Was ist unter beruflicher Handlungskompetenz in der Pflege zu verstehen?
Berufliche Handlungskompetenz ist die Fähigkeit, in komplexen, dynamischen und sozialen Situationen verantwortungsvoll, reflektiert und zielgerichtet zu handeln. Sie umfasst Fachwissen, Können, Werteorientierung und Reflexionsfähigkeit – also kognitive, psychomotorische und affektive Aspekte.
Welche vier zentralen Kompetenzbereiche unterscheidet Olbrich?
Fachkompetenz: theoretisches und praktisches Wissen in Pflegeprozessen
Sozialkompetenz: Kommunikations-, Kooperations- und Beziehungsgestaltung
Selbstkompetenz: Selbststeuerung, Verantwortung, Selbstreflexion
Ethische Kompetenz: moralische Urteilskraft, Wertebewusstsein
Wie versteht Olbrich Pflege im professionspädagogischen Sinne?
Pflege ist laut Olbrich eine „lebensbegleitende Lernprofession“, in der die kontinuierliche Weiterentwicklung des Subjekts (Pflegende wie Lernende) im Zentrum steht. Bildung in der Pflege bedeutet dabei nicht nur Qualifikation, sondern auch Subjektwerdung und ethische Reifung.
Inwiefern unterscheidet sich Olbrichs Kompetenzverständnis von Benner oder Dütthorn?
Benner fokussiert auf Erfahrungswissen und intuitives Können (Entwicklungsstufen von Novice bis Expert).
Dütthorn betont Handlungskompetenz als Synthese aus Wissen, Fertigkeiten und Haltung.
Olbrich erweitert diese Sicht durch ein pädagogisch-ethisches Verständnis von Kompetenz: Bildung als Persönlichkeitsentwicklung, nicht nur als Leistungsoptimierung.
Welche Rolle spielt „Selbstkompetenz“ bei Olbrich – und warum ist sie pflegepädagogisch besonders relevant?
Selbstkompetenz ist bei Olbrich zentral, da Pflegeberufe besonders stark durch unsichere, ethisch ambivalente Situationen geprägt sind. Die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Selbststeuerung ist Voraussetzung für professionelles, verantwortliches Handeln – insbesondere in emotional belastenden Kontexten (z. B. Kommunikation mit Angehörigen, Entscheidung unter Unsicherheit).
Wie lässt sich Olbrichs Kompetenzverständnis konkret in eine Lernsituation übertragen – z. B. im Fall „Marie“?
Fachkompetenz: Mobilisation unter Teilbelastung, Indikation, Risiken
Sozialkompetenz: Kommunikation mit Patientin & Kollegin
Selbstkompetenz: Umgang mit Unsicherheit, Einschätzung eigener Grenzen
Ethische Kompetenz: Verantwortung für Patientensicherheit und Würde
→ Der Unterricht zielt nicht nur auf Handlung, sondern auch auf professionelle Haltung – z. B. durch Methoden wie Schreibgespräche, szenisches Spiel, Reflexionsphasen.
Wie kann die Kompetenzentwicklung nach Olbrich geprüft und bewertet werden?
Durch kompetenzorientiertes Prüfen, z. B. mit realitätsnahen Fallanalysen, OSCE, mündlichen Reflexionen
Bewertungskriterien: nicht nur Fachwissen, sondern auch Urteilsfähigkeit, Kommunikationsverhalten, ethische Argumentation
Reflektierte Prüfungsformate (z. B. „Begründungsfragen“) dienen der Messung von Subjektentwicklung, nicht nur Leistung
Welche Herausforderungen entstehen, wenn man Olbrichs ganzheitliches Kompetenzverständnis in institutionelle Bildung integriert?
Spannungsverhältnis zu standardisierten Prüfungen
Messproblematik: Selbst- und ethische Kompetenz sind schwer objektiv zu erfassen
Zeit- und Raumstruktur in Schulen oft zu eng für tiefgehende Reflexion
Erfordert pädagogische Haltung und Reflexionskompetenz der Lehrenden
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