Kognitives Modell der PTBS – Ehlers & Clark (2000)
Was ist die zentrale Idee von Ehlers & Clark (2000)?
PTBS entsteht, wenn die betroffene Person das Trauma so verarbeitet, dass eine „gegenwärtige Bedrohung“ bestehen bleibt
Diese Bedrohung ist nicht real, sondern das Ergebnis von:
Negativer Bewertung des Traumas oder seiner Folgen
Art der Gedächtnisverarbeitung → unvollständig, unverbunden, nicht zeitlich eingeordnet
Zusammenfassung und grafik
nicht Trama selbst erklrät Symptome osnder Wahrnehmung einer schwerengegenwärtigen Bedrohung
Grundlage der Wahrnhemung:
Kognitionen/Bewertung Trauma
Trauma Gedächtnis
Bedrohung löst intrusive Erinnerungen, Symptome der Erregung, Emotionen und Verhaltensweisen aus
Entscheidend: Interpretation des Traumas
und seiner Konsequenzen
Modell der kognitiven Bewertung (Janoff-Bulman)
Glaube an die eigene Unverwundbarkeit
Vor dem Trauma: „Mir passiert so etwas nicht“ → Gefühl von Schutz und Unantastbarkeit
Nach dem Trauma: „Es kann mir jederzeit passieren“ → Verlust von Sicherheit und Kontrollgefühl → Angst vor erneuter Hilflosigkeit
Auffassung, dass die Welt verstehbar ist
Vor dem Trauma: „Meine Welt ist kontrollierbar und vorhersehbar“ → Glaube an Ordnung, Logik und Kontrolle
Nach dem Trauma: „Die Welt ist unberechenbar, chaotisch“ → Verlust des Sinngefühls → Gefühl von Willkür und Ausgeliefertsein
Überzeugung, dass das eigene Selbst wertvoll ist / Annahme einer gerechten Welt
Vor dem Trauma: „Die Welt ist gerecht – Menschen bekommen, was sie verdienen“ „Ich bin ein guter Mensch, mir sollte so etwas nicht passieren“
Nach dem Trauma: → Gefühl: „Ich bin hilflos, ich habe das nicht verhindern können“ → Schuld, Scham, geringerer Selbstwert → Welt erscheint ungerecht, Vertrauen in Fairness verloren
Annahme, dass man anderen Menschen trauen kann
Vor dem Trauma: Vertrauen in andere, soziale Sicherheit
Nach dem Trauma: „Ich kann niemandem mehr trauen“ → Rückzug, Misstrauen, Bindungsprobleme → Angst vor Ausgeliefertsein in Beziehungen
Emotionsverarbeitungstheorie (Foa & Rothbaum 1998)
Grundannahme der Theorie
Nach einem Trauma wird ein Furchtnetzwerk im Gedächtnis gespeichert
Es verknüpft:
äußere Reize (Ort, Person, Geräusch …)
innere Reaktionen (Gefühle, Gedanken, Körperempfindungen)
Bewertungen über das Selbst („Ich bin hilflos“, „Ich bin schuld“)
Dieses Netzwerk wird durch Trigger aktiviert → Symptome (z. B. Flashbacks, Angst)
Pathologische vs. nicht-pathologische Verarbeitung
Nicht-pathologisch (rechte Seite der Grafik):
Erlebtes wird als zeitlich abgeschlossen erkannt
Emotionale & kognitive Verarbeitung findet statt
Die Erfahrung wird nicht verallgemeinert
z. B. „Dieser Mann war gefährlich“ (≠ „alle Männer sind gefährlich“)
Selbstbild bleibt weitgehend stabil
Pathologisch (linke Seite der Grafik):
Erlebtes wird nicht richtig verarbeitet
Einzelreize (z. B. „Glatze“, „Waffe“) werden generalisiert
Das Ich wird negativ umgedeutet („Ich bin inkompetent“, „Ich bin gefährlich“)
Symptome wie Vermeidung, Intrusionen, starke Angst bleiben bestehen
Warum wird ein Trauma manchmal nicht verarbeitet?
Das Trauma ist zu überwältigend, um integriert zu werden
Die Person vermeidet Erinnerungen & Trigger
Das Erlebnis wird nicht sprachlich/kognitiv verarbeitet, sondern bleibt auf emotionaler, sensorischer Ebene aktiv
Es kommt zu einer Verfestigung des Furchtnetzwerks
Ziel der Therapie
Ziel ist es, das Furchtnetzwerk gezielt zu aktivieren, damit neue Informationen ergänzt werden können:
„Ich habe es überlebt“
„Ich bin jetzt sicher“
Dies erfolgt durch:
Exposition (sich erinnern, konfrontieren)
Neubewertung des Selbst („Ich habe richtig reagiert“)
Ziel: Integration der Erinnerung ins autobiografische Gedächtnis → Reduktion der Symptome
Leitlinie PTBS Behandlung
Bevorzugte Psychotherapieformen
(hohe Empfehlungsgrade – KKP = „kann/könnte-klinisch-praktisch empfohlen werden“)
Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie (KVT-TF) → z. B. Exposition in sensu/in vivo, kognitive Umstrukturierung, Imagery Rescripting Empfehlungsgrad A
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) Empfehlungsgrad A
Narrative Expositionstherapie (NET) KKP – v. a. bei multiplen Traumata oder komplexer PTBS
Wichtige therapeutische Elemente:
Psychoedukation → zur Normalisierung & Verständnis der Symptome
Stabilisierung (bei Bedarf) → zur Affektregulation vor Konfrontation
Exposition (in sensu/in vivo) → kontrollierte Konfrontation mit Traumaerinnerungen
Kognitive Umstrukturierung → Veränderung dysfunktionaler Bewertungen (z. B. Schuld, Kontrollverlust)
Integration in Lebensgeschichte / Neubewertung
Was wird nicht empfohlen?
Psychodynamische Verfahren (ohne Trauma-Fokus) → nur bei mangelnder Verfügbarkeit anderer Verfahren oder auf Wunsch
Reine Stabilisierung ohne Exposition → nicht ausreichend bei PTBS
Medikamentöse Monotherapie → nicht erste Wahl, nur als Zusatz oder bei schwerer Komorbidität (z. B. Antidepressiva)
Besonderheiten:
Behandlung möglichst frühzeitig beginnen
Bei komplexer PTBS / komorbider Erkrankung: multimodale Behandlung + Phasenmodell
Bei akuter Suizidalität oder schwerer Dissoziation: zuerst Stabilisierung!
Diagnosekriterien F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung
A. Kurz oder langanhaltendes Ereignis von außergewöhnlicher Bedrohung ausgesetzt, dass bei nahezu jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde
B. Anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben der Belastung durch aufdringliche Nachallerinnerungen, lebendige Erinnerungen, wiederholende Träume oder innere Bedrängnis in Situationen, die der Belastung ähneln oder mit ihr im Zusammenhang stehen
C. Umstände, die der Belastung ähneln oder mit ihr im Zusammenhang stehen, werden tatsächlich oder möglichst vermieden. Dieses Verhalten bestand nicht vor dem Erlebnis
D. Entweder 1 oder 2:
1. Teilweise/vollständige Unfähigkeit, einige wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern
2. Anhaltende Symptome einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung (nicht vorhanden vor der Belastung) mit 2 oder mehr der folgenden Merkmale:
a. Ein- und Durchschlafstörungen
b. Reizbarkeit/Wutausbrüche
c. Konzentrationsstörungen
d. Hypervigilanz
e. Erhöhte Schreckhaftigkeit
E. B,C,D treten innerhalb von 6 Monaten nach Bealstung auf oder nach der Belastungsperiode
Fallzusammenfassung
Alter und Hintergrund: 21-jährige Patientin, Studentin, lebt mit Partner, zuvor konflikthafte familiäre Beziehung (insbes. zur Mutter).
Aktuelle Symptomatik:
Intrusives Wiedererleben (Flashbacks, Albträume, Bedrängnis bei Auslösern wie Menschenmengen, Wasser)
Vermeidung (soziale Kontakte, bestimmte Orte/Situationen)
Hyperarousal (Schreckhaftigkeit, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Anspannung)
Anhedonie, gedrückte Stimmung, Rückzug
Ständiges Gedankenkreisen
Wiederkehrende Suizidgedanken, keine akute Gefährdung
Belastungsfaktor: Psychisch und physisch bedrohliche Beziehung zu älterem Mann über ca. ein Jahr. Erleben von Kontrollverlust, Angst, "sich ausgeliefert fühlen". Beziehung wurde beendet, aber Nachwirkungen bestehen.
Diagnostik (testpsychologisch):
BDI-II: 32 Punkte (schwere depressive Symptomatik)
DESC
DIPS
Diagnosen (ICD-10):
F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
F32.1 Mittelgradige depressive Episode (komorbid)
Warum keine rezidivierende Depression (F33)?
Es liegt keine dokumentierte vollständige Remission oder behandelte Vor-Episode vor. Die jetzige Symptomatik trat im engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Trauma auf und ist inhaltlich damit verbunden. Die depressive Symptomatik wird als komorbid zu F43.1 eingeordnet.
Wie erklären Sie den hohen BDI trotz Alltagsstruktur?
Der BDI erfasst subjektive Belastung. Auch funktionierende Strukturen im Alltag schließen nicht aus, dass innerlich eine starke Belastung, Antriebsmangel oder Hoffnungslosigkeit erlebt wird.
Warum KVT und nicht z. B. psychodynamisch?
KVT bietet mit Exposition und kognitiver Umstrukturierung evidenzbasierte Verfahren bei PTBS. Die Patientin ist motiviert und strukturiert genug, um davon zu profitieren.
Leitlinien empfehlung
Wann würden Sie EMDR einsetzen?
Nach Stabilisierungsphase, wenn klare Traumabilder bestehen, keine akute Suizidalität, ausreichende Affekttoleranz. EMDR ist im Therapieplan vorgesehen.
Was beachten Sie bei der Exposition mit dieser Patientin?
Kleinschrittiges Vorgehen, gute therapeutische Beziehung, klare Sicherheitsstruktur, vorherige Stabilisierungsinterventionen, Psychoedukation, achtsame Auswahl der Konfrontationsreize.
Beziehungsgestaltung
Wie reagieren Sie auf emotionale Reaktionen in der Sitzung?
Validierung, klare Struktur bieten, ggf. Skills oder kurze Pause, keine Vermeidung. Therapeutische Haltung: präsent, stabil, empathisch.
Wie würden Sie mit mangelndem Vertrauen arbeiten?
Beziehung kleinschrittig aufbauen, Kontinuität bieten, Transparenz, nicht drängen, Emotionen ernst nehmen, Rollenklarheit bewahren.
Darf ich mit ihrer Mutter sprechen?
Nur bei vorliegender Schweigepflichtsentbindung gemäß § 203 StGB. Die Patientin darf selbstverständlich über die Therapie sprechen, die Therapeut:in aber nicht ohne Entbindung.
Was tun bei äußerst wiederkehrenden Suizidgedanken?
Risikoeinschätzung, evtl. Sicherheitsvereinbarung, Krisenplan, engmaschigere Termine, Dokumentation, ggf. Rücksprache mit Oberarzt oder Krisendienst
Therapiephasen (nach Rörig & Weidner)
Stabilisierung und Ressourcen
Traumaexposition
Integration und Neubewertung
Indikation für EMDR:
klare Traumaassoziation
emotionale Stabilität
kein dissoziatives Durcharbeiten
Gegenüberstellung: Exposition vs. EMDR
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
Ablauf (nach Shapiro, EMDR-Protokoll):
Stabilisierungsphase / Ressourcenarbeit
Traumafokussierung:
Patientin benennt zentrale belastende Erinnerung, Bild + negative Kognition (z. B. „Ich bin hilflos“)
Subjektive Belastung (SUD) und positive Zielkognition („Ich bin sicher“)
Bilaterale Stimulation:
Therapeut führt mit Hand Augenbewegung, alternativ Tapping o. Ä.
Patientin denkt gleichzeitig an Bild, Gefühl, Kognition
Ablauf erfolgt in „Sets“ (ca. 30 Sekunden), dann Pause, kurze Rückmeldung („Was ist aufgetaucht?“)
Es erfolgt schrittweise Desensibilisierung und Reprozessierung
Abschluss:
Neue positive Kognition etablieren („Ich bin in Kontrolle“)
Körpertest: passt das Gefühl dazu?
Rückkehr in Hier und Jetzt, ggf. Stabilisierung
✅ Indikation:
Vorliegen eines klaren Traumas
Bereits vorherige Stabilisierungsphase
Bereitschaft für strukturiertes Vorgehen
🚫 Kontraindikation:
Akute Suizidalität
Dissoziation
Psychosen
Unverarbeitete frühere Traumata ohne klare Bilder (z. B. Bindungstraumata in der Kindheit)
Exposition in sensu (Vorstellung in der Vorstellung / Imagination)
Psychoedukation & Vorbereitung:
Erklären des Konzepts: Wiedererleben ist normal, Vermeidung verhindert Verarbeitung
Aufbau der Expositionshierarchie (Was ist am stärksten belastend? Was geht zuerst?)
Stabilisierung vorab:
Ressourcenaktivierung, Imaginationsübungen, z. B. sicherer Ort
Expositionseinheit:
Patientin berichtet in der Ich-Form im Präsens, möglichst detailliert das Trauma (z. B. „Ich gehe in den Raum… Er schreit mich an… Ich spüre Panik…“)
Therapeut begleitet mit empathischer Präsenz, ggf. gezielten Nachfragen (z. B. „Was sehen Sie jetzt?“)
Dauer: 30–45 Minuten
Verarbeitung:
Reflexion: Was kam hoch? Was hat sich verändert? Neue Bedeutungen?
Hausaufgabe:
Wiederholung über Audioaufnahme oder schriftliche Beschreibung
Gute Affekttoleranz
Konkrete traumatische Erinnerung vorhanden
Bereitschaft, sich emotional einzulassen
Akute Dissoziation
Unzureichende Stabilität
Kein greifbares traumatisches Bild
IES-R (Impact of Event Scale – Revised)
Ziel: Screening traumabezogener Symptome nach belastendem Ereignis
Inhalt & Aufbau:
22 Items, bezogen auf ein spezifisches traumatisches Ereignis
3 Skalen:
Intrusion (z. B. Flashbacks, Albträume)
Vermeidung (z. B. Orte, Gedanken)
Hyperarousal (z. B. Schlaf, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit)
Skala 0 („nie“) bis 4 („extrem“)
Interpretation:
Kein universeller Cut-Off, häufig:
24: auffällig
33: Hinweis auf PTBS 👉 Greta: erhöhte Werte in allen Subskalen → klinisch deutlich auffällig
Einordnung im Fall Greta:
Unterstützt Diagnose F43.1
Intrusion (Flashbacks), Vermeidung (Menschenmengen), Hyperarousal (Anspannung, Schlafstörung) sind ausgeprägt
Grenzen:
Kein strukturiertes Interview
Retrospektiv und selbstberichtsbasiert
BDI-II (Beck-Depressions-Inventar II)
Ziel: Erfassung der Schwere depressiver Symptome innerhalb der letzten zwei Wochen (Selbstbeurteilung)
21 Items (z. B. zu Stimmung, Antrieb, Schlaf, Schuld, Zukunftsperspektive, Suizidgedanken)
Likert-Skala 0–3 → summiert zu Gesamtwert (max. 63 Punkte)
Interpretation (nach Beck et al.):
0–13: keine/minimale depressive Symptome
14–19: leichte Depression
20–28: mittlere Depression
≥29: schwere Depression 👉 Greta: 32 Punkte → schwere depressive Episode
Zeigt hohe Selbstabwertung, gedrückte Stimmung, Anhedonie, Rückzug, Grübelneigung
Suizidgedanken werden ebenfalls berichtet
Trotz äußerer Alltagsstruktur (Studium, WG) besteht starke innere Belastung
Erfasst subjektive Wahrnehmung, keine klinische Diagnose
Kann somatische Beschwerden bei PTBS überlappen
Kognitive Umstrukturierung (KVT, PTBS-Kontext)
Ziel: Veränderung dysfunktionaler, traumaassoziierter Gedanken und Interpretationen → Reduktion von Leid und Vermeidung
Ablauf (Greta-bezogen):
Erfassen dysfunktionaler Gedanken: „Ich bin schwach.“ – „Ich hätte mich früher trennen müssen.“
Gedanken hinterfragen: Welche Beweise gibt es für/gegen diese Annahmen? Was würden andere dazu sagen?
Alternative Bewertung erarbeiten: „Ich habe mich trotz Angst getrennt.“ „Ich war in einer bedrohlichen Situation, nicht schuld.“
Verankerung neuer Sichtweisen: Wiederholung, Anwendung auf neue Situationen, Einbindung in Exposition
Methoden:
Spaltentechnik (Gedanke – Beleg – neuer Gedanke)
Kognitives Modell nach Ehlers & Clark
Sokratischer Dialog
Besonders wichtig wegen starker Selbstabwertung und Schuldgefühlen
Ergänzt Exposition sinnvoll (z. B. zur Bearbeitung von Bewertungen wie „Ich bin wertlos“)
Stabilisierung muss gegeben sein
Nicht bei akuter Dissoziation oder suizidaler Krise
Beck’s Kognitives Modell der Depression (Kognitive Triade)
Ziel: Erklärung der Entstehung und Aufrechterhaltung depressiver Symptome durch negative Denkmuster
Zentrale Annahmen:
Negative Sicht auf sich selbst („Ich bin wertlos.“)
Negative Sicht auf die Umwelt („Niemand hilft mir.“)
Negative Sicht auf die Zukunft („Es wird nie besser werden.“)
Selbstabwertung, Hoffnungslosigkeit, Rückzug → vollständig erfüllt
Therapeutisches Ziel: Triade durchbrechen → durch kognitive Umstrukturierung, positive Erfahrung in Beziehung und Verhalten
Bedeutung:
Grundlage vieler kognitiver Therapieansätze
Verknüpfbar mit automatischen Gedanken, Grundannahmen & Schemata
Beispielintervention:
Gedankenprotokolle, z. B. zu belastenden Situationen → Triade herausarbeiten
Alternative Gedanken entwickeln („Ich habe schon kleine Schritte geschafft“)
SVV vs. suizidales Verhalten
Wie grenzen Sie SVV von suizidalem Verhalten ab?
SVV (z. B. Ritzen) dient meist Affektregulation, Selbstbestrafung oder Spannungsabbau.
Keine Tötungsabsicht, eher kurzfristige Erleichterung.
Suizidale Handlungen sind mit der Absicht verbunden, das Leben zu beenden oder unerträglichen Schmerz dauerhaft zu stoppen.
Beide erfordern sorgfältige Risikoeinschätzung (z. B. mittels SITBI, S-STS).
Wichtig: Funktion, Kontext, Häufigkeit, Auslöser explorieren.
Funktionen von SVV
Affektregulation (z. B. Anspannung, Leere, Ärger)
Selbstbestrafung (Scham, Schuld)
Reizüberflutung kontrollieren, sich spüren
Nonverbale Kommunikation von Not
Wiedererlangung von Kontrolle (bei Gefühlen von Hilflosigkeit)
Im Fall XX: Affektspannung, Selbstabwertung ("Ich verdiene Schmerz"), Entlastung vom inneren Druck
Therapeutischer Umgang mit SVV
Stabilisierung vor Exposition
Psychoedukation über Funktion des SVV
Validierung: "Sie haben Wege gefunden, um sich zu helfen"
Skills-Training (aus DBT): Kälte, Bewegung, Igelball, Reizumlenkung
Affektregulation: Achtsamkeit, Notfallkette, STOPP-Regel
Vertragsarbeit (z. B. "kein SVV in Therapiezeit"), aber keine starren Verbote
DBT – Wann & wie?
Indikation: Borderline-Störung, chronisches SVV, PTBS mit Instabilität
Prinzip: Balance von Akzeptanz & Veränderung
Elemente: Verhaltenstherapie + Achtsamkeit + Skills
Module: Emotionsregulation, soziale Kompetenzen, Stresstoleranz, Achtsamkeit
Ziel: Lebenswerteres Leben trotz innerem Chaos
Weitere traumatherapeutische Verfahren
Tf-KVT: Exposition, kognitive Umstrukturierung
Imagery Rescripting (ImRs): Veränderung traumatischer Bilder
NET: Biografisch-narrative Aufarbeitung
PITT: Psychodynamisch + Imagination, besonders bei Dissoziation
Ziel: Integration, Stabilisierung, Selbstfürsorge
PITT – Konzept & Anwendung
Begründerin: Luise Reddemann
Zielgruppe: komplex traumatisierte, dissoziierende Menschen
Prinzipien: Psychodynamische Grundhaltung, Arbeit mit inneren Bildern & Anteilen
Keine direkte Konfrontation, sondern symbolische Verarbeitung
Bei Greta sinnvoll, da: Beziehungstrauma, Selbstabwertung, Affektregulationsprobleme
Ziel: Aufbau innerer Sicherheit, Stärkung schützender Ressourcen
PITT – Therapiephasen
Stabilisierung:
Imaginationsübungen (sicherer Ort, innerer Helfer)
Affektregulation, Distanzierungstechniken
Symbolische Verarbeitung:
Veränderung innerer Bilder
Arbeit mit inneren Anteilen
Integration:
Neubewertung, Selbstfürsorge
Entwicklung positiver Narrative
Innere Anteile bei Patientin
Verletztes Kind: Ohnmacht, Angst, Schutzbedürfnis
Wütender Anteil: verdeckte Wut über Kontrolle/Verletzung
Innerer Kritiker: "Du bist schuld", "Du bist schwach"
Angepasster Anteil: Alltag funktioniert trotz Belastung
Schützender Anteil: therapeutisch zu stärken (z. B. innere Helferin)
Ziel: Benennung, Validierung & Integration dieser inneren Stimmen
Autonomie- vs. Abhängigkeitskonflikt
Konfliktinhalt: Bedürfnis nach Bindung und Nähe vs. Angst vor Kontrolle, Verlust des Selbst, Verletzung
Hintergrund: Aufwachsen mit konflikthafter Mutterbindung → Ambivalenz zwischen Nähe & Autonomie
Ausdruck:
Einlassen auf Beziehung zu Mann trotz Gefühlen von Ausgeliefertsein
Rückzug nach Trennung, aber gleichzeitige Sehnsucht nach Halt
Mangelnde Abgrenzungsfähigkeit
Therapiebezug: Stabilisierung des Ich, Förderung von Autonomieerleben & Grenzsetzung
Selbstwertkonflikt
Konfliktinhalt: Schwankender Selbstwert zwischen Idealisierung und Abwertung
Hintergrund: Übernommene entwertende Sätze („Du bist nichts wert“)
Selbstabwertendes Grübeln („Ich bin schuld“)
Passivität, Hoffnungslosigkeit, Rückzug
Kompensation durch Leistungsorientierung im Studium
Therapiebezug: Identifikation und Transformation des inneren Kritikers; Förderung des positiven Selbstbezugs
Identitätskonflikt
Konfliktinhalt: Unklare Ich-Grenzen, diffuse Selbstdefinition
Hintergrund: Überanpassung in dysfunktionalen Beziehungen; fehlende sichere Bindung
Schwierigkeit, Bedürfnisse klar zu benennen
Schwankungen in Selbstbild („Ich weiß gar nicht, wer ich bin ohne andere“)
Orientierung an Beziehungspartner statt an eigenen Werten
Therapiebezug: Imaginationsarbeit zum inneren Selbstbild, Förderung stabiler Ich-Struktur
Übertragungs- und Wiederholungszwang
Konfliktinhalt: Wiederholung früher Bindungsmuster in späteren Beziehungen
Hintergrund: Ungelöste frühe Beziehungserfahrungen mit mangelndem Schutz
Erleben des Ex-Partners als übermächtig/kontrollierend (ähnlich wie Mutter)
Wiederbelebung alter Gefühle von Ohnmacht und Entwertung
Therapiebezug: Bewusstmachung der Übertragung, therapeutische Beziehung als Korrekturerfahrung
Annäherungs–Vermeidungskonflikt
Konfliktinhalt: Wunsch nach Nähe & Bindung vs. Angst vor Grenzüberschreitung
Bedürfnis nach Beziehung, aber starker Rückzug
Ambivalentes Verhalten gegenüber Hilfsangeboten
Emotionales Näherlassen und anschließendes Vermeiden („Zu viel Nähe macht Angst“)
Therapiebezug: Aufbau eines sicheren therapeutischen Rahmens, Förderung von Bindungstoleranz
sondern Ausdruck von interaktionellen Mustern“
Was „sagt“ Gretas PTBS?
Rückzug, Schlafstörungen, Hypervigilanz → „Ich bin nicht sicher“
Vermeidung → „Ich kann dem nicht begegnen, weil es mich überfordert“
Erstes Outing bei der Hausärztin → indirekter Hilferuf
➡️ Beispielhafte zirkuläre Dynamik:
Greta meidet emotionale Nähe → Freund:innen ziehen sich zurück → Greta erlebt sich als „falsch“ → Symptome verstärken sich → Interaktionelle Schleife, die die PTBS stabilisiert
3. „Familiäre Zuschreibungen“
➡️ Welche inneren Bilder hat Greta übernommen?
„Ich bin schwach, wenn ich Angst zeige“
„Ich muss funktionieren“
„Ich bin schuld, wenn mir jemand weh tut“
➡️ Diese „verinnerlichten Stimmen“ (z. B. elterlich, gesellschaftlich, partnerschaftlich) beeinflussen, wie sie das Trauma erlebt und wie sie sich jetzt verhält.
4. „Innerpsychische Bedeutungen“ (Deutungen des Traumas)
➡️ Systemisch interessiert: Welche Geschichte erzählt Greta über das, was passiert ist?
❌ Dysfunktionale Bedeutung:
„Ich habe das zugelassen.“
„Ich war schwach.“
✅ Systemisch erwünschte Umdeutung:
„Ich war in einer Abhängigkeitsdynamik gefangen – und habe mich befreit.“
„Meine Symptome zeigen, dass mein Körper versucht, mich zu schützen.“
➡️ Reframing von „Symptom“ zu „Lösungsversuch“.
5. „Neue Bedeutungen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten im sozialen Kontext“
Was wäre ein Ziel?
Greta erkennt, dass ihre Symptome Sinn machen und nicht „verrückt“ sind.
Sie entwickelt neue Erklärungen, die weniger beschämend sind.
Sie experimentiert mit neuen Beziehungen und Kommunikationsmustern (z. B. vertrauensvolle Offenheit mit Freundin, Grenzen setzen).
„Ohne Pathologie in den Mittelpunkt zu stellen“
Gretas PTBS ist keine „Störung“, sondern eine erwartbare Reaktion auf ein überforderndes Erlebnis, das alte Beziehungsmuster reaktiviert hat.
Systemisches Fallverständnis Zusammenfassung
Greta zeigt Symptome einer PTBS nach einem Beziehungstrauma. Aus systemischer Sicht spiegelt ihre Symptomatik nicht nur ein innerpsychisches Geschehen, sondern ist auch Ausdruck von langjährig gewachsenen Mustern im Umgang mit Nähe, Schuld und Selbstwert. Ihre Rückzüge, Schuldgefühle und Vermeidung lassen sich als kommunikative Signale, Schutzmechanismen und Lösungsversuche im Spannungsfeld sozialer Beziehungen verstehen. Die Therapie zielt auf die gemeinsame Entwicklung neuer Bedeutungen, das Sichtbarmachen bisher unsichtbarer Ressourcen und das Erproben alternativer Handlungsmuster im sozialen Kontext – z. B. durch narrative Arbeit, Reframing und Aufstellungsarbeit.
Übertragung und Beziehung
TP
Was ist das?
Die therapeutische Beziehung dient als Raum zur Re-Inszenierung unbewusster Beziehungsmuster. Bei Greta: Sie könnte sich stark anpassen,
Angst vor Ablehnung durch die Therapeutin haben → Thematisierung dieser Muster hilft, alte Beziehungserfahrungen zu verstehen und zu verändern.
Innerpsychische Konflikte
Autonomie vs. Abhängigkeit: Wunsch nach Nähe vs. Angst vor Kontrollverlust (Partnerschaft!)
Selbstwertkonflikt: Negative Selbstbilder („Ich bin schwach“)
Identitätskonflikt: Unsicherheit über eigene Grenzen, Bedürfnisse → Bearbeitung über Reflexion von Biografie, Übertragungen, Verhalten
Struktur & Stabilisierung
Strukturgebende Maßnahmen: Klare Rollen, feste Termine, Validierung, Psychoedukation.
Ziel: Sicherheit & Orientierung fördern – wichtig bei PTBS!
F62.0 anhaltende Persönlcihketisstörung nach extrem Belastung
A. Nachweis einer anhaltenden Änderung in Wahrnehmung, Beziehung und Denken in Bezug auf Umwelt und Selbst nach Extrembelastung
B. Unflexibles, unangepasstes Verhalten mit min. 2 der folgenden Symptome
1. Feindliche oder misstrauische Haltung ggü. Welt
2. Sozialer Rückzug
3. Andauerndes Gefühl von Leere/Hoffnungslosigkeit (ohne Hinweis dass es davor vorhanden war)
4. Andauerndes Gefühl von Nervosität oder Bedrohung ohne äußere Ursache
5. Andauerndes Gefühl verändert oder anderes als andere zu sein
C. Änderung hat Störung der alltäglichen Funktionsfähigkeit zur Folge, subjektives Leiden oder Auswirkungen auf soziale Umgebung
D. Sollte nach Extrembelastung aufgetreten sein. Aus Anamnese sind keine Hinweise auf PS bekannt
E. Seit min. 2 Jahren
F. PTBS ist vorausgegangen, Symptome können sich überlappen
warum nciht rezidivierend und nicht dystehmie
Eine rezidivierende Depression (F33) setzt mindestens zwei depressive Episoden mit einer dokumentierten Remission von mindestens zwei Monaten dazwischen voraus. Zwar wird anamnestisch von einer Episode im Jugendalter berichtet, es liegen dafür aber keine gesicherten Befunde vor und es ist unklar, ob damals wirklich eine voll ausgeprägte Episode mit anschließender Remission bestand. Deshalb bleibe ich bei der aktuellen Episode.
Eine Dysthymie (F34.1) kommt ebenfalls nicht in Betracht, da diese eine mindestens zweijährige, chronisch leichte depressive Verstimmung ohne klar abgrenzbare Episoden voraussetzt. Hier liegt jedoch eine klar episodische, mittelgradige Symptomatik im Zusammenhang mit traumatischen Erfahrungen vor, was besser durch die Diagnose einer depressiven Episode erfasst wird.“
Komplexe PTBS nach ICD-11
1. Affektregulation
o starke emotionale Dysregulation
o explosionsartige Wut oder starke emotionale Taubheit
2. Negatives Selbstkonzept
o anhaltende Gefühle von Wertlosigkeit, Schuld, Scham
o Überzeugung, beschädigt oder wertlos zu sein
3. Beziehungsstörungen
o Schwierigkeiten, enge und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen oder aufrechtzuerhalten
o soziale Rückzugstendenzen, Misstrauen
A. Allgemeinen Kriterien für eine PS sind erfüllt
B. Min. drei der F60.3 Symptome: (impulsiver Typ)
1. Tendenzen unerwartet, ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln
2. Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, v.a. wenn impulsive Handlungen kritisiert werden
3. Neigung zu Ausbrüchen von Wut/Gewalt mit Unfähigkeit der Kontrolle
4. Schwierigkeiten Handlungen beizubehalten die nicht direkt belohnt werden
5. Unbeständige launische Handlung
C. Mindestens zwei zusätzlich:
- Störungen und Unsicherheit bzgl. Selbstbild, Zielen, „inneren Präferenzen“
- Neigung für intensive, aber instabile Beziehungen oft mit folge von emotionalen Krisen
- Übertriebene Bemühungen das Verlassen werden zu vermeiden
- Drohungen oder Handlungen mit Slebstbeschädigung
- Gefühl von Leere
EMDR – Ablauf einer Sitzung
1. Vorbereitung
· Überprüfung der Stabilität, Ressourcenübungen (z. B. „sicherer Ort“).
· Auswahl einer belastenden Zielerinnerung.
2. Fokussierung auf die Zielerinnerung
· Patient beschreibt die zentrale Szene (z. B. Bild, Geräusch).
· Identifikation einer negativen Kognition (NC), z. B. „Ich bin hilflos.“
· Formulierung einer positiven Kognition (PC), z. B. „Ich habe es überlebt.“
· Bewertung:
o SUD (Subjective Units of Disturbance): 0–10 (Belastung).
o VoC (Validity of Cognition): 1–7 (Glaubwürdigkeit der positiven Kognition).
· Benennung der aktuellen Körperempfindung, die mit der Erinnerung verbunden ist.
3. Desensibilisierung (bilaterale Stimulation)
· Therapeut führt bilaterale Augenbewegungen (oder Töne/Tapping) durch, jeweils 20–30 Sekunden.
· Nach jedem Durchgang kurze Pause: Patient berichtet spontane Gedanken, Bilder oder Gefühle.
· Therapeut ermutigt, den Prozess einfach weiterlaufen zu lassen.
· Wiederholung mehrerer Durchgänge, bis die Belastung (SUD) deutlich abnimmt.
4. Installation der positiven Kognition
· Patient kombiniert die traumatische Erinnerung mit der positiven Kognition.
· Wiederholte bilaterale Stimulation.
· Ziel: Erhöhung der VoC (idealerweise auf 7 = „vollkommen glaubwürdig“).
5. Körper-Scan
· Patient denkt erneut an die Erinnerung mit positiver Kognition.
· Überprüfung, ob körperlich noch Anspannung oder Unbehagen vorhanden ist.
· Falls ja: weitere Stimulation, bis keine Restbelastung mehr besteht.
6. Abschluss der Sitzung
· Stabilisierung, Rückführung ins Hier & Jetzt.
· Einsatz von Ressourcenübungen, falls noch Restbelastung vorhanden ist.
· Hinweis an den Patienten: Nachwirkungen (Erinnerungen, Träume) sind normal, ggf. notieren.
7. Re-Evaluation (nächste Sitzung)
· Zu Beginn erneute Überprüfung von SUD und VoC in Bezug auf die Zielerinnerung.
· Falls Belastung wieder ansteigt → weitere Bearbeitung.
· Bei stabiler Entlastung → Bearbeitung weiterer Erinnerungen.
Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie (PITT) nach Luise Reddemann
G1. Dauer: Min. zwei Wochen
G2: Keine manischen oder hypomanischen Symptome, die schwer genug wären für eine Diagnose der Episode
G3: Ausschluss: Missbrauch psychotroper Substanzen oder organische Störung (F0)
A. Die allgemeinen Symptome einer depreesiven Episode sind erfüllt
B. Min. zwei der drei Symptome:
1. Depressive Stimmung in einem deutlichen Ausmaß, die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag min. 2 Wochen
2. Interessens- und Freudenverlust
3. Verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit
C. Eins oder mehrere zusätzliche Symptome sodass min. 4 oder 5 ergibt:
1. Verlust Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
2. Unbegründete Selbstvorwürfe oder Schulgefühle
3. Suizidgedanken oder suizidales Verhalten
4. Klagen oder Nachweis über verminderten Denk oder Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit oder Unentschlossenheit
5. Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung
6. Schlafstörung
7. Appetitminderung oder Gesteigerter Appetit
Mittel: 6-7
Kognitive Theorie nach Beck
Grundidee: Depression ist die Folge von negativen Interpretationen des Erlebten aufgrund von dysfunktionalen kognitiven Schemata
Kognitives Schema: stabile Denkstrukturen
Kognitive Schemata bestehen in negativen Einstellungen/Bewertung (Kogntive triade) ggü
Sich Selbst
Umwelt
o Der Zukunft
Führen zu negativer Verzerrung der Wahrnehmung und Interpretation
Werden durch frühe ungünstige Erfahrungen erworben
Werden von aktuellen Lebenssituation aktiviert, zeigen sich in automatischen Gedanken die Schema verstärken
= schnell, schemakonform, Reflex in der Situation, für sich plausibel
Enthalten Denkfehler, Verzerrungen in Wahrnehmung, Bewertung und Konsequenz
Willkürliches Schlussfolgern
Verallgemeinern
Übergeneralisieren
Schwarz-Weiß Denken
Katastrophisieren
Bewertungsverzerrung
Depressiver Grundkonflikt
Frühe Traumaitisierung für zu:
Unsichere Bindung
Frühes Erleben vom Verlassen
Führt zu negativem Selbstwertgefühl
Bedrüfnis nach Zuwendung und Bestätigung
Führt zum Depressiven Grundkonflikt
Wunsch nach Zuwendung und Angst alleine zu sein
Angst dies einzufordern und Enttäuschung ggü. anderen
Maladaptive Interaktion
Verstickt
Hohe Slebstanforderung
Ambivalenz
Pseudoaltruismus
Vermeidend
Kränkbarkeit
Entwertung anderer
-> Ärger, Depressivität
Ziele der Patientin
Sich nicht vom Trauma besitmmen lassen
Vemeidung abbauen: schwimmen gehen, über trauma reden, soziale interaktion
symptomreduktion
Bessere Beziehung zur Mutter
Vorgehen
Aufbau/Stabiliesurng: Psychoedukativ, Stabiliserung:
Stressbewältgung
Emtotionale Slebstregulation
Achtsamkeit
kogntive usmtruktureirung von abwertenden schema
Expo: Lebenslinie, EMDR, in vivu
Stabilierung: endphase:
was hat geholfen, was hat sich verödnert
Frühwarnzeichen erkennen, Notfallpläne, Ressourcenanker
Stärkung autonomie durch Selbstreflexionstagebuch, Imaginationsübungen für den Alltag
Bio
bis 6. KL Mobbing, Schwierigkeiten Freundscaften
Depressive Episode 12. lj
2016-2022 SSV
2020: Verschlechterung Symptomatik
PTBS; depression
2022: besserung wegen BZ und Auszug
Dressive Symptomatik bei der Patientin
gedrückte Stimmung
Interessensverlust
Vermidnerter Antrieb
Schalfstörungen
Konzetrationssötrung
Schuldgefühle
verlsut Selbstwertgefühl
Psychodynamik Trauma erklärung
Einheitliches Modell existiert nicht
In Grundannahmen von Trauma Folgeerscheinungen wird davon ausgegangen:
Traumatische Situation löst emotionale Überflutung und kognitive Verwirrung erfolgt
Bewältgungsstrategien wird außer Kraft gesetzt -> denn: für Verarbeitung gibt es kein Vorbild im Inneren
Durch Dissoziation werden die Erfahrungen von der Wahrnehmung ferngehalten
Trauma werden abgespalten und dissoziiert
Können durch äußere Faktoren getriggert werden
Körpererfahrungen können abgespalten werden
Erlebte bleibt unintegriert
Zentraler Wirkort traumatischer Erfahrungen:
Persönlichkeitsstrukturen mit Funktionen wie Abwehr oder innere Repräsentanzen von Bezugspersonen
Beschädigung der Bezugsperson geht Einschränkung der Symbolisierungsfähigkeit[GR1] und Integrierbarkeit des Traumas einher
Aufrechterhaltend: Vermeidung -> ist allerdings zentral für Verarbeitung
„Symbolisieren“ heißt in der Psychoanalyse/Psychodynamik: innere Erlebnisse in Worte, Bilder und Vorstellungen übersetzen.
UMGANG Bei SSV
Aufbau einer stabilen, vertrauensvollen Beziehung
Anerkennung der Funktion von SVV: „Ich sehe, dass es Ihnen hilft, mit etwas sehr Schwerem umzugehen.“
Keine moralisierenden Urteile („Das ist krank“, „Das muss aufhören“)
Wann tritt das SVV auf?
Was passiert davor, dabei, danach?
Welche Gefühle sind beteiligt (Wut, Scham, Leere, Selbsthass…)?
→ Häufig mithilfe des SORKC-Modells oder Verhaltensanalysen
Typische Funktionen:
Funktion
Beschreibung
Affektregulation
Spannungsabbau, Gefühlsklärung
Selbstbestrafung
„Ich habe es verdient“, Scham, Schuld
Dissoziationsunterbrechung
„Um mich wieder zu spüren“
Interpersonell
Kommunikation von Not, indirekter Hilferuf
Erklärung, warum SVV wirkt (neurobiologisch: Endorphinausschüttung, Fokusverlagerung)
Normalisierung ohne Verharmlosung
Betonung der Kurzfristigkeit („hilft – aber nur kurz“)
Ziel: Neue Wege zur Affektregulation, um SVV zu reduzieren.
Skills aus DBT z. B.:
Distress Tolerance (Notfall-Skills): Igelball, Gummiband, kaltes Duschen
Sinnesreize: Chili-Bonbon, Ammoniak-Riechstift
Achtsamkeitstechniken: Body Scan, Atemanker
Selbstberuhigung: Musik, warme Dusche, Visualisierung sicherer Ort
➡️ Diese werden regelmäßig geübt und individuell angepasst.
Was liegt unter dem SVV? (Selbsthass, frühe Beziehungserfahrungen, Bindungstraumata)
Arbeit an dysfunktionalen Kognitionen: z. B. „Ich habe nur Kontrolle, wenn ich mich verletze“
Schematherapeutische oder TP-Ansätze: z. B. innerer Kritiker, verletztes Kind
Vertragliche Vereinbarungen möglich, z. B.:
„Wenn der Drang kommt, probiere ich erst drei Skills aus.“
„Ich melde mich bei Person XY, bevor ich mich verletze.“
Therapeutische Absprache, wann Klinik oder Krisendienst eingeschaltet wird
Klarheit, aber ohne Sanktionen oder Schuldzuweisungen
Verständnis für Rückfälle vermitteln: „Das war ein Versuch, mit etwas umzugehen – keine Niederlage.“
Reflexion über Fortschritte („Früher hätte ich mich verletzt – heute habe ich den Skill angewendet“)
Integration neuer Narrative: „Ich darf mich schützen, auch ohne mich zu verletzen.“
psychodynamisch-imaginative Traumatherapie (PITT)
Psychodynamische Haltung
Symptome werden als Ausdruck unbewusster Konflikte, Übertragungen und früher Beziehungserfahrungen verstanden.
Imaginative Techniken
Arbeit mit inneren Bildern, Symbolen und Anteilen (ähnlich Ego-State-Therapie) zur Stärkung der inneren Selbstregulation.
Stabilisierung statt Konfrontation
Keine direkte Exposition zu Beginn. Der Aufbau von Schutz, Sicherheit und inneren Ressourcen steht im Vordergrund.
Selbstfürsorge fördern
Entwicklung eines liebevollen, akzeptierenden Umgangs mit sich selbst (innere Helfer, verletztes Kind, sicherer Ort).
Psychoedukation über Trauma, Dissoziation, Schutzmechanismen
Sichere innere Orte, z. B. ein imaginierter Ort der Geborgenheit
Innere Helfer, z. B. Tiere, fiktive Figuren, die beschützen & beruhigen
Tresorbild, um belastende Gedanken vorübergehend „einzuschließen“
Förderung der Affektregulation (Atemübungen, Körperverankerung)
Keine „klassische“ Konfrontation wie bei EMDR!
Szenisches Arbeiten in der Vorstellung, z. B. dass die „Erwachsenen-Greta“ ihre jüngere Version beschützt
Integration der traumatischen Erfahrung mit Schutz und Distanz, z. B. durch „inneres Team“
Entwicklung einer positiven Selbstbeziehung
Neue Lebensziele entwickeln, Versöhnung mit verletzten Anteilen
Selbstwertaufbau durch Symbolik (Krone, Spiegelbild, Helferfigur etc.)
GAS
F41.1 Generalisierte Angststörung
A. Zeitraum von min. sechs Monaten mit vorherrschender Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Erlebnisse
B. Min. vier der Angstsymptome
müssen bestehen, davon min. eins aus 1.-4.
Vegetative Symptome
Symptome der Anspannung:
Muskelverspannung
Ruhelosigkeit, kein Entspannen
Aufgedreht sein, nervosität
kloß im hals, schluckbeschwerden
Unspezifische:
Schreckhaft
Koonzentrationsschwierigkeiten
Reizbarkeit
Einschlafstörugnen wegen besorgnissen
C. Störung erfüllt nicht die Kriterien für einer Panikstörung (F41.0), phobischen Störung (F40), Zwangsstörung (F42), hypochondrische Störung (F45.2)
D. Störung ist nicht auf eine organische Störung (F0) oder psychotrope Substanz zurückzuführen (F1)
F60.3
Traumagedächtnis
= deklaratives / explizites Gedächtnis (ähnlich wie episodisch).
Ermöglicht: zeitlich-räumliche Einordnung, Erzählbarkeit.
Gesunde Traumaverarbeitung: Ereignis wird im C-Gedächtnis abgespeichert → „Es war damals, am 10. Mai, und ist jetzt vorbei.“
→ Integration in die Lebensgeschichte.
= implizites, sensorisch-emotionales Gedächtnis.
Speichert Sinneswahrnehmungen, Affekte, Körperreaktionen.
Bei Trauma: Bruchstückhafte Sinneseindrücke ohne Kontext (Geräusche, Gerüche, Gefühle, Schmerzen).
→ Werden situations- oder reizabhängig reaktiviert → Flashbacks, Intrusionen.
Im Trauma werden Informationen nicht geordnet ins C-Gedächtnis überführt, sondern bleiben im S-Gedächtnis „roh“ gespeichert.
Folge: Patient erlebt Flashbacks nicht „als Erinnerung“, sondern als wäre es jetzt real.
Traumatherapie (z. B. EMDR, Exposition, Narrative Verfahren) soll die Inhalte vom S-Gedächtnis ins C-Gedächtnis überführen → also Kontextualisierung und Integration.
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