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by Felix W.

Was wird von den Klassikern/Neoklassikern als freiwillige Arbeitslosigkeit bezeichnet und was sind die wesentlichen Voraussetzungen für die dahinterstehende Argumentation?

Im Schnittpunkt von Arbeitsnachfragekurve und Arbeitsangebotskurve finden alle, die bereit sind, zum Gleichgewichtsreallohn zu arbeiten Beschäftigung. Diejenigen, die nur zu einem höheren Lohn bereit wären zu arbeiten, gehen leer aus. Da dies freiwillig geschieht, ist das Arbeitsmarktgleichgewicht ein Zustand der Vollbeschäftigung; wer als Arbeitssuchender  nicht bereit ist, zum Gleichgewichtsreallohn zu arbeiten ist „freiwillig arbeitslos“. Drei wesentliche Voraussetzungen müssen dazu erfüllt sein: Es gibt immer eine ausreichende Arbeitsnachfrage; wenn die freiwillig Arbeitslosen bereit wären, zu einem niedrigeren Lohn zu arbeiten, würden sie auch einen Arbeitsplatz finden.

Die Löhne müssen völlig flexibel sein, wodurch es keine dauerhaften Ungleichgewichte geben kann. Tariflöhne und Mindestlöhne dürfen hierbei nicht existieren.

Freiwillige Arbeitslosigkeit stellt kein grundsätzliches Problem dar. Da die Entscheidung der Arbeitslosen auf einer Abwägung zwischen Lohn und Freizeit beruht, ist diese zu akzeptieren. Der Staat muss sich nicht um die Arbeitslosen kümmern und muss ihnen auch keine Arbeitslosenunterstützung zahlen.

Da die geforderte Flexibilität der Löhne am realen Arbeitsmarkt nicht existiert, argumentieren die Klassiker/Neoklassiker, dass dies der Grund für unfreiwillige Arbeitslosigkeit sei. Politisch würden Klassiker/Neoklassiker die Abschaffung von Mindestlöhnen und Tariflöhnen fordern sowie die Streichung von Sozialleistungen, da freiwillig Arbeitslose nicht vom Staat unterstützt werden müssen. Da solche rigiden Forderungen heutzutage politisch inkorrekt wären, wird in der aktuellen Diskussion etwas moderater argumentiert: Man spricht von „Öffnungsklauseln für Tarifverträge“ und „Ausnahmeregelungen vom Mindestlohn“ sowie von einer „Reduzierung des Arbeitslosengeldes“.

Ordnen Sie folgende Aussagen aus wirtschaftspolitischen Gutachten der Neoklassik oder dem Keynesianismus zu und begründen Sie dies.

A „Der Sachverständigenrat beurteilt die Erfolgsaussichten einer diskretionären (auf den Einzelfall abhebende) Finanzpolitik … skeptisch.“

B „Eine entschlossene Finanzpolitik ist in der gegenwärtigen Situation unverzichtbar, um dem Wachstumsrückgang entgegenzuwirken und zum Abbau der Arbeitslosigkeit beizutragen. Aus diesem Grund sind weitere Defizite des Staatshaushalts hinzunehmen.“

C „Neben einer aktiven antizyklischen Finanzpolitik ist ein öffentliches Investitionsprogramm erforderlich, um einen zur Überwindung der momentanen Rezession nötigen Wachstumsimpuls auszulösen.“

D „Mögliche Ansatzpunkte für eine beschäftigungsfördernde Ausrichtung der Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt sind eine flexiblere Ausgestaltung der Tarifverträge und des Arbeitsrechts.“

A Neoklassik, da eine diskretionäre Politik abgelehnt wird. Die Neoklassik fordert dagegen eine Verstetigung der Wirtschaftspolitik.

B Keynesianismus, da ein entschlossenes Eingreifen des Staates gefordert wird, um den Wirtschaftseinbruch auszugleichen. Eine Verschuldung wird ausdrücklich zugelassen.

C Keynesianismus, denn es wird eine antizyklische Wirtschaftspolitik verlangt. Diese soll einen Wachstumsimpuls auslösen, der sich über die Multiplikatoren fortpflanzt.

D Neoklassik, denn die Lösung von Arbeitsmarktproblemen wird in einer Flexibilisierung und Deregulierung am Arbeitsmarkt gesehen. Der Staat und die Tarifvertragsparteien sollen sich folglich zurückziehen.

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Felix W.

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