Was versteht man unter Konsumierendenverhalten?
umfasst alle beobachtbaren Handlungen von Individuen im Zusammenhang mit dem Kauf oder Konsum wirtschaftlicher Güter
geht auch zeitlich über den Kauf eines Produktes hinaus: Nutzung und Entsorgung des Produkts
berücksichtigt nicht nur Kaufverhalten: Tauschverhalten, Mieten, Leasen und Teilen spielt ebenfalls mit rein
es gibt keine einheitliche Theorie zu Konsumierendenverhalten jedoch ist stark experimentell fundiert
Aktivierung eines Konsumenten
bezeichnet einen Erregungszustand, der den Konsumenten zu Handlungen stimuliert
ist Grundlage für alle menschlichen Antriebsprozesse (wie Motivation, Emotion, …)
hat Auswirkungen auf das Verhalten: bei zunehmender Aktivierung steigt die Bereitschaft von Individuen zur Informationsverarbeitung oder die Wahrscheinlichkeit von Impulskäufen (z.B. durch erlebnisorientierte Gestaltung von Einkaufsstätten)
Motivation von Konsumenten
aktivierende Ausrichtung für ein Ziel eines Individuums: “Was bewegt einen Menschen zu bestimmen Verhalten?”
umfasst mehrere Motive, welche bestimmen Bedürfnissen zugrunde liegen
-> Motivation ist darauf ausgerichtet Bedürfnisse zu befriedigen
die Bedürfnispyramide von Maslow
Annahme: das Verhalten des Menschen wird im Wesentlichen durch fünf Bedürfniskategorien beeinflusst
ein Bedürfnis bestimmt solange das Verhalten bis es vollständig befriedigt ist
danach gewinnt die nächsthöhere Bedürfniskategorie an Bedeutung und die bestimmt dann das Verhalten: das Sicherheitsbedürfnis bestimmt erst das Verhalten wenn das Existenzbedürfnis befriedigt ist
Ansprache von Kundenbedürfnissen
es ist gut wenn einem Unternehmen die Verbindung von Produkteigenschaften und Kundenbedürfnissen transparent sind:
dann kann es die entsprechenden Eigenschaften bei Neuproduktentwicklungen berücksichtigen
das Unternehmen kann diese Eigenschaften im Rahmen der Kommunikationspolitik hervorheben, also das Produkt in der Wahrnehmung des Konsumenten gezielt positionieren
der Einfluss von Emotionen auf Konsumenten
Emotionen sind ein augenblicklicher/anhaltender Gefühlszustand der meist mit körperlicher Erregung verbunden ist
-> emotionale Ansprache zur Verhaltensbeeinflussung ist ein zentrales Thema innerhalb des Marketings
man spricht von emotionaler Konditionierung, wenn beispielsweise Produkte unterscheidbar gemacht werden durch emotionale Erlebnisse
Einstellungen
die innere Denkhaltung des Konsumenten gegenüber einer Person, Verhaltensweise, oder Sache, verbunden mit einer Wertung
-> beeinflusst/beschreibt die Bereitschaft einer Person, in bestimmten Situationen auf bestimmte Weise zu handeln (Verhaltensdisposition)
-> Einstellungen sind nicht beobachtbar, sondern nur durch Erfragen messbar
Beispiele für das Marketing:
Kundenzufriedenheit
Einstellung gegenüber einer Marke
… einem Produkt
… einem Anbieter
… einer Kommunikationsmaßnahme
Qualitätswahrnehmungen
lassen sich differenzieren/kategorisieren
Beispiel für die Bedeutung von Einstellungen
Verhalten und Einstellungen
das Verhalten hängt nicht direkt von den persönlichen Einstellungen ab (bspw. haben viele Leute eine positive Meinung über Bio-Produkte, jedoch kauft es nur ein Bruchteil der Bevölkerung)
Einstellungen lassen sich von Anbietern durch folgende Ansätze beeinflussen:
Kommunikationsbotschaften nutzen, um gewünschte Einstellungen zu erzeugen bspw. zu Produkten des Unternehmens (Kommunikationspolitik)
gezielte Gestaltung von Produkten/-eigenschaften, um positive erfahrungsbasierte Einstellungen zu erzeugen (Produktpolitik)
Verkaufsaktivitäten und -räume für den Konsumenten angenehm gestalten, um positive Einstellung zu erzeugen, bspw. Social Media Marketing betreiben um potentielle Kunden zu erreichen (Vertriebspolitik)
Theorie des überlegten Handelns
Theorie zur Vorhersage von menschlichen Handlungen
Involvement
zielgerichtete Form der Aktivierung des Konsumenten zur Suche, Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen
kann differenziert werden zwischen kognitivem und emotionalem Involvement:
kognitiv: Konsument hat ein Ziel und will zugehörige Informationen dazu sammeln und verarbeiten (Beispiel: Kunde der viele über eine Stereoanlage erfahren will)
emotional: Konsument hat besondere Gefühle in Bezug auf ein bestimmtes Produktangebot (Beispiel: Fan von einer Musikgruppe interessiert sich für Merch, CDs und co.)
wird ebenfalls unterschieden zwischen Low- und High-Involvement
hat große Bedeutung fürs Marketing, da das Unternehmen bewerten müssen in das Involvement des Konsumenten eher hoch oder niedrig ist
High- und Low-Involvement
Low-Involvement: Produkte/Leistung weisen nur ein geringes Risiko für den Konsumenten auf, sind ihm weniger wichtig und sind mit passiven Informationsverhalten verknüpft -> der Kunde investiert weniger Zeit und Energie beim Kaufentscheidungsprozess, wie bspw. beim Kauf einer Packung Milch
High-Involvement: die Kaufentscheidung fällt dem Kunden weniger leicht und ist mit einer aktiven Informationssuche verknüpft, die Zeit und Energie kostet, wie bspw. der Kauf eines Hauses
-> ob ein Kunde hohes oder niedriges Involvement aufweist, entscheidet wie sinnvoll es ist Konsumenten mit umfassenden Informationen zu konfrontieren
die fünf Involvementprofile/-facetten
Kundenzufriedenheit und das C/D-Paradigma
Kundenzufriedenheit ist eine spezielle Form der Einstellung
das C/D-Paradigma ist ein Konzept, dass die Entstehung von Kundenzufriedenheit erklären soll:
entspricht die Inanspruchnahme einer Leistung dem Vergleichsstandard eines Kunden so spricht man von Confirmation (Bestätigung)
übertrifft die Ist-Leistung der Soll-Leistung entsteht ein Zufriedenheitsniveau, das über dem Konfirmationsniveau liegt
unterhalb des Konfirmationsniveau spricht man von Unzufriedenheit
die Kundenzufriedenheit beeinflusst die Kundenloyalität und die Zahlungsbereitschaft des Kunden (welche mit zunehmender positiver Erfahrung noch stärker werden kann)
Überblick über Verfahren der Datenerhebung
Befragungen
qualitative Befragungsmethoden: sind eher auf eine begrenzte Anzahl von Befragten ausgerichtet und die Antwortmöglichkeiten sind eher flexibel gestaltet
Tiefeninterviews: ein relativ freies, persönliches Gespräch mit dem Ziel Denk-/Empfindungs-/Handlungsweisen des Befragten zu verstehen
Gruppeninterviews: ein Moderator diskutiert mit den Befragten über einen Themenkatalog, mit der Ziel einen umfassenden Überblick von den Meinungen und Ideen mehrerer zu erhalten
quantitative Methoden: Befragung mit Fragen und Antworten die stärker standardisiert sind (Fragenkatalog/bogen)und eine hohe Anzahl an Befragten anstrebt:
standardisierte mündliche Befragung
s. schriftliche Befragung
s. telefonische B.
Online-Befragung
Beobachtungen
wahrnehmbare Sachverhalte, Verhaltensweisen und Eigenschaften bestimmter Personen werden planmäßig erfasst
es gibt Selbstbeobachtung, Fremdbeobachtung oder Beobachtung durch Geräte
-> nur bei der Selbstbeobachtung können Motivationen des beobachteten Verhaltens erfasst werden, andernfalls liegt es am Marktforscher selbst diese nachträglich zu interpretieren
Beispiel: Kundenlaufstudie oder Analysesoftware für Click-Trough-Verhalten
Vorteile: kein Intervieweffekt (also keine Beeinflussung der Teilnehmer durch Interviewer möglich), kostengünstiger als alternative Methoden und oftmals auch die einzige Möglichkeit der Datenerhebung
Nachteile: Beobachtungseffekt kann Probanden zu atypischen Verhalten bringen, Beobachtungssituation ist einmalig und nicht exakt wiederholbar und bei Fremdbeobachtung können selektive Wahrnehmung und Erinnerung des Beobachters, die Ergebnisse verzerren
Experimente
Ziel des Experiments ist das Erkennen von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen: dafür wird zunächst ein Faktor (mögliche Ursache) verändert und der Einfluss der Änderung gemessen
es wird unterschieden zwischen Laborexperimenten und Feldexperimenten:
Laborexperiment: Probanden wissen, dass es sich um ein Experiment handelt und es findet in einer künstlichen Umgebung (ohne Störfaktoren) statt
Feldexperimente: Probanden wissen i. d. R. nicht, dass es sich im ein Experiment handelt und es findet im “normalen” Umfeld statt (weniger Befangenheit der Probanden, dementsprechend aussagekräftigere Ergebnisse)
Beispiel: Experiment mit braun-gefärbten Vanillepudding
Panelforschung
Beispiel: Haßloch, das Musterdorf, welches in der Marktforschung von 1986 bis 2021 als deutsche Durchschnittsgemeinde diente
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