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Röntgen Technik Teil 1

LS
by Lauritz S.

Frage 13

Erläutere die drei Strahlenarten kurz.

Antwort

- Bei Alpha-Strahlung wird Energie frei unter Abgabe eines Alpha-Teilchens (Helium-Kern).

- Bei Beta-Strahlung wird Energie frei unter Abgabe eines Beta-Teilchens (ein Elektron oder ein Positron).

- Gammastrahlung ist elektromagnetische Strahlung (im Energiespektrum oberhalb von Röntgenstrahlung) und entsteht durch Umwandlungsprozesse im Atomkern; Gammastrahlung ist meist Folge von vorausgegangenem Alpha- oder Beta-Zerfall.




Die Abfolge der griechischen Buchstaben im Alphabet (α, β, γ) entspricht auch ihrer Abfolge bezüglich ihres Durchdringungsvermögens.

Alpha-Strahlung besitzt nur einige cm Reichweite in Luft und kann z.B. durch Papier abgeschirmt werden.

Beta-Strahlung besitzt mehrere m Reichweite und kann z.B. durch Aluminium abgeschirmt werden.

Gamma-Strahlung besitzt mehrere 100 m Reichweite und kann z.B. durch Beton oder Blei abgeschirmt werden.

Beispiele für medizinische Anwendungen:

Alpha-Strahlung: Behandlung von Skelettmetastasen beim Prostatakarzinom

Injektion von Radium-223-dichlorid (Alpha-Strahler mit einer Halbwertzeit von 11,4 Tagen). Das Molekül wird wie Calcium im Knochen eingebaut; in Gewebe mit erhöhtem Stoffwechsel wie bei Metastasen wird es vermehrt eingebaut und kann dort die Metastasen von innen bestrahlen.

Beta-Strahlung: Behandlung von Lebermetastasen oder hepatozellulärem Karzinom mittels selektiver interner Radiotherapie (SIRT)

Injektion von Yttrium-90 (Beta-Strahler mit einer Halbwertzeit von 64,1 Stunden) über einen Katheter, der über die Leiste in die A. hepatica geführt wird. Die injizierten Kügelchen (Mikrosphären) mit dem Beta-Strahler gelangen zur Tumormasse, verstopfen die arterielle Blutzufuhr und der Tumor wird effektiv von innen mit einer hohen lokalen Strahlenwirkung bestrahlt.

Gamma-Strahlung: Nuklearmedizinische Diagnostik

Ein radioaktives Nuklid (z.B. das Technetium-Isotop 99mTc), welches Gammastrahlen aussendet, wird an ein Molekül (Tracer) gebunden und Patient*innen intravenös verabreicht. Der Tracer wird verstoffwechselt und kann dann mit einer Gammakamera visualisiert werden. Damit lassen sich Stoffwechselprozesse im Körper der Patient*innen darstellen (Szintigraphie, Single-Photon-Emissionscomputertomographie (SPECT)).

Frage 27

Was genau ist der Photoeffekt?

Antwort

Beim Photoeffekt tritt ein Röntgenphoton in das Atom ein und wird vollständig von einem inneren Hüllenelektron absorbiert. Das Hüllenelektron wird aus dem Atom herausgelöst (= Ionisation) und ein anderes Elektron von einer außen gelegenen Schale füllt die Lücke wieder auf. Dabei entsteht ein charakteristisches Röntgenphoton.

 

Der Photoeffekt ist (verglichen mit dem Compton-Effekt) am stärksten ausgeprägt bei niedrigen Strahlenenergien.



1. Der Photoeffekt ist hauptverantwortlich für die Patientendosis und den (guten) Bildkontrast.

2. Der Photoeffekt ist abhängig von der Ordnungszahl und der Strahlenenergie.

Bei Materialien mit niedriger Ordnungszahl dominiert eine alternative Interaktion, die Bildung eines Auger Elektrons. Die Energie, die beim Auffüllen der inneren Schale durch ein außen gelegenes Hüllenelektron entsteht, wird nicht als charakteristisches Röntgenphoton abgestrahlt, sondern geht auf ein weiteres äußeres Elektron über, das dann emittiert wird.

Wichtig zu verstehen:

  • Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Photoeffekts ist direkt proportional zur dritten Potenz der Ordnungszahl des durchstrahlten Gewebes. Je größer die Ordnungszahl, desto größer der Photoeffekt.

  • Der Photoeffekt ist maßgeblich verantwortlich für die Patientendosis; zum einen durch das freie, herausgelöste Elektron (Stichwort freies Radikal) und zum anderen durch die vollständig absorbierte Photonenenergie, die zu einer Schädigung von Zellen und Gewebe führen kann.

  • Durch den Photoeffekt entsteht keine Streustrahlung, somit hat er keine Auswirkung auf umstehende Personen.

  • Der Photoeffekt ist für den Bildkontrast verantwortlich („ohne Photoeffekt kein Bild“).




Frage 28

Was ist weiche Strahlung, was ist harte Strahlung? Nenne Beispiele für die Anwendungen in der Röntgendiagnostik.

Antwort

Weiche und harte Strahlung unterscheiden sich durch die Verwendung unterschiedlich hoher Röhrenspannungen.

 

In der Weichstrahltechnik wird eine Röhrenspannung von unter 100 kV verwendet. Diese ist energiearm und der Photoeffekt überwiegt. Je energieärmer, desto mehr ist die Absorption von der Ordnungszahl des durchstrahlten Gewebes abhängig. Weicheilstrahltechnik wird daher beispielsweise zur Diagnostik von Knochen (Röntgen-Hemithorax) verwendet.

 

In der Hartstrahltechnik wird eine Röhrenspannung von über 100 kV verwendet. Diese ist energiereich und der Compton-Effekt überwiegt. Je energiereicher, desto mehr ist die Absorption von der Dichte des durchstrahlten Gewebes abhängig (hohe Knochentransparenz). Hartstrahltechnik wird beispielsweise beim Röntgen-Thorax verwendet.



Bei der Weichstrahltechnik überwiegt der Photoeffekt, bei der Hartstrahltechnik überwiegt der Compton-Effekt.

Die Aufnahme des Röntgen-Thorax hat im Vergleich zum Röntgen-Hemithorax eine geringere Strahlendosis. Der weiche Anteil der Strahlung kann vermindert werden, da er in den oberen Hautschichten absorbiert wird und somit nicht zur Bildqualität beiträgt.

Neben Knochenaufnahmen sind Mammographie-Aufnahmen ein weiteres Beispiel für die Verwendung von Weichstrahltechnik. Bei bereits energiearmer Röhrenspannung von 25-35 kV kann ein sehr guter Weichteilkontrast erzielt werden, da keine störenden Knochenstrukturen vorliegen. Der Mikrokalk ist dabei besonders gut abgrenzbar, da Calcium eine hohe Ordnungszahl besitzt.



Frage 30

Was für Strahlenschäden kennst Du? Was sind die Unterschiede?

Antwort

Man unterscheidet zwischen deterministischen und stochastischen Strahlenschäden.

 

Deterministische Strahlenschäden besitzen eine Schwellendosis; nimmt die Dosis zu, steigt auch die Ausprägung des Strahlenschadens. Meist treten deterministische Strahlenschäden akut innerhalb von Wochen nach Exposition auf (z.B. Hautrötung, Haarausfall, Knochenmarkstörungen).

 

Stochastische Strahlenschäden besitzen keine Schwellendosis. Sie treten zufällig auf; jedoch steigt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Strahlenschadens mit zunehmender Dosis. Meist treten stochastische Strahlenschäden nach einer längeren Latenzzeit nach Strahlenexposition auf (z.B. Krebs, Leukämie).




1. Deterministische Strahlenschäden besitzen eine Schwellendosis und treten häufig innerhalb von Tagen oder Wochen auf (z.B. Erythem der Haut).

2. Stochastische Strahlenschäden besitzen keine Schwellendosis und treten zufällig auf (z.B. Krebs).

Erwähnenswert ist, dass der Strahlen-induzierte Katarakt nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht mehr den deterministischen Strahlenschäden zugeordnet wird. Das bedeutet, dass auch bei geringer Organdosis der Augenlinse ein Strahlen-induzierter Katarakt auftreten kann, sodass insbesondere bei Schädel CT-Untersuchungen darauf geachtet werden sollte, dass die Augenlinse außerhalb des Strahlungsfeldes liegt. Dies gelingt z.B. mit der Gantry-Kippung oder mit einer entsprechenden Kopflagerung der Patient*innen („Kinn zur Brust“). 

Aktuell wird der Strahlen-induzierte Katarakt den stochastischen Strahlenschäden zugeordnet. Der Grenzwert der Augenlinse für beruflich Strahlen-exponierte Personen wurde auf 20 mSv/Jahr gesenkt (nach § 78 Strahlenschutzgesetz, vormals 150 mSv/Jahr).



Frage 34

Was sind die Hauptanwendungen, die für die zivilisatorische Strahlenbelastung in Deutschland verantwortlich sind?

Antwort

Die hauptursächliche zivilisatorische Strahlenbelastung wird durch die Anwendung radioaktiver Stoffe und ionisierender Strahlung in der Medizin, insbesondere in der Röntgendiagnostik hervorgerufen.

 

Den höchsten Anteil der medizinischen Strahlenexposition haben die Computertomographie und Angiographie/Interventionen.




Der Beitrag der Strahlenexposition durch Kernkraftwerke (z.B. durch Atombomben-Fallout, Tschernobyl) und sonstige kerntechnische Anlagen zur mittleren effektiven Dosis der Bevölkerung liegt unter einem Prozent der zivilisatorischen Strahlenexposition [Bundesamt für Strahlenschutz].

Den höchsten Anteil an der medizinischen Strahlenexposition hat wie oben beschrieben die Computertomographie. Dies liegt in der stetigen Zunahme der CT-Untersuchungen in den letzten Jahrzehnten (zwischen 2007 und 2016 Zunahme um ca. 45 Prozent).

CT-Untersuchungen tragen nur ca. 9% zur Gesamthäufigkeit bei, der Anteil an der kollektiven effektiven Dosis betrug im Jahr 2016 jedoch 67% [Bundesamt für Strahlenschutz].

Dies liegt unter anderem an der zunehmenden Verwendung von modernen Scannern, welche leistungsfähiger sind und sich technisch immer weiterentwickeln (u.a. Einführen der Spiral-Technik, Bolus-Tracking mit multiplen Kontrastmittelphasen).

Darüber hinaus wurden auch neue Untersuchungsmodalitäten wie das Kardio-CT erschlossen.

Den prozentualen Anteil der verschiedenen Untersuchungsarten an der Gesamthäufigkeit (links) und an der kollektiven effektiven Dosis (rechts) für das Jahr 2016 findest Du hier [Bundesamt für Strahlenschutz].





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Lauritz S.

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