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5 Vorlesung: Wahrnehmung Konstanz, Ordnung & Objektwahrnehmung

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by Frederik C.
  • Gestaltungspsychologie

    • differenzieren zur Elementenpsychologie

Die Gestaltpsychologie ist ein Ansatz innerhalb der strukturellen Psychophysik. Ihre Grundidee ist:

Wahrnehmung ist mehr als die Summe ihrer Teile. Man kann sie nicht verstehen, indem man nur einzelne Reize isoliert betrachtet.

Stattdessen:

  • Unser Gehirn organisiert Reize nach bestimmten Gestaltprinzipien (z. B. Nähe, Ähnlichkeit, gute Fortsetzung).

  • Es entstehen so Ganzheiten (Gestalten), die neue Eigenschaften haben, die nicht direkt im Reizmaterial stecken.

Beispiel:

Bei der stroboskopischen Scheinbewegung (wie im Film) sehen wir Bewegung, obwohl eigentlich nur einzelne Bilder gezeigt werden – die Bewegung ist also ein Produkt der Gesamtstruktur, nicht einzelner Reize.

Kurz: Die Gestaltpsychologie untersucht, wie Reize als Ganzes organisiert werden, und nicht, wie Einzelreize verarbeitet werden.

Differenzieren zur Elementenpsychologie

Elementenpsychologie (klassische Psychophysik)

  • Geht davon aus, dass Wahrnehmung aus einzelnen Sinneseindrücken (Elementen) aufgebaut ist.

  • Ziel: Wahrnehmung verstehen, indem man sie in kleinste Bestandteile zerlegt (z. B. Helligkeitspunkte, Töne).

  • Psychophysischer Zusammenhang = lokale Reiz-Reaktions-Beziehungen.

  • Wahrnehmung = Summe der Einzelreize.

Beispiel: Ein Gesicht ist einfach die Summe von Augen, Nase und Mund.

Gestaltpsychologie (strukturelle Psychophysik)

  • Reaktion auf die Elementenpsychologie.

  • Wahrnehmung lässt sich nicht durch Einzelteile erklären.

  • Entscheidend ist die Organisation des Gesamtreizes nach Gestaltprinzipien (z. B. Nähe, Ähnlichkeit).

  • Psychophysischer Zusammenhang = Beziehung zwischen Gesamtstruktur des Reizes und der Gesamtstruktur der Wahrnehmung.

  • Wahrnehmung kann Eigenschaften haben, die nicht im Einzelreiz stecken.

Beispiel: Ein Gesicht wird als Ganzheit erkannt, nicht als Summe einzelner Merkmale – z. B. auch bei Karikaturen.

Zusammenfassung:

Die Elementenpsychologie schaut auf die Teile, die Gestaltpsychologie auf das Ganze – sie sagt: Nur durch das Zusammenspiel der Teile erkennen wir das, was wir wahrnehmen.

Objektwahrnehmung (Gesichter)

  • Gesichtswahrnehmung

  • Prosopagnosie

  • Holistische Wahrnehmung

Gesichtswahrnehmung:

  • Menschen erkennen Gesichter besonders gut und detailreich, besser als andere Objektkategorien.

  • Diese Fähigkeit ist vermutlich evolutionär bedeutsam, z. B. für soziale Kommunikation.

  • Gesichter werden anders verarbeitet als andere Objekte – insbesondere bei aufrechter Darstellung.

Prosopagnosie:

  • Prosopagnosie ist eine neuropsychologische Störung, bei der Betroffene keine Gesichter mehr erkennen können, obwohl sie andere Objekte normal identifizieren.

  • Sie zeigt, dass Gesichtsverarbeitung im Gehirn selektiv lokalisiert ist (z. B. in der Fusiform Face Area, FFA).

  • Der Ausfall betrifft ganzheitliche Verarbeitung – Einzelmerkmale (z. B. Nase, Augen) können oft noch erkannt werden, das Zusammenspiel aber nicht mehr.

Holistische Wahrnehmung:

  • Nach Farah (1990) liegt die Verarbeitung von Gesichtern am „holistischen Extrempol“ eines Kontinuums (von analytisch bis holistisch). → Gesichter werden als Ganzheiten, nicht als Einzelteile erkannt.

    • Häuser zb mehr als Einzelteile

  • Beweis: Einzelteile von Gesichtern (z. B. nur ein Mund) sind schwerer wiederzuerkennen als z. B. Teile von Häusern oder Autos.

  • Thatcher-Effekt: Wenn man die Teile eines Gesichts verändert, aber das Gesicht auf den Kopf stellt, wirkt die Veränderung nicht auffällig – erst in aufrechter Position wird die Veränderung sofort bemerkt. → Das zeigt, dass unsere Wahrnehmung stark auf die räumliche Konfiguration der Gesichtsteile achtet – und das nur bei korrekter Orientierung.

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Frederik C.

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