Was ist Lernen?
(zusammengefasst)
Lernen = relativ dauerhafte Verhaltensänderung (oder Potenzial) durch Erfahrung
Keine Reifung (biologische Entwicklung) und keine kurzfristigen Zustände (z. B. Müdigkeit)
Kompetenz ≠ Performanz: Gelerntes zeigt sich nicht immer sofort im Verhalten
Was ist Lernen im psychologischen Sinn?
Eine relativ dauerhafte Veränderung im Verhalten oder Verhaltenspotenzial eines Organismus aufgrund von Erfahrung – keine Folge von Reifung oder kurzzeitigen Zuständen.
Was bedeutet „Kompetenz ≠ Performanz“ im Lernkontext?
Kompetenz ist das Gelernte (Potenzial), Performanz ist die Ausführung. Man kann etwas gelernt haben, ohne es gerade zeigen zu können.
Inwiefern ist Lernen erfahrungsbasiert?
Nur durch Interaktion mit der Umwelt und deren Konsequenzen entstehen bleibende Verhaltensänderungen – keine automatische Entwicklung wie Reifung.
Welche Rolle spielt das Gedächtnis beim Lernen?
Lernen ist eng mit Gedächtnis verbunden, da Erfahrungen gespeichert und für zukünftiges Verhalten nutzbar gemacht werden.
Lernen ist eine Schlüsselkompetenz für Anpassung und Überleben. Es befähigt Organismen, aus Erfahrung zu handeln. Welche Bereiche sind das? (6)
Anpassungsfähigkeit: Verhalten an Umweltveränderungen anpassen
Gefahrenerkennung: Überleben sichern
Ressourcennutzung: Nahrung, Schutz etc. effizient finden
Soziales Verhalten: Koordination, Normen, Kooperation
Fortpflanzungserfolg: Partnerwahl, Elternkompetenzen
Kognitive Entwicklung: Denkfähigkeit, Problemlösen, Wissen
Anwendung von Lerntheorien (Wo?)
Grundlegende Lerntheorien (v. a. behavioristische Modelle wie klassische und operante Konditionierung) werden praktisch angewendet in:
Psychotherapie (z. B. Angstverhalten verlernen)
Verhaltenstherapie (z. B. Konfrontation bei Phobien)
Verhaltensformung (Shaping): Schrittweise Aufbau komplexen Verhaltens
Rehabilitation (nach Schlaganfall, Trauma etc.)
Schule / Bildung (Lernstrategien, Motivation, Verstärkung)
Arbeitswelt (Trainings, Gewohnheiten, Leistungsaufbau)
Was ist explizites Lernen?
Bewusstes, instruiertes und verbalisierbares Lernen – z. B. Vokabellernen oder Lernen mit Lernplan.
Worin unterscheiden sich intentionales und inzidentielles Lernen?
Intentionales Lernen ist absichtlich geplant, inzidentielles Lernen geschieht unbeabsichtigt und nebenbei.
Was ist implizites Lernen?
Lernen, das unbewusst und nicht verbalisierbar abläuft – z. B. unbewusstes Erkennen von Mustern oder grammatikalischen Regeln.
Nenne ein Beispiel für implizites Lernen aus einem Experiment. (Sequenzlernen)
Beim Sequenzlernen (Nissen & Bullemer) reagieren Versuchspersonen schneller auf regelmäßige Lichtfolgen, obwohl sie sich keiner Regel bewusst sind.
Was ist latentes Lernen?
Lernen, das stattfindet, aber nicht direkt im Verhalten sichtbar ist – das Gelernte wird erst später bei passender Gelegenheit gezeigt.
Welche Arten von Lerninhalten gibt es?
Verbales (z. B. Sprache), nicht-verbales (z. B. Gesichtserkennung) und motorisches Lernen (z. B. Radfahren).
Welche unterschiedlichen Reize und Stimuli gibt es im Pawlowschen Experiment?
Begriff
Bedeutung
US
Unkonditionierter Stimulus (z.B. Futter)
UR
Unkonditionierte Reaktion (z.B. Speichel)
NS
Neutraler Stimulus (z.B. Glocke vor dem Lernen)
CS
Konditionierter Stimulus (Glocke nach dem Lernen)
CR
Konditionierte Reaktion (Speichelfluss auf Glocke)
Was ist der Unterschied zwischen einem US und einem CS?
US ist ein natürlicher, biologisch wirksamer Reiz (z. B. Futter), CS ist ein ehemals neutraler Reiz (z. B. Glocke), der durch Lernen die gleiche Reaktion auslöst.
Was versteht man unter Reizsubstitution?
Ein neutraler Reiz übernimmt durch Assoziation mit einem biologisch bedeutsamen Reiz die Funktion dieses Reizes und löst dieselbe Reaktion aus.
Was passiert bei Extinktion?
Wenn der CS (z. B. Glocke) mehrmals ohne US (Futter) dargeboten wird, nimmt die CR (Speichelfluss) ab.
Was ist Spontanerholung in der klassischen Konditionierung?
Nach einer Pause nach Extinktion kann die CR vorübergehend wieder auftreten, auch ohne erneute Kopplung mit dem US.
Was ist Reizgeneralisierung?
Wenn ein Reiz, der dem CS ähnlich ist, ebenfalls eine CR auslöst (z. B. ähnlicher Ton → Speichelfluss).
Was ist Reizdiskrimination?
Der Organismus lernt, zwischen verschiedenen Reizen zu unterscheiden – CR tritt nur bei dem Reiz auf, der regelmäßig mit dem US gekoppelt wurde.
Was beschreibt das CS–US-Intervall?
Den zeitlichen Abstand zwischen CS und US – am effektivsten ist eine kurze Zeitspanne, bei der der CS vor dem US kommt.
Warum ist die zeitliche Kontiguität für klassisches Konditionieren wichtig?
Weil eine enge zeitliche Nähe zwischen CS und US nötig ist, damit eine stabile Assoziation entsteht.
Was ist Reizgeneralisierung in der klassischen Konditionierung?
Die Tendenz, auf Reize, die dem konditionierten Stimulus ähnlich sind, ebenfalls mit der konditionierten Reaktion zu reagieren.
Die Fähigkeit, zwischen einem konditionierten Stimulus und ähnlichen, aber nicht verstärkten Reizen zu unterscheiden.
Wie wird Reizdiskrimination erlernt?
Durch wiederholte Darbietung eines ähnlichen Reizes (CS−), der nicht mit dem US gekoppelt ist → keine CR mehr auf CS−.
Was zeigt das „Little-Albert“-Experiment?
Dass emotionale Reaktionen wie Angst durch klassische Konditionierung auf neutrale Reize übertragbar sind.
Was ist ein ethisches Problem beim Little-Albert-Experiment?
Es wurde keine Extinktion durchgeführt – Albert blieb möglicherweise dauerhaft verängstigt.
Was bedeutet emotionale Reizgeneralisierung?
Eine emotionale CR (z. B. Angst) überträgt sich auf ähnliche Reize, obwohl sie nie direkt mit dem US gekoppelt wurden.
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