Einführung Integrationsmanagement
Ziel: Realisierung der Transaktionsziele durch Integration
Umfasst alle Maßnahmen zur Steuerung materieller, immaterieller und personeller Ressourcen
Interne & externe Integration wirken gleichzeitig
Integration beginnt idealerweise bereits vor Closing (To-Do-Liste etc.)
Verfügungsgewalt durch Closing – ggf. Beherrschungsvertrag bei AG notwendig
Integration als Projektorganisation
Integration wird typischerweise projektbasiert umgesetzt
Projektteam besteht aus Käufern & Verkäufern → Wissensaustausch & Konfliktminimierung
Nach Abschluss einer M&A-Transaktion muss die Integration strukturiert und gesteuert werden, um die geplanten Transaktionsziele zu erreichen.
Integration wird oft wie ein eigenständiges Projekt geführt:
Klare Ziele (Synergien, Kostensenkungen, Marktausbau)
Zeitplan und Meilensteine
Integrationsteam mit Vertretern beider Unternehmen
Kommunikationsplan für Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten
Ziel: Synergiepotenziale realisieren, Risiken minimieren, Geschäftsbetrieb stabil halten.
💡 Beispiel Nach der Übernahme einer IT-Firma richtet der Käufer ein Integrationsteam mit CFO, HR-Leiter und IT-Chef ein. Meilenstein: Binnen 6 Monaten gemeinsame IT-Plattform einführen, um Doppelstrukturen abzubauen.
Zusammenhang
Entscheidung zum Integrationsgrad
Integrationstiefe beeinflusst Aufwand & Veränderungsbedarf
Bestimmt, wie stark das Zielunternehmen in die Strukturen des Käufers eingegliedert wird.
Abhängig von:
Strategischen Zielen (z. B. volle Synergien vs. Autonomie)
Kulturunterschieden
Notwendigkeit gemeinsamer Systeme & Prozesse
Integrationsgrade:
Vollintegration – komplette Verschmelzung in Organisation, Systeme, Marke
Teilintegration – bestimmte Bereiche integriert, andere bleiben eigenständig
Stand-alone – Zielunternehmen bleibt weitgehend unabhängig
💡 Beispiel Ein Konzern kauft ein Premium-Mode-Label:
Marke und Kreativteam bleiben eigenständig (Stand-alone)
Produktion und Logistik werden zentral gesteuert (Teilintegration).
Integrationsgrad beeinflusst Geschwindigkeit, Kosten und Risikoprofil der Post-Merger-Phase.
Muss bereits vor Closing strategisch entschieden werden.
Typologie der Integration (Varianten)
Varianten:
Stand-alone
Partielle Integration
Reverse Takeover
Best of both
Kombination nach Integrationsgrad & Wandelbedarf
Käufer wird faktisch vom übernommenen Unternehmen gesteuert (Management, Marke oder Strukturen des Zielunternehmens dominieren).
💡 Beispiel Kleine börsennotierte Firma kauft größeren Marktführer und übernimmt dessen Marke und Management.
Vorteil: Zugriff auf stärkere Strukturen. Nachteil: Käufer verliert eigene Identität.
Stand-alone Integration
Zielunternehmen bleibt operativ unabhängig.
Eigene Marke, eigene Systeme, eigenes Management.
Käufer agiert primär als Eigentümer oder Kapitalgeber.
💡 Beispiel Ein Family Office kauft eine Premium-Chocolaterie, lässt Marke und Prozesse unverändert, nur strategische Ziele werden abgestimmt.
Vorteil: Erhalt der Kultur, geringe Integrationskosten. Nachteil: Wenig Synergieeffekte.
Häufig bei Konglomeraten und Finanzinvestoren
Strategische Steuerung durch Berichtswesen & Planung bleibt bestehen
Nur ausgewählte Funktionsbereiche werden integriert (z. B. Einkauf, IT, Buchhaltung).
Operatives Geschäft bleibt eigenständig.
💡 Beispiel Automobilkonzern übernimmt Zulieferer → Einkauf und Logistik zentralisiert, Produktentwicklung bleibt unabhängig.
Vorteil: Synergien in Kernbereichen, Kultur bleibt teilweise erhalten. Nachteil: Schnittstellenprobleme zwischen integrierten und nicht-integrierten Bereichen.Drei Typen:
Holding (Partielle Integration )
Käufer agiert als reiner Eigentümer.
Portfolio-Unternehmen arbeiten unabhängig, keine operative Integration.
Steuerung über Kapitalallokation, Zielvorgaben, Berichte.
💡 Beispiel Private-Equity-Holding kauft mehrere KMU in unterschiedlichen Branchen, lässt Managements unverändert.
Vorteil: Maximale Autonomie, geringes Integrationsrisiko. Nachteil: Keine Synergieeffekte zwischen den Unternehmen.
Turnaround (partielle Integration)
Integration mit dem primären Ziel der Sanierung.
Radikale Eingriffe in Management, Kostenstruktur und Geschäftsmodell.
💡 Beispiel Investor übernimmt defizitären Maschinenbauer, ersetzt Führungsteam, schließt unrentable Standorte, verkauft Randbereiche.
Vorteil: Schnelle Verbesserung möglich. Nachteil: Hohe Risiken und Widerstände bei Mitarbeitern.
Symbiose (partielle Integration)
Wechselseitige, schrittweise Integration.
Ziel: Kombination der Stärken beider Unternehmen ohne vollständige Verschmelzung.
💡 Beispiel IT-Dienstleister und Digitalagentur entwickeln gemeinsam Produkte, bleiben aber rechtlich eigenständig.
Vorteil: Balance aus Synergie und Kulturerhalt. Nachteil: Langsamer Integrationsfortschritt.
Vollständige Integration
Zielunternehmen wird komplett in die Organisation, Prozesse, Systeme und Marke des Käufers eingegliedert.
Alle Funktionen, Abteilungen und Strukturen werden vereinheitlicht.
Ziel: Maximale Synergien und einheitliche Unternehmensführung.
💡 Beispiel Bank A übernimmt Bank B → Filialen, IT-Systeme, Markenauftritt und Personalstruktur werden vollständig integriert, Marke B verschwindet.
Vorteil:
Hohe Synergiepotenziale, klare Strukturen.
Nachteil:
Hohe Integrationskosten, Risiko von Kulturkonflikten.
Drei Varianten:
Absorption: Ziel passt sich Käufer an
Best of Both: Beste Elemente beider Seiten kombiniert
Reverse Takeover: Käufer passt sich Ziel an
Ebenen der Integration
Strategische Integration:
Organisatorisch-administrative Integration:
Personelle Integration:
Kulturelle Integration:
Operative Integration:
Externe Integration:
Akquisitionscontrolling
Überwachung und Steuerung des M&A-Prozesses vor, während und nach der Transaktion.
Ziel: Sicherstellen, dass Transaktionsziele (z. B. Synergien, Umsatzwachstum) erreicht werden.
Aufgaben:
Definition von Kennzahlen (KPIs) für Integrationserfolg
Fortschritts- und Meilensteinkontrolle
Abgleich Soll-Ist-Werte (z. B. Kostenersparnis, Umsatzsteigerung)
Frühzeitiges Erkennen von Abweichungen
💡 Beispiel Nach der Übernahme eines Logistikunternehmens überwacht das Controlling:
Geplante Einsparungen von 10 % in der Flotte → tatsächlich 7 % erreicht → Maßnahmenplan gestartet.
Herausforderung: Interessenskonflikte im Rahmen der Principal-Agent-Beziehung
Perspektiven:
Finanziell-kommerziell
Interne Geschäftsprozesse & Innovation
Mitarbeiter (Attraktivität als Arbeitgeber)
Kunden & Öffentlichkeit
Tool: Balanced Scorecard zur Bewertung der Post-Merger-Phase
Systematisches Auswählen der besten Prozesse, Systeme und Kulturen aus beiden Unternehmen.
💡 Beispiel Zwei Pharmafirmen fusionieren → bestes Produktionsverfahren und bestes CRM-System werden konzernweit übernommen.
Vorteil: Optimierungspotenzial maximal. Nachteil: Hoher Analyseaufwand, politische Konflikte möglich.
Strategische Integration
Inhalte: Strategieabgleich, Portfolioplanung, Ausrichtung der Geschäftsfelder.
Ziel: Sicherstellen, dass beide Unternehmen dieselbe strategische Stoßrichtung verfolgen.
💡 Beispiel Zwei Maschinenbauer gleichen ihre Marktstrategie ab: Einer fokussiert Asien, der andere Europa → neue globale Expansionsstrategie wird entwickelt.
Organisatorisch-administrative Integration
Inhalte: Aufbauorganisation, Prozesse, Verwaltungsfunktionen (IT, Finanzen, Controlling, HR-Systeme).
Ziel: Einheitliche und effiziente Organisationsstruktur schaffen.
💡 Beispiel Nach einer Übernahme werden Buchhaltung und IT-Systeme harmonisiert, um doppelte Arbeit zu vermeiden.
Personelle Integration
Inhalte: Führungskräfteauswahl, Anreizsysteme, Personalentwicklung, Nachfolgeplanung.
Ziel: Schlüsselpersonen halten, Motivation fördern, klare Verantwortlichkeiten schaffen.
💡 Beispiel Neues Bonusprogramm für Führungskräfte beider Unternehmen, um Abwanderung zu verhindern.
Kulturelle Integration
Inhalte: Unternehmenskultur, Werte, Leitbild, Austausch von Führungskräften, Kommunikationsstil.
Ziel: Gemeinsame Identität schaffen und Kulturkonflikte vermeiden.
💡 Beispiel Workshops zur Werteangleichung und gemischte Projektteams, um Silos zwischen den Unternehmen aufzubrechen.
Operative Integration
Inhalte: Produkte, Produktion, Forschung & Entwicklung, Standorte, Vertrieb, Logistik.
Ziel: Synergien im Kerngeschäft realisieren.
💡 Beispiel Zwei Chemieunternehmen integrieren ihre F&E-Teams und konsolidieren Produktionsstandorte.
Externe Integration
Inhalte: Kommunikation und Abstimmung mit Kunden, Lieferanten, Investoren, Medien, Behörden.
Ziel: Vertrauen und Kontinuität bei externen Stakeholdern sichern.
💡 Beispiel Gemeinsame Pressemitteilung und Kundenveranstaltung, um Vorteile der Fusion zu präsentieren und Unsicherheiten abzubauen.
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