o Kolonialismus gehört nicht zum Standardrepertoire der Allgemeinen Wirtschaftspolitik.
o Selbst im Zusammenhang der Außenhandelstheorien oder der „Internationalen Wirtschaftsbeziehungen“ ist die Befassung mit der Kolonialgeschichte und ihren Folgen nicht selbstverständlich.
o Die ökonomischen Theorien zur Erklärung der Vorteilhaftigkeit von offenem Außenhandel, von Freihandelsbeziehungen, internationaler Arbeitsteilung und Globalisierung sind – wie alle ökonomischen Modelltheorien – ohne Zeitbezug. Sie argumentieren komparativ-statisch, vergleichen einen „als gegeben betrachteten Ausgangspunkt“ vor einer Maßnahme mit dem Zustand nach der Maßnahme und ignorieren dabei die den Ausgangspunkt erklärenden Umstände.
o Zweifellos sind diese ökonomischen Theorien und Modelle historisch und kulturell eurozentrisch geprägt und transportieren damit womöglich Werte und Sichtweisen, die kritisch hinterfragt werden müssen
o Ein erster Gedankenanstoß: Werden Sie sich darüber klar, dass die ökonomische Konzentration auf die Suche nach pareto-superioren Lösungen kein Statement beinhaltet, die im Modell als gegeben betrachteten Ausgangssituationen wären in irgendeiner Weise moralisch, rechtlich oder politisch gerechtfertigt oder auch nur akzeptabel.
David Ricardo (1772-1823)
-Britischer Ökonom und Vertreter der klassischen Nationalökonomie - On the Principles of Political Economy and Taxation (1817)
o Äußerst erfolgreicher Börsenmakler
o Von Adam Smith inspiriert
-Theorie der komparativen Kostenvorteile – auf der das Ricardianische Außenhandelsmodell basiert
-Absolute Kostenvorteile (Adam Smith, 1776):
o Handel ist beiderseitig vorteilhaft, wenn jedes Land jeweils diejenigen Güter exportiert, die es kostengünstiger herstellen kann, als das andere Land (Arbeitsteilung über Ländergrenzen hinweg, sodass günstiger produziert werden kann)
o Diese Güter können gegen andere benötigte Waren eingetauscht werden, die das andere Land aufgrund von absoluten Kostenvorteilen günstiger produziert
-Komparative Kostenvorteile (David Ricardo, 1817):
o Handel ist auch dann beiderseitig vorteilhaft, wenn ein Land gegenüber dem Handelspartner bei keinem der gehandelten Güter einen absoluten Kostenvorteil hat, aber relative Kostenvorteile bestehen
o Relative Kostenvorteile hat ein Akteur gegenüber einem anderen Akteur dann, wenn er die Produktion eines Gutes kostengünstiger „bei sich selbst“ gegen die Produktion eines anderen Gutes eintauschen kann als der Handelspartner dies bei sich kann – mit anderen Worten: wenn seine Opportunitätskosten der Produktion eines Gutes geringer sind als die des Handelspartners.
-Vereinfachende Annahmen des folgenden Beispiels (2-2-1-Modell)
o 1. Einziger Produktionsfaktor: Arbeit
o 2. Knappes Budget: 100 h Arbeitszeit
o 3. 2 Akteure – 2 Güter
o 4. Keine Transaktionskosten
o 5. Abstraktion von protektionistisch motivierter Wirtschaftspolitik
==> relative Preise / Opportunitätskosten
==> Fleischmenge nach Tausch gleich gut, wie bei Autarkie – bei Kartoffeln haben beide jetzt 1 ½ kg mehr
==> 3kg Kartoffeln als Spezialisierungsgewinn – ausgehend vom Mittelgewinn, bekommen beide die Hälfte
o Das Ricardianische Außenhandelsmodell ist eine Erklärung des Außenhandels, das auf beiderseitige Vorteilhaftigkeit durch Spezialisierungsgewinne aufgrund komparativer Vorteile (relativer Preise) baut.
o Diese Vorteilhaftigkeit besteht auch dann, wenn eine Seite bei allen getauschten Waren absolute Kostennachteile aufweist.
o Ursache für komparative Kostenvorteile im Modell sind unterschiedliche relative Preise und mithin unterschiedliche Opportunitätskosten (im Beispiel unterschiedliche Arbeitsproduktivitäten).
o Spezialisierung und Handel auf Basis komparativer Kostenvorteile weiten die Konsummöglichkeiten aus, da insgesamt mehr produziert wird.
o Spezialisierung und Handel lohnen sich für beide Handelspartner, es geht weder um Mildtätigkeit, noch um Ausbeutung.
o Spezialisierung und Handel lohnen sich umso mehr, je verschiedener die Handelspartner sind.
o Eli Heckscher (1879‐1952) Schwedischer Ökonom und Wirtschaftshistoriker
o Bertil Gotthard Ohlin (1899-1979) Schwedischer Ökonom und liberaler Politiker Nobelpreis 1977
o Das Ricardianische Modell nutzt Arbeit als einzigen Produktionsfaktor und erklärt Handel durch komparative Kostenvorteile die auf Produktivitätsunterschiede zurückgehen (2-2-1-Modell)
o Eine realistischere Erklärung des Außenhandels berücksichtigt auch andere Produktionsfaktoren (Boden, Kapital, Bodenschätze, Humankapital, Umweltbedingungen etc.). (2-2-2-Modell)
o Das Heckscher‐Ohlin‐Modell ist ein Ansatz, der die Vorteilhaftigkeit des Außenhandels aufgrund der unterschiedlichen Faktorausstattung von Ländern erklärt.
o Wichtig für das Modell ist die Proportion der Verfügbarkeit der Faktoren („Faktorreichtum“) sowie die Proportion, in denen diese Faktoren in der Produktion verschiedener Güter eingesetzt werden („Faktorintensität“).
==> Heckscher-Ohlin-Modell auch „Faktorproportionentheorie“ genannt
Faktoreinsatzproportionen: Input-Kombinationen (1 Gut)
-Ein Produzent kann (bei gegebener Outputmenge = Menge bleibt die Gleiche) häufig zwischen unterschiedlichen Produktionstechnologien wählen, die unterschiedliche Faktoreinsatzverhältnisse beinhalten.
-Im Beispiel hat der Landwirt bei der Produktion des Gutes „Lebensmittel“ die Wahl, die Inputmengen der Faktoren Arbeit und Boden unterschiedlich zu kombinieren.
-Dabei wird er die Faktorpreise berücksichtigen.
Diese Grafik illustriert ein klassisches mikroökonomisches Thema, nämlich die optimalen Faktoreinsatzproportionen(oder auch: Faktorallokation) bei der Produktion eines Gutes — hier in einem landwirtschaftlichen Beispiel.
Y-Achse: Einsatz an Bodeneinheiten pro Kalorie (also z. B. Hektar Land pro produzierte Kalorie Lebensmittel)
X-Achse: Einsatz an Arbeitseinheiten pro Kalorie (z. B. Stunden Arbeit pro Kalorie Lebensmittel)
Die Isoquante zeigt alle Kombinationen von Boden und Arbeit, mit denen der Landwirt die gleiche Menge an Lebensmitteln produziert (z. B. die gleiche Kalorienmenge).
Mehrere Punkte auf dieser Kurve bedeuten: Der Landwirt kann wählen, ob er eher mehr Boden mit weniger Arbeit oder mehr Arbeit mit weniger Boden einsetzt.
Die Isokostenlinie zeigt alle Kombinationen von Boden und Arbeit, die für den Landwirtgleich viel kosten.
Die Steigung der Linie wird durch das relative Preisverhältnis der Faktoren (z. B. Arbeitslohn vs. Bodenpacht) bestimmt.
Die beiden markierten Punkte auf der Isoquante zeigen zwei verschiedene Input-Kombinationen, mit denen der Landwirt die gleiche Menge Lebensmittel produzieren kann.
Je nachdem, wo die Isokostenlinie liegt, wird der Landwirt eine andere Kombination wählen, um seine Kosten zu minimieren.
Er kann substituieren: Er kann sich entscheiden, mehr Arbeit einzusetzen, um z. B. den Ertrag pro Hektar zu steigern (intensive Landwirtschaft), oder mehr Boden einzusetzen, aber dafür weniger Arbeit (extensive Landwirtschaft).
Das Optimum liegt dort, wo sich die Isokostenlinie und die Isoquante tangieren — dort sind die Kosten minimal für die gegebene Produktionsmenge.
„Ein Landwirt kann Arbeitskraft in die Steigerung des Bodenertrags pro Bodeneinheit investieren, oder größere Mengen Boden einsetzen“
Das bedeutet:
Entweder investiert er mehr Arbeit pro Fläche, damit jede Hektare mehr Ertrag bringt, oder
er nutzt einfach mehr Fläche (mehr Boden), aber arbeitet dort weniger intensiv.
✅ Diese Grafik illustriert die Substituierbarkeit von Produktionsfaktoren bei der Erzeugung eines Gutes:
Der Landwirt kann verschiedene Faktorkombinationen wählen, um die gleiche Produktionsmenge zu erreichen (Isoquante).
Welche Kombination optimal ist, hängt von den Faktorkosten ab (Isokostenlinie).
Faktoreinsatzproportionen: Input-Kombinationen (2 Güter)
-Die Faktoreinsatzproportionen werden maßgeblich vom Faktorpreis‐Verhältnis bestimmt.
-Für unterschiedliche Güter bestehen entsprechende Beziehung für jedes einzelne Gut, die sich jedoch unterscheiden (können).
-Im Beispiel ist die Lebensmittelproduktion bodenintensiv, während die Textilproduktion arbeitsintensiv ist.
Diese Grafik zeigt, wie sich die Faktoreinsatzverhältnisse (Input-Kombinationen) in einer Volkswirtschaft gestalten, wenn zwei Güter produziert werden, abhängig von den relativen Preisen der Produktionsfaktoren.
X-Achse: Boden-Arbeits-Verhältnis ➔ Misst, wie viel Boden relativ zu Arbeit eingesetzt wird. (Rechts bedeutet: mehr Boden je Arbeitseinheit, links: mehr Arbeit je Bodeneinheit)
Y-Achse: Lohn-Pachtpreis-Verhältnis ➔ Misst, wie teuer Arbeit im Verhältnis zu Boden ist. (Höher: Arbeit relativ teuer, Boden relativ billig.)
Blaue Kurve: Faktoreinsatzverhältnis in Abhängigkeit vom Faktorpreisverhältnis bei der Textilproduktion. ➔ Zeigt, wie viel Boden pro Arbeitseinheit die Textilindustrie wählt, wenn sich das Lohn-Pachtpreis-Verhältnis ändert.
Rote Kurve: Faktoreinsatzverhältnis in Abhängigkeit vom Faktorpreisverhältnis bei der Lebensmittelproduktion. ➔ Zeigt das gleiche für die Lebensmittelproduktion.
Der Schnittpunkt mit einer horizontalen Linie bei y zeigt, dass bei diesem gegebenen Lohn-Pachtpreis-Verhältnis die Volkswirtschaft:
In der Textilproduktion ein Faktoreinsatzverhältnis von XTextil wählt.
In der Lebensmittelproduktion ein Verhältnis von XLebensmittel.
Daraus ergibt sich, dass Textilien relativ arbeitsintensiver (kleineres Boden-Arbeits-Verhältnis) und Lebensmittel relativ bodenintensiver (größeres Verhältnis) produziert werden.
Unterschiedliche Technologien und Produktionsfunktionen:
Textilien benötigen relativ mehr Arbeit als Boden.
Lebensmittel benötigen relativ mehr Boden als Arbeit.
Außerdem:
Wenn sich das Lohn-Pachtpreis-Verhältnis ändert, verschiebt sich der Punkt y nach oben oder unten und damit ändern sich die Faktoreinsatzverhältnisse.
✅ Diese Grafik illustriert:
Auch auf gesamtwirtschaftlicher Ebene hängen die Faktoreinsatzproportionen von den relativen Faktorpreisen(Löhne vs. Pachtpreise) ab.
Für verschiedene Güter (hier Textil und Lebensmittel) ergeben sich unterschiedliche Faktoreinsatzverhältnisse bei gleichem Preisverhältnis:
Textilien nutzen relativ mehr Arbeit,
Lebensmittel relativ mehr Boden.
Das ist ein zentrales Element der Heckscher-Ohlin-Theorie (Faktorproportionentheorem):
Volkswirtschaften spezialisieren sich (bzw. setzen für verschiedene Güter unterschiedlich viel Arbeit und Boden ein), abhängig von den relativen Faktorpreisen und den Faktorintensitäten der Produktionsprozesse.
-Bei gegebenen Güterpreisen wird das jeweilige Boden‐Arbeits‐Verhältnis für die zwei Güter durch die Faktorintensität bestimmt (Steigung der roten und blauen Linien).
-Anhand dieses Verhältnisses ergibt sich die optimale Allokationsentscheidung in der Volkswirtschaft so, dass alle Ressourcen eingesetzt werden (Schnittpunkt der Linien).
Sie illustriert, wie eine Nation ihre knappen Ressourcen (hier Arbeit und Boden) auf zwei Güter aufteilt: Textilien und Lebensmittel. Es geht um die Ressourcenallokation anhand der Inputkombinationen.
X-Achse (unten): Arbeitseinsatz in der Textilproduktion
Y-Achse (links): Bodeneinsatz in der Textilproduktion
Die oberen und rechten Achsen messen jeweils den verbleibenden Arbeitseinsatz und Bodeneinsatz, der in die Lebensmittelproduktion geht:
Oben: Arbeitseinsatz in der Lebensmittelproduktion (von rechts nach links)
Rechts: Bodeneinsatz in der Lebensmittelproduktion (von oben nach unten)
Blaue Linie: Zeigt das Faktoreinsatzverhältnis (Boden zu Arbeit) in der Textilproduktion. ➔ Steigung spiegelt wider, wie viel Boden pro eingesetzter Arbeitseinheit dort benötigt wird.
Rote Linie: Zeigt das Faktoreinsatzverhältnis in der Lebensmittelproduktion. ➔ Höhere Steigung: hier wird relativ mehr Boden pro Arbeitseinheitgebraucht als in der Textilproduktion.
Wenn du von links unten entlang der blauen Linie nach rechts gehst, siehst du, wie viel Arbeit und Boden für die Textilproduktion verwendet werden.
Gleichzeitig reduziert sich die verbleibende Menge an Boden und Arbeit, die für die Lebensmittelproduktion eingesetzt werden kann.
Diese verbleibenden Ressourcen sind oben und rechts dargestellt:
Je mehr Arbeit und Boden für Textilien verwendet wird, desto weniger bleibt für Lebensmittel übrig.
Die Nation muss entscheiden, wie sie ihre knappen Produktionsfaktoren (Arbeit und Boden) auf beide Sektoren aufteilt.
Die Faktoreinsatzverhältnisse in beiden Produktionen bestimmen, wie schnell die Ressourcen erschöpft werden, wenn mehr vom einen Gut produziert wird.
Hier zeigt sich klar:
Die Lebensmittelproduktion ist bodenintensiver (rote Linie hat steilere Steigung).
Die Textilproduktion ist arbeitsintensiver (flachere blaue Linie).
✅ Die Grafik illustriert die optimalen Faktoreinsatzproportionen und die Ressourcenallokation zwischen zwei Gütern auf Volkswirtschaftsebene, nämlich:
Wie verteilt eine Nation ihre knappen Ressourcen Arbeit und Boden zwischen Textil- und Lebensmittelproduktion?
Die unterschiedlichen Faktoreinsatzverhältnisse (Arbeits- vs. Bodenintensität) führen dazu, dass:
Die Textilproduktion überwiegend Arbeit bindet,
während die Lebensmittelproduktion überwiegend Boden bindet.
Diese Grafik passt perfekt in die Heckscher-Ohlin-Theorie, die sagt:
Länder spezialisieren sich auf die Produktion und den Export jener Güter, für deren Produktion ihre im Überfluss vorhandenen Faktoren relativ intensiv genutzt werden.
Ein Land mit viel Boden wird also tendenziell mehr Lebensmittel produzieren.
Ein Land mit viel Arbeit wird mehr Textilien produzieren
-In einem Land mit mehr Boden wird mehr vom bodenintensiven Gut hergestellt und entsprechend weniger vom arbeitsintensiven.
-Da dadurch auch Boden aus der verminderten Produktion des arbeitsintensiven Guts freigesetzt und in der Produktion des bodenintensiven Guts eingesetzt wird, steigt die Produktion des bodenintensiven Gutes überproportional zum höheren Bodenangebot („Einseitige Expansion der Produktionsmöglichkeiten“).
Sie zeigt detaillierter, wie sich eine Nation aufgrund ihrer Faktorausstattung für eine bestimmte Ressourcenallokation zwischen zwei Sektoren entscheidet.
Die gegenüberliegenden Achsen (oben & rechts) zeigen jeweils die verbleibenden Ressourcen, die für die Lebensmittelproduktion eingesetzt werden:
Oben: Arbeitseinsatz in der Lebensmittelproduktion
Rechts: Bodeneinsatz in der Lebensmittelproduktion
Blaue Linie:
Zeigt das Faktoreinsatzverhältnis in der Textilproduktion.
Relativ flach, d.h. Textilien sind eherarbeitsintensiv
Rote Linie:
Zeigt das Faktoreinsatzverhältnis in der Lebensmittelproduktion.
Relativ steil, d.h. Lebensmittelproduktion ist eher bodenintensiv
Die Pfeile verdeutlichen, dass:
Wenn mehr Arbeit und Boden in die Textilproduktion fließen, bleiben weniger Ressourcen für die Lebensmittelproduktion übrig (oben und rechts wird es enger).
Umgekehrt: wenn weniger Ressourcen für Textilien genutzt werden, stehen mehr für Lebensmittel zur Verfügung.
Die Volkswirtschaft muss sich entscheiden, wie sie ihre knappen Ressourcen Arbeit und Boden zwischen zwei Sektoren aufteilt:
Die Wahl des Produktionsniveaus von Textilien und Lebensmitteln bestimmt die Faktornutzung.
Aufgrund der unterschiedlichen Faktoreinsatzverhältnisse:
Textilien verbrauchen mehr Arbeit pro Bodeneinheit.
Lebensmittel verbrauchen mehr Boden pro Arbeitseinheit.
Das führt dazu, dass sich eine Nation (bzw. der Markt) typischerweise so spezialisiert, dass:
Arbeit stärker in Textilien gebunden wird,
während Boden stärker in der Lebensmittelproduktion gebunden wird
Diese Faktorkombinationen bestimmen letztlich das Produktions- und Handelsmuster eines Landes:
Hat ein Land viel Arbeit und wenig Boden, wird es eher Textilien produzieren (arbeitsintensiv).
Hat ein Land viel Boden, wird es mehr Lebensmittel produzieren (bodenintensiv).
Das ist ein zentraler Gedanke des Heckscher-Ohlin-Modells:
Länder exportieren Güter, deren Produktion den im Land reichlich vorhandenen Faktor intensiv nutzt.
-Heckscher‐Ohlin‐Theorem: Ein Land hat bei demjenigen Gut einen komparativen Vorteil (und wird dieses Gut bei Aufnahme von Außenhandel exportieren), das jenen Faktor intensiv nutzt, mit dem das Land relativ reichlich ausgestattet ist (reichlicher Faktor wird exportiert)
-Stolper‐Samuelson‐Theorem: Der Anstieg des relativen Preises eines Guts (infolge der Aufnahme von Handelsbeziehungen) führt zur Erhöhung der realen Entlohnung des Faktors, der in der Produktion dieses Guts intensiv genutzt wird. (Höhere Entlastung des reichlichen Faktors)
Ausgangssituation:
USA: Kapitalreich, hoher Bildungsstandard → Wettbewerbsvorteil bei kapitalintensiven Gütern (z. B. Maschinen, Flugzeuge)
Mexiko: Arbeitsreich (viele ungelernte Arbeitskräfte) → Wettbewerbsvorteil bei arbeitsintensiven Gütern (z. B. Textilien, einfache Fertigung)
Nach dem Abbau der Handelsbarrieren (z. B. durch NAFTA):
USA importieren mehr Textilien aus Mexiko, weil diese dort günstiger produziert werden.
Mexiko importiert mehr Maschinen aus den USA, da diese dort effizienter hergestellt werden.
Das Theorem besagt: Wenn ein Land beginnt zu handeln, profitiert der Produktionsfaktor, der im Überfluss vorhanden ist, während der knappe Faktor verliert.
In den USA:
Kapital ist im Überfluss → Kapitalbesitzer (z. B. Investoren, Unternehmer) profitieren.
Arbeit (v. a. gering qualifizierte Arbeit) ist relativ knapp → Niedriglohnarbeiter verlieren:
Löhne sinken.
Arbeitslosigkeit in arbeitsintensiven Branchen steigt.
In Mexiko:
Gering qualifizierte Arbeit ist im Überfluss → Diese profitiert:
Löhne steigen.
Nachfrage nach Arbeitskräften in Textilindustrie steigt.
Kapital ist knapp → Kapitalbesitzer verlieren relativ, da sie weniger wettbewerbsfähig gegenüber US-Produkten sind.
Das Stolper-Samuelson-Theorem erklärt, warum nicht alle innerhalb eines Landes vom Freihandel profitieren – auch wenn der Handel insgesamt vorteilhaft ist. Es liefert eine theoretische Grundlage für Verteilungswirkungen von Globalisierung und erklärt politische Widerstände gegen Freihandel (z. B. von Arbeitergruppen in Industrieländern).
-Faktorpreisausgleichstheorem (Lerner‐Samuelson‐Theorem): Der internationale Güterhandel führt unter bestimmten Bedingungen zu einem internationalen Ausgleich der Faktorpreise (Exportieren des reichlich vorhandenen Faktors, gleicht sich im internationalen Handel aus) (Güterhandel ersetzt Faktorwanderung)
Deutschland: Kapitalreich, technologisch hoch entwickelt
China (vor der wirtschaftlichen Öffnung): arbeitsreich, besonders viele niedrig qualifizierte Arbeitskräfte
Beide Länder produzieren zwei Güter:
Textilien (arbeitsintensiv)
Maschinen (kapitalintensiv)
Deutschland exportiert Maschinen nach China.
China exportiert Textilien nach Deutschland.
Das Theorem besagt: Durch Freihandel gleichen sich langfristig die Preise der Produktionsfaktoren (z. B. Löhne und Kapitalrenditen) in beiden Ländern an – auch ohne Faktorbewegungen wie Migration oder Kapitalexport.
In China:
Textilproduktion boomt, Nachfrage nach Arbeitskräften steigt → Löhne steigen
Maschinenimporte drücken auf die inländische Maschinenproduktion →geringere Kapitalrendite
In Deutschland:
Maschinenproduktion wächst → Nachfrage nach Kapital steigt, Kapitalrenditen steigen
Textilindustrie schrumpft, weniger Nachfrage nach einfachen Arbeitskräften → Löhne sinken
Löhne in China steigen, Löhne in Deutschland sinken → Näherung der Reallöhne.
Kapitalrendite in Deutschland steigt, Kapitalrendite in China sinkt → Näherung der Kapitalpreise.
Langfristig (!) führt der internationale Güterhandel also zu einem Faktorpreisausgleich, ohne dass ein Arbeiter oder Investor jemals das Land wechseln muss.
Das Faktorpreisausgleichs-Theorem setzt einige starke Voraussetzungen voraus, etwa:
Beide Länder produzieren beide Güter.
Technologie ist gleich.
Keine Transportkosten.
Vollständiger Wettbewerb.
In der Realität trifft das nur teilweise zu. Trotzdem zeigt das Theorem auf elegante Weise, wie Güterhandel indirekt zur Globalisierung der Faktormärkte führen kann
o Neben absoluten und komparativen Kostenvorteilen, können auch unterschiedliche natürliche Faktorausstattungen die Vorteilhaftigkeit von internationalem Handel erklären.
o Das Heckscher‐Ohlin‐Modell erklärt, warum Länder bei denjenigen Gütern einen komparativen Vorteil haben bzw. diejenigen Güter exportieren, bei deren Herstellung die Faktoren intensive Verwendung finden, die im Land reichlich vorhanden sind.
o Der Güterhandel substituiert (zum Teil) Faktorwanderung, indirekt werden durch den Güterhandel reichlich vorhandene Faktoren exportiert.
o Der Güterhandel führt so außerdem zu einer Erhöhung der Faktorentlohnung für den relativ reichlich vorhandenen Faktor und einer geringeren Entlohnung des relativ knappen Faktors als ohne Handel.
o Wie für das Ricardianische Modell gilt auch für das Heckscher‐Ohlin‐Modell: Spezialisierung und Handel lohnen sich umso mehr, je verschiedener die Handelspartner sind.
-Paul Krugman (*1953) US‐Amerikanischer Professor an der Princeton University
o Nobelpreis 2008
o Begründer der „Neuen Außenhandelstheorie“ sowie der „Neuen Ökonomischen Geographie“ – Geography and Trade
-Drei Fragen
o 1.Wie können wir erklären, dass der Welthandel sich vor allem zwischen Industrieländern abspielt?
o 2. Warum handeln Länder häufig die gleichen Güter miteinander (Intra‐Industrie‐Handel)?
o 3. Warum exportieren Länder häufig gerade diejenigen Güter, für die der Heimatmarkt schon sehr groß ist?
-Der Fokus der Erklärungen liegt hier auf steigenden Skalenerträgen (Heckscher-Ohmlin behandelt ausdrücklich gleichbleibende Skalenerträge)
-Steigende Skalenerträge können aus Spezialisierungsvorteilen resultieren, die wiederum zu einem großen Teil auf zufällige historische Kontexte einzelner Regionen zurückzuführen sind.
-Steigende Skalenerträge erklären umgekehrt auch Spezialisierung
-Arbeitsteilung und Spezialisierung führt zu fallenden Stückkosten und damit zu Größenvorteilen (d.h. anders ausgedrückt, steigenden Skalenerträgen)
==> Kosten pro Stück sinken
-Interne Skalenerträge:
o Größenvorteile auf Unternehmensebene (gegenüber anderen Unternehmen), vor allem aufgrund hoher Fixkosten (sind bei großem Unternehmen günstiger zu verteilen)
-Externe Skalenerträge:
o Vorteile der Konzentration einer Branche (sah schon Alfred Marshall 1920)
o 1. Spezialisierte Anbieter (bspw. ChemPark in Leverkusen)
o 2. Arbeitsmarkt‐Pooling (bspw. Silicon Valley)
o 3. Wissens‐Externalitäten (Spillover-Effekte)
==> Externe Skalenerträge können auch bei sehr kleinen Firmen auftreten!
-Steigende Skalenerträge: Bei einer Erhöhung des Faktoreinsatzes steigt die Produktionsmenge überproportional.
-Konstante Skalenerträge: Bei einer Erhöhung des Faktoreinsatzes steigt die Produktionsmenge proportional.
-Sinkende Skalenerträge: Bei einer Erhöhung des Faktoreinsatzes steigt die Produktionsmenge unterproportional.
-Annahme I: Es gibt eine Präferenz für Vielfalt (Konsumenten haben Zahlungsbereitschaft für: unterschiedliche Präferenzen oder Präferenz für Unterschiedlichkeit).
-Annahme II: Es gibt steigende Skalenerträge. Je größer eine Ökonomie, desto mehr unterschiedliche Güter werden von den Unternehmen produziert.
-Wenn nun 2 Länder, die in Präferenzen, Technologien & Größe identisch sind, aus Autarkie in Freihandel übergehen, wirkt dies, als ob sich ein Land in seiner Größe verdoppelt hat.
-Somit verdoppelt sich auch die Anzahl der unterschiedlichen Güter und jedes Land spezialisiert sich auf bestimmte Güter, um Skaleneffekte in der Produktion auszunutzen.
==> Die soziale Wohlfahrt wird erhöht, da Konsumenten von geringeren Produktionskosten und höherer Vielfalt profitieren
==> (1) Der integrierte Markt trägt mehr Unternehmen als jeder nationale Markt für sich, die Auswahl für die Konsumenten steigt.
==> (2) Jedes im Markt verbliebene Unternehmen produziert im integrierten Markt mehr Güter als im nationalen Markt und damit aufgrund von steigenden Skalenerträgen zu geringeren Stückkosten.
-Die „Neue Außenhandelstheorie“ kann erklären, warum sich der globale Handel zu einem großen Teil auf Handel zwischen Industrieländern konzentriert (Ähnlichkeit).
-Intra‐Industrieller Handel kann über eine Präferenz für Vielfalt auf Seiten der Konsumenten erklärt werden.
-Das Phänomen positiver Skaleneffekte bei denjenigen Unternehmen, die bereits bestimmte Investitionen getätigt haben, kann erklären, warum Nationen gerade diejenigen Güter exportieren, für die der Heimatmarkt bereits relativ groß ist (weil dort bereits Skalenerträge in der Produktion vorliegen).
-Das Modell kann nicht vorhersagen, welches Land sich auf welche Güter spezialisiert.
-Nach dieser Theorie müssen Handelspartner nicht unterschiedlich sein, um Vorteile aus internationalem Handel zu ziehen.
o Erklärt die Attraktivität des EU-Binnenmarktes, oder zwischen EU und USA oder EU und Japan
-Protektionismus beschreibt Bestrebungen, die eigene Wirtschaft bzw. einige Branchen vor dem internationalen Wettbewerb zu schützen.
-Tarifäre Handelshemmnisse
o Zölle, Exportsubventionen usw.
-Nicht‐tarifäre Handelshemmnisse
o Importquoten, Bürokratische Hürden usw.
-Protektionismus könnte theoretisch für eine Volkswirtschaft wohlfahrtsteigernd sein, wenn dadurch „Infant Industries“ (noch kleine Industrien) großgezogen werden können, die anschließend im internationalen Handel wettbewerbsfähig sind - Erziehungszollargument
-Protektionismus könnte theoretisch für eine Volkswirtschaft wohlfahrtsteigernd sein, wenn sie dadurch ihre „Terms of Trade“ verbessern kann.
-Praktisches Argument: Protektionismus kann unabhängig von den Gesamtwohlfahrtseffekten ein Instrument darstellen, die Interessen einzelner Akteure zu fördern (vgl. Rent‐Seeking – lohnt sich meist nur für gut organisierte Gruppen) und damit unter Umständen auch für Politiker interessant sein.
-Friedrich List (1789‐1846)
o Bedeutender deutscher Wirtschaftswissenschaftler
o Vorkämpfer für deutschen Zollverein und Eisenbahnwesen
-Dem Schutz von „Infant Industries“ liegt die Vorstellung zugrunde, dass bestimmte (junge) inländische Industrien erst dann international wettbewerbsfähig sind, wenn sie ausreichend gewachsen sind.
o dem Argument liegt also die Annahme steigender Skalenerträge zugrunde.
-List sieht die Möglichkeit und Notwendigkeit einer „nachholenden wirtschaftlichen Entwicklung“ und fordert zu ihrer Förderung u.a. vorübergehende „Erziehungszölle”
o … der Staat abschätzen muss, welche Branche schnell Skaleneffekte erzielen und wettbewerbsfähig werden kann.
o … dem potentiell wohlfahrtssteigernden Effekt Effizienzverluste gegenüber stehen, weil zunächst Handel verhindert wird.
o … Handelskriege entstehen könnten, die langfristig Wohlfahrtsgewinne durch Handel unterbinden.
o … für glaubwürdige Ankündigungen stabile Institutionen notwendig sind.
-Beeinflussung des Weltmarktpreises eines Importguts durch Steuerung der eigenen Nachfrage.
-Verbesserung des Tauschverhältnisses der exportierten und importierten Güter im Außenhandel
o … nur hinreichend große Länder den Weltmarktpreis überhaupt beeinflussen können.
o … der Erfolg einer „Terms-of-Trade“-Strategie grundsätzlich von der Anpassungsgeschwindigkeit der betroffenen Märkte abhängig ist.
o … dem potentiell wohlfahrtssteigernden Effekt Effizienzverluste gegenüberstehen, weil zunächst Handel verhindert wird.
o Das „Infant Industry“‐Argument setzt voraus, dass in der betreffenden Industrie schnelle Lernerfolge erzielt werden und sich der Einsatz von Erziehungszöllen trotz der Schlechterstellung der inländischen Konsumenten im Ergebnis lohnt.
o Das „Terms of trade“‐Argument greift nur für große Länder und setzt voraus, dass sich die Maßnahmen trotz der Schlechterstellung der inländischen Konsumenten im Ergebnis lohnen.
o Selbst wenn es theoretische Argumente gibt, die in besonderen Fällen Protektionismus aus der Sicht eines Landes vorteilhaft erscheinen lassen, handelt es sich politisch um ein Koordinationsproblem, wie es durch ein Gefangenendilemma dargestellt werden kann: Reagiert der Handelspartner durch entsprechende Gegenmaßnahmen, drohen beiderseitig schädliche Handelskriege.
o Protektionismus ist daher nur in eher unwahrscheinlichen Ausnahmefällen gesamtwirtschaftlich wohlfahrtsförderlich.
o Wesentlich wahrscheinlicher sind protektionistische Eingriffe als Resultat erfolgreicher Rent‐Seeking Aktivitäten der geschützten Branchen erklärbar
o Außenhandel erschließt in der Regel Effizienzgewinne und ist damit tendenziell vorteilhaft für die Beteiligten.
o Der Weg zur Erschließung dieser Effizienzgewinne durch Handel liegt demnach im Abbau von Handelsbarrieren und Maßnahmen zur wirtschaftlichen Integration.
o Dies kann über verschiedene Arten von Handelsabkommen und einheitliche Regelrahmen für länderübergreifenden Handel geschehen.
o Unterschiedliche internationale Institutionen spielen dabei in der Praxis eine wichtige Rolle.
-Freihandelsabkommen begründet eine Freihandelszone – freier Handel bei grenzüberschreitendem Warenverkehr
-Zollunion ist stärker integriert als Freihandelszone, weil sie auch nach außen geschlossen auftritt
-Binnenmarkt meint noch intensivere Integration – regelt auch noch mehr wirtschaftliche Aspekte als nur den Handelsverkehr
-Ideal wäre ein weltweites Handelsabkommen ohne Handelshemnisse – wohlfahrtsökonomisches Ideal (siehe Außenhandelstheorie)
-Handelsschaffung: Die Abschaffung von Einfuhrzöllen bewirkt, dass sich ausländische Waren verbilligen
==> Außenhandel wird begünstigt
-Handelsumlenkung: Drittländer, die nicht Teil der Zollunion sind, werden durch die Zollunion benachteiligt
==> Gefahr, dass eigentlich effizientere Produzenten aus Drittländern aufgrund der Zollbelastungen verdrängt werden
==> Zollunionen werden nur dann als effizient betrachtet, wenn die Effizienzgewinne durch Handelsschaffung Effizienzverluste durch Handelsumlenkung überkompensieren
==> Abwägen vonnöten, wenn Drittstaaten benachteiligt werden könnten
==> je nachdem wie hoch die Zölle sind, kann der der handelsumleitende Effekt greifen und die Wohlfahrt mindern
-Meistbegünstigung (Nicht-Diskriminerungs-Klausel)
o Handelspräferenzen, die ein Staat einem Anderen einräumt, sollen auch allen anderen Mitgliedstaaten eingeräumt werden (Ausnahmen für signifikante Fortschritte im Freihandel).
-Abbau von Handelshemmnissen
o Einmal festgelegte Maximalzölle dürfen nicht erhöht werden (Ausnahme: entsprechenden Senkungen in anderen Bereichen). Mengenbeschränkungen sind unzulässig – Zöllen dürfen nur gesenkt werden und somit mehr Freihandel ermöglichen
-Schlichtungsverfahren
o Bei Verletzung der Prinzipien kann die WTO Schlichtungsverfahren einleiten(keine verbindlichen Sanktionen, sondern Autorisierung zu Handelssanktionen) – birgt aber die Gefahr von Handelskriegen
-6 Motivbündel als wesentliche Triebkräfte:
o 1. Friedenssicherung
o 2. Zugehörigkeit zu einer Wertegemeinschaft
o 3. Steigerung des wirtschaftlichen Wohlstands
o 4. Mehr Einfluss in der Außen‐ und Sicherheitspolitik
o 5. Aussicht auf größeren Erfolg bei Lösung grenzüberschreitender Probleme
o 6. Wunsch nach guter Nachbarschaft im zusammenwachsenden Europa
==> Die primär politische Motivation diente als erster Ausgangspunkt für wirtschaftliche Integration (Seiteneffekt)!
-Art. 5 EUV: „[…] die Union [wird] in den Bereichen, die nicht in ihre ausschließliche Zuständigkeit fallen, nur tätig, sofern und soweit die Ziele der in Betracht gezogenen Maßnahmen von den Mitgliedstaaten weder auf zentraler noch auf regionaler oder lokaler Ebene ausreichend verwirklicht werden können, sondern vielmehr wegen ihres Umfangs oder ihrer Wirkungen auf Unionsebene besser zu verwirklichen sind.“
==> Grundsatz der Subsidiarität!
o Mit den 4 Grundfreiheiten sowie einheitlichen Gesetzen, Verordnungen und Normen ist der EU-Binnenmarkt mehr als eine reine Freihandelszone oder eine Zollunion.
o Nach außen hin abgegrenztes Wirtschaftsgebiet, mit freiem Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskräften und einer weitgehend einheitlichen Handelsrechtsordnung.
o Hoch entwickeltes und komplexes wirtschaftliches und rechtliches System.
o Ein Binnenmarkt kann ein nationaler Markt sein oder ein gemeinsamer Markt mehrerer politisch eigenständiger Staaten.
- 1.7.1987: „Einheitliche Europäische Akte“ (EEA)
-Am 1.1.1993 wurde das Projekt eines großen und einheitlichen Marktes innerhalb der EU „vollendet“ (EU-Mitgliedsstaaten, sowie Liechtenstein, Norwegen und Island)
-Mit einem BIP von über 15.000 Mrd. Euro handelt es sich um den größten Binnenmarkt der Welt.
==> Ca. 300 Rechtsakte, schon bis 1993 – kein einigungspolitischer Urknall
-Freier Warenverkehr (Herkunftslandprinzip – alle Waren in einem EU-Land im Angebot dürfen, mit den Regeln des Herkunftslandes in ein anderes Land eingeführt werden)
o Wegfall von Warengrenzkontrollen
o Harmonisierung unterschiedlicher Normen und Vorschriften, sog. nicht‐tarifärer Handelshemmnisse
o Gemeinsame Regelungen für Qualität und Beschaffenheit von Produkten, sowie für Sicherheitsstandards in der Produktion
o Harmonisierung unterschiedlicher Vorstellungen von Verbraucherschutz („Cassis-de-Dijon-Urteil“ von 1979, dt. Reinheitsgebot von 1987 gilt eben nur für deutsche Biere – italienisches Bier darf aber auch verkauft werden, auch wenn es dem Reinheitsgebot nicht entspricht)
o Angleichung der Mehrwertsteuersätze (Mindestgebot)
-Freier Personenverkehr („Unionsbürgerschaft“ im EU-Vertrag von 1993)
o Personen können innerhalb des Binnenmarktes überall frei reisen, leben, lernen und arbeiten.
o Keine Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt aufgrund von Nationalität
o Aufrechterhaltung von Rentenansprüchen trotz Tätigkeit im Ausland
o Länderübergreifende Anerkennung von Diplomen und Studienabschlüssen
-Freier Verkehr von Dienstleistungen
o Recht, Dienstleistungen innerhalb der Binnengrenzen anzubieten und zu konsumieren
o Suche nach präferenzgerechtestem Angebot einer Dienstleistung über Ländergrenzen hinaus
o Folge ist häufig eine Belebung des Wettbewerbs sowie folglich niedrigere Preise für die Konsumenten.
o Europäische Dienstleistungsrichtlinie: Verhinderung von Abwärts‐Wettlauf hinsichtlich Löhnen und sozialen Standards, indem lokale Gesetze des Landes gelten, in dem die Leistung erbracht wird (Erbringungslandprinzip, Verhinderung von Race-to-the-Bottom – gibt aber Ausnahmen wie bspw. Versicherungen, Finanzdienstleistungen und begrenzte Kabotage)
-Freier Kapitalverkehr:
o Wegfall von Beschränkungen im Zahlungsverkehr und von Mengenbegrenzungen bei der Ein‐ und Ausfuhr von Währungen
o Freier Zugang zu Finanzdienstleistungen in allen Mitgliedsstaaten
o Angebot von Finanzdienstleistungen insgesamt vielfältiger und preisgünstiger
o Europaweite Harmonisierungen zum Schutz des Sparers und zur Vereinfachung des Zahlungsverkehrs
o Gemeinsame Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Geldwäsche durch gemeinsame Vorschriften
-Abkommen mehrerer souveräner Staaten über die Nutzung einer gemeinsamen Währung und folglich auch einer gemeinsamen Währungspolitik.
-Multilaterale Währungsunionen beruhen auf einem gemeinsam implementierten supranationalen Vertrag.
-Unilaterale Währungsunionen entstehen durch eine einseitige Übernahme einer fremden Währung (z.B. Montenegro bindet sich durch Euroübernahme von Euro-Zone).
-Die Schaffung einer Währungsunion birgt sowohl Vor‐ (Stabilität) als auch Nachteile (keine eigenständigen Möglichkeiten der Konjunkturpolitik, mehr) für die beteiligten Staaten.
-Krönungstheorie:
o Vereinheitlichung der Wirtschafts‐ und Finanzpolitik der EU‐Staaten sowie wirtschaftliche Konvergenz als Voraussetzung für eine gemeinsame Währung als Krönung (langwieriger Konvergenzprozess vor Währungsunion)
o Die Einführung einer gemeinsamen Währung bildet den Abschluss der wirtschaftlichen Integration. Sie erfolgt also erst, wenn die wirtschaftliche Integration sehr weit fortgeschritten ist.
-Grundsteintheorie/ Lokomotivtheorie:
o Einführung einer gemeinsamen Währung führt (automatisch) zur Vereinheitlichung der Wirtschafts‐ und Finanzpolitik der Mitgliedsstaaten (Währungsunion treibt den Konvergenzprozess)
o Die gemeinsame Währung dient als Motor für die wirtschaftliche Integration. Sie bildet die Grundlage für die weitere Integration.
==> In der politischen Praxis hat sich in der EU die Grundsteintheorie durchgesetzt – Erfolg ist aber überschaubar
==> Unterschiedliche Voraussetzungen sowie uneinheitliche Wirtschaftspolitik führten allerdings zu enormen Handelsungleichgewichten und folglich zu äußerst unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen…
==> Ist die Bildung einer gemeinsamen Währungsunion vorteilhaft für einzelne Länder?
==> Währungsunionen sind im Saldo nur dann vorteilhaft, wenn die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital zwischen den Teilnehmerstaaten sehr mobil sind und die Länder auf den Wechselkursmechanismus verzichten können.
o 1. Preisniveaustabilität:
§ Die Inflationsrate darf während des letzten Jahres vor der Prüfungnicht mehr als 1,5 % über der Inflationsrate der drei EU‐Länder liegen, die auf dem Gebiet der Preisstabilität das beste Ergebnis erzielt haben.
o 2. Finanzlage des Haushalts:
§ Das Defizit darf 3 % des nationalen BIP und die Verschuldung 60 % des nationalen BIP nicht überschreiten.
==> Verschuldung liegt in Teilen aber weitaus höher
o 3. Wechselkursstabilität:
§ Das Land, das den Euro einführen möchte, muss mindestens zwei Jahre lang am Wechselkursmechanismus zwischen dem Euro und den Währungen der EU‐Länder, die den Euro nicht eingeführt haben, teilgenommen haben (WKM‐II).
o 4. Langfristige Zinssätze auf Staatsanleihen:
§ Der langfristige Zinssatz darf um nicht mehr als 2 Prozentpunkte über dem entsprechenden Satz in den drei Ländern des Euro‐ Währungsgebiets liegen, die das beste Ergebnis erzielt haben.
==> Konvergenzkriterien nicht immer konsequent durchgesetzt worden
o Probleme
§ Sehr unterschiedliche realwirtschaftliche Situationen in den einzelnen Mitgliedstaaten aber unilaterale Geldpolitik nicht möglich
§ Faktormobilität evtl. nicht ausreichend für einen optimalen Währungsraum
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