Welche Gesellschaftsstände gab es in der Kaiserzeit
Wer waren die Sklaven
Sklaven – servi (Sg.: servus bzw. serva)
Sklaven bilden die unterste Stufe der
römischen Gesellschaft, sie sind …
• sind rechtlos
• gelten vor dem römischen Recht als Sache, die verkauft und vererbt werden konnte
• dürfen ohne rechtliche Konsequenzen eingesperrt und körperlich bestraft werden
• dürfen keine Verträge abschließen
• (dürfen kein Eigentum besitzen)
• dürfen keine Ehe eingehen
• tragen nur einen einfachen Namen (z.B. nur Secundus kein Familienname)
Wie wurde man Sklave in römischer Zeit
Kriegsgefangene
Angehörige stark verschuldeter Familien
Ausgesetzte Kinder
Wie wurden Sklaven eingesetzt
Sklaven werden nach ihren Fähigkeiten eingesetzt
im Haushalt
in Handwerksbetrieben
in der Landwirtschaft
in Steinbrüchen oder in den Minen
Kluge und zuverlässige Sklaven konnten aufsteigen
zu Verwaltern
zu Erziehern
zu Sekretären in Privathäusern
oder Karriere im Staatdienst machen
Wann wurden Sklaven freigelassen
Häufig wurden Sklaven im Alter von ~30 bis 40 Jahren als Anerkennung für ihre Dienste von ihrem Herrn (dominus) freigelassen
Auch eine testamentarische Freilassung nach dem Tod des Herrn kam bei römischen Sklaven oft vor
Wer waren Freie minderen Rechts
peregrine (Ausländer)
liberti (freigelassene)
wer sind liberti
Freigelassene (liberti) sind ehemalige Sklaven, die von ihrem Herrn freigelassen wurden
Die Freilassung konnte zu Lebzeiten des Herren oder testamentarisch erfolgen
Mit der Freilassung erhielt der Sklave den Vor- und Familiennamen seines Herrn zusätzlich zu seinem eigenen Namen
Ein libertus erhielt zudem eingeschränktes römisches Bürgerrecht
• Darf keine politischen Ämter ausüben
• Darf keine Angehörigen des Ritter- oder Senatorenstandes heiraten
• Mussten keinen Militärdienst leisten
• Dürfen Verträge abschließen und Geschäfte führen und Besitz erwerben
• Dürfen heiraten und eine legale Familie gründen (erst seit Augustus)
• Die Kinder oder Enkel von Freigelassenen werden zu „gleichberechtigten“ Bürgern
→ Kann denselben Reichtum wie die höheren Gesellschaftsschichten erlangen aber nicht deren Standeszugehörigkeit oder deren Ansehen
Wie konnten Freigelassene Reichtum erlangen
Freigelassene konnten durch Erbschaft oder Geschäftstüchtigkeit großen Reichtum erlangen
Finanzierten öffentliche Bauwerke oder richteten Spiele aus, um sich Geltung und Ansehen zu verschaffen → Euergetismus
Was ist Euergetismus
Euergetismus (griech. Euergétēs: Wohltäter)
• Euergetismus = Herrschaft durch demonstrative Wohltätigkeit
• Bezeichnet eine Praxis, bei der reiche Privatpersonen versuchen durch großzügige Spenden (Stiftung von Spielen, Getreidespenden, Errichtung öffentlicher Bauten usw.) ihren Führungsanspruch in der jeweiligen Gemeinde zu unterstreichen und dadurch größeren politischen Einfluss zu gewinnen
• Stellt in der Kaiserzeit die Basis gesellschaftlicher Reputation und Macht dar
wurden Freigelassene tatsächlich vollwertige Mitglieder der höheren Gesellschaft
Nur selten werden Freigelassene aber tatsächlich vollwertige Mitglieder der höheren Gesellschaft
Die völlige Integration in Gesellschaft und Politik blieb ihnen versagt
Ihren Kindern und Enkeln haftete wahrscheinlich der „Makel ihrer Herkunft“ an
Wer waren Peregrini
peregrinus/ peregrina: Bewohner des Römischen Reichs ohne vollwertiges Bürgerrecht
Zweigliedriger Name: Rufname + Name des Vaters im Genitiv
(z.B. Aiucco Leubasni)
Besitzen nur eingeschränktes Bürgerrecht
Unterliegen härterer Rechtsprechung als römische Bürger
benötigen für gerichtliche Prozesse, Handels- und Bodengeschäfte sowie die Heirat mit römischen Bürgern einen Rechtsbeistand
Müssen neben Vermögenssteuer auch eine Kopfsteuer an den Staat zahlen
kein Wahlrecht in Rom
konnten nicht in den Ritter- oder Senatorenstand aufsteigen
Freie Berufswahl
Stellen im 1. und 2. Jahrhundert größte Gesellschaftsschicht der freien Reichsbewohner dar
Was ist die Constitutio Antoniniana
Im Jahre 212 n. Chr. werden mit der Constitutio Antoniniana des Kaisers Caracalla alle Einwohner des Reiches römische Bürger
Welche Vergünstigungen hatte das römische Bürgerrecht (civitas Romana)
Mit dem römischen Bürgerrecht gingen zahlreiche Privilegien und Vergünstigungen einher:
• Wahlrecht in der Volkversammlung
• Das Recht sich für ein Amt zur Wahl zu stellen (ius honorum)
• Das Recht rechtskräftige Geschäfte abzuschließen (ius commercii)
• Das Recht auf Heirat mit einem römischen Bürger (ius conubii)
• Befreiung von lokalen Steuern
• Möglichkeit vor Gericht zu klagen
• Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren
• Dürfen nicht gefoltert und nur bei Hochverrat zu Tode verurteilt werden
• Recht die Toga zu tragen
• Das Recht die tria nomina zu führen
Was war die Tria Nomina
Seit der späten Republik galt für römische Bürger die Vorschrift einen dreiteiligen Namen (tria nomina) zu führen
Nichtbürger, wie Ausländer (peregrini), Freigelassene und Sklaven durften keinen solchen Namen führen
tria nomina = Privileg und Erkennungszeichen des römischen Bürgers
• Die tria nomina besteht aus drei Namensbestandteilen:
1. Dem Vornamen (praenomen)
2. Dem Familiennamen (nomen gentile) mit der Endung -ius
3. Dem Rufnamen (cognomen) (seit 200 v. Chr.)
Beispiel -> Caius Iulius Caesar
Aus welchen Bestandteilen besteht die tria nomina
Praenomen (Vorname)
Nomen gentile (Familienname, u.a am -ius zu erkennen)
Cognomen (Rufname)
Welche Elemente gehörten auch zur vollständigen Namensnennung
der Vatername/Filiation (z.B. Marci filius: Sohn des Marcus) zum Beweis der freien Geburt
und die Nennung der tribus (Stimmbezirk)
Beispiel:
Quintus -> praenomen
Valerius -> nomen gentile
Quinti filius -> Filiation
Oufentina -> Tribusangabe
Virilio -> cognomen
Quintus Valerius Virilio, Sohn des Quintus, aus dem Stimmbezirk Oufentina
Welche Namen nahmen Sklaven nach ihrer Freilassung an
Sklaven behielten bei ihrer Freilassung ihren einfachen Sklavennamen als cognomen und nahmen das praenomen und das nomen gentile des ehemaligen Besitzers an.
Anstelle des Vaternamens erfolgte die Angabe des ehemaligen Herrn (Pseudo-Filiation) z.B. Marci libertus– Freigelassener des Marcus
Lucius -> praenomen
Ferridus -> nomen gentile
Balbi libertus -> Pseudo-Filiation
Felix -> cognomen
Welche Möglichkeiten gab es zur Erlangung der Bürgerrechts
Durch die Geburt in eine Familie die das römischen Bürgerrecht inne hatte
Durch 25 Jahre Dienst im römischen Heer
Durch Verleihung des Bürgerrechts an Einzelpersonen oder Personenverbände (z.B. den Einwohnern einer Gemeinde) durch den Statthalter oder den Kaiser
Durch Ausübung munizipaler Ämter in Gemeinden latinischen Rechts (Stichwort: Euergetismus)
Sklaven erlangten durch Freilassung das Bürgerrecht, waren rechtlich aber schlechter gestellt als freigeborene, römische Bürger
Was war der römische Ritterstand
Die Ritter (equites)
• Der Ritterstand (ordo equester) war die zweithöchste
Gesellschaftsschicht
• Besitzt das volle römische Bürgerrecht
• Der Begriff eques (lat. Reiter bzw. Ritter, Pl.: equites ) stammt aus einer Zeit, als sich nur die reichsten Bürger ein Pferd (equus) leisten und im Heer als Reiter dienen konnten
• Voraussetzung für die Aufnahme in den Ritterstand war ein Mindestvermögen von 400.000 Sesterzen
In der Kaiserzeit erfolgte auch die Aufnahme in den Ritterstand durch den Kaiser → starke Bindung dieser Schicht an den Kaiser; die Ritter übernahmen daher wichtige Posten im Heer und in der Zivilverwaltung (z.B. Statthalter aus dem Ritterstand)
Wie entstand die ritterliche Ämterlaufbahn
Unter Kaiser Augustus entsteht erstmals eine geregelte Ämterlaufbahn für den Ritterstand
→ der Ritterstand soll zum Gegenpol für den Senatorenstand avancieren
Anfangs bildet der ritterliche cursus honorum noch keine starre Ämterabfolge, sondern eine recht flexible Ämterlaufbahn, in der persönlicher Einsatz und große Verdienste im politischen und militärischen Bereich honoriert werden
Im Laufe des 1. Jh. n. Chr. pendelt sich eine etwas striktere Ämterabfolge ein, die tres militiae
Was sind die tres militae
1. militia prima (mit 17-20 Jahren):
Kommandant (praefectus cohortis quingenariae) einer 500 Mann starken Hilfstruppenkohorte
2. militia secunda (mit 20-23 Jahren):
Kommandant (tribunus cohortis milliariae) einer 1000 Mann starken Hilfstruppenkohorte oder Tribun einer Legion (tribunus militum legionis)
3. militia tertia (mit 23-26 Jahren):
Kommandant einer 500 Mann starken Reitereinheit (praefectus alae quingenariae)
Häufig endete nach den tres militiae die ritterliche Laufbahn bereits
Besonders begabte Offiziere erhielten ab dem 2. Jh. n. Chr. die Möglichkeit zu einem vierten Militärdienst (militia quarta) als Kommandant einer 1000 Mann starken Reitereinheit (praefectus alae milliariae)
Welche Ämter konnten nach den tres oder quarta militae bekleidet werden
Nach den tres oder quarta militiae konnten geeignete Kandidaten als Prokuratoren (procuratores) oder Präfekten (praefecti) Ämter im gehobenen Verwaltungsdienst bekleiden z.B. als …
• Verwalter des kaiserlichen Privatvermögens
• Leiter des Kaiserlichen Kabinetts
• Leiter verschiedener Finanz- und Verwaltungsämter in Rom
• Verwalter der kaiserlichen Kasse in den Provinzen (Finanzprokuratoren)
• Statthalter (procurator) einiger Provinzen
• Statthalter von Ägypten (praefectus Aegypti)
• Flottenpräfekt
• Prätorianerpräfekt in Rom
Wer waren Senatoren
Der Senatorenstand (ordo senatorius) war die höchste
• Diese Gesellschaftsschicht setzt sich überwiegend aus der alteingesessenen, aristokratischen Oberschicht zusammen
Um Senator (also Teil des römischen Senats) zu werden musste
mindestens ein Teil des cursus honorum durchlaufen werden
Was ist die Vorbedingung für den cursus honorum
Als Vorbedingung für den cursus honorum musste eines der stadtrömischen Ämter des Vigintivirats (Zwanzigmännerkollegiums) in Rom absolviert werden, diese beinhalteten einfache Verwaltungsdienste, anschließend folgte die Absolvierung der eigentlichen Ämterlaufbahn
Was ist der cursus honorum in der Kaiserzeit
1. Dienst als Militärtribun einer Legion (tribunus militum legionis)
(Alter: ab ca. 22-25)
2. Das Amt des Quästors (Alter: ab ca. 25)
3. Das Amt des Ädils (Alter ca. 28)
4. Das Amt des Volkstribuns (Alter ca. 29)
5. Das Amt des Prätors (Alter ca. 30)
Nach Beendigung der Prätur konnte die weitere Karriere vollkommen unterschiedlich verlaufen, je nach Beziehungen, Fähigkeiten und Loyalität zum Kaiser.
Ziel vieler Senatoren war es dabei den Titel Konsul zu erreichen
Wie war der ordo equester in der Spätantike
In der späten Kaiserzeit gewinnt der Ritterstand nochmals unter Kaiser Gallienus (253-260 n. Chr.)
enorm an Bedeutung
Sämtliche Provinzen, in denen Legionen stationiert waren, durften nun nur noch von militärisch
erfahrenen Rittern verwaltet werden
Unter Kaiser Constantin d. Gr. (306-337 n. Chr.) verlor der Ritterstand allerdings wieder vollends an Bedeutung, da Konstantin fortan seine Beamtenschaft aus dem Senatorenstand rekrutierte.
Zum letzten Mal findet der ordo equester Erwähnung in einem Gesetz aus dem Jahr 364 n. Chr.
Was ist der cursus honorum in der Spätantike
Die Abfolge Qaestur → Aedilität → Volkstribunat → Prätur der Republik bzw. Kaiserzeit blieb weitestgehend bestehen
Diese stellen allerdings lediglich Zeremonialämter ohne wirkliche politische Macht dar
Im Anschluss an die Prätur bekleideten die Senatoren meist noch eine Statthalterschaft in einer der italischen Provinzen als corrector oder proconsul konsularischen Ranges
Den Gipfel einer senatorischen Karriere bildete die Stadtpräfektur als praefectus urbis (Rom bzw. Konstantinopel)
Dieser leitet den Senat
Besitzt die höchste Gerichtsbarkeit in der jeweiligen Stadt
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