Erklären Sie die pathophysiologischen Vorgänge bei einer diabetischen Ketoazidose (DKA)
Die DKA tritt meist bei Typ-1-Diabetes auf und ist Folge eines absoluten Insulinmangels. Ohne Insulin kann Glukose nicht in die Zellen aufgenommen werden, obwohl der Blutzucker hoch ist. Der Körper interpretiert dies als „Hungerzustand“ und aktiviert die Lipolyse, wobei Fettsäuren freigesetzt werden. Diese werden in der Leber zu Ketonkörpern umgebaut, die als Energiequelle dienen. Die Ketonkörper sind jedoch sauer, was zu einer metabolischen Azidose führt. Gleichzeitig verursacht die Hyperglykämie eine osmotische Diurese mit massivem Flüssigkeits-und Elektrolytverlust. Die Folge ist eine schwere Dehydratation, Hypovolämie und Azidose, die unbehandelt zum Koma führt.
Beschreiben Sie die Unterschiede in der Pathophysiologie zwischen einer diabetischen Ketoazidose und einem hyperosmolaren Koma
Das hyperosmolare Koma tritt vor allem bei Typ-2-Diabetes auf. Hier besteht ein relativer Insulinmangel, der ausreicht, um die Lipolyse zu hemmen – daher keine Ketose. Allerdings führt die ausgeprägte Hyperglykämie (>600 mg/dL) zu einer massiven osmotischen Diurese. Es kommt zu extremer Dehydratation und Elektrolytverlust, was eine schwere Hyperosmolarität und Bewusstseinsstörungen verursacht.
Im Gegensatz zur DKA steht hier keine Azidose im Vordergrund, sondern die Hyperosmolarität und Exsikkose.
Wie kommt es bei einer diabetischen Ketoazidose zur Kussmaul-Atmung?
Die sauren Ketonkörper führen zu einer metabolischen Azidose. Der Körper versucht diese Azidose durch eine respiratorische Kompensation auszugleichen, indem die Atmung vertieft und beschleunigt wird, um CO₂ abzuatmen (CO₂ = „saures Gas“). Diese typische vertiefte Atmung wird als Kussmaul-Atmung bezeichnet.
Welche Ursachen kann eine Hypoglykämie bei Diabetikern haben und warum ist sie gefährlich?
Eine Hypoglykämie entsteht meist durch Überdosierung von Insulin oder oralen Antidiabetika, Auslassen von Mahlzeiten, ungewohnte körperliche Belastung oder Alkoholkonsum. Gefährlich ist sie, weil das Gehirn auf Glukose als alleinige Energiequelle angewiesen ist. Bei Blutzuckerwerten <50 mg/dL kommt es zu neuroglukopenen Symptomen wie Verwirrtheit, Krampfanfällen und Koma. Zusätzlich wird die adrenerge Gegenregulation aktiviert, was zu Tachykardie, Schwitzen und Tremor führt.
Warum kann es bei einer schweren Hypoglykämie zu einem Krampfanfall kommen?
Das Gehirn benötigt kontinuierlich Glukose zur Energieversorgung. Bei ausgeprägter Hypoglykämie fällt diese Versorgung weg, was zu einer neuronalen Dysfunktion führt. Zunächst treten Symptome wie Konzentrationsstörungen, Schwindel und Verhaltensänderungen auf. Bei weiterem Abfall des Blutzuckers erhöht sich die neuronale Erregbarkeit, was generalisierte Krampfanfälle auslösen kann. Zusätzlich wird das Risiko durch die gesteigerte Katecholaminausschüttung (Adrenalin) erhöht.
Warum sollte präklinisch bei einer diabetischen Ketoazidose nicht ohne Weiteres Insulin verabreicht werden?
Bei einer DKA besteht häufig eine scheinbare Hyperkaliämie im Serum, obwohl ein massives intrazelluläres Kaliumdefizit vorliegt. Insulin fördert den Kaliumeinstrom in die Zellen, was unbehandelt zu einer lebensbedrohlichen Hypokaliämie führen kann (Risiko für Herzrhythmusstörungen). Daher hat in der präklinischen Phase die Volumentherapie Priorität. Insulin sollte nur unter engmaschiger Laborkontrolle in der Klinik gegeben werden, wenn der Kaliumspiegel bekannt ist.
Erklären Sie die pathophysiologischen Mechanismen einer thyreotoxischen Krise
Die thyreotoxische Krise ist eine akute, lebensbedrohliche Verschärfung einer bestehenden Hyperthyreose. Ursache ist eine plötzliche massive Erhöhung der freien Schilddrüsenhormone (T3 und T4), meist ausgelöst durch Stressfaktoren wie Infektionen, Operationen, Trauma oder Jodbelastung (z.B. Kontrastmittelgabe).
Schilddrüsenhormone steigern den Grundumsatz und erhöhen die Sensitivität der β-adrenergen Rezeptoren gegenüber Katecholaminen. Dadurch kommt es zu einer exzessiven Stoffwechselaktivierung:
• Herz-Kreislauf: Tachykardie, Vorhofflimmern, Hypertonie, ggf. kardiogene Dekompensation
• ZNS: Agitation, Delir, Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen bis Koma
• Thermoregulation: Hyperthermie bis über 40°C durch gesteigerte Wärmeproduktion
• GI-Trakt: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö → Gefahr der Dehydratation
• Katabolismus: Erhöhter Abbau von Fetten und Proteinen → rasche Entkräftung
Die Krise führt unbehandelt zu Multiorganversagen infolge von Herzrhythmusstörungen, Hypovolämie, Fieberentgleisung und neurologischen Komplikationen.
Beschreiben Sie die Pathophysiologie der Addison-Krise
Die Addison-Krise ist eine akute Dekompensation einer primären oder sekundären Nebennierenrindeninsuffizienz, die durch einen dramatischen Abfall von Cortisol und Aldosteron gekennzeichnet ist.
• Cortisolmangel:
Cortisol ist essenziell für die Aufrechterhaltung des Gefäßtonus, die Glukoneogenese und die Stressreaktion. Ein Mangel führt zu Hypotonie, Hypoglykämie, Schwäche und erhöhter Entzündungsbereitschaft.
• Aldosteronmangel:
Aldosteron reguliert den Natrium- und Wasserhaushalt. Fehlt es, kommt es zu massivem Natriumverlust und damit verbundenem Wasserverlust (hypovolämischer Schock). Gleichzeitig wird Kalium nicht mehr adäquat ausgeschieden → Hyperkaliämie, was zu Herzrhythmusstörungen führen kann.
Typische Auslöser sind Stresssituationen (Infekte, Operationen) bei bekannter oder unerkannter Nebenniereninsuffizienz. Symptome umfassen:
• Kreislaufkollaps (Schock) durch Volumenmangel und Gefäßweitstellung
• Hypoglykämie durch fehlende Glukosebereitstellung
• Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen (häufig führendes Symptom)
• Verwirrtheit, Apathie bis Koma
• Hyperpigmentierung bei primärer Insuffizienz (durch erhöhtes ACTH)
Nennen Sie fünf wichtige Differenzialdiagnosen für akute Bauchschmerzen
Appendizitis
Cholezystitis
Ileus
Pankreatitis
Perforiertes Ulkus
Mesenterialischämie
Divertikulitis
Aortenaneurysma-Ruptur
Extrauteringravidität
Urolithiasis etc.
Erklären Sie die Pathophysiologie der akuten Appendizitis
Die akute Appendizitis entsteht meist durch eine Obstruktion des Lumens des Wurmfortsatzes, verursacht durch Kotsteine (Appendikolith), Lymphfollikelhyperplasie oder seltener durch Tumoren. Der Verschluss führt zu einem Sekretstau, wodurch der intraluminale Druck steigt. Dies beeinträchtigt den venösen Abfluss und begünstigt eine bakterielle Überbesiedlung.
Die resultierende Entzündung führt zu Ödem und Ischämie der Wandstrukturen. Unbehandelt kann es zur Nekrose und Perforation kommen, wodurch Darminhalt in die freie Bauchhöhle gelangt und eine diffuse oder lokal begrenzte Peritonitis auslöst. Klinisch typisch sind der Schmerzverlagerung in den rechten Unterbauch, Abwehrspannung und Fieber.
Beschreiben Sie die pathophysiologischen Abläufe bei einer akuten Cholezystitis
Die akute Cholezystitis wird in den meisten Fällen durch einen Gallenstein verursacht, der den Ductus cysticus blockiert. Dadurch staut sich Galle in der Gallenblase, was zu einer Wanddehnung führt. Die ischämische Schädigung der Gallenblasenwand begünstigt eine Entzündungsreaktion. Zusätzlich können enterale Bakterien (z.B. E. coli) aufsteigen und eine Superinfektion verursachen.
Die Entzündung kann zu einer Verdickung der Gallenblasenwand, Bildung von Empyem oder Gangrän führen. Komplikationen sind Perforation, Abszessbildung oder die Entwicklung eines mechanischen Ikterus bei Mitbeteiligung der Ductus hepaticus oder choledochus.
Wie entsteht ein mechanischer Ileus und welche Folgen hat er?
Ein mechanischer Ileus ist ein Verschluss des Darmlumens durch ein physisches Hindernis, wie Briden, Hernien, Tumoren oder Invaginationen. Proximal der Obstruktion stauen sich Darminhalt, Gas und Flüssigkeit, wodurch der intraluminale Druck ansteigt.
Die Darmmuskulatur versucht zunächst, das Hindernis durch gesteigerte Peristaltik zu überwinden. Diese Überaktivität äußert sich in den typischen hochgestellten, klingenden Pressstrahlgeräuschen, die man bei der Auskultation hört. Im weiteren Verlauf ermüdet die Muskulatur, es kann zum Sistieren der Peristaltik kommen.
Durch den Druckanstieg kommt es zur venösen Stauung, Ödembildung und drohender ischämischer Schädigung der Darmwand. Ohne Therapie besteht die Gefahr einer Nekrose mit Perforation, Peritonitis und Sepsis. Klinisch zeigen sich kolikartige Schmerzen, Erbrechen, aufgeblähter Bauch und im Spätstadium ein „stiller Bauch“.
Erklären Sie die Pathophysiologie einer akuten Pankreatitis
Die akute Pankreatitis entsteht meist durch Gallensteine oder chronischen Alkoholmissbrauch. Pathophysiologisch kommt es zu einer vorzeitigen Aktivierung von Verdauungsenzymen innerhalb des Pankreas (insbesondere Trypsinogen → Trypsin). Diese aktivierten Enzyme führen zu einer autodigestiven Zerstörung des Drüsengewebes.
Die Entzündung breitet sich ins umliegende Gewebe aus, es entstehen Ödeme, Nekrosen und ggf. Pseudozysten. Bei schwerem Verlauf kommt es zu einer systemischen Inflammationsreaktion (SIRS), die Kreislaufversagen, ARDS und Multiorganversagen auslösen kann. Lipase führt zusätzlich zur Fettgewebsnekrose. Klinisch zeigen sich gürtelförmige Oberbauchschmerzen, Übelkeit und ggf. Schockzeichen.
Wie entsteht eine Mesenterialischämie und warum ist sie lebensbedrohlich?
Die akute Mesenterialischämie entsteht meist durch einen embolischen Verschluss der A. mesenterica superior (z.B. bei Vorhofflimmern). Seltener sind arteriosklerotische Thrombosen oder venöse Abflussstörungen (Mesenterialvenenthrombose) die Ursache.
Die Blutversorgung großer Dünndarmanteile und des proximalen Kolons wird abrupt unterbrochen. Innerhalb kurzer Zeit kommt es zu einer ischämischen Schädigung der Darmwand. Zunächst reagiert der Körper mit einer reflektorischen Darmatonie, wodurch die typischen plötzlichen, starken Bauchschmerzen entstehen („pain out of proportion“). Im Verlauf stirbt die Darmwand ab (Nekrose), die Barrierefunktion geht verloren, Bakterien und Toxine gelangen in den Kreislauf → Gefahr einer Sepsis und eines septischen Schocks.
Klinisch tückisch: Nach dem initialen Schmerz kann eine scheinbare Besserung eintreten („trügerische Ruhe“), obwohl die Nekrose fortschreitet.
Beschreiben Sie die pathophysiologischen Vorgänge bei einer Peritonitis
Die Peritonitis ist eine Entzündung des Bauchfells (Peritoneum), meist ausgelöst durch das Eindringen von Bakterien oder chemischen Reizstoffen in die Bauchhöhle. Häufige Ursachen sind Perforationen von Hohlorganen (z.B. Appendizitis, Ulkus, Divertikulitis), seltener postoperativ, durch Dialyse oder hämatogene Streuung.
Pathophysiologisch reagiert das Peritoneum als großflächiges, gut durchblutetes und immunaktives Organ mit einer massiven Entzündungsreaktion:
1. Freisetzung von Entzündungsmediatoren:
Zytokine, Prostaglandine und Histamin werden aktiviert. Diese erhöhen die Gefäßpermeabilität im Bereich des Bauchfells.
2. Exsudation von Flüssigkeit:
Durch die gesteigerte Permeabilität tritt Eiweiß- und Flüssigkeitsreiches Exsudat in die Bauchhöhle aus. Bei einer Peritonitis können mehrere Liter Flüssigkeit in die Peritonealhöhle verloren gehen, obwohl keine äußere Blutung vorliegt.
3. Paralytischer Ileus:
Die Entzündung führt reflektorisch zum Stillstand der Darmmotilität. Der paralytische Ileus verschlimmert die Problematik durch Gas- und Flüssigkeitsstau im Darm.
4. Systemische Reaktion:
Die lokale Entzündung kann in eine systemische Inflammationsreaktion (SIRS) übergehen. In Kombination mit der dritten Flüssigkeitsverschiebung resultiert eine Hypovolämie, die zum hypodynamen Schock führen kann. Bakterielle Toxine können zusätzlich einen septischen Schock auslösen.
Klinische Zeichen:
• Starke, diffuse Bauchschmerzen
• Abwehrspannung („brettharter Bauch“)
• Fieber, Tachykardie
• Hypotonie durch Volumenverlust
• Übelkeit, Erbrechen
• Darmgeräusche stark reduziert (paralytischer Ileus)
Wie kommt es zur gastrointestinalen Blutung bei Ulkuskrankheit?
Ein peptisches Ulkus entsteht durch das Überwiegen aggressiver Faktoren (z.B. Magensäure, NSAID-Gebrauch, H. pylori) gegenüber schützenden Mechanismen der Schleimhaut. Bei Fortschreiten des Ulkus wird die Submukosa erreicht, wo größere Gefäße verlaufen.
Die Erosion eines arteriellen Gefäßes führt zu einer oberen gastrointestinalen Blutung. Klinisch äußert sich dies in Hämatemesis (Bluterbrechen) oder Meläna (Teerstuhl). Bei massiver Blutung kann ein hypovolämischer Schock entstehen. Die Blutung kann spontan sistieren, rezidivieren oder persistieren.
Erklären Sie die Entstehung einer Divertikulitis und ihre möglichen Komplikationen
Divertikel sind Ausstülpungen der Mukosa durch muskelschwache Stellen der Darmwand, meist im Sigma. Wenn Darminhalt (Kotsteine) eingelagert wird, kann es zu einer lokalen Entzündung kommen (Divertikulitis). Die Entzündung führt zu einer lokalen Wandverdickung, Ödembildung und perikolischen Infiltration. Bei schwerem Verlauf kann die Darmwand perforieren, was zu einer gedeckten Perforation (Abszess) oder einer freien Peritonitis führt. Weitere Komplikationen sind Fistelbildungen (z.B. Kolovesikale Fistel) oder eine narbige Stenose mit Ileus-Symptomatik. Klinisch typisch sind linksseitige Unterbauchschmerzen, Fieber und Druckschmerz.
Wie unterscheiden sich das akute Abdomen und das unklare Abdomen in Definition und Pathophysiologie?
Das akute Abdomen ist ein klinischer Notfall, der durch plötzlich auftretende, starke Bauchschmerzen gekennzeichnet ist, häufig verbunden mit Abwehrspannung, Peritonismus und Kreislaufzeichen (z.B. Tachykardie, Hypotonie). Es besteht der Verdacht auf eine lebensbedrohliche intraabdominelle Erkrankung wie Perforation, Mesenterialischämie oder Ileus. Meist ist eine rasche chirurgische Abklärung erforderlich.
Das unklare Abdomen beschreibt hingegen Bauchschmerzen unklarer Genese, ohne die typischen Zeichen eines akuten Abdomens. Hier fehlen oft Abwehrspannung oder peritoneale Reizung. Ursachen können funktioneller Natur sein (z.B. Reizdarm), aber auch frühe Stadien schwerer Erkrankungen, die noch nicht das Vollbild eines akuten Abdomens zeigen.
Zusammenfassung:
• Akutes Abdomen = Notfallindikator → meist OP-Pflichtig
• Unklares Abdomen = diagnostische Herausforderung, oft Beobachtung und weiterführende Diagnostik notwendig
Nennen Sie mindestens fünf Differentialdiagnosen zum Stichwort „Thoraxschmerz“
- Akutes Koronarsyndrom (ACS), inkl. STEMI, NSTEMI, instabile Angina pectoris
- Lungenarterienembolie (LAE)
- Aortendissektion
- Pneumothorax (Spannungs- oder einfacher Pneumothorax)
- Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD, Sodbrennen)
- Pleuritis
- Muskuloskelettale Ursachen (z. B. Interkostalneuralgie, Prellungen)
- Perikarditis
- Panikattacke
Erläutern Sie, nach welchen Kriterien Sie systematisch bei der EKG-Befundung vorgehen
1. Sind QRS-Komplexe vorhanden?
a. Sind QRS-Komplexe klar abgrenzbar?
2. Wie hoch ist die Frequenz der QRS-Komplexe?
3. Sind die QRS-Komplexe schmal oder breit?
a. Sind die QRS-Komplexe alle gleich geformt oder unterschiedlich?
4. Sind die QRS-Komplexe regelmäßig oder nicht?
5. Ist Vorhofaktivität erkennbar?
a. Sind P-Wellen erkennbar?
b. Sind alle P-Welle in Größe und Form gleich?
6. Wie ist das Verhältnis zwischen Vorhofaktivität und QRS-Komplexen?
a. Ist vor jedem QRS-Komplex eine P-Welle erkennbar?
b. Folgt jeder P-Welle ein QRS-Komplex?
c. Ist die PQ-Zeit normal (0,12 – 0,2sek)?
d. Ist die PQ-Zeit immer gleich?
e. Wie verändert sich ggf. die PQ-Zeit?
7. Gibt es Anzeichen für Ischämien? Erregungsrückbildungsstörungen? Weitere Besonderheiten?
Beschreiben Sie die pathophysiologischen Vorgänge bei einem akuten Myokardinfarkt
Ein akuter Myokardinfarkt (AMI) wird meist durch einen thrombotischen Verschluss einer Koronararterie verursacht. Ausgangspunkt ist häufig ein instabiles arteriosklerotisches Plaque, die rupturiert. An dieser Rupturstelle bildet sich ein Thrombus, der das Gefäß ganz oder teilweise verschließt. Die nachgeschalteten Myokardanteile werden ischämisch. Ohne rasche Reperfusion beginnt innerhalb von 20–30 Minuten die irreversible Schädigung der Herzmuskelzellen (Koagulationsnekrose). Die Ischämie führt zu Störungen der Erregungsleitung, was das Risiko für ventrikuläre Tachykardien oder Kammerflimmern erhöht. Zudem sinkt die Pumpleistung des Herzens, was zu einer akuten Herzinsuffizienz oder einem kardiogenen Schock führen kann.
Erläutern Sie die Auslöser und Folgen eines kardiogenen Schocks
Der kardiogene Schock entsteht durch eine kritische Einschränkung der Pumpleistung des Herzens. Typische Ursachen sind ein ausgedehnter Myokardinfarkt, dekompensierte Herzinsuffizienz, mechanische Herzdefekte (z.B. Klappeninsuffizienz) oder schwere Rhythmusstörungen. Die eingeschränkte Kontraktilität führt zu einem Abfall des Herzzeitvolumens. Trotz ausreichendem oder erhöhtem Füllungszustand (Vorlast) werden die Organe nicht mehr adäquat durchblutet. Es folgt eine systemische Hypoperfusion mit Zeichen der Zentralisation (kalte Extremitäten, Tachykardie, Hypotonie). Die periphere Vasokonstriktion erhöht zusätzlich die Nachlast und verschlechtert die Herzarbeit weiter. Es entwickelt sich eine Schockspirale mit Azidose, Laktatanstieg und Multiorganversagen.
Erklären Sie die pathophysiologischen Abläufe bei einer Lungenembolie
Bei einer Lungenembolie verschließt ein Embolus, meist ein Thrombus aus dem venösen System, Teile des pulmonalen Gefäßsystems. Dies führt zu einem akuten Anstieg des pulmonalen Gefäßwiderstands. Das rechte Herz muss gegen diesen Widerstand anpumpen, was zu einer Rechtsherzbelastung bis hin zum akuten Rechtsherzversagen führen kann. Gleichzeitig kommt es zu einer gestörten Oxygenierung, da belüftete Lungenareale nicht mehr durchblutet werden (Totraumventilation). Typische Folgen sind Dyspnoe, Hypoxämie, Tachykardie und Thoraxschmerzen. Bei massiver LAE droht ein obstruktiver Schock mit Kreislaufzusammenbruch.
Was versteht man unter einem hypertensiven Notfall und welche pathophysiologischen Prozesse laufen dabei ab?
Ein hypertensiver Notfall liegt vor, wenn ein stark erhöhter Blutdruck mit akuten Endorganschäden einhergeht. Die plötzliche Druckbelastung überfordert die autoregulatorischen Mechanismen der Organe, insbesondere von Gehirn, Herz und Nieren. Es kann zu einer hypertensiven Enzephalopathie, kardialer Dekompensation, Lungenödem oder akutem Nierenversagen kommen. Die Gefäßwände werden durch den hohen Druck geschädigt, was Entzündungsreaktionen und Permeabilitätsstörungen auslöst. Ohne rasche Blutdrucksenkung drohen irreversible Organschäden.
Beschreiben Sie den Reentry-Mechanismus bei der Entstehung von Herzrhythmusstörungen.
Der Reentry-Mechanismus beschreibt eine kreisende Erregung innerhalb des Herzmuskelgewebes. Voraussetzung sind zwei Leitungsbahnen mit unterschiedlicher Leitungsgeschwindigkeit und Refraktärzeit. Eine initiale Extrasystole kann dazu führen, dass sich die Erregung in der langsameren Bahn fortpflanzt, während die schnellere Bahn wieder erregbar ist. So entsteht ein elektrischer Kreisverkehr, der tachykarde Rhythmusstörungen wie AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT) oder Vorhofflattern verursacht.
Wie entsteht eine Synkope aus pathophysiologischer Sicht?
Eine Synkope ist ein kurzzeitiger Bewusstseinsverlust aufgrund einer globalen zerebralen Minderperfusion. Dies kann durch eine vasovagale Reflexreaktion, orthostatische Dysregulation oder kardiale Ursachen (z.B. Bradykardie, Tachykardie, etc.) ausgelöst werden. Entscheidend ist ein Abfall des systolischen Blutdrucks unter ca. 60 mmHg oder ein Sistieren des zerebralen Blutflusses für mindestens 6–8 Sekunden, was die Bewusstlosigkeit verursacht. Die Rückkehr zur normalen Perfusion führt typischerweise zu einer raschen, vollständigen Erholung.
Was sind die pathophysiologischen Folgen einer Aortendissektion?
Bei einer Aortendissektion reißt die Intima der Aorta ein, und Blut gelangt zwischen Intima und Media, wodurch ein „falsches Lumen“ entsteht. Dieses kann den wahren Gefäßdurchmesser einengen oder abgehende Arterien verschließen, was zu Ischämien verschiedener Organe führt. Zudem besteht die Gefahr einer Ruptur mit massiver innerer Blutung. Hämodynamisch kommt es häufig zu Hypertonie oder – bei Ruptur – zu einem hypovolämischen Schock. Typisch ist ein plötzlich einsetzender, starker Thorax- oder Rückenschmerz.
Erklären Sie die Schockspirale/einzelnen Stufen anhand der pathophysiologischen Prozesse
Ein Schock beginnt mit einer unzureichenden Organperfusion. Die Hypoxie zwingt die Zellen zur anaeroben Glykolyse, was zu Laktatanstieg und metabolischer Azidose führt. Die Azidose verschlechtert die Herzleistung und die Gefäßreaktion weiter. Zusätzlich erhöht sich die Kapillarpermeabilität, was Flüssigkeit ins Interstitium entweichen lässt (Kapillarleck). Dadurch sinkt das effektive zirkulierende Volumen weiter ab. Die gestörte Mikrozirkulation führt zu Gewebehypoxie, Entzündungsreaktionen und aktiviert das Gerinnungssystem (Gefahr der disseminierten intravasalen Gerinnung, DIC). Ohne Therapie endet die Schockspirale im Multiorganversagen.
Welche Bedeutung haben Vorlast und Nachlast bei akuten kardialen Notfällen?
Die Vorlast beschreibt das enddiastolische Füllungsvolumen des Herzens. Eine erhöhte Vorlast kann bei Herzinsuffizienz zu pulmonalem Stau führen (Lungenödem). Die Nachlast bezeichnet den Widerstand, gegen den das Herz auswerfen muss. Eine gesteigerte Nachlast (z.B. bei Hypertonie oder Aortenstenose) belastet insbesondere das linke Herz und kann zu einer akuten Dekompensation führen. Therapeutisch werden z.B. Nitrate zur Senkung der Vorlast und Vasodilatatoren zur Reduktion der Nachlast eingesetzt.
Warum kann ein Stromunfall zu Kammerflimmern führen, und welche Stromart ist besonders gefährlich?
Bei einem Stromunfall kann insbesondere Wechselstrom (50 Hz) Kammerflimmern auslösen, da die elektrische Erregung das Myokard während der vulnerablen Phase der Repolarisation treffen kann (R-auf-T-Phänomen). Wechselstrom ist dabei deutlich arrhythmogener als Gleichstrom. Der Stromweg durch den Thorax (z.B. Hand zu Hand) erhöht das Risiko für kardiale Ereignisse.
Erläutern Sie die verschiedenen Formen der Herzinsuffizienz
Die Herzinsuffizienz ist das Unvermögen des Herzens, die vom Körper benötigte Blutmenge zu fördern. Sie wird eingeteilt in:
• Linksherzinsuffizienz:
o Rückstau in den Lungenkreislauf → Dyspnoe, Lungenödem, Orthopnoe.
• Rechtsherzinsuffizienz:
o Rückstau im Körperkreislauf → Beinödeme, gestaute Halsvenen, Aszites.
• Globale Herzinsuffizienz:
o Kombination aus Links- und Rechtsherzversagen.
• Akute Herzinsuffizienz:
o Plötzliche Dekompensation, z.B. bei Myokardinfarkt → Lungenödem, Schock.
• Chronische Herzinsuffizienz:
o Langsam progredient, mit Belastungsdyspnoe und Flüssigkeitsretention.
Die Herzinsuffizienz führt je nach Form zu unterschiedlicher Symptomatik, immer jedoch zu einer verminderten Organperfusion. 14. Nennen Sie mindestens fünf Lager
Nennen Sie mindestens fünf Lagerungsarten inklusive der jeweiligen Indikation(en)
• Herzbettlagerung: Herzinsuffizienz, Senkung der Vorlast
• Schocklage: Hypovolämischer Schock (sofern keine Kontraindikationen)
• Stabile Seitenlage: Bewusstlosigkeit mit erhaltener Atmung
• Flachlagerung: Wirbelsäulenverletzungen
• Kutschersitz: Luftnot
• Bauchdeckenentspannte Lagerung: abdominelle Schmerzen
Nennen Sie fünf mögliche Ursachen für einen generalisierten Krampfanfall
Epilepsie (bekannt oder Erstmanifestation)
Hypoglykämie
Elektrolytstörungen (z.B. Hyponatriämie, Hypokalzämie)
Alkoholentzug (Delirium tremens)
Akutes Schädel-HirnTrauma
Schlaganfall
Hirntumor
Fieberkrampf
Intoxikationen
Hypoxie
Was versteht man unter einem Status epilepticus und warum ist er lebensbedrohlich?
Ein Status epilepticus ist definiert als ein Krampfanfall, der länger als 5 Minuten dauert oder mehrere Anfälle ohne vollständige Erholung dazwischen. Die anhaltende neuronale Übererregung führt zu zunehmender metabolischer Entgleisung, Hypoxie, Hyperthermie und Gefahr von Hirnödem. Unbehandelt drohen irreversible neuronale Schäden, Kreislaufkollaps und Multiorganversagen.
Erklären Sie die Pathophysiologie eines ischämischen Schlaganfalls
Ein ischämischer Schlaganfall entsteht durch den Verschluss einer hirnversorgenden Arterie, meist infolge eines Thrombus oder Embolus (z.B. aus dem Herzen bei Vorhofflimmern). Die Unterbrechung der Blutzufuhr führt innerhalb von Minuten zu einem Energiemangel der Nervenzellen, da diese auf kontinuierliche Sauerstoff- und Glukoseversorgung angewiesen sind. Es kommt zu einem Zusammenbruch der Ionengradienten, zytotoxischem Ödem und Freisetzung von exzitotoxischen Neurotransmittern wie Glutamat, was weitere Zellschädigung verursacht. Ohne Reperfusion kommt es zur Nekrose.
Erklären Sie die Pathophysiologie eines hämorrhagischen Schlaganfalls und dessen Auswirkungen auf das Gehirn
Beim hämorrhagischen Schlaganfall kommt es zur Ruptur einer Hirnarterie, häufig bedingt durch chronische Hypertonie oder Aneurysmen. Das einströmende Blut verursacht einen Masseneffekt, der das Hirngewebe komprimiert. Zusätzlich erhöht sich der intrakranielle Druck (ICP), wodurch die zerebrale Perfusion sinkt. Blutbestandteile wirken neurotoxisch, fördern die Ödembildung und führen zu sekundären Ischämien. Es droht eine Herniation (Einklemmung) bei weiterem Druckanstieg.
Beschreiben Sie die Pathophysiologie eines Schädel-Hirn-Traumas und die Entwicklung sekundärer Hirnschäden
Das Schädel-Hirn-Trauma (SHT) führt initial zu einer primären Schädigung des Gehirns durch direkte mechanische Gewalteinwirkung (z.B. Kontusion, Commotio, Scherkräfte mit diffuser axonaler Verletzung oder intrakranielle Blutungen).
Die sekundären Hirnschäden entstehen zeitlich verzögert durch pathophysiologische Prozesse, die durch die primäre Verletzung ausgelöst werden. Diese sind entscheidend für die Prognose und das therapeutische Management:
• Hirnödem:
Sowohl zytotoxisches (zelluläre Schwellung durch gestörte Ionenpumpen) als auch vasogenes Ödem (durchlässige Blut-Hirn-Schranke) erhöhen das intrakranielle Volumen.
• Intrakranielle Drucksteigerung (ICP↑):
Das starre Schädelvolumen kann keine Volumenzunahme kompensieren. Der steigende ICP führt zu einer Reduktion des zerebralen Perfusionsdrucks (CPP = MAP – ICP), wodurch die Hirndurchblutung sinkt → Gefahr der globalen Ischämie.
• Ischämie und Hypoxie:
Durch verminderte Perfusion kommt es zu Sauerstoffmangel im Hirngewebe, was eine Energiebereitstellung verhindert und neuronalen Zelltod auslöst.
• Intrakranielle Blutungen:
Subdural-, Epidural- oder intracerebrale Hämatome können sich ausdehnen und zusätzlichen Druck verursachen.
• Störung der Autoregulation:
Die Fähigkeit des Gehirns, den Blutfluss konstant zu halten, geht verloren, wodurch Schwankungen im systemischen Blutdruck direkt auf die Hirndurchblutung wirken.
• Neuroinflammation:
Entzündliche Prozesse verschlechtern die Gewebeschädigung durch Freisetzung von Zytokinen und freien Radikalen.
• Krampfanfälle:
Erhöhte neuronale Erregbarkeit kann posttraumatisch epileptische Anfälle auslösen, was den Sauerstoffbedarf des Gehirns weiter steigert.
• Gefahr der Herniation (Einklemmung):
Bei weiterem Druckanstieg werden Hirnstrukturen (z.B. Truncus cerebri) verdrängt, was zu Koma, Atemstillstand und Tod führen kann.
Erläutern Sie die Cushing-Trias und erklären Sie deren pathophysiologische Bedeutung bei erhöhtem Hirndruck
Die Cushing-Trias (Hypertonie, Bradykardie, unregelmäßige Atmung) ist ein klassisches Zeichen eines bedrohlich erhöhten intrakraniellen Drucks (ICP). Steigt der ICP, versucht der Körper durch Erhöhung des arteriellen Mitteldrucks (MAP) die zerebrale Perfusion aufrechtzuerhalten.
Die Formel lautet:
CPP = MAP – ICP (CPP = zerebraler Perfusionsdruck)
Mit zunehmendem ICP sinkt die CPP. Die Hypertonie soll die Durchblutung sichern, löst aber über Barorezeptoren eine Bradykardie aus. Der Druck auf den Hirnstamm führt zu Atemstörungen. Die Cushing-Trias ist ein Spätzeichen und weist auf drohende Hirnstammeinklemmung hin
Warum kommt es beim ischämischen Schlaganfall häufig zu einer Halbseitenlähmung?
Die motorischen Nervenbahnen kreuzen im Bereich der Medulla oblongata auf die Gegenseite (Pyramidenbahn). Wird z.B. die linke Arteria cerebri media durch einen Thrombus verschlossen, entsteht eine Ischämie im motorischen Kortex der linken Hemisphäre. Dadurch fällt die Steuerung der rechten Körperhälfte aus (kontralaterale Hemiparese).
Was ist ein Delir und woran erkennen Sie es im Notfall?
Das Delir ist ein akutes, fluktuierendes neuropsychiatrisches Syndrom, das durch eine gestörte Aufmerksamkeit, Bewusstseinsveränderung und Desorientierung gekennzeichnet ist.
Erkennungsmerkmale:
• Plötzlicher Beginn, wechselnder Verlauf
• Störungen von Aufmerksamkeit und Konzentration
• Desorientierung zu Zeit, Ort, Person
• Halluzinationen (v.a. optisch)
• Motorische Unruhe (hyperaktives Delir) oder Apathie (hypoaktiv)
• Schlaf-Wach-Rhythmus gestört
Ein Delir ist ein Notfall, da es auf eine akute körperliche Ursache hinweist.
Wie lassen sich Bewusstseinsstörungen unterteilen? Wie werden die Formen voneinander abgegrenzt?
Bewusstseinsstörungen werden in quantitative und qualitative Störungen unterteilt:
• Quantitative Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinsminderung):
o Somnolenz: Abnorme Schläfrigkeit, weckbar durch Ansprache oder leichte Reize.
o Sopor: Tiefere Bewusstlosigkeit, nur durch starke Schmerzreize weckbar.
o Koma: Keine Reaktion auf äußere Reize, vollständige Bewusstlosigkeit.
• Qualitative Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinsklarheit gestört):
o Bewusstseinseintrübung (Delir), Bewusstseinseinengung, Bewusstseinsverschiebung
o Abgrenzung erfolgt klinisch anhand von Reaktionsfähigkeit, Orientierung, und Reizantwort
Was ist eine bakterielle Meningitis und welche Symptome deuten darauf hin?
Die bakterielle Meningitis ist eine akute Entzündung der Hirnhäute, meist verursacht durch Pneumokokken oder Meningokokken. Erreger gelangen über Blutbahn, direkt von benachbarten Infektionen oder durch Schädelverletzungen in den Subarachnoidalraum.
Symptome:
• Hohes Fieber
• Meningismus (Nackensteifigkeit)
• Kopfschmerzen
• Photophobie, Phonophobie
• Vigilanzminderung bis Koma
• Krampfanfälle möglich
• Bei Meningokokken: petechiales Exanthem (Hinweis auf Sepsis)
Die Entzündungsreaktion erhöht den Hirndruck und kann zu neurologischen Ausfällen führen.
Warum steht bei Kindern häufig die Ateminsuffizienz am Anfang eines Notfalls? Erklären Sie die Pathophysiologie
Kinder haben anatomisch engere Atemwege, eine größere Zunge im Verhältnis zum Mundraum und eine höher stehende, weichere Trachea. Bereits geringe Schleimhautödeme oder Sekrete können die Atemwege kritisch verengen. Zudem ist der Sauerstoffbedarf pro Kilogramm Körpergewicht höher als bei Erwachsenen. Kinder dekompensieren daher bei Atemproblemen schneller in eine Hypoxie, was zum Kreislaufversagen führen kann.
Nennen Sie wichtige anatomische Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen, die im Notfall relevant sind
• Atemwege:
o Engerer Atemweg, v.a. im subglottischen Bereich → höheres Risiko bei Schleimhautödemen.
o Größere Zunge im Verhältnis zum Mundraum → Gefahr der Atemwegsverlegung.
o Weichere Trachea mit erhöhter Kollapsneigung.
o Höher stehender Kehlkopf (C3–C4 statt C4–C5) → erschwerte Intubation.
o Bifurkationswinkel: Rechts bronchus steiler (ähnlich wie beim Erwachsenen), daher höhere Aspirationsgefahr rechts.
• Kopf:
o Relativ großer Kopf → Gefahr des Überstreckens oder Abknickens der Atemwege in Rückenlage (deshalb ggf. Schulterunterlage).
• Thorax:
o Elastischer Brustkorb, weniger knöcherner Schutz der Organe.
o Atemhilfsmuskulatur weniger ausgeprägt → schnelle Erschöpfung bei Atemnot.
• Herz-Kreislauf:
o Herzfrequenzabhängigeres Herzzeitvolumen (geringere Möglichkeit, durch Schlagvolumen zu kompensieren).
o Blutvolumen ca. 80-90 ml/kg KG (Erwachsene ca. 65-70 ml/kg).
• Temperatur- und Glukoseregulation:
o Erhöhte Wärmeverluste, geringe Reserven → rasches Risiko für Hypothermie und Hypoglykämie.
Gehen Sie kurz auf Fieberkrämpfe ein
Der Fieberkrampf tritt meist bei Kindern zwischen 6 Monaten und 5 Jahren auf. Ursache ist die noch unreife neuronale Regulation des Gehirns, die auf rasche Temperaturanstiege empfindlich reagiert. Die erhöhte Körpertemperatur senkt die Krampfschwelle, was zu generalisierten tonisch-klonischen Anfällen führt. Meist sind Fieberkrämpfe harmlos und selbstlimitierend
Was sind typische Frühzeichen eines Volumenmangelschocks bei Säuglingen und Kleinkindern?
• Tachykardie (erstes kompensatorisches Zeichen)
• Blasse, kühle Haut
• Verlängerte Rekapillarisierungszeit (>2 Sekunden)
• Eingesunkene Fontanelle (bei Säuglingen)
• Verminderter Hautturgor
• Tachypnoe
• Reduzierte Urinproduktion (nasse Windeln beachten)
• Trinkschwäche, Lethargie
Kinder können lange kompensieren, dekompensieren dann aber sehr rasch.
Differenzieren Sie die Epiglottitis vom Pseudokrupp anhand von Pathophysiologie und Klinik
• Epiglottitis:
Bakterielle Entzündung des Kehldeckels (meist Haemophilus influenzae b). Führt zu rasch zunehmendem Schleimhautödem der Epiglottis → drohende Atemwegsobstruktion. Klinik: hohes Fieber, schweres Krankheitsgefühl, kloßige Sprache, inspiratorischer Stridor, Speichelfluss, keine Hustenattacken. Notfall!
• Pseudokrupp:
Viral bedingte subglottische Entzündung mit Schleimhautschwellung. Klinik: bellender Husten, Heiserkeit, mäßiges Fieber, inspiratorischer Stridor, meist nachts. Verlauf häufig selbstlimitierend.
Nennen Sie Normwerte für Herzfrequenz, Atemfrequenz und Blutdruck bei Kindern und erläutern Sie deren Bedeutung im Notfall
Kinder kompensieren Kreislaufprobleme primär über die Herzfrequenz. Eine Bradykardie ist meist ein Spätzeichen bei Hypoxie!
Alter
Herzfrequenz
Atemfrequenz
RR sys.
Neugeborene
120-160
30-50
>60
Kleinkinder
100-120
20-30
>70
Schulkinder
80-100
16-24
>80
Nennen Sie typische Intoxikationen im Kindesalter und erklären Sie die Besonderheiten
• Haushaltschemikalien (Putzmittel, Lampenöl)
• Medikamente (z.B. Paracetamol, Eisenpräparate)
• Pflanzen (z.B. Fingerhut)
Kinder sind neugierig und haben ein geringes Körpergewicht, sodass schon kleine Mengen toxisch wirken können.
Warum ist die Temperaturregulation bei Neugeborenen und Säuglingen im Notfall so kritisch?
Neugeborene haben ein großes Verhältnis von Körperoberfläche zu Volumen und kaum isolierendes Fettgewebe. Sie verlieren schnell Wärme und können keine Kältezittern auslösen. Eine Hypothermie verschlechtert die Sauerstoffaufnahme, den Glukosestoffwechsel und erhöht das Risiko für metabolische Entgleisungen.
Nennen Sie fünf Differenzialdiagnosen für eine akute Dyspnoe
Lungenödem
Asthma bronchiale
Exazerbation einer COPD
Pneumothorax (insbesondere Spannungspneumothorax)
Lungenembolie
Pneumonie
Fremdkörperaspiration
Anaphylaxie
ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) = akutes Atemnotsyndrom etc.
Erklären Sie die pathophysiologischen Vorgänge bei einem Spannungspneumothorax
Beim Spannungspneumothorax gelangt Luft durch ein ventilartiges Mechanismus in den Pleuraspalt, ohne entweichen zu können. Der Unterdruck im Pleuraspalt geht verloren, wodurch die Lunge kollabiert. Mit jeder Inspiration sammelt sich mehr Luft im Pleuraspalt, was zu einem zunehmenden intrathorakalen Druck führt. Dieser Druck verdrängt das Mediastinum zur Gegenseite, komprimiert die gesunde Lunge sowie die großen Gefäße (v.a. Vena cava). Die Folge ist eine kritische Behinderung des venösen Rückstroms zum Herzen, was zu einem obstruktiven Schock mit Hypotonie, Hypoxie und Kreislaufstillstand führen kann.
Beschreiben Sie die pathophysiologischen Auswirkungen einer akuten Exazerbation der COPD
Die COPD ist durch eine chronisch obstruktive Atemwegserkrankung mit strukturellen Umbauprozessen gekennzeichnet. Bei einer Exazerbation kommt es zu einer akuten Verschlechterung der Atemwegsobstruktion, meist getriggert durch Infekte oder Schadstoffe. Die Atemwege sind verengt, es kommt zur Überblähung der Lunge (air trapping) und zu einer erschwerten Exspiration. Die Folge ist eine respiratorische Insuffizienz mit Hypoxie und Hyperkapnie. Zusätzlich kann durch Hypoxie eine pulmonale Vasokonstriktion entstehen (Euler-Liljestrand-Mechanismus), die das rechte Herz belastet.
Wie entsteht ein Asthma-Anfall aus pathophysiologischer Sicht?
Beim Asthma bronchiale führen verschiedene Trigger (z.B. Allergene, Infekte, Kälte) zu einer überschießenden bronchialen Entzündungsreaktion. Diese bewirkt eine Bronchokonstriktion, Schleimhautödem und vermehrte Schleimproduktion. Die Obstruktion betrifft vor allem die kleinen Atemwege und führt zu einer exspiratorischen Atemnot. Es entwickelt sich eine Überblähung der Lunge, was den Gasaustausch erschwert. Bei schwerem Anfall droht eine respiratorische Globalinsuffizienz.
Was versteht man unter dem Euler-Liljestrand-Mechanismus und welche Bedeutung hat dieser bei pulmonalen Notfällen?
Der Euler-Liljestrand-Mechanismus beschreibt die reflektorische Vasokonstriktion in der Lunge bei Alveolarhypoxie. Dies dient der Umverteilung des Blutes in besser belüftete Lungenareale. Bei globaler Hypoxie (z.B. COPD, Höhenaufenthalt) führt dieser Mechanismus jedoch zu einer Erhöhung des pulmonalen Gefäßwiderstands und kann langfristig eine pulmonale Hypertonie und Rechtsherzbelastung (Cor pulmonale) verursachen.
Beschreiben Sie die pathophysiologischen Mechanismen einer Anaphylaxie mit Atemnot
Die Anaphylaxie ist eine akute, systemische Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ I (IgEvermittelt), die durch den Kontakt mit einem Allergen (z.B. Insektenstich, Nahrungsmittel, Medikamente) ausgelöst wird. Dabei binden die Allergene an spezifische IgE-Antikörper, die auf Mastzellen und Basophilen sitzen. Diese Zellen degranulieren und setzen große Mengen an Mediatoren wie Histamin, Leukotriene, Prostaglandine und Bradykinin frei.
Diese Mediatoren bewirken:
• Vasodilatation → führt zu einem massiven Abfall des systemischen Gefäßwiderstands und damit zu Hypotonie bis hin zum distributiven Schock.
• Erhöhte Gefäßpermeabilität → Plasma tritt in das Gewebe aus, was zu Ödemen und weiterem Volumenverlust im Kreislauf führt.
• Bronchospasmus → Kontraktion der glatten Muskulatur der Bronchien verursacht eine akute, teils lebensbedrohliche Atemwegsobstruktion.
• Schleimhautödeme → Besonders kritisch ist das Kehlkopfödem (Glottisödem), das zu Stridor und kompletter Atemwegsverlegung führen kann.
• Stimulation der Schleimproduktion → Verstärkt die Atemwegsobstruktion zusätzlich.
Die Kombination aus Bronchokonstriktion, Schleimhautödemen und vermehrter Sekretion führt zu einer hochgradigen Atemnot. Zudem wird die Oxygenierung durch die gestörte Ventilation verschlechtert, was zu Hypoxie führt.
In schweren Fällen spricht man von einem anaphylaktischen Schock, der durch die Kombination aus Kreislaufversagen und Atemwegsobstruktion charakterisiert ist.
Erklären Sie, warum es bei einem kardialen Lungenödem zu akuter Atemnot kommt
Ein kardiales Lungenödem entsteht durch einen Rückstau des Blutes in die Lungengefäße infolge einer Linksherzinsuffizienz. Der erhöhte Druck in den Lungenkapillaren führt dazu, dass Flüssigkeit in die Alveolen austritt. Diese Flüssigkeit behindert den Gasaustausch massiv. Die Folge ist eine akute Hypoxämie, die der Patient als schwere Atemnot (Orthopnoe, rasselnde Atemgeräusche) wahrnimmt. Zusätzlich wird durch die Flüssigkeit die Lungencompliance reduziert, was die Atemarbeit erhöht
Beschreiben Sie die pathophysiologischen Vorgänge bei einer respiratorischen Azidose im Rahmen einer COPD-Exazerbation
Bei einer akuten COPD-Exazerbation kommt es durch die Obstruktion der Atemwege zu einer Hypoventilation. Der Abtransport von CO₂ ist eingeschränkt, wodurch sich CO₂ im Blut ansammelt (Hyperkapnie). CO₂ reagiert mit Wasser zu Kohlensäure, die in Wasserstoffionen und Bikarbonat dissoziiert. Dadurch sinkt der pH-Wert – es entsteht eine respiratorische Azidose. Klinisch zeigt sich dies in Form von Bewusstseinstrübung (CO₂-Narkose), Dyspnoe und ggf. einer Verschlechterung der Oxygenierung. Die Niere versucht, die Azidose durch vermehrte Bikarbonat-Rückresorption zu kompensieren, was aber Zeit benötigt.
Wie entwickelt sich ein Pneumonie-bedingtes Lungenversagen?
Bei einer Pneumonie kommt es durch die Entzündungsreaktion zu einer Alveolitis mit Exsudation von Flüssigkeit und Zelltrümmern in die Alveolen. Der betroffene Lungenabschnitt verliert seine Funktion im Gasaustausch (oxygenierungsstörung). Bei ausgedehnter Pneumonie kann es zu einer respiratorischen Insuffizienz kommen, im schweren Fall zu einem ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) mit generalisiertem alveolärem Ödem und kritischer Hypoxämie.
Erklären Sie die Entstehung eines Cor pulmonale
Ein Cor pulmonale bezeichnet eine Hypertrophie oder Dilatation des rechten Ventrikels infolge einer chronischen Druckbelastung im Lungenkreislauf. Ursachen sind z.B. chronische Lungenerkrankungen (COPD, Lungenfibrose) oder eine pulmonale Hypertonie. Durch den erhöhten pulmonalen Gefäßwiderstand muss das rechte Herz vermehrt Druck aufbringen, was langfristig zu strukturellen Veränderungen und letztlich zu einer Rechtsherzinsuffizienz führt.
Beschreiben Sie die pathophysiologischen Mechanismen einer Fremdkörperaspiration bei Erwachsenen
Bei einer Fremdkörperaspiration gelangt ein Objekt (z.B. Nahrung, Prothesenbestandteil) in die Atemwege. Je nach Lokalisation kann es zu einer teilweisen oder vollständigen Obstruktion kommen. Eine vollständige Verlegung des Kehlkopfs oder der Trachea führt zu akuter Erstickungsgefahr. Bei teilweiser Verlegung tieferer Atemwege entsteht ein Ventilmechanismus mit Luftstau (Überblähung) distal des Fremdkörpers. Dies kann zu Atelektasen, Infekten oder einer respiratorischen Insuffizienz führen. Klinisch zeigen sich Hustenreiz, Stridor und Dyspnoe.
Erklären Sie, wie Sie die Atmung beurteilen. Welche pathologischen Formen gibt es?
Die Beurteilung der Atmung umfasst:
• Atemfrequenz: Normwert Erwachsene 12–16/min
• Atemtiefe und -muster: Flach, tief, regelmäßig, unregelmäßig
• Atemgeräusche: Stridor, Giemen, Rasseln • Hilfsmuskulatur: Einsatz als Zeichen der Dyspnoe
• Zyanose: Hinweis auf Hypoxie
• SpO₂-Messung: Sauerstoffsättigung
Pathologische Atemmuster:
• Kussmaul-Atmung
• Cheyne-Stokes-Atmung
• Biot-Atmung
• Apnoe
Welche groben Formen von Atemstörungen kennen Sie? Erläutern Sie diese kurz
Störungen der Atmung lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen:
• Ventilationsstörung:
o Problem der Luftbewegung in die Alveolen.
o Ursachen: Obstruktion (Asthma, COPD), restriktive Lungenerkrankungen, Thoraxtrauma.
• Diffusionsstörung:
o Beeinträchtigte Übertritt von O₂/CO₂ durch die Alveolar-Membran.
o Ursachen: Lungenödem, Pneumonie, Fibrose.
• Perfusionsstörung:
o Gestörter Blutfluss in der Lunge.
o Ursachen: Lungenembolie, Schockzustände (verminderte Lungendurchblutung).
Diese Störungen können einzeln oder kombiniert auftreten und führen zur Hypoxie und/oder Hyperkapnie.
Definieren Sie den Begriff „Schock“ und erklären Sie die allgemeine Pathophysiologie
Ein Schock ist ein akutes Kreislaufversagen, bei dem das Sauerstoffangebot den Bedarf der Gewebe nicht mehr deckt. Unabhängig von der Ursache kommt es zu einer kritischen Minderversorgung lebenswichtiger Organe.
Pathophysiologische Kernpunkte:
• Aktivierung des Sympathikus: Tachykardie, Vasokonstriktion, Tachypnoe
• Zentralisation: Blutumverteilung zugunsten von Herz und Gehirn
• Übergang in den anaeroben Stoffwechsel → Laktatazidose
• Erhöhung der Kapillarpermeabilität → Flüssigkeitsverlust ins Gewebe (Hypovolämie)
• Mikrozirkulationsstörungen → Verschlechterung der Gewebeperfusion
• Gefahr von Gerinnungsstörungen (Mikrothromben, DIC)
• Entstehung einer Schockspirale: Hypoxie → Azidose → Gefäßpermeabilität↑ → weiter zunehmende Hypovolämie
Die Schockspirale beschreibt die sich selbst verstärkenden pathophysiologischen Prozesse im Schockzustand:
• ↓ Perfusion → Gewebe-Hypoxie
• Umstellung auf anaeroben Stoffwechsel → Laktatanstieg → metabolische Azidose
• Azidose führt zu Gefäßweitstellung & Kapillarleck → Flüssigkeitsverlust
• Mikrozirkulationsstörung → Zellschädigung
• Aktivierung von Gerinnungssystemen → Mikrothromben (DIC)
• Multiorganversagen (Niere, Lunge, Leber)
Ohne adäquate Therapie führt diese Kaskade zum irreversiblen Schock und Tod
Nennen und beschreiben Sie die vier klassischen Schockformen anhand ihrer Pathophysiologie
• Hypovolämischer Schock:
Blut- oder Flüssigkeitsverlust (z.B. Trauma, GI-Blutung, Verbrennungen) führt zu vermindertem intravasalem Volumen → Reduktion des venösen Rückstroms → vermindertes Herzzeitvolumen (HZV).
• Kardiogener Schock:
Pumpversagen des Herzens (z.B. Myokardinfarkt, arrhythmogen) trotz ausreichendem Volumen → HZV↓ → Organe werden nicht mehr ausreichend perfundiert.
• Obstruktiver Schock:
Mechanische Behinderung des Blutflusses (z.B. Spannungspneumothorax, Lungenembolie, Herzbeuteltamponade) → Rückstau und vermindertes HZV.
• Distributiver Schock:
Pathologische Vasodilatation bei normalem oder erhöhtem Volumen (z.B. septischer Schock, anaphylaktischer Schock, neurogener Schock) → relativer Volumenmangel, Permeabilitätsstörung
Was sind typische klinische Zeichen eines beginnenden Schocks?
Tachykardie
Hypotonie
Blasse
kaltschweißige Haut (außer beim distributiven Schock)
Tachypnoe
Verlängerte Rekapillarisierungszeit
Oligurie
Unruhe
Verwirrtheit
Laktatazidose im Labor
Erklären Sie die Besonderheiten des neurogenen Schocks in der Pathophysiologie
Der neurogene Schock entsteht durch einen Ausfall des sympathischen Nervensystems.
• Wegfall des Vasotonus → massive Vasodilatation
• Fehlende kompensatorische Tachykardie → Bradykardie trotz Hypotonie
• Gefahr der Hypothermie durch erweitertes Gefäßbett
Es handelt sich um einen distributiven Schock mit typischer „warmer Haut“ und fehlender adrenerger Gegenregulation.
Was versteht man unter einer metabolischen Azidose und welche Notfallursachen gibt es?
Die metabolische Azidose ist eine Übersäuerung des Blutes (pH <7,35) aufgrund eines Säureüberschusses oder Bicarbonatverlustes.
Typische Notfallursachen:
• Laktatazidose bei Schock (anaerober Stoffwechsel)
• Diabetische Ketoazidose (DKA)
• Nierenversagen (verminderte Säureausscheidung)
• Intoxikationen (z.B. Methanol, Ethylenglycol)
Kompensation:
Hyperventilation zur CO₂-Abatmung (respiratorische Kompensation).
Wie erkennt man eine respiratorische Azidose im Notfall und was sind häufige Ursachen?
Die respiratorische Azidose entsteht durch Hypoventilation mit CO₂-Retention → pH sinkt.
Ursachen:
• COPD-Exazerbation
• Respiratorische Insuffizienz (z.B. nach Sedierung, Thoraxtrauma)
• Neuromuskuläre Störungen (z.B. Myasthenie)
Erkennung:
• Klinisch: Dyspnoe, Somnolenz, ggf. CO₂-Narkose
• BGA: pH↓, pCO₂↑, HCO₃⁻ kompensatorisch erhöht (bei chronischer Form)
Warum kommt es bei Schockpatienten häufig zu einer Laktatazidose?
Bei unzureichender Gewebeperfusion (Schock) erfolgt der Energiestoffwechsel anaerob. Glukose wird zu Laktat abgebaut → Laktatanstieg im Blut.
Die Akkumulation von Laktat führt zu einer metabolischen Azidose.
Ein erhöhter Laktatwert (>2 mmol/L) ist ein Hinweis auf eine bestehende oder drohende Schock-Situation und korreliert mit der Prognose.
Welche klinischen Folgen kann eine schwere Alkalose im Notfall haben?
Sowohl bei metabolischer als auch respiratorischer Alkalose (pH >7,45) kommt es zu einer erhöhten neuronalen Erregbarkeit:
• Tetanie (Muskelkrämpfe, Pfötchenstellung)
• Parästhesien • Herzrhythmusstörungen (v.a. bei Hypokaliämie)
• Zerebrale Symptome: Verwirrtheit, Krampfanfälle
• Metabolisch: z.B. Erbrechen (Säureverlust)
• Respiratorisch: Hyperventilation (psychogen, Schmerz, Angst)
Was versteht man unter der Kussmaul-Atmung und wann tritt sie auf?
Die Kussmaul-Atmung ist eine tiefe und regelmäßige Atmung als kompensatorische Reaktion auf eine metabolische Azidose.
Typisch bei:
• Diabetischer Ketoazidose
• Laktatazidose
• Nierenversagen
Ziel ist die vermehrte Abatmung von CO₂, um den pH-Wert zu stabilisieren.
Erklären Sie die Pathophysiologie und häufige Ursachen des akuten Nierenversagens (ANV)
Das akute Nierenversagen ist ein plötzlicher Funktionsverlust der Nieren mit gestörter Ausscheidung von Wasser, Elektrolyten und harnpflichtigen Substanzen (z.B. Kreatinin, Harnstoff).
Pathophysiologisch kommt es zu einer Abnahme der glomerulären Filtrationsrate (GFR).
Ursachen sind:
• Prärenal: Hypoperfusion (z.B. Schock, Dehydratation)
• Intrarenal: Schädigung des Nierenparenchyms (z.B. toxisch, ischämisch)
• Postrenal: Abflussbehinderung (z.B. Harnleiterstein, Prostatahyperplasie)
Unbehandelt drohen Elektrolytstörungen, Hypervolämie und Urämie
Differenzieren Sie prärenales, intrarenales und postrenales Nierenversagen anhand der Pathophysiologie
• Prärenal:
Verminderte Nierendurchblutung → GFR↓ ohne initiale Parenchymschädigung. Reversibel bei frühzeitiger Volumentherapie.
• Intrarenal:
Direkte Schädigung von Glomeruli, Tubuli oder Gefäßen (z.B. durch Toxine, Ischämie). Beispiel: akute tubuläre Nekrose.
• Postrenal:
Mechanische Abflussbehinderung → erhöhter intratubulärer Druck → Rückstau bis in die Nierenkelche → Schädigung.
Erklären Sie die Pathophysiologie der Nierenschädigung bei Rhabdomyolyse
Bei einer Rhabdomyolyse zerfallen Muskelzellen und setzen Myoglobin frei. Dieses Protein wird über die Niere ausgeschieden, ist aber nephrotoxisch. Es führt zu Tubulusobstruktion, oxidativem Stress und Ischämie in den Nierenkanälchen. Zusätzlich verschlechtert Volumenmangel (durch Flüssigkeitsverschiebung in geschädigte Muskulatur) die Nierendurchblutung. Folge ist ein akutes Nierenversagen.
Beschreiben Sie die Pathophysiologie der Urolithiasis und warum ein Harnleiterstein ein Notfall sein kann
Bei der Urolithiasis bilden sich Kristalle (v.a. Kalziumoxalat) im Harntrakt. Ein Stein im Harnleiter kann den Urinabfluss behindern → es entsteht ein akuter Harnstau. Der Druck steigt bis ins Nierenbecken.
Gefahren:
• Starke kolikartige Schmerzen (Nierenkolik)
• Risiko der sekundären Infektion → Pyelonephritis
• Bei beidseitigem oder einzelnieriger Obstruktion → Gefahr des postrenalen Nierenversagens
Wie entsteht eine Urosepsis und warum ist sie so gefährlich?
Die Urosepsis entwickelt sich meist aus einer komplizierten Harnwegsinfektion oder Pyelonephritis. Bakterien gelangen über das Urothel in die Blutbahn. Es folgt eine systemische Entzündungsreaktion (SIRS) mit Vasodilatation, Kapillarleck und Kreislaufdepression → Gefahr des septischen Schocks und Multiorganversagens. Besonders risikobehaftet bei Harnabflussstörungen oder immunsupprimierten Patienten.
Erklären Sie die Pathophysiologie der Hodentorsion und warum sie ein urologischer Notfall ist
Bei der Hodentorsion dreht sich der Hoden um den Samenstrang, wodurch die Blutversorgung (v.a. die venöse) abgeschnürt wird. Es kommt zu einem venösen Stau, Ödem und schließlich arterieller Minderdurchblutung. Innerhalb weniger Stunden entsteht eine ischämische Nekrose des Hodens.
Therapiefenster: ca. 6 Stunden → absolute OP-Indikation!
Lidocain …
Glyceroltrinitrat (Nitro) …
ASS …
Heparin …
Morphin …
Furosemid …
Urapidil …
Nifedipin …
Dimenhydrinat (Vomex) …
Atropin …
Adrenalin …
Amiodaron …
Salbutamol …
Ipratropiumbromid (Atrovent) …
Prednisolon …
Dimentinden (Fenistil) …
Midazolam (Dormicum) …
Esketamin …
Metamizol (Novalgin) …
Butyscopolamin (Buscopan) …
Naloxon …
Partusisten …
Tranexamsäure …
Ibuprofen …
Paracetamol …
Welcher Mechanismus sorgt beim hypovolämischen Schock für die initiale Aufrechterhaltung des Blutdrucks?
Vasokonstriktion
Wie nennt man die neurologische Folge einer Hyperventilation, die zu Parästhesien und Pfötchenstellung führen kann?
Tetanie
Welches körpereigene Hormon wird bei Stress vermehrt ausgeschüttet und beeinflusst den Blutzucker sowie den Gefäßtonus?
Cortisol
Wie nennt man das pathophysiologische Phänomen, wenn belüftete Lungenareale nicht durchblutet werden?
Totraumventilation
Wie heißt der Zustand, wenn der pH-Wert unter 7,35 sinkt?
Azidose
Wie nennt man das Phänomen, wenn bei Rechtsherzinsuffizienz Flüssigkeit in die freie Bauchhöhle eintritt?
Aszites
Welcher Elektrolyt muss bei einer diabetischen Ketoazidose besonders beachtet werden, um Rhythmusstörungen zu vermeiden?
Kalium
Wie nennt man das Atemmuster mit periodischem Anund Abschwellen der Atemtiefe, typisch bei zerebralen Schäden?
Cheyne-Stokes
Welcher Begriff beschreibt das schmerzhafte Abgehen von Harnsteinen?
Nierenkolik
Wie heißt die Reflexreaktion, die zu plötzlichem Blutdruckabfall und Synkope führen kann (z.B. beim Anblick von Blut)?
Vasovagal
Wie nennt man die lebensbedrohliche Komplikation einer fortgeschrittenen Leberzirrhose mit Ammoniak-Anstieg?
Enzephalopatie
Welcher Fachbegriff beschreibt die bakterielle Entzündung der Herzinnenhaut?
Endokarditis
Wie nennt man das pulmonale Krankheitsbild, bei dem es durch Allergenexposition zu einer reversiblen Atemwegsobstruktion kommt?
Asthma
Wie nennt man die pathophysiologische Reaktion, bei der es nach Trauma zu einer unkontrollierten Aktivierung von Gerinnung und gleichzeitigem Blutungsrisiko kommt?
DIC (disseminierte intravasale Gerinnung oder Verbrauchskoagulopathie)
Welcher Begriff beschreibt das unkontrollierte Austreten von Flüssigkeit aus den Kapillaren bei septischem Schock? (Englischer Begriff)
Capillary Leak
Wie nennt man die krankhafte Erweiterung einer Arterie, z.B. der Aorta?
Aneurysma
Welches Medikament wird initial bei instabiler Bradykardie eingesetzt?
Atropin
Wie heißt das typische Hautzeichen bei Meningokokken-Sepsis?
Petechien
Welcher Fachbegriff bezeichnet Luft unter der Haut?
Hautemphysem
Welches Medikament wird inhalativ zur Bronchodilatation bei Asthma verabreicht?
Salbutamol
Wie nennt man die Maßnahme, mit der man einen Spannungspneumothorax notfallmäßig entlastet?
Entlastungspunktion
Welcher Begriff beschreibt das plötzliche, reversible neurologische Defizit durch eine kurzzeitige Minderdurchblutung des Gehirns?
TIA (Transischämische Attake)
Welcher Schocktyp entsteht durch einen massiven Flüssigkeitsverlust, z.B. bei Verbrennungen?
Hypovolämer Schock
Wie heißt das Organ, das Insulin produziert?
Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
Wie nennt man die schmerzhafte Verdrehung des Hodens?
Hodentorsion
Wie nennt man die bakterielle Entzündung des Kehldeckels, die zu akuter Atemnot führen kann?
Epiglottitis
Wie bezeichnet man den durch vagalen Reiz ausgelösten plötzlichen Abfall der Herzfrequenz?
Reflexbradykardie
Welcher Fachbegriff beschreibt eine akute Blutung aus der Nase?
Epistaxis
Welcher anatomische Punkt liegt zwischen Spina iliaca anterior superior und Bauchnabel und zeigt bei Appendizitis typischerweise einen Druckschmerz?
McBurney
Wie lautet die Abkürzung für das Krankheitsbild, bei dem es zur thrombotischen Verlegung tiefer Beinvenen kommt, häufig erkennbar durch Schwellung und Schmerz?
TVT (tiefe Venenthrombose)
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