Panikattacken
• Ausgestanzte Episode intensiver Angst (plötzlicher Beginn)
• Abrupte Entwicklung einer subjektiv dramatischen Symptomatik
• Höhepunkt ≤ 10 Minuten, Abklingen innerhalb von 30 - 180 Minuten
Paniakattacke nicht gleich Panikstörung
Panikstörung
• Wenn Panikattacken wiederholt auftreten und zu Veränderungen des Verhaltens und der Einstellungen führen (z.B. Sorge, erneut eine Panikattacke zu erleiden oder Furcht vor negativen Konsequenzen der Anfälle)
• Nach mehreren Panikanfällen ist das Auftreten von agoraphobischem Vermeidungsverhalten sehr häufig (Agoraphobie mit / ohne Panikstörung)
Agoraphobie
• Phobische Befürchtungen beziehen sich auf:
– Situationen in der Öffentlichkeit.
– Situationen, in denen Flucht oder Hilfe unmöglich erscheint.
– Situationen, in denen Sicherheit vermittelnde Person nicht verfügbar ist.
• Vermeidungsverhalten und sozialer Rückzug (Begleitung wirkt entlastend, dadurch entsteht oft eine Kompensation durch symbiotische Bindung).
Agoraphobie 2
• Einsicht, dass Furcht übertrieben und unsinnig ist.
• Typische agoraphobische Situationen: Bus, Zug, Flugzeug, Brücke, Tunnel, Allein zu Hause, von zu Hause entfernt, Menschenmassen, Sportereignis, Kaufhäuser, Kirche, Kino, Hörsaal, Anstehen…
Panik & Agora Leitlinie A
Es soll angeboten werden: Psychotherapie, Pharmakotherapie. Dabei soll die Präferenz des informierten Patienten berücksichtigt werden. Im Informationsgespräch sollen insbesondere folgende Aspekte eine Rolle spielen: Wirkeintritt, Nachhaltigkeit, unerwünschte Wirkungen und Verfügbarkeit. (LoE Ia*)
Empfehlungsgrad A
Panik & Agora Leitlinie B
Es sollte eine psychodynamische Psychotherapie angeboten werden, wenn sich eine KVT nicht als wirksam erwiesen hat, nicht verfügbar ist oder wenn eine diesbezügliche Präferenz des informierten Patienten besteht. (LoE IIa)
Empfehlungsgrad B
Panik & Agora Leitlinie KKP
Zur Überbrückung bis zum Therapiebeginn oder als therapiebegleitende Maßnahme kann eine KVT-basierte Internetintervention im Sinne einer Anleitung zur Selbsthilfe angeboten werden… (LoE Expertenkonsens)
Anik und Agora Leitlinie KKP (2)
Patienten mit einer Panikstörung/Agoraphobie kann Sport (Ausdauertraining) als ergänzende Maßnahme zu anderen Standardtherapien empfohlen werden. (LoE Expertenkonsens)
Soziale Phobie
• Angst vor prüfender Betrachtung in kleinen Gruppen
• Angst, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sich zu blamieren und negativ bewertet zu werden
• Unterscheidung zwischen spezifischer sozialer Phobie (in isolierten Situationen) vs. generalisierter sozialer Phobie
• Sehr große Alltagsbeeinträchtigung
• Hohe Komorbidität mit anderen psychischen Störungen (ca. 80% Lebenszeitprävalenz für mind. eine weitere Störung)
Soziale Phobie Leitlinie A
Soziale Phobie Leitlinie B
Es sollte eine psychodynamische Psychotherapie angeboten werden, wenn sich eine KVT nicht als wirksam erwiesen hat, nicht verfügbar ist oder wenn eine diesbezügliche Präferenz des informierten Patienten besteht. (LoE Ib)
Soziale Phobie Leitlinie 0
Es kann eine systemische Therapie angeboten werden, wenn sich eine KVT oder psychodynamische Psychotherapie nicht als wirksam erwiesen hat, nicht verfügbar ist oder wenn eine diesbezügliche Präferenz des informierten Patienten besteht. (LoE Expertenkonsens)
Soziale Phobie Leitlinie KKP
Es kann eine Virtuelle-RealitätExpositionstherapie angeboten werden als Begleitung zu einer Standardpsychotherapie. eine Virtuelle-Realität-Expositionstherapie soll nicht als alleinige Behandlungsmaßnahme angewendet werden. (LoE Expertenkonsens)
Spezifische Phobien
• Anhaltende, irrationale Ängste vor bestimmten Objekten oder Situationen
• Phobien der natürlichen Umgebung (z.B. Tiere, Insekten, Sturm, Wasser),
• Phobien vor Blut, Spritzen, Verletzungen
• Situativ bedingte Phobien (z.B. Autos, Flugzeuge, Höhen, Aufzüge, Tunnel, Brücken)
Spezifische Phobien 2
• Phobische Angst wird durch Konfrontation fast unvermeidlich hervorgerufen
• ist übermäßig und irrational angesichts geringer Bedrohung
• führt zu Erwartungsangst
• Der Betroffene weiß um die Diskrepanz zwischen geringer Bedrohung und subjektivem Erleben!
Spezifische Phobie A
Es soll eine KVT/Expositionstherapie angeboten werden. (LoE Ia*)
Spezifische Phobie KKP
Wenn eine in-vivo-Exposition nicht verfügbar oder möglich ist, soll Patienten mit einer mit Spinnen-, Höhen- oder Flugphobie eine Virtuelle-Realität-Expositionstherapie – wenn verfügbar – angeboten werden. (LoE Ib)
Generalisierte Angststörung (GAS)
• Generalisierte, viele Lebensbereiche umfassende und anhaltende Angst im Hinblick auf alltägliche Situationen
• Angst ist frei flottierend, bezieht sich auf die Zukunft und heftet sich an verschiedenste Gedanken (z.B. wenn sich das Kind auf dem Nachhauseweg um 10 Minuten verspätet, Kochen mit dem Dampfkochtopf, anstehende Reisen, Verkehrsunfälle)
Generalisierte Angststörung A
Generalisierte Angststörung B
GAS KKP
Zur Überbrückung bis zum Therapiebeginn oder als therapiebegleitende Maßnahme kann eine KVT-basierte Internetintervention im Sinne einer Anleitung zur Selbsthilfe angeboten werden. (LoE Expertenkonsens)
Exposition
• Verfahren, bei deren Anwendung Patient/innen den von ihnen gefürchteten Reizen (extern und/oder intern) ausgesetzt werden.
• Ziel ist die Reduktion der emotionalen Reaktion durch wiederholte Auseinandersetzung mit dem Reiz.
• Expositionsverfahren werden im Rahmen eines Gesamttherapiekonzepts eingesetzt.
Durchführung einer Exposition
1. Diagnostische Phase
2. Kognitive Vorbereitung
3. Intensivphase der Reizkonfrontation
4. Selbstkontrollphase
Diagnostische Phase
• Funktionale Bedingungsanalyse mit Herausarbeitung aufrechterhaltender Bedingungen des Problemverhaltens
• Abklärung medizinischer Kontraindikationen (z.B. Herz-KreislaufErkrankungen)
Kognitive Vorbereitung
• Psychoedukation über die vorliegende Störung
• Vermittlung eines individuellen Modells der Entstehung, Aufrechterhaltung, Funktion und Abläufe unter Angst
• Ableitung des Therapierationals (Reizkonfrontation)
Intensivphase der Reizkonfrontation
• Idealerweise mit Therapeutenbegleitung
Exposition ist vielseitig einsetzbar
Formale Einteilung von Expositionsverfahren
Ziel der Konfrontation: Angstmeidung oder Angstmanagement?
Inhaltliche Einteilung - Beispiele
Annahmen über die Wirkweise von Exposition
• Lerntheoretische Erklärung: Löschung
– Wegfall der aufrecht erhaltenden Bedingungen (C- ; z.B. Flucht) führt zur Löschung der gelernten Reaktion
• Physiologische Erklärung: Habituation
– biologischer Prozess des Nachlassens der Reaktionsantwort
• Kognitive Erklärung: Neuattribution
– Ausbleiben der gefürchteten Konsequenz führt zu einer Neubewertung der Situation
Wirksamkeit von Exposition bei spezifischen Phobien
• Effektstärken von Exposition im Vergleich zu:
– Wartegruppen: d = 1.05
– Nicht expositionsbasierten Behandlungen: d = 0.44
Differenzielle Wirksamkeit unterschiedlicher Formen von Exposition
– Überlegenheit in vivo vs. andere Formen (d = 0.38)
– Keine Unterschiede zwischen Exposition allein und Exposition in Kombination mit kognitiven Techniken
– Keine Unterschiede hinsichtlich Art der Phobie und Anzahl der Sitzungen
• Hohe Wirksamkeit bereits bei einmaligen Sitzungen
One-session exposure treatment for specific phobia
Wirksamkeit bei Panikstörung und Agoraphobie
• Meta-Analyse über 42 Studien: Exposition als Einzelverfahren
• sowie Behandlungskombinationen, die Exposition beinhalten, erbringen die höchsten Effekte.
Hohe Akzeptanz bei Patienten
• Bei Vorgabe mehrerer Behandlungsrationale wählen Patienten überdurchschnittlich häufig Exposition als das erfolgversprechendste Verfahren
• Keine höheren Dropout-Raten als bei anderen Verfahren
Meist sind es die Therapeuten, die Vorbehalte gegen den Einsatz von Expositionen haben!
Hohe Wirksamkeit
• Insbesondere bei Angststörungen erbringt Exposition häufig die höchsten Effektstärken
• Bei sachgemäßer Anwendung keine Hinweise auf Verschlechterung durch Exposition
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