Aus welchen Bestattungsriten setzt sich der Gallo-römische Bestattungsritus zusammen
Römisch-italischer
Einheimisch-keltischer
Einheimisch-germanischer
Bedingt durch die heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung der Provinz Germania Superior trafen hier ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Tod und Jenseits aufeinander, was sich wiederum in den jeweiligen Bestattungsritualen widerspiegelt.
So können wir italisch-römische Elemente fassen, die vor allem über die aus Oberitalien stammenden Soldaten und deren Angehörige mitgebracht wurden.
Daneben treten auch einheimische Elemente auf. Hierzu zählen Bestattungsrituale die dem Kulturkreis der Latene-Kultur zuzuweisen sind.
Zuletzt sind noch germanische Elemente zu nennen, die auf einheimische Gruppen bzw. auf von Rom extra angesiedelte Gruppen zurückzuführen sind
wie ist der Ablauf einer Bestattung nach römisch-italischer Tradition
Ein Todesfall in einer römischen Familie setzte ein Ritual in Gang, das den Tagesablauf der Angehörigen für mehrere Tage bestimmte. Dieses besaß einen festen Ablauf:
1. Totenklage am Sterbebett (conclamatio)
2. Die Aufbahrung des Verstorbenen (collocatio) [Konservierung des Leichnams und Schmücken des Hauses]
3. Der Trauerzug (pompa funebris) [in einem Feierlichen Zug wird der Leichnam zum Verbrennungsplatz begleitet. Hatte der Verstorbene zu Lebzeiten eine besonders hohe gesellschaftliche Stellung inne, führte der Tauerzug über das Forum, wo dem Verstorbenen zu Ehren eine Trauerrede (laudatio funebris) gehalten wurde.
4. Die Verbrennung des Leichnams (crematio) [Sowohl die Verbrennung des Leichnams als auch die Bestattung erfolgten außerhalb der Stadt
5. Die Beisetzung
Wo lag der Bestattungsplatz
Die Endstation eines jeden Trauerzuges bildete der Bestattungsplatz. Um dorthin zu gelangen musste man die Stadt verlassen, denn innerhalb der Stadt durfte weder bestattet noch verbrannt werden.
Diese Regelung ist bereits seit 5. Jh. v. Chr. durch das sog. Zwölftafelgesetzt festgelegt worden und wurde bis in die Spätantike hinein beibehalten.
Und so finden sich auch in den Provinzen die Gräberfelder stets außerhalb des eigentlichen Siedlungsbereichs entlang der Ausfallstraßen
Wie lief die Verbrennung des Leichnam ab
Die Verbrennung des Leichnams konnte auf zwei Weisen erfolgen, die uns auch durch Schriftquellen überliefert sind.
1. der Leichnam wird auf einem zentralen Verbrennungsplatz, lateinisch ustrina verbrannt und an anderer Stelle bestattet
2. Scheiterhaufen samt Leichnam werden direkt über der Grabgrube errichtet und dann angezündet. Für dieses Bestattungsart ist die Bezeichnung bustum überliefert
„Als bustum wird speziell der Platz bezeichnet, an dem der Tote verbrannt und bestattet worden ist … ; wo aber jemand nur verbrannt, jedoch an einem anderen Platz bestattet worden ist, wird dieser Platz (abgeleitet vom Vorgang des Verbrennens) ustrina genannt.“
Was ist der Bustum
• Der Scheiterhaufen mit dem Verstorbenen wurde direkt über der Grabgrube aufgerichtet und anschließend in Brand gesteckt.
• Beim Abbrennen stürzte der Scheiterhaufen in die Grabgrube und wird anschließend mit Erde zugedeckt
Im archäologischen Befund sind busta vor allem durch ihre rechteckige Form sowie durch die häufig verziegelten Grubenwände zu erkennen, die beim Kontakt mit dem Feuer des Scheiterhaufens entstanden.
Was ist die ustrina (Verbrennungsplatz)
Es gab einerseits öffentliche ustrina auf denen jeder seine Verstorbenen Familienmitglieder verbrennen konnte oder auch private ustrinae, die entweder nur einmalig benutzt wurden bzw. bestimmten Personenkreisen, meist einer Familie, vorbehalten waren.
Unmittelbar vor dem Anstecken des Scheiterhaufens wurde dem Toten eine erste Grabausstattung mitgegeben, die mit dem Toten auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
In der Archäologie spricht man bei diesen mitverbrannten Beigaben von sogenannten Primärbeigaben, die teilweise nach dem Abbrennen des Scheiterhaufens aus den verkohlten Scheiterhaufen-Überresten ausgelesen und dem Toten mit ins Grab mitgegeben wurden.
Von diesen Primärbeigaben zu unterscheiden sind die sogenannten Sekundärbeigaben. Dabei handelt es sich um Beigaben, die zusammen mit der Urne unverbrannt in die Grabgrube gelegt wurden.
was sind typische Grabausstattungen
Als typische Grabausstattung italisch-römischer Tradition gelten neben der Urne:
• Ein oder mehrere Öllämpchen (diese sollte den Toten auf seinem Weg ins Jenseits begleiten)
• Ein oder mehrere Balsamarien (wohlriechende Essenzen besitzen eine zentrale Bedeutung im italisch- römischen Bestattungsritus)
• Eine Münze (als Wegzoll für den Fährmann Charon)
• Weitere Beigaben konnten etwas Schmuck oder ein Trinkgefäß für den „immer durstigen Toten“ sein.
Wie wurden die Gräber oberirdisch markiert
Als oberirdische Markierung des Grabes konnte je nach Finanzkraft der Familie ein Monumentaler Grabbau wie zum Beispiel das Grabmal der Caecilia Metella in Rom dienen
etwas bescheidener eine einfache Grabstele aus Stein dienen.
Dazwischen konnte es zahlreiche Abstufungen geben (z.B. Pfeilergrabmäler, Grabaltäre
In allen Fällen waren an den Grabdenkmälern Inschriften angebracht, die die wichtigsten Verdienste und Etappen des cursus honorum des Verstorbenen aufzählten.
Wie waren keltische Bestattungen
• Flachgräber, teilweise aber auch noch Bestattungen in Grabhügeln
• Beigabe von Nahrungsmitteln
• Große Zahl an Beigaben (z.B. Geschirrsätze)
• Beigabe von Waffen und/oder Werkzeugen
wer waren die Oberrheingermanen
• Unter dem Begriff der sog. Oberrheingermanen werden verschiedene germanische Gruppen zusammengefasst, die sich ab tiberisch/claudischer Zeit im unmittelbaren rechtsrheinischen Vorfeld des römischen Reiches fassen lassen. Diese Gruppen werden entsprechend eponymer Fundorte weiter untergliedert ( Diersheim-Gruppe, Ladenburg-Gruppe Bürstadt-Gruppe, Groß Gerau-Gruppe)
• Diese germanischen Gruppen weisen hinsichtlich ihrer Bestattungsrituale deutliche Bezüge in den Elb- Germanischen Raum auf und lassen sich vermutlich z. T. mit dem literarisch überlieferten Stamm der Sueben in Verbindung bringen
• Gleichzeitig finden sich in den Gräbern dieser germanischen Gruppen zahlreiche römische Importe, was vermuten lässt, dass diese Gruppen gezielt durch Rom im Vorfeld der Reichsgrenze angesiedelt wurden
Wie war die Bestattung der Oberrheingermanen
Vorherrschende Bestattungsform: Brandgräber, die meisten davon Urnengräber
Zahlreiche Beigaben (Geschirrsätze meist aus Bronze, Trinkhörner, Gürtelgarnituren)
z.T. viele römische Importe
Beigabe von Waffen und/oder Werkzeugen
z.T. deutliche Elbgermanische Komponenten in den Grabinventaren: z.B. Fibeln, Keramik
Häufig Nachweis von sog. Urnenharz = Birkenpech, welches vor der Beisetzung der Urne über den Leichenbrand gegeben wurde. Diese Praxis findet deutliche Parallelen im Elbgermanischen Siedlungsgebiet
Wie war die Romanisierung
Mit der Ausweitung des römischen Herrschaftsgebietes während der frühen Kaiserzeit gerieten nun auch die bisher vom römischen Reich weitgehend unbehelligt gebliebenen Gebiete in die römische Einflusssphäre. Dies macht sich auch zunehmend in dem dort praktizierten Grabritus bemerkbar, in dem sich insbesondere bei der Beigabensitte ein zunehmender römischer Einfluss bemerkbar macht.
Besonders gut lässt sich diese Entwicklung am Bestattungsplatz von Goeblingen-Nospelt in Luxemburg erkennen. Hier konnte eine kleinere Nekropole mit mehreren Bestattungen untersucht werden , die von der späten Laténe-Zeit bis in die römische Kaiserzeit datieren. Anhand der Grabausstattung lässt sich deutlich der zunehmende römische Einfluss auf den indigenen Bestattungsritus beobachten, der zur Übernahme römischer Elemente und zur Ausbildung einer eigenen gallo-römischen Mischkultur führte.
Was bedeutet “römisch” und was “Einheimisch” bei Gräbern
“römisch”
• Aufwändige Grabbauten
• Inschriften
• Busta
• Lampenbeigabe
• Münzbeigabe
• Beigaben von Balsamaria
“Einheimisch”
• (auch Erdgrabhügel)
• Viel Brandschutt (= Primärbeigaben)
• Zahlreiche Sekundärbeigaben
(Geschirrsätze, Nahrungsmittel)
• Waffenbeigabe
Wie war der gallo-römische Bestattungsritus
Während des 1. und 2. Jh. n. Chr. dominiert in der Germania Superior die Brandbestattung. Es lassen sich verschiedenen Arten der Brandbestattung unterscheiden
Urnengrab
Brandschüttungsgrab
Brandgrubengrab
Leichenbrandnest
Was ist das Urnengrab
• Der Leichenbrand ist in einer Urne deponiert welche auf die Sohle der Grabgrube gestellt wird.
• Neben der Urne können noch weitere Beigaben in die Grabgrube gelegt werden.
• Die Grabgrube wird anschließend mit Erde verfüllt
Was ist das Brandschüttungsgrab
• Der Leichenbrand ist in einer Urne deponiert
• Neben der Urne können noch weitere Beigaben vorkommen
• Über die Urne werden bei der Verfüllung der Grabgrube die verbrannten Überreste des Scheiterhaufens geschüttet
Was ist das Brandgrubengrab
• Ähnlich wie Brandschüttungsgrab nur ohne Urne d.h. der Leichenbrand wird zusammen mit dem Schutt des Scheiterhaufens in die Grabgrube geschüttet
• Beigaben können vorkommen
Was ist das Leichenbrandnest
• der ausgelesene Leichenbrand wird gebündelt auf der Sohle der Grabgrube deponiert und die Grube anschließend mit Erde verfüllt
Was sind weitere Merkmale des gallo-römischen Bestattungsritus
• Hohe Zahl an Beigaben
• Keine Waffen
• Häufiger treten Öllampen und Balsamarien auf, die vom römisch-italischen Bestattungsritus übernommen wurden.
Ebenso kommen häufiger Münzen in den Gräbern vor
• Speisebeigaben
• Zum Teil wurden die Grabgruben separate Grabnischen eingegraben in welchen weitere Gefäß- und Speisebeigaben deponiert werden konnten
• Bestattungen nur außerhalb der Siedlung
Was sind Gräberstraßen
Die Grabmonumente und Grabstelen sind entlang der Straße ausgerichtet. Dabei waren besonders die Plätze in der ersten Reihe besonders begehrt.
wer wurde Körperbestattet
• während des 1. und 2. Jh. n. Chr. in der Germania Superior unüblich.
• lediglich bei Säuglingen und gesellschaftlichen Randgruppen und dann meist außerhalb der regulären Gräberfelder oder in gesonderten Bereichen innerhalb der Gräberfelder
Warum gab es Unterschiede hinsichtlich der Form und Aufwand des Aufwandes des Begräbnisses
finanzielle Mittel des Verstorbenen
Bedeutung des Verstorbenen innerhalb der Gesellschaft
Wann wurde Körperbestattung häufiger
• Ab der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. werden dann Körpergräber aber immer häufiger
• Bis zum Ende des 3. Jh. n. Chr. hatte die Körperbestattung die Kremation dann fast vollständig verdrängt.
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