockenheit, Beklemmungsgefühl, Atemprobleme, Gefühl von Schwäche Unsicherheit, Angst vor Sterben oder Kontrollverlust, Hitzewallungen)
C) Emotionale Belastung, Einsicht, dass es übertrieben ist
D) Symptome beschränken sich auf die gefürchteten Situationen
E) Nicht bedingt durch Wahn o.ä.
DD: Depression, Depersonalisation, Zwangsstörung, soziale Phobie
Soziale Phobie (F40.1)
I.d.R. mit niedrigem Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik verbunden!
MIND. 2 Angstsymptome (im ICD-10):
Mundtrockenheit, Beklemmungsgefühl, Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Angst vor Kontrollverlust, Angst zu sterben
Erklärungsansätze:
Modelllernen von den Eltern: Eltern haben eigene Ängste und verstärken Vermeidungsverhalten ihrer Kinder. Den Kindern fehlt die Ermutigung zum Ausprobieren neuer Verhaltensweisen und Überwindung eigener Ängste
Soziale Risikofaktoren: ein überbehütender Erziehungsstil, Vorsichtigere, kritischere Haltung, weniger positive Aufmerksamkeit oder Zuneigung, weniger Lächeln, mehr katastrophisierende Bemerkungen
Spezifische (isolierte) Phobien (F40.2):
Panikstörung (F41.0)
MIND. 4 Angstsymptome (im ICD-10):
Mundtrockenheit, Beklemmungsgefühl, Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Angst vor Kontrollverlust, Angst zu sterben, Angst vor der Angst oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden
nicht vorhersehbar —> Erwartungsangst
Verbunden mit sekündären Ängsten: vor dem Sterben, Kontrollverlust, Angst vor der Angst oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden
Folge: Meist fluchtartiges Verlassen des Ortes, anschließend Situationsvermeidung-Dauer: meist nur wenige Minuten
Generalisierte Angststörung (F41.1)
Generalisierte Angststörung die sich nicht auf bestimmte Situationen beschränkt
—> frei flottierende, anhaltende Angst mit vielfaltigen, insbesondere vegetativen Symptomen
F41.2: Angst und depressive Störung, gemischt
Gleichzeitiges Bestehen von Angst und Depression, ohne dass eine der beiden Störungen überwiegt.
Die Symptome erfüllen nicht die Kriterien einer Angst oder depressiven Störung
beides in milder Ausprägung
vorübergehendes Auftreten von vegetativen Symptomen
Angst ALLGEMEIN
F41.1 GAS Generalisierte Angststörung:
Therapie
Sorgenexposition:
Ständiger Themenwechsel und das Vorherrschen von verbal gedanklichen Prozessen verhindert Habituation
Katastrophisieren: Sorgen zu Ende denken, sich schlimmstmöglichen Ausgang vorstellen, katastrophale Phantasien möglichst bildhaft vorstellen (schmecken, fühlen, riechen)
Auftretende Angst soll zugelassen werden, bis sie durch Habituation sinkt
Therapieaufgaben für die Patienten
Behandlungsvorgehen/plan:
Achtsamkeitsübungen:
Bewusstes Spüren des Körpers, Achtsam gehen, Sinnesübung (Nennen was man sieht, schmeckt, hört, fühlt), Ballonatmung (Hand auf Bauch)
Kognitive Techniken:
Kognitive Umstrukturierung (z.B. ABC Modell nach Ellis)
Selbstinstruktionstechniken/-training (nach Meichenbaum)
Problemlösetraining (nach D' Zurilla & Goldfried)-Selbstmanagement (nach Kanfer)
Gedankenfehler (nach Beck)
Emotionsarbeit: Selbstbeobachtungsprotokoll, Tagebuch
Rückversicherungsverhalten:
Mut-Mach-Box inkl. Sätze /Helferfigur
in kleinen Schritten abbauen
Dinge überlegen, um die geführtete Sit. besser zu bewältigen
Angsthierarchie:
Angstkurve:
Habituation: Angst nimmt ab im laufe wiederholter Konfrontation
Expo in sensu & Elternarbeit
Abbau überbehütendem Verhaltens durch Förderung von Selbstständigkeit (im Haushalt mit einbeziehen, Aufgaben übertragen)
Wege (zur Schule/Sport/Freunde) selbständig gehen lassen
Verabredungen unterstützen, Kind ermutigen, Freunde anzurufen
Termine selbst absagen lassen
Aufbau unterstützender Eltern-Kind-Interaktionen durch
—> Ermutigen, neues Verhalten auszuprobieren (Vermeidungsverhalten nicht unterstützen)
—> Versuche anerkennen
—> Kein Bestrafen bei ängstlichem Verhalten
—> Bei Rückschlägen ermutigen und in der Suche nach Lösungen unterstützen
—> Auseinandersetzungen mit eigenen dysfunktionalen Erwartungen, Überzeugungen und Ängsten
Kognitive Umstrukturierung (Beispiel)
1. Angstauslösende Gedanken identifizieren
2. Wie sicher bin ich, dass die Befürchtung eintritt (1 - 100%)?
3. Was spricht dafür, dass die Befürchtung eintreten wird?
4. Was spricht dagegen?
5. Wie sicher bin ich mir jetzt (1 - 100%)?
6. Gibt es Gedanken, die mir helfen, die Situation besser zu bewältigen?
Störungsmodelle
Teufelskreis-Modell der Angst
Was sind Unterschiede zwischen normaler (Realangst) und pathologischer Angst?
ausgeprägte Angstintensität
Ungewöhnliche Inhalte bzw. Objekte der Angst
Unangemessenheit der Angstreaktion im Verhältnis zur Situation
Chronifizierung der Angstreaktion
Altersunangemessene Ängste, die über die typische Altersstufe hinaus bestehen
Fehlen von Möglichkeiten des Individuums zur Reduktion bzw. Bewältigung der Angst
Leidensdruck
(F93.0) Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters:
Hauptmerkmale
Angst vor der Trennung von wichtigen Bezugspersonen, die
erstmals während der ersten Lebensjahre auftritt
und durch außergewöhnlichen Schweregrad
sowie abnorme Dauer zu einer Beeinträchtigung sozialer Funktionen führt (vor dem 6. Lebensjahr)
Unrealistische und anhaltende Besorgnis, der Bezugsperson könne etwas zustoßen oder der/die Betroffene könne durch unglückliche Ereignisse von der Bezugsperson getrennt werden
Abneigung oder Verweigerung: die Schule zu besuchen (Schulphobie), ins Bett zu gehen, allein zu Hause zu sein
Albträume über Trennung, somatische Symptome (Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen), Unglücklichsein
Abnorme Dauer, über die typische Altersstufe hinaus (Abgrenzung zu anderer Diagnose, wenn die Trennungsangst erstmals In einem späteren Lebensalter auftritt)
Keine allgemeine Störung der Persönlichkeitsentwicklung
Therapieaufgaben der Patienten
Infomaterialien lesen/recherchieren
Tagesprotokoll Angst erstellen
Entspannungsübungen trainieren (und protokollieren)
Selbstbeobachtung von Zielverhaltensweisen
Angstauslösende Gedanken protokollieren
Expositionsübungen außerhalb der Therapie durchführen
Übungen zur sozialen Kompetenz im Alltag durchführen (Mutaufgaben)
Behandlungen
Psychoedukation (Kind und Eltern)
Konfrontation mit auslösender Situation
Entspannungstraining
Kognitive Umstrukturierung (kindgerecht)
Elternarbeit (Erziehungskompetenzen, Kontingenzmanagement, dysfunktionale Einstellungen, Ängste)
SCHULVERMEIDUNG:
Auf morgendliche körperliche Symptome wenig eingehen
Den Symptomen in Ruhe begegnen, ggf. nachmittags Arzttermin vereinbaren
Auffordern zur Schule zu gehen, falls nötig Kind bis zur Schule begleiten, Schule sofort verlassen
Falls zuhause, dann reizarm (kein Fernseher/Computer etc.)
Loben, wenn die Schule besucht wurde
Schulbesuch muss max. 4 Wochen nach ambulanter KVT wieder möglich sein (Leitlinie!)
Ggf. zunächst reduzierte Stundenzahl (1-4h), binnen 4 Wochen auf volle Stundenzahl steigern
Falls erfolglos: Stationäre Aufnahmeindikation
Schulphobie als Sonderform der Trennungsangst (stationäre Indikation)
FAZIT
Angst als biologisch sinnvolle und überlebensnotwendige Basisemotion, welche sich in als bedrohlich empfundenen Situationen äußert
Angststörungen sind häufige Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, die durch biologische, psychische und soziale Faktoren entstehen und aufrechterhalten werden
Sie werden insbesondere durch Vermeidungsverhalten aufrechterhalten
Exposition mit angstauslösender Situation ist erforderlich
Kognitive Interventionen, Entspannung und Soziales Kompetenztraining sind oft sinnvoll
Die enge Einbeziehung der Eltern als Co - Therapeut:innen ist i.d.R. hilfreich: Dysfunktionale elterliche Erwartungen und elterliche Ängste explorieren und bearbeiten
SORKC
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