Was ist das Berliner Modell
Das Berliner Modell (Heimann, Otto, Schulz) ist ein didaktisches Analyse- und Planungsmodell, das Unterricht auf Grundlage von zwei Hauptkomponenten strukturiert:
Bedingungsfelder: Was bringen die Lernenden mit?
Entscheidungsfelder: Was plane ich als Lehrperson inhaltlich, methodisch, medial und zielbezogen?
Welche Bestandteile umfasst das Modell?
Bedingungsfelder (Analyse)
Anthropogene Voraussetzungen: Vorwissen, Motivation, Sozialisation, Sprachstand
Soziokulturelle Voraussetzungen: Schulform, gesetzlicher Rahmen, gesellschaftliche Werte, Berufsbild
Entscheidungsfelder (Planung)
Ziele: Welche Kompetenzen sollen aufgebaut werden?
Inhalte: Was ist fachlich und didaktisch relevant?
Methoden: Wie arbeite ich mit den Lernenden?
Medien: Womit unterstütze ich den Lernprozess?
Welche Leitidee verfolgt das Modell?
Es zielt auf planbare, reflektierte und verantwortbare Unterrichtsentscheidungen. Grundlage ist ein interdependentes Denken: Entscheidungen in einem Feld beeinflussen die anderen.
Warum ist das Berliner Modell für die Pflegepädagogik besonders geeignet?
Pflegeunterricht ist komplex, praxisnah und individuell. Das Modell bietet:
Systematische Analyse von Lernvoraussetzungen
Begründung für Methodenwahl bei unterschiedlichen Zielgruppen
Flexibles, reflexives Planungsraster, das auch ethische und soziale Aspekte integriert
Kompatibilität mit Kompetenzmodellen (z. B. Olbrich) und Taxonomien (z. B. Bloom)
Inwiefern unterscheidet sich das Berliner Modell von linear-kausalen Planungsansätzen?
Es ist nicht schematisch, sondern reflexiv-interaktiv. Die vier Entscheidungsfelder sind gleichrangig und beeinflussen sich wechselseitig. → Lehrende reflektieren nicht nur was, sondern auch warum sie unterrichten – und für wen.
Wie könnten Sie mithilfe des Berliner Modells mit einer heterogenen Klasse (z. B. sprachlich und biografisch gemischt) arbeiten?
Anthropogenes Feld analysieren: Sprachstand, kulturelle Normen, Berufserfahrungen
Ziele differenzieren: gleiche Kompetenzen – unterschiedliche Niveaustufen
Methoden anpassen: Mehrsprachige Materialien, kooperative Settings, visuelle Unterstützung
Reflexion: Wie adressiere ich alle Lernenden gerecht, ohne zu vereinfachen?
Welche Grenzen hat das Berliner Modell – und wie lassen sie sich pflegepädagogisch auffangen?
Keine inhaltliche Systematik: Welche Inhalte wie aufbereitet werden, bleibt offen → Ergänzung durch Fachdidaktische Analyse (z. B. nach Darman Fink)
Keine Taxonomisierung: Welche Niveaustufen? Welche Prüfungsmethoden? → Kombination mit Lernergebnistaxonomien (Bloom, Dave, Krathwohl)
Ethisch-emotionale Dimension wird nur implizit berücksichtigt → Erweiterung durch Subjektorientierung und biografisches Lernen
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