Health Behaviour in School-Aged Children (HBSC)“-Studie
Subjektive Gesundheit = multidimensionales Konstrukt aus körperlichen, seelischen und sozialen Dimensionen des Wohlbefindens einer Person
Förderung der subjektiven Gesundheit und des Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen ist von hoher Public-Health-Relevanz, da Zusammenhang mit langfristigen Gesundheitsproblemen im späteren Erwachsenenalter
Bedeutung von soziodemografischen u. psychosozialen Einflussfaktoren
Ergebnisse:
Mehrheit der Kinder u. Jugendlichen schätzten ihre Gesundheit und Lebenszufriedenheit positiv ein
ein Drittel der Mädchen und ein Fünftel der Jungen leiden unter mehreren (multiplen) psychosomatischen Beschwerden
Verspieltheit: Definition und Arten
im Kindesalter Charakteristika
Definition: befähigt Menschen dazu, sich auf spielerisches Verhalten einzulassen und dabei alltägliche Situationen so zu erleben oder auch umzudeuten, dass sie anregend, interessant und/oder unterhaltsam erscheinen
Arten von Verspieltheit:
auf andere ausgerichtet (other-directed)
leichtherzig (lighthearted)
intellektuell (intellectual) und
extravagant (whimsical)
Charakteristika der kindlichen Verspieltheit sind Spontaneität, Freude am spielerischen Austausch mit anderen oder an Improvisation und Fantasie
Persönlichkeitsmerkmal vom aktuellen Verhalten des Spielens
Verspieltheit: Korrelate bei Kindern:
aufgeweckter, teilnehmender, souveräner, neugieriger und ideenreicher beschrieben
hohe Werte im divergenten Denken (= Herangehensweise an Probleme: offener und unsystematischer)
Kreativität, innovatives Verhalten
die Schullaufbahn hinaus zu besseren Leistungen
Verspielheit: Korrelate bei Jugendlichen:
als selbstbewusster, erleben häufiger positive Gefühle und weniger stark ausgeprägte Angstzustände
zufriedener mit ihrer körperlichen Gesundheit, Fitness und Freizeit.
erleben Probleme mit Gleichaltrigen oder mit der eigenen Person als weniger schwierig (bei gleichen objektiven Anforderungen)
keine Bedeutung für das Erleben von subjektiv eingeschätztem Stresserleben in der Schule
V: Korrelate im sozialen Kontext:
gut soziale Hinweise einordnen und verhalten sich in Interaktionen aktiver und flexibler
bei Mädchen ist die Verspieltheit bedeutsam für unterschiedliches Verhalten in Bullying-Situationen: hohe Whimsical-Verspieltheit (Präferenz für ungewöhnliche Dinge und Erfahrungen) = eher in der Rolle des Opfers oder der Beschützerin
V: Schulnoten:
Verspieltheit nicht bedeutsam für Schulnoten bei Jugendlichen
höhere intrinsische Motivation: vermehrt Interesse an bestimmten Themen, verarbeiten diese tiefer und können dadurch bessere Leistungen in ihren Interessensgebieten erzielen -> indirekt über Motivation beeinflusst
kein Zusammenhang mit Leistungszielorientierung: sind hingegen nicht daran interessiert, der oder die Beste zu sein, ihr Können zu demonstrieren oder Anforderungen von außen gut zu erfüllen
Bedingungsfaktoren von Verspieltheit
genetische Hinweise aus Zwillingsstudien
assortative matching: Hinweise darauf, dass Eltern sich in Verspieltheit ähneln
Umweltfaktoren: hoher sozio-ökonomischer Status, hohe Geschwisteranzahl, Kinder verspielter Pädagoginnen und Pädagogen ebenfalls als verspielter eingeschätzt;
Kultureller Kontext: deutschsprachige Studierende schätzten Facetten ihrer Verspieltheit als stärker ein als chinesische Studierende
V: Schattenseiten bei Jungen vs Mädchen
verspielte Jungen in der Grundschulzeit von ihren Lehrkräften häufig negativer wahrgenommen
als rebellisch, aufdringlich erlebt, ihnen werden eine geringere soziale Kompetenz und eine verringerte soziale Entwicklung zugeschrieben
eher als Klassenclowns
ersten beiden Grundschuljahren sehr beliebt bei Mitschüler:innen, ab dem dritten Schuljahr eher unbeliebt
Mädchen:
Verspieltheit keine Bedeutung auf die Wahrnehmung durch Lehrkräfte
aber auf die Beliebtheit bei Mitschülerinnen und Mitschülern
Charakterstärken bei KiJu: Erfassung
Erfassung mit VIA-Youth für 10 bis 17-jährige, 198 items, 45min
CS: Unterschiede
Unterschiede existieren schon sehr früh
Allgemeiner Durchschnitt bei Kindern/Jugendlichen über 3 Punkte → Großteil mit gutem Charakter
am stärksten vertretenen Stärken bei Kindern: gratitude, humor und love
am schwächsten vertretenen Stärken bei Kindern: prudence, forgiveness, religousness und self-regulation (ähnlich bei Erwachsenen)
Mädchen höhere Werte: beauty, fairness, gratitude, kindness, spirituality, love und perspective
In den meisten Stärken Fünftklässer mit höheren Werten als Achtklässler: Andere Selbstbewertung oder tatsächlich höhere Werte?
→ Wie Charakterstärken gezeigt werden ändert sich über die Lebensspanne
CS: Korrelate
wichtig für die lebenslange Entwicklung
höhere Anpassung / Fördern bessere Zusammenarbeit
zu Wohlbefinden / Erfüllung
Helfen beim „Erblühen“
Assoziiert mit schulischem Erfolg, sozialen Fähigkeiten, geringerem Alkohol- und Drogenmissbrauch und geringerer Gewaltbereitschaft
Puffer gegen psychische Störungen (kann Kinder nicht vor allem schützen)
Stress und Traumata
Mildern oder Verhindern Störungen in der Anfangsphase
Bei Störungen Koexistenz, gute Grundlage für psychische Behandlung
Ereignisse als positiv zu sehen, ist entscheidend als Schutz vor psychischen Erkrankungen (z.B. Depressionen und Suizidgedanken)
CS: Lebenszufriedenheit
Hope, love, gratitude und zest stark verknüpft (in allen Altersklassen und Kulturen)
Teamwork und prudence stärker bei Kindern als bei Erwachsenen
Curiosity und spirtuality mehr bei Erwachsenen als bei Kindern
Stärken des Herzens mit Glücklichkeit assoziiert, Stärken des Kopfes nicht
Stärkerer Zusammenhang zwischen Glücklichkeit und guten Sozialbeziehungen als zwischen Intelligenz, Schuljahrgang und Status
CS: Soziale Fähigkeiten
Kooperation: fairness, gratitude, honesty, social intelligence, teamwork un perspective
Behauptung: leadership und zest
Empathie: kindness und love
Self-control: perseverance, prudence und self-control
CS: Gesundheit und Fitness
Zest
Charakterstärken in der Schule
Prudence, self-regulation, authenticity, appreciation of beauty, fairness und gratitude scheinen im täglichen Schulalltag am besten observierbar zu sein, während andere situationsspezifisch gezeigt werden
Mit schulischen Leistungen zusammenhängend: perseverance, fairness, gratitude, honesty, hope und perspective (nicht-intellektueller Einfluss)
Schüler mit bürgerlichen Stärken (leadership, fairness, self-regulation, prudence und forgiveness) mit höherer Beliebtheit
CS: Eltern und Kinder
Kinder weisen vermehrt die Stärken auf, die die Eltern besitzen → Grund dafür nicht geklärt (z.B. Gene, Modelllernen, geteilte Umwelt)
Gratitude, hope, love, zest und self-regulation bei Eltern mit stärkstem Effekt auf Lebenszufriedenheit der Kinder
CS: Entwicklungsfaktoren
Biologische Faktoren:
als Basis für Charakterentwicklung (bei verschiedenen Charakterstärken z.B. Empathie nachgewiesen)
Kognitive Reifung:
z.B. open-mindness und fairness
Erziehungsstile:
Autoritative Erziehung (Gute Erziehung): Prosoziales Verhalten (teilen, self-contol und self-confidence) achten auf Bedürfnisse, lehren prosoziales Verhalten
Vorbilder und positive Verstärkung:
durch Vorspielen des richtigen Verhaltens (je ähnlicher die Vorbilder, desto größer der Effekt)
Enge Bindung zu Familie und Freunden
Grundlage für Prosoziale Entwicklung
Positive Institutionen, wie Schulen
Fördern moralisches Denken und moralisches Handeln
Freies, selbstbestimmtes Denken
Räume, um Charakterstärken auszuleben (Lernen durch ständiges Ausleben)
CS: Interventionen
Es gibt verschiedene Charakter-Entwicklungsprogramme, die Schüler in klassischen Tugenden unterrichten (Wirkung fragwürdig).
Freiwillige Arbeit um Charakterstärken zu fördern
z.B. Geringere Kriminalität, Schulsuspendierungen; steigert Selbstkonzept, Schulleistungen
Steigerung der Selbstkontrolle
Vorschlag Nanson Park:
VIA messen und in Schulen individuell fördern
Speziell auf Stärken des Herzens achten
Speziell bei schwachen Schülern, aber auch bei allen anderen
Stärken/Charakterstärken finden und mit diesen arbeiten, neue Arten finden, diese Stärken zu nutzen
Größere Motivation
Self-Compassion: Definition und Kategorien
Definition: Freundlicher und verständnisvoller Umgang mit eigener Person angesichts schwieriger Lebensumstände (NEFF, 2003)
Unterkategorien:
Selbstfreundlichkeit vs. Selbstkritik
Verbundenheit vs. Isolation
Achtsamkeit vs. Überidentifikation
Positive Komponenten:
Self-kindness
Warmherzig und verständnisvoll zu sich selbst sein, wenn man versagt, in Not ist
Unvermeidbarkeit von Fehlerbegehen eingestehen; Versagen ist Teil des Menschseins
Common humanity
Misserfolg und Unzulänglichkeit gehört zum gemeinsamen Menschsein dazu
Es betrifft jeden und nicht nur die eigene Person
Mindfulness
Sich nicht zu sehr in Gedanken an Leid, Not und Misserfolg hineinsteigern
Mit den negativen Gedanken in der Realität bleiben, aber ohne sie zu leugnen oder zu unterdrücken
Negative Komponenten:
Self-judgement
Sich für seine Fehler verurteilen und sich selbst dafür zu strafen
Versuch, Schwäche als etwas „nicht Gutes“ anzusehen und diese zu vermeiden
Isolation
Schlussfolgerungen, dass Leid und Versagen nur der eigenen Person widerfährt
Man teilt das Leid nicht mit anderen und isoliert sich damit
Over-identification
Sich zu sehr in sein Elend/in seinen Misserfolg vertiefen und hineinsteigern
Geht oft mit Isolation einher → völliges Versinken in seinen negativen Gedanken
Erfassung SC
Self-Compassion Scale for Youth (SCS-Youth; NEFF ET AL., 2021)
17 Items; Skalierung von 1 (fast nie) bis 5 (fast immer); Bestimmte Items messen bestimmte Komponenten von SC (z.B. Messung von self-kindess)
Self-Compassion bei Jugendlichen
Heranwachsende tendieren eher dazu, verletzlich/anfällig für Kränkungen zu sein
auch anfälliger für psychisches Leid, Depression und Suizidalität
SC korreliert positiv mit positiven Emotionen und negativ mit psychopathologischen Befunden (z.B. Depression)
Allerdings fällt Perspektivübernahme anderer Menschen in der Adoleszenz schwerer → Egozentrische Haltung macht es schwieriger, common humanity und mindfulness zu zeigen
Stress in der Adoleszenz geht einher mit Angstzuständen und Depression 2017)
SC ist ein Prädiktor für Wohlbefinden (bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen!)
SC wirkt als Puffer zwischen schlechten Lebenserfahrungen und schlechten Auswirkungen auf Jugendliche, die eine „unschöne“ Kindheit haben
SC und speziell auch mindfulness wirken Angstzuständen, schlechter Stimmung und Depression in der Adoleszenz entgegen
Wie also sich SC bei psychisch angeschlagenen Jugendlichen zunutze machen?
Gezieltes Training der Fähigkeit, andere Perspektiven zu übernehmen
Versuch, das Leid der/des Betroffenen zu lindern, indem man sie/ihn befähigt, sein Leid zu teilen und nicht zu sehr darin zu versinken (→ common humanity, mindfulness)
Logischerweise nicht einfach so machbar, aber der Aufbau dieser Komponenten hat positiven Einfluss auf psychischen Zustand
Studie zu SC als „erleichternde Komponente“ bei der Bewältigung von Stigmatisierung:
N = 1872 SchülerInnen zweier amerikanischer Highschools
Jugendliche, die einer sexuellen- oder Geschlechterminderheit angehören, werden oft ausgegrenzt und/oder als „abweichlerisch/nicht normal“ stigmatisiert
Diese verfügten über ein geringeres Maß an SC als Vpn, die als „heterosexuell“ klassifiziert wurden
SC trägt dazu bei, dass sich die auf die Stigmatisierung bezogenen Kränkungen nicht (allzu sehr) im (psychischen) Gesundheitsrisiko manifestieren
geringes SC sorgt für eine Verschlimmerung des negativen Einflusses der Kränkung auf den psychischen Gesundheitszustand der Vpn
SC ist eine Art emotionaler „Schutz“ als Strategie, um sich vor Kränkungen zu bewahren
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