Städtische bzw. Stadtartige Siedlungen

Gründungsmythos: Gegründet am 21. April 753 v. Chr. durch Romulus

Tatsache: Hinweise auf Siedlungen aus der Zeit um 1000 v. Chr. Auf dem Palatin und dem Kapitol

• Die frühe Stadt breitet sich vor allem über die sieben Hügel Roms aus

• Ab ca. 578-534 v. Chr. umfasste die Servianische Stadtmauer das bebaute Gebiet

• Ab der Regierungszeit von Kaiser Aurelian (270-275 n.Chr.)wird das Stadtgebiet durch die s.n. Aurelianische Mauer begrenzt

Gebiet innerhalb der ehemals Servianischen Mauer

• Keine Bestattungen innerhalb

• Zutrittsverbot für auswertige Herrscher

• Soldaten und Generäle durften es nur als Privatleute betreten (Später deutlich gelockert)

colonia = römische Kolonie

• Ansiedlung von Bürgern (mit einer mehr oder weniger großen Beimischung von Nichtbürgern) zur militärischen und/oder politischen Festigung der römischen Herrschaft

• In Republikanischer Zeit: Rolle eines Vorpostens

• Später auch zur Versorgung von Veteranen und bisweilen des stadtrömischen Proletariats

• Fast immer in einer eroberten Stadt (deren Eliten bzw. Einwohner je nach dem auch an der colonia beteiligt sein konnten)

• Beginn der Gründung von coloniae ab dem 5. und 4. Jh. v. Chr. zur besseren Versorgung der Bevölkerung und Sicherung eroberter Städte

• Gründung einer colonia angelehnt an die mythische Gründungssage Roms = Gründungsritus

• Der Zug aus Rom zu einer Kolonie wurde in rep. Zeit deductio (= Abzug bzw. Ansiedlung) genannt

In Republikanischer Zeit gibt es zwei Arten römischer Kolonien

Bürgerkolonien = coloniae civium Romanorum

Latinische Kolonien = coloniae Latinae

Bürgerkolonien = coloniae civium Romanorum

• Standard ~ 300 Kolonistenfamilien

• Kolonisten erhielten je 2 iugera (1/2 Hektar) Land

• Blieben Vollbürger und behielten ihre Tribus bei

• Größtenteils selbstverwaltet

• Wenn militärische Einheiten stationiert waren ist von

der Anwesenheit eines Magistrates auszugehen

Latinische Kolonien = coloniae Latinae

• Erhielten Ländereien entsprechend ihres Ranges

• Kolonisten verlieren mit der deductio ihr römisches

Bürgerrecht da die Kolonie als eigenständiger Staat

angesehen wurde

• Besitzen in der Regel eigene militärische Einheiten

Etwa ab dem 1. Jh. v. Chr. kam es zur Einrichtung erster Veteranenkolonien

Ab dem 1. Jh. v. Chr. werden außerdem keine coloniae Latinae mehr eingerichtet und ab dem Ende des 1. Jh. n.Chr. auch keine coloniae civium Romanorum mehr deduziert

Spätestens in den kaiserzeitlichen Veteranenkolonien werden nicht mehr ausschließlich aus Rom stammende Bürger angesiedelt sondern vermehrt Veteranen des römischen Militärs.

außerhalb Italiens

• Augst (CH)

• Avenches (CH)

• Nyon (CH)

Avenches (CH)

ab 70 n. Chr. colonia Helvetiorum

Vollständiger Titel:

colonia Pia Flavia Constans Emerita Helvetiorum Foederata

Nyon (CH)

ab 45 v. Chr. colonia Iulia Equestris

Vollständiger Titel: ???

Augst (CH)

ab 44 v. Chr. colonia Augusta Raurica

Rekonstruierter Titel:

colonia Paterna Munatia Felix Apollinaris Augusta Emerita Raurica

• Gegründet 44 v. Chr. im Auftrag des Senats (von Lucius Munatius Plancus) als Veteranenkolonie

• Erste Steinbauten ab 40 n. Chr.

• Vermehrte Bautätigkeiten in

  Flavischer Zeit und um die Mitte des 2. Jh. n. Chr.

• Stadtfläche von ca. 106ha

• Rechtwinkliges bzw. Orthogonales Straßensystem bestehend aus Häuserblöcken sog. Insulae

• Teilweise von einer Stadtmauer umgeben, die allerdings nie vollendet wurde

Das Forum mit der zugehörigen Basilika sowie die Tempel waren besonders wichtige öffentliche Gebäude innerhalb einer colonia, so auch in Augusta Raurica.

Daneben gehörten Einrichtungen wie öffentliche Bäder und Bühnentheater bzw. Amphitheater im Plan einer jeden größeren römischen Siedlung dazu.

Der Sitz des Statthalters der Provinz

In der Provinz Germania Superior ist das Mainz

Mogontiacum nur als canabae legionis inschriftlich belegt

(canabae legionis = zivile Siedlung die der Juristiktion des Militärs bzw. des Statthalters untersteht)

Grobe Definition: Römische Gebietskörperschaft

Genaue Definition in der Forschung viel diskutiert, da unterschiedliche Bedeutung und Handhabung in verschiedenen Epochen und Regionen

In der lat. Literatur = allgemeiner Begriff für Gemeinwesen

In den Provinzen = Flexible Organisationsform die von Rom auferlegt wurde

• „Planmäßige“ Verteilung der civitas Hauptorte = caput civitates am Oberrhein

• Die genaue Flächenausdehnung der verschiedenen Civitates ist unbekannt …

In der Provinz Germania Inferior ist es Köln

colonia Claudia Ara Agrippinensium

Rottenburg Sumelocenna

civitas Sumelocennensis

• Rottenburg war nicht nur der Hauptort der civitas sondern auch der Standort einer kaiserlichen Domäne, eines saltus (saltus Sumelocennensis)

• Die römische Siedlung wurde 90 n. Chr. gegründet und war ab einem Zeitpunkt im 2. Jh. n. Chr. Hauptort der civitas

Kaiserlichen Domäne = von kaiserlicher Seite verpachtetes Land unter der Verwaltung eines ritterlichen Prokurators

• Besonders bekannt ist Rottenburg für die teilweise erhaltene römische Stadtmauer und die große öffentliche Latrine

• Selbst antike Autoren kannten wohl oft nicht die genaue Definition des Begriffes

• Im Gegensatz zu coloniae waren municipia in der Regel keine Neugründungen und es war keine rituelle Gründung nötig

• Municipia waren in der Regel rechtlich direkt abhängig von Rom

• In republikanischer Zeit waren municipia noch vielfach von römischen Bürgern bevölkert, erst ab claudischer Zeit/Mitte des 1. Jh. n. Chr. (nachweislich ab flavischer Zeit/ ab 69 n. Chr.) existieren vermehrt municipia in denen überwiegend peregine leben

• Solche municipia latinischen Rechtes sind hauptsächlich in den beiden germanischen Provinzen und Spanien nachgewiesen

• Bewohner konnten das latinische Bürgerrecht innehaben

nur eine, Rottweil (Arae Flaviae)

• Municipia erfüllten vermutlich oft eine Funktion als Verwaltungssitz daher wird in Rottweil ein forum mit Basilika vermutet

• Beginn der Besiedlung mit einem Militärlager um 73 n. Chr.

• Die Siedlung wurde benannt nach der flavischen Kaiser Dynastie

  Arae Flaviae = Die flavischen Altäre

• Ab spätesten 186 n. Chr. ist Rechtstatus als municipum inschriftlich belegt

• vicus (singular) bzw. vici (plural)

• Übersetzt aus dem Lateinischen: Dorf o. städtische Siedlung —> in der Provinzialrömischen Forschung am häufigsten

• Der Begriff hat in den überlieferten Quellen keinen eindeutigen Rechtsstatus oder klare Bedeutung

• Es gab solche mit latinischem Recht und solche die „rechtslos“ waren, jedoch gleichsam als vicus bezeichnet wurden

In der Provinzialrömischen Forschung meint vicus eine römische, dorf- oder stadtähnliche Siedlung ohne bekannten Rechtsstatus

• In der französischen Forschung wird oft der neutralere Begriff agglomération secondaire verwendet

agglomération secondaire = ~senkundäre Ballungsräume

• In Anlehnung daran verwendet man in der deutschen Forschung vermehrt Städtische (Klein-)Siedlungen oder Siedlungen mit städtischem Charakter

• Im Unterschied zu ländlichen (Klein-)Siedlungen, damit sind meist Bauernhöfe, Landgüter bzw. kleine Ansiedlungen mit agrarischem Charakter gemeint

Zivilen Sieldungen —> Entstanden aus wirtschaftlichen oder topographischen Gründen

militärisch geprägten Siedlungen, sog. Kastellvici —> Entstanden bei einem Militärlager; Im Unterschied zu canabae kein bekannter Rechtsstatus

• Straßenvicus

• Ringvicus

• Tangentialvicus

Am häufigsten ist der vicus vom sogenannten Straßentyp

Nur bei Kastellvici