1. Bitte definieren Sie die Begriffe „Führung“ und „Führungskraft“.
Führung bedeutet, Mitarbeitende in einer Organisation gezielt zu steuern, um gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Dazu gehört, Aufgaben zu strukturieren, Prozesse zu klären und gleichzeitig Unterstützung, Orientierung und Motivation zu bieten.
Eine Führungskraft ist eine Person, die für ein Team von mindestens drei festangestellten Mitarbeitenden verantwortlich ist. Ihre Aufgabe ist es nicht, Facharbeit zu leisten, sondern das Team professionell zu führen – also Ziele zu setzen, Probleme zu lösen, zu organisieren und die Mitarbeitenden zu unterstützen.
2. „Bezugspunkte der Unternehmensführung ist die Organisationseinheit.“ Erläutern Sie diese These in 2–3 Sätzen.
Unternehmensführung bezieht sich auf Organisationseinheiten wie Teams oder Abteilungen, nicht auf einzelne Personen. Da diese Einheiten hierarchisch miteinander verbunden sind (Matrjoschka-Prinzip), müssen Führungskräfte stets die Strukturen, Prozesse und Ziele der gesamten Einheit im Blick haben, da jede Entscheidung auch über- und untergeordnete Bereiche betrifft.
3. Zwei mögliche Gründe, warum Führungskraft A doppelt so viel Zeit für Personalführung verwendet wie Führungskraft B, bei gleicher Effizienz.(10 Punkte)
1. Unterschiedliches Team: Führungskraft A hat mehr neue, unerfahrene oder schwierige Mitarbeitende – außerdem kommt es häufiger zu Konflikten oder Krankheitsausfällen. Dadurch braucht sie mehr Zeit für Gespräche, Erklärungen und Unterstützung, auch wenn sie genauso effizient arbeitet wie B.
2. Unterschiedlicher Führungsstil: Führungskraft A nimmt sich bewusst mehr Zeit für persönliche Gespräche, Coaching und Feedback. B arbeitet eher knapp und sachlich – beide erreichen ihre Ziele, aber mit unterschiedlichem Zeitaufwand.
4. Wie wurden die Konstrukte „Führungsaufgaben“, „Führungsroutinen“ (= „Führungsaktivitäten“) und „Führungsinstrumente“ verstanden und voneinander abgegrenzt? (10 Punkte)
Führungsaufgaben sind normative Aufgabenstellungen, die sich aus dem Ziel ergeben, produktive Arbeitsleistungen zu ermöglichen. Sie umfassen 21 Aufgaben, wie z. B. Ziele setzen, motivieren oder Zusammenarbeit fördern
Führungsroutinen sind die konkreten, regelmäßig oder anlassbezogen durchzuführenden Aktivitäten (z. B. Arbeitsbesprechungen, Kritikgespräche, Teambesprechungen), durch die Führungsaufgaben in der Praxis umgesetzt werden
Führungsinstrumente sind formalisierte Hilfsmittel wie Beurteilungsbögen, Auswahlverfahren oder Einarbeitungspläne. Sie unterstützen die Routinen durch Struktur und Standardisierung
5. Rolle der Führungskraft im Modell der Komplementären Führung
Im Modell der Komplementären Führung ist die Führungskraft nur eine von mehreren Personen, die an Führung beteiligt sind.Sie soll vor allem die Selbstführung der Mitarbeitenden stärken –und nur dort kompensierend eingreifen, wo Selbststeuerung nicht ausreicht.Andere Führungsakteure (z. B. HR, obere Führungskräfte, Kollegen) wirken ebenfalls mit, um gemeinsam die 21 Führungsaufgaben zu erfüllen.Die Führungskraft hilft immer dann, wenn Mitarbeitende etwas nicht alleine steuern können – also nur dort, wo Unterstützung wirklich nötig ist.Sie greift gezielt und sparsam ein, anstatt alles selbst zu bestimmen.Ihre Rolle ist flexibel und unterstützend, nicht herrschend oder kontrollierend.
Im Modell der Komplementären Führung ist die Führungskraft ein Akteur unter mehreren. Sie soll primär auf die Selbstführung der Mitarbeitenden setzen und nur dort kompensierend eingreifen, wo Selbststeuerung nicht ausreicht. Andere Führungsakteure (z. B. HR, obere Führungskräfte, Kollegen) wirken ebenfalls mit, um gemeinsam die 21 Führungsaufgaben zu erfüllen. Die Führungskraft wird damit zum situativ kompensierenden Koordinator, der Lücken in der Selbstführung gezielt und sparsam schließt. Ihre Rolle ist dynamisch, nicht allmächtig – sie steuert, ohne zu dominieren
6.Was ist Unternehmensführung und was ist Personalführung?
Unternehmensführung bedeutet, eine Organisation oder Abteilung gezielt zu steuern – z. B. durch Ziele, Strategien, Strukturen und Kontrolle. Dabei steht immer die ganze Organisationseinheit im Fokus, nicht einzelne Personen.
Personalführung ist ein Teil davon und kümmert sich gezielt um die Führung von Mitarbeitenden – also darum, gute Voraussetzungen für Leistung, Motivation und Zusammenarbeit zu schaffen. Dazu gehören Aufgaben wie Ziele vereinbaren, Feedback geben, Konflikte klären, Qualifizierung ermöglichen oder bei Überlastung unterstützen.
Kurz gesagt: ➡️ Unternehmensführung steuert die Organisation. ➡️ Personalführung steuert die Zusammenarbeit der Menschen darin. Beides hängt eng zusammen – ohne gute Personalführung kann Unternehmensführung nicht erfolgreich sein.
7.Was ist unter Komplementärer Führung zu verstehen?
Komplementäre Führung ist ein Führungsmodell von Boris Kaehler.Es sieht Führung als Dienstleistung, die ordnet (z. B. Ziele, Strukturen) und unterstützt (z. B. Hilfe, Motivation).Mitarbeitende sollen möglichst selbstständig arbeiten (Selbstführung).Die Führungskraft greift nur dann ein, wenn das nicht ausreicht.Führung ist dabei keine Einzelleistung, sondern ein gemeinsames Zusammenspiel von Führungskraft, Mitarbeitenden, HR und oberen Führungsebenen.
3. Was ist mit der Aussage gemeint, „Führen ist ein Beruf“?
„Führen ist ein Beruf“ bedeutet, dass Führung keine Nebenaufgabe und nicht nur Bauchgefühl ist.Führung muss gelernt und professionell ausgeübt werden – mit klaren Aufgaben, festen Routinen und passenden Hilfsmitteln.Eine gute Führungskraft braucht dafür Fachwissen, Methoden und die Fähigkeit zur Selbstreflexion.
4. Erläutern Sie die beiden Funktionen von Führung laut Kaehler.
Unterstützungsfunktion: Die Führungskraft hilft Mitarbeitenden, produktiv zu arbeiten, z. B. durch Feedback, Ressourcen oder Entwicklung.
Ordnungsfunktion:Sie sorgt für klare Regeln, Strukturen und Kontrolle – vor allem dann, wenn Selbststeuerung nicht ausreicht.
Diese Doppelrolle unterscheidet Führung von reinem „Dienen“ oder autoritärer Steuerung – es geht um professionellen Ausgleich
6. Wie würden Sie auf einen Mitarbeitenden reagieren, der Konflikte ignoriert oder keine Initiative zeigt?
Ich würde nach dem Modell der Komplementären Führung vorgehen:Zuerst prüfen, wo die Selbstführung nicht funktioniert – also warum der Mitarbeitende Konflikte ignoriert oder passiv bleibt.Dann gezielt und ruhig eingreifen, z. B. in einem 4-Augen-Gespräch das Verhalten ansprechen, zur Reflexion anregen und gemeinsam nach Lösungen suchen.Wenn das nicht hilft, kann ich auch klar delegieren oder konsequent kontrollieren.
7. Sie übernehmen ein Team mit starker Selbststeuerung. Wie passen Sie Ihre Führung daran an?
Ich würde mich zurückhalten und nur beobachten, ob alle 21 Führungsaufgaben auch ohne mein Zutun erfüllt werden. Bei Defiziten greife ich kompensierend ein. Ziel ist es, maximale Selbstführung zu ermöglichen – also nicht übersteuern, sondern eher coachen und begleiten
8. Welche Routine(n) würden Sie einführen, um Ihre Führungsaufgaben effektiv wahrzunehmen?
Ich würde regelmäßige Einzelgespräche einführen – zum Beispiel wöchentlich oder alle zwei Wochen.Darin kann ich gezielt über Aufgaben, Feedback, Motivation, Gesundheit und Entwicklung sprechen.Außerdem halte ich kurze Alltagsgespräche („Kurzbesuche“) für wichtig, um im Kontakt zu bleiben.Für die langfristige Planung wären Jahresgespräche sinnvoll.
12. Was versteht Kaehler unter „sanfter Intervention“ und warum hält er sie für oft wirksamer als „harte Führung“?
Sanfte Intervention bedeutet, z. B. durch Fragen, Vorbild, kleine Hinweise oder Humor Einfluss zu nehmen, ohne zu befehlen oder zu strafen.
Kaehler hält das oft für wirksamer als harte Führung, weil es Widerstand vermeidet, die Selbststeuerung der Mitarbeitenden erhält und nachhaltiger wirkt als autoritäres Verhalten.
Wie wurden die Konstruktive “Führungsaufgaben” “Führungsroutinen” und “Führungsinstrumente” in dieser Lehrveranstaltung verstanden und voneinanderabgegrenzt ?
5 Elemente komplementärer Führung
🔹 1. Führungsaufgaben
→ Was getan werden muss (z. B. Ziele setzen, motivieren, Konflikte lösen)
🔹 2. Führungsroutinen
→ Wie regelmäßig Führung ausgeübt wird (z. B. Arbeitsgespräche, Kritikgespräche)
🔹 3. Führungsinstrumente
→ Mit welchen Mitteln Führung unterstützt wird (z. B. Checklisten, Formulare)
🔹 4. Führungsakteure
→ Wer an der Führung beteiligt ist (Führungskraft, HR, Mitarbeitende, obere Führung)
🔹 5. Führungsprinzipien
→ Nach welchen Grundsätzen geführt wird (z. B. Komplementarität, Situationsangemessenheit)
13. Was bedeutet der Satz: „Personalführung ist keine Charismashow“ im Kontext der Komplementären Führung?
Führung hängt nicht von charismatischer Persönlichkeit ab, sondern von der verlässlichen Erfüllung von Führungsaufgaben. Gute Führung erfordert Methodenkompetenz, Reflexion und Dienstleistungsorientierung, nicht große Auftritte. Der Fokus liegt auf Systematik, nicht auf Show
erläutere die These: Bezugspunkt der Personalführung ist der Mensch in 2-3 Sätzen
Die These bedeutet, dass sich Personalführung auf den einzelnen Menschen konzentriert – nicht auf die Organisationseinheit.Ziel ist es, Motivation, Leistungsfähigkeit und Entwicklung jedes Mitarbeitenden zu fördern.Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt der Führung – als individuell zu begleitender Akteur, nicht nur als „Ressource“.
„Bitte schildern Sie Ihre Erfahrungen in mindestens einer organisationalen Führungssituation (aus Ihrer Arbeitspraxis oder einer Übung dieses Semesters) und reflektieren Sie an diesem Beispiel ausführlich mindestens drei ausgewählte Semesterinhalte aus der Perspektive der Führungskraft.“(25 Punkte)
In meiner Rolle als Sales Coach bei Finanzguru bin ich fachlich für ein Team von acht Personen verantwortlich. Mein Ziel ist es, die Mitarbeitenden durch gezielte Weiterentwicklung, individuelles Feedback und strukturierte Begleitung im Vertriebsalltag zu fördern. Ich analysiere regelmäßig ihre KPIs, um gemeinsam Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und individuelle Stärken gezielt einzusetzen.
Dabei orientiere ich mich am Modell der Komplementären Führung nach Kaehler: Ich gehe davon aus, dass Mitarbeitende grundsätzlich selbstständig arbeiten können (Selbstführung), aber ich greife dann ein, wenn ich merke, dass Unterstützung gebraucht wird. Zum Beispiel höre ich aktiv zu, wenn jemand unsicher ist, gebe live Tipps oder zeige Prozesse vor. Mein Eingreifen ist also gezielt und sparsam – eine sogenannte sanfte Intervention.
Zudem erfülle ich verschiedene Führungsaufgaben: Ich gebe regelmäßig Feedback, motiviere, unterstütze bei Zielvereinbarungen und kümmere mich um die Entwicklung jedes Teammitglieds. Wenn es Probleme gibt, spreche ich sie konstruktiv an und suche gemeinsam nach Lösungen – oft auch in Form kurzer 1:1-Gespräche. In dieser Funktion übernehme ich sowohl Ordnung (z. B. durch Zielstruktur und KPIs) als auch Unterstützung (z. B. durch Zuhören und Beratung) – die beiden zentralen Funktionen von Führung laut Kaehler.
Zusätzlich bin ich in das Recruiting eingebunden, führe Bewerbungsgespräche und achte dabei auf fachliche sowie menschliche Passung. Auch das sehe ich als Teil der Führungsaufgabe „Zusammenarbeit gestalten“ und „Vertrauen schaffen“.
Meine tägliche Arbeit zeigt mir, dass Führung kein Charisma-Spiel ist, sondern ein professioneller Beruf, der systematisches Handeln, Methodenkenntnis und Reflexion erfordert – wie Kaehler es mit „Führen ist ein Beruf“ beschreibt. Ich sehe meine Rolle als verlässlichen, reflektierten Begleiter, nicht als allwissenden Chef.
✅ 1. Führungssituation aus der Praxis
Ich coache ein Team von 8 Personen im Vertrieb
Analysiere regelmäßig KPIs → erkenne Entwicklungspotenziale
Begleite live im Gespräch, gebe Tipps, zeige Prozesse
Höre zu, gebe regelmäßig Feedback
Führe Bewerbungsgespräche, suche neue Talente
✅ 2. Komplementäre Führung (Kaehler)
Grundprinzip: Selbstführung geht vor
Ich beobachte zuerst, ob jemand selbst klarkommt
Greife gezielt und sparsam ein → sanfte Intervention
Beispiel: Zuhören, Fragen stellen, Reflexion anstoßen, live coachen
✅ 3. Führungsaufgaben nach Kaehler
Feedback geben
Entwicklung fördern
Ziele setzen & überprüfen (KPI-basiert)
Zusammenarbeit gestalten
Vertrauen schaffen
Motivation stärken
✅ 4. Führungsfunktionen
Ordnung: Zielstruktur, Rollenklarheit, KPIs
Unterstützung: Zuhören, Coaching, individuelle Hilfe
✅ 5. Rolle der Führungskraft
Führung ist kein Charismashow, sondern ein Beruf
Ich handle systematisch, methodisch und reflektiert
Mein Ziel: produktive Bedingungen schaffen, nicht dominieren
Möchten Sie später einmal Führungskraft in einer Organisation werden? Bitte reflektieren und begründen Sie Ihre Selbsteinschätzung vor dem Hintergrund der Semesterinhalte. (25 Punkte)
[Alternativ, nur falls Sie bereits Führungskraft sind: Wie sehen Sie Ihr eigenes Führungsverhalten in der Praxis? Bitte reflektieren und begründen Sie Ihre Selbsteinschätzung vor dem Hintergrund der Semesterinhalte.25Punkte)
Ja, ich sehe mich langfristig als Führungskraft in einer Organisation – und das Studium hat diesen Wunsch weiter gestärkt. Besonders die Inhalte zum Modell der Komplementären Führung haben mir gezeigt, dass Führung kein spontanes Talent ist, sondern ein Beruf mit klaren Aufgaben, Routinen und Kompetenzen. Ich bringe viele Voraussetzungen mit, z. B. Kommunikationsfähigkeit, Empathie und analytisches Denken. In meiner Arbeit als Sales Coach bei Finanzguru coache ich ein Team, analysiere KPIs, gebe Feedback, führe Bewerbungsgespräche und begleite Entwicklung – dabei erfülle ich viele Führungsaufgaben, wie „Entwicklung fördern“, „Zusammenarbeit gestalten“ oder „Leistung beurteilen“. Ich habe aber auch erkannt, dass ich noch gezielter an meiner methodischen Kompetenz arbeiten möchte – z. B. in der strategischen Planung oder im Umgang mit komplexen Veränderungssituationen. Die im Semester vermittelten Führungsroutinen wie Mitarbeitergespräche, Feedbackschleifen oder Konfliktgespräche geben mir dafür eine hilfreiche Struktur. Insgesamt bestärkt mich das Modell, dass ich nicht „perfekt“ sein muss, um zu führen – sondern bereit sein muss, zu reflektieren, zu lernen und Verantwortung zu übernehmen. Genau das bin ich.
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