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Umweltfernerkundung - EO College

JW
by Julius W.

Grüne Vegetation

Die Absorptionsmerkmale von Vegetation sind überwiegend sehr ähnlich, sogar zwischen verschiedenen Pflanzenarten, weil die der Absorption zugrundeliegenden molekularen Mechanismen in verschiedenen Substanzen der Pflanzen zu finden sind (z. B. O-H-Bindung in Wasser, Zellulose und Stärke). Daher sind eindeutige Zuordnungen von Absorptionsbändern und molekularen Prozessen schwer zu treffen. Außer den Blattpigmenten (z.B. Chlorophyll und Carotinoide) kommen viele der biochemischen Pflanzenstoffe nur in geringen Konzentrationen vor, so dass nur minimale Absorptionsbänder gemessen werden. Darüber hinaus gibt es vielfältige Streuprozesse am Blatt (Mesophyll), an der Pflanze und in der Baumkrone, die die Form der Absorptionsbänder bestimmen.


Im Allgemeinen hat die spektrale Reflexionskurve gesunder grüner Vegetation ein lokales Maximum im sichtbaren (VIS) Teil des elektromagnetischen Spektrums, bedingt durch die Blattpigmente: Chlorophyllpigmente absorbieren selektiv blaues (400-500 nm) und rotes (600-700 nm) Licht für die Photosynthese und weniger grünes Licht (500-600 nm), was zu einer “grünen Spitze (green peak)” und dem grünen Aussehen gesunder Vegetation für das menschliche Auge führt. Andere Pigmente wie Carotinoide und Xanthophylle haben eine starke Absorption im blauen Wellenlängenbereich (400-500 nm) und sind für die verschiedenen Blattfarben verantwortlich.

Die spektrale Reflexionskurve steigt zum Nahinfrarotbereich (NIR) hin stark an. Im NIR (700-1300 nm) ist die Blattabsorption durch Pigmente und andere Bestandteile gering und die meiste Energie wird je nach den strukturellen Merkmalen des Blattes reflektiert, was zu einem hohen Plateau führt.

Der Bereich zwischen rotem (VIS) und nahinfrarotem Licht ist durch einen steilen Anstieg gekennzeichnet, der als “red edge” bezeichnet wird und bei der Erkennung von Pflanzenstress verwendet wird. Der Reflexionsgrad von gestresster Vegetation ist im Allgemeinen im VIS-Bereich höher und im Infrarotbereich niedriger als bei gesunder Vegetation. Außerdem kommt es im roten Randbereich des Spektrums zu einer Abflachung sowie Verschiebung hin zu kürzeren Wellenlängen.

Der SWIR-Bereich (1300-2500 nm) wird von der Wasserabsorption dominiert. Ein Anstieg des Feuchtigkeitsgehalts der Blätter führt zu einer allgemeinen Abnahme des Reflexionsgrads, insbesondere im NIR- und SWIR-Bereich, begleitet von einer Zunahme (Tiefe, Breite) der Wasserabsorptionsmerkmale bei 1400 nm und 1900 nm.

Das Spektrum der EM-Strahlung

Elektromagnetische Energie breitet sich in Wellen aus und umfasst ein breites Spektrum von z.B. sehr kurzwelligen UV-Strahlen bis zu den sehr langen Mikrowellen. In der Fernerkundung wird diese Energie üblicherweise durch ihre Wellenlänge beschrieben, meist angegeben in Mikrometern [µm] oder Nanometern [nm]. Das menschliche Auge kann nur einen kleinen Teil dieses Wellenlängenspektrums, das sichtbare Licht (englisch: Visible light, VIS), wahrnehmen. Wie du in der Grafik unten sehen kannst, nutzen optische Sensoren meist den Spektralbereich zwischen ca. 350 und 2500 nm. Der Bereich des für den Menschen sichtbaren Lichts (VIS) reicht von 380 bis 780 nm und umfasst die Farben Violett, Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot. Auf das sichtbare Licht folgen die infraroten Wellenlängen (IR), die in nahes Infrarot (NIR, 700 – 1300 nm*), kurzwelliges Infrarot (englisch shortwave infrared, SWIR, 1300 – 3000 nm*), mittleres Infrarot (MIR) und thermales Infrarot (TIR) unterteilt sind, gefolgt von langwelligen Wellenlängen wie Mikrowellen und Radiowellen.


Die Strahlung wird von der Atmosphäre auf viele verschiedene Arten beeinflusst, die von der Wellenlänge abhängen: Die Sonne strahlt mit der höchsten Intensität im sichtbaren Bereich, während gleichzeitig die atmosphärische Durchlässigkeit am höchsten ist. Bei größeren Wellenlängen ist die Durchlässigkeit auf enge Bereiche reduziert. Dazu gehören die durchlässigen Bereiche im thermalen Infrarot, durch die die Erde Strahlung in den Weltraum abgibt. Auch im Mikrowellenbereich ist die Atmosphäre fast vollständig durchlässig. Da hier die Strahlung von Sonne und Erde gering ist, kann dieser Bereich von aktiven Radarsystemen genutzt werden. Kürzere Wellenlängen wie das UV werden von der Atmosphäre fast vollständig absorbiert und sind daher für die Fernerkundung, die sich auf die durchlässigen Bereiche (atmosphärische Fenster) konzentriert, vernachlässigbar.



Was ist Streuung?

Atmosphärische Streuung beschreibt die Streuung von Strahlung in der Atmosphäre durch Partikel. Sie bezieht sich auf eine Richtungsänderung der elektromagnetischen Strahlung, die nicht vorhersehbar ist (im Gegensatz zur Reflexion). Die Streuung ist eine Funktion (1) der Wellenlänge der einfallenden Strahlung und (2) der Größe der streuenden Teilchen:

Unter Rayleigh-Streuung (Streupartikel < Wellenlänge) versteht man die diffuse Streuung elektromagnetischer Wellen an winzigen Partikeln oder Molekülen (wie Stickstoff oder Sauerstoff), deren Durchmesser viel kleiner ist als die Wellenlänge. Da die Streuung umso stärker ist, je kürzer die Wellenlänge ist (die kürzesten Wellenlängen sind blau), ist die Rayleigh-Streuung dafür verantwortlich, dass der Himmel blau erscheint.

Die Mie-Streuung (Streupartikel ~ Wellenlänge) wird durch Partikel in der Atmosphäre verursacht, deren Durchmesser größer ist als die Wellenlänge der einfallenden Strahlung, wodurch längere Wellenlängen betroffen sind. Partikel, die Mie-Absorption verursachen, werden als Aerosole bezeichnet und umfassen beispielsweise Meersalz, Staub, biologische Stoffe, Sulfate, Nitrate usw., die durch Verdunstung, industrielle Verschmutzung, (Wald-)Brände und Vulkanausbrüche entstehen.

Nicht-selektive Streuung (Streupartikel > Wellenlänge) wird durch Wasserdampf- oder Eispartikel verursacht, die > 10-mal so groß sind wie die Wellenlänge der einfallenden Strahlung. Alle Wellenlängen werden gleich gut gestreut. Diese Streuung tritt am dichtesten an der Erdoberfläche auf.






Räumliche Auflösung


Metriken zur Beschreibung der räumlichen Auflösung Angepasst von Schowengerdt (2007). EnMAP-Satellitenbild angepasst mit Genehmigung der Raumfahrt-Agentur des DLR

Die räumliche Auflösung ist ein Maß für das kleinste Bodenmerkmal, das von einem Sensor aufgelöst werden kann. Da ihre Beschreibung nicht so einfach ist, gibt es eine Vielzahl von Maßstäben:

  • Das momentane Sichtfeld (instantaneous-field-of-view, IFOV) ist der Bereich der Einfallswinkel, die von einem einzelnen Detektorelement gesehen werden. Die entsprechende Bodenabdeckung (bodenprojizierter Instantaneous-Field-of-View, GIFOV), definiert in Metern, hängt von der Satellitenhöhe ab und variiert mit dem Sichtwinkel.

  • Der Bodenabtastabstand (ground sampling distance, GSD) ist der Abstand zwischen den Pixelzentren am Boden und daher mehr oder weniger identisch mit dem GIFOV, obwohl die GSD mathematisch gesehen ein Liniensegment und das GIFOV eine Fläche ist. Der GSD wird auch als räumlicher Abtastabstand (SSD) oder Bodenabtastintervall (GSI) bezeichnet.

  • Die genaueste Art, die räumliche Auflösung eines bildgebenden Instruments zu beschreiben, ist die Modulationsübertragungsfunktion (modulation transfer function, MTF), die die Menge des vom Objekt auf das Pixel übertragenen Kontrasts quantifiziert. Die MTF entspricht der Magnitude der optischen Transferfunktion (OTF), die wiederum definiert ist als die Fourier-Transformierte der Punktstreufunktion (PSF).

Die räumliche Auflösung in Querrichtung (Across-Track, ACT) und in Längsrichtung (Along-Track, ALT) wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst (z.B. Integrationszeit, Schmiereffekte) und ist daher nicht unbedingt identisch, obwohl dies natürlich das gewünschte Ergebnis des Instrumentendesigns ist.

Da Pixel in Bildern in der Regel als Rechtecke dargestellt werden, wird die räumliche Auflösung eines Sensors oft mit z.B. 30 m x 30 m (im Falle von EnMAP) angegeben. Dabei handelt es sich um einen Mittelwert, da dieser von der Entfernung zwischen Sensor und Erde, der Sensorgeschwindigkeit und der FOV/Off-Nadir-Ausrichtung abhängt. In der interaktiven Grafik kannst du die Szene in 30 m (z. B. Landsat, EnMAP), 10 m (z. B. Sentinel-2) und 1 m (Luftbildsensor) Auflösung* betrachten.

*Je nach Gerät kann die höchste Auflösung ungenauer als 1 m x 1 m erscheinen. Du kannst versuchen, den Eindruck zu verbessern, indem du die Grafik im Vollbildmodus anzeigst.

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Julius W.

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