Wie definieren Sie den Begriff „Pflegepädagogik“ im Kontext beruflicher Bildung?
Pflegepädagogik ist die wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit Lehren und Lernen in der Pflegeausbildung. Sie zielt auf die Förderung beruflicher Handlungskompetenz und integriert pflegewissenschaftliche, bildungstheoretische, berufspädagogische und ethische Perspektiven.
Welche Disziplinen und normativen Grundlagen strukturieren die Pflegepädagogik?
Pflegewissenschaft: liefert die fachlich-theoretische Fundierung.
Bildungstheorie: z. B. Klafkis kritisch-konstruktive Didaktik zur Reflexion und Legitimation von Bildungsinhalten.
Gesetzlicher Rahmen: Pflegeberufegesetz (PflBG), Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (PflAPrV), Rahmenlehrplan (BIBB).
Berufspädagogik: adressiert Kompetenzentwicklung, Professionalisierung und Subjektorientierung.
Inwiefern unterscheidet sich pflegepädagogisches Handeln von rein allgemeinpädagogischem Handeln?
Pflegepädagogik fokussiert auf berufliches Lernen in komplexen, oft emotional und ethisch aufgeladenen Situationen. Sie verbindet kognitive, psychomotorische und affektive Lernziele im Sinne ganzheitlicher Kompetenzentwicklung – stärker als in der Allgemeinpädagogik steht hier die Handlungsfähigkeit im Pflegealltag im Mittelpunkt.
Welche Rolle spielt Klafkis kritisch-konstruktive Didaktik für die Pflegepädagogik?
Klafkis Theorie bietet ein emanzipatorisches Bildungsverständnis, das sich gut mit der Pflegepädagogik verbinden lässt. Zentrale Begriffe wie epochaltypische Schlüsselprobleme, kategoriale Bildung und Selbstbestimmungsfähigkeit helfen, Unterrichtsinhalte zu legitimieren und gesellschaftlich zu kontextualisieren. Die Pflegeausbildung wird dadurch nicht nur auf Handlungsfähigkeit, sondern auch auf Werteorientierung und Reflexivität ausgerichtet.
Welche pädagogischen Konsequenzen ergeben sich aus dem Pflegeberufegesetz (PflBG) für die Gestaltung von Unterricht?
Das PflBG fordert explizit eine kompetenzorientierte Ausbildung, die sich an den fünf Kompetenzbereichen (§5 PflBG) orientiert. Unterricht muss daher handlungsorientiert, theoriegeleitet und praxisintegriert konzipiert sein. Zudem ist die Fächerintegration in Lernfeldern sowie die Förderung von Reflexions- und Urteilsfähigkeit zentral.
Welche Spannungsfelder ergeben sich für Pflegepädagog:innen bei der Gestaltung von Lernprozessen?
Theorie-Praxis-Diskrepanz: Lernende erleben oft einen Bruch zwischen schulischen Idealen und realer Versorgungssituation.
Curriculare Offenheit vs. Prüfungslogik: Offene Lernarrangements kollidieren mit standardisierten Prüfungsformen.
Heterogenität: Unterschiedliche Vorbildungen, Sprachkompetenzen und biografische Erfahrungen erfordern differenzierte didaktische Konzepte.
Professionalisierung vs. Funktionalisierung: Die Pflegeausbildung steht im Spannungsfeld zwischen Bildung und Verwertbarkeit im Gesundheitssystem.
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