Quantitative Erhebungsmethoden der Psychologie
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Selstberichte:
Befragungen und Ratings
Personen geben subjektive Einschätzungen zu Einstellungen, Gefühlen oder Verhalten ab – z. B. per Fragebogen oder Skala (z. B. 1 = stimme gar nicht zu bis 5 = stimme voll zu).
Psychologische Tests
Standardisierte Verfahren zur Messung individueller Merkmale wie Intelligenz, Persönlichkeit, Gedächtnis oder Aufmerksamkeit.
Ergebnisse sind quantifizierbar und vergleichbar.
Messung von Reaktionszeiten und Fehlerraten
Objektive Erfassung von Geschwindigkeit und Genauigkeit bei Aufgaben zur Informationsverarbeitung (z. B. Reaktion auf Reize, Entscheidungen).
Besonders wichtig in der kognitiven Psychologie.
Biopsychologische und neurowissenschaftliche Messungen
Erfassung körperlicher oder neuronaler Prozesse, z. B. Herzfrequenz, EEG, fMRT, um Zusammenhänge zwischen Gehirn, Körper und Verhalten zu untersuchen.
Genetische Verfahren in der Psychologie
Analyse genetischer Einflüsse auf psychische Merkmale, z. B. durch Zwillingsstudien, Genanalysen oder Vererbungsschätzungen.
Online-Datenerhebung
Durchführung von Fragebögen, Tests oder Experimenten über das Internet – ermöglicht große Stichproben und zeit-/kosteneffiziente Erhebung, aber auch Kontrollverlust über die Testsituation.
Vorteile
Nachteile
Worauf bei Bachelorarbeit achten?
1. Wandel der Datenerhebung
Früher: Psychologische Tests fanden fast nur im Labor an der Uni statt.
Heute: Dank Internet und Smartphones können Studien ortsunabhängig durchgeführt werden – auch zu Hause oder unterwegs.
2. Beispielstudie (Ocklenburg et al., 2016)
Fragestellung: Werden Sprachasymmetrien (z. B. Linksdominanz für Sprache) vererbt?
Problem: Familienmitglieder wohnen oft weit entfernt – Labortests wären unpraktisch.
Lösung: iDichotic-App – ein Hörtest per Smartphone, der die sprachdominante Hirnhälfte bestimmt.
Ergebnisse:
Exekutive Kontrollfunktionen im Test zeigen signifikante Erblichkeit.
Reine Sprachaspekte sind weniger erblich.
Auch Studierende konnten aktiv mitarbeiten, z. B. in Bachelorarbeiten.
3. Vorteile der Online- und Smartphone-Erhebungen
Größere Stichproben möglich (mehr Teilnehmende, auch global).
Zeitersparnis – viele Personen können gleichzeitig teilnehmen.
Keine Versuchsleitereffekte, da keine persönliche Interaktion.
Mehr Vielfalt (Diversity): Nicht nur Studierende nehmen teil.
Höhere Motivation durch niedrigere Hürden zur Teilnahme.
Transparenz: Materialien sind online besser überprüfbar.
4. Neue Forschungsmöglichkeiten
Themen wie Social Media Nutzung, Online-Gaming oder Forschung mit schwer erreichbaren Gruppen (z. B. Soldaten, Menschen mit seltenen Erkrankungen) sind nur online realisierbar.
5. Nachteile & Risiken
Stichprobenverzerrung: Ältere Menschen oder technisch Unerfahrene sind unterrepräsentiert.
Weniger Kontrolle: Falsche Durchführung oder Missverständnisse sind schwer erkennbar.
Teilnehmendenschutz: Belastende Inhalte können nicht sofort abgefangen werden, wie im Labor.
6. Tipps für Bachelorarbeiten mit Online-Erhebung
Testmaterial auf allen Geräten prüfen (Android, Apple).
Große Stichprobe wählen, um Ausreißer zu kompensieren.
Mehrfache Teilnahme verhindern (z. B. durch E-Mail oder IP-Kontrolle).
Teilnahmemotivation erhöhen durch gute Erklärungen und Einbindung.
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